Schnappschüsse aus 125 Jahren Musikgesellschaft Würenlos

Dieses Jahr feiert die Musikgesellschaft Würenlos ihr 125-jähriges Bestehen. Sie ist damit der zweitälteste noch bestehende Dorfverein, älter ist nur die 1864 gegründete Schützengesellschaft. Dass die Musikgesellschaft ihr Jubiläum in jugendlicher Frische und mit zwei Dutzend aktiven Musikantinnen und Musikanten begehen kann, ist keine Sebstverständlichkeit. Als 2016 die Spielgemeinschaft mit Neuenhof nach etlichen Austritten aufgelöst wurde, sah es düster aus für die Zukunft.  Doch dann gelang ein Neustart. Überraschend viele junge Kräfte aus dem Oberstufenensemble und der Jugendmusik Wettingen konnten zum Mitspielen gewonnen werden. Mit öffentlichen Konzerten und Auftritten wird unsere Musikgesellschaft also auch in Zukunft das Dorfleben bereichern. Einen grossen Festakt zum 125-Jahre-Jubiläum wird es nicht geben, doch Raphael Spörri und Matthias Rufer, Präsident der Musikgesellschaft, nahmen das Jubiläum zum Anlass, sich näher mit der Vereinsgeschichte zu beschäftigen. Resultate ihrer Arbeit präsentiert würenblicker im folgenden Beitrag, dem noch einige mehr folgen dürften – ein gute Gelegenheit, die neue Rubrik «Dorfgeschichte» einzuführen. (PF)

Sechs Männer hätte die Musikgesellschaft 1982 gegründet, so steht es in der Vereinschronik, die Josef Rennhard 1992 zum 100-Jährigen der MGW verfasste, und so besagt es auch die Legende zum obenstehenden Bild. Aber es sei schwierig, die Vereinsgeschichte nachzuzeichnen, da Unterlagen älter als 1962 verlustig gegangen seien. Dies stimmt glücklicherweise nicht ganz – wurden doch erst vor kurzem beim Aufräumen im Musikarchiv Protokollbücher, die bis ins Jahr 1912 zurückreichen, gefunden. Ebenso einige wenige Informationen zu den Jahren vor 1912.

Die Musikgesellschaft ist momentan am Sichten und Aufarbeiten dieser Unterlagen. Ebenso wird sie versuchen, die Vereinschronik mit den Ereignissen der letzten 25 Jahre zu ergänzen. In welcher Form die Ergebnisse publiziert werden, ist noch nicht klar – aber einzelne Schlaglichter aus 125 Jahren Vereinsgeschichte sollen in loser Folge präsentiert werden.

Spannendes zu den Jahren zwischen der Vereinsgründung und dem ersten Weltkrieg kann einem Brief von Johan Isler an Johann Wiedemeier Wetzel aus dem Jahre 1956 entnommen werden, den wir erst vor wenigen Tagen entdeckt haben:
«Liebe Musikanten von Würenlos!
Nachdem ich den Werdegang eurer Musik seit 1912 gelesen habe, so will ich noch womöglich etwas dazu tun, was vor 1910 gegangen ist. So lange ich weiss hat immer eine Musik von 6 Mann bestanden, die dann an den Tanzsonntagen im Rössli gespielt hat. Auch Hüttikon und Dänikon hatten so eine Musik von 6 Mann, die jeweils im Steinhofsaal zum Tanz spielten, aber etwas besser als die Würenloser. Sonst hörte man das Jahr hindurch wenig Musik im Dorf. Wenn Theater gespielt wurde, war die Musik dabei und spielte einige Stücklein. Im Jahr 1905 gründeten wir Jungen eine neue Musik. Hirsbrunner Aarau gab uns leihweise 6 Instrumente à Fr. 3.- pro Monat, das jeder selber bezahlen musste. Wir übten fleissig im Gemeindesaal des damals neuen Schulhauses. Wir machten Tanzmusik in Niederhasli, in [der] Sonne Wettingen und hernach im Rössli Würenlos. Die alte Garde vertrug dieses Verhältnis nicht lange, so kam im Jahre 1907 der Zusammenschluss der beiden Vereine […]. Von Protokoll keine Rede. Der damalige Funktionär bediente sich seines eigenen Notizbuchs (u. Alkohol). Bald machten wir eine Musik, die man damals hören durfte und erweckte[n] Freude in der ganzen Gemeinde. Es folgten Ausflüge, Glashütte Buchs[,] Pfannenstiel – Rapperswil. Konzerte in Zürich, Sihlhölzli, Pfingstweid, usw. Eine Tombola-Verlosung brachte die neue Uniform wie mehr Arbeit. Maifeier Umzüge in Zürich. Auch die Mitgliederzahl war gestiegen. So kam 1910 der Beschluss, das Musikfest in Schwyz zu besuchen, das uns ängstlichen Musikanten ein Eichenkranz erübrigte [?], den wir dann auf der Reise nach Luzern verloren haben! Ohne Zögern melden wir uns für ein Musikfest nach Singen, Deutschland an. Wir übten das gleiche Stück nochmals, aber gründlich ein, unter Zuzug vom damaligen Direktor (Stadtmusik) Baden. Am 6. Juni 1910 bin ich von Würenlos nach St.Gallen. Bin dann am Samstag später nochmals heimgekommen zu letzten Proben und spielte am Feste in Singen, was wirklich sehr schön war, und der Musik von Würenlos ein[en] schöner Lorbeer brachte, noch freudig mit.[…]
Alles Gute wünschend, Grüsst Isler Johann“


Haben Sie Informationen oder Bezüge zu diesen Ereignissen? Kennen Sie Personen auf den hier gezeigten Bildern? Gerne nehmen wir Hinweise entgegen. Dankbar sind wir auch für weitere Hinweise, Geschichten, Erlebnisse oder auch Bilder und Materialien zur Musikgeschichte. Melden Sie sich doch beim Autor des Artikels (matthias.rufer@gmx.ch).

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