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Limmattalbahn auch für uns eine grosse Chance

Die Endhaltestelle der Limmattalbahn vor dem Bahnhof Killwangen-Spreitenbach. Auch die Haltestelle unseres 11-er-Busses wird dannzumal wieder hierher zurückverlegt. (Visionalisierung: Limmattalbahn AG)

Seit Anfang September wird an der zweiten Etappe der Limmattalbahn von Schlieren nach Killwangen-Spreitenbach gebaut. Wenn ab Ende 2022 moderne Züge auf dieser Strecke im Viertelstundentakt verkehren werden, ist das eine Riesenchance auch für Würenlos.

Obwohl die Limmattalbahn unser Gemeindegebiet nirgends berührt, ist der Baustart für Würenloserinnen und Würenloser spürbar: Kaum sind bei «unserem» zweiten Bahnhof in Killwangen die Bauarbeiten für den hindernisfreien Zugang zu den Perrons abgeschlossen, wird der Bahnhof schon wieder zur Grossbaustelle. Direkt vor dem Güterschuppen am Bahnhofsgebäude entsteht die einstweilige Endstation der Limmattalbahn. Deswegen wurde die Haltestelle der RVBW-Linie 11, unseres Ortsbusses, vorübergehend verlegt  – auf die Limmatseite des Bahnhofs, unterhalb der dortigen P&R-Anlage. 

Ab Ende 2022 wird die Limmattalbahn im Viertelstundentakt die Bahnhöfe Killwangen-Spreitenbach und Zürich-Altstetten miteinander verbinden. Das ganze Limmattal ist ein urbaner Entwicklungsraum: Bevölkerung und Anzahl Arbeitsplätze weiter ansteigend. Das bringt Mehrverkehr. Ihn auffangen soll vor allem die Limmattalbahn. Das stark belastetete Strassennetz rund ums Limmattaler Kreuz wäre dazu kaum in der Lage. 

Die Tram-ähnliche neue Bahn ergänzt die S-Bahn und macht den öffentlichen Verkehr im Limmattal massiv leistungsfähiger. Die 250 Reisende fassenden Züge werden zu über 90 Prozent auf einem eigenen Trassee im Strassenraum verkehren. Sie werden den Fahrplan besser einhalten können als die heutigen Busse, vermutlich auch als die S-Bahn. Und sie werden rascher vorankommen als die Busse.

Ein Fahrzeitenvergleich (Angaben der Limmattalbahn AG)

Killwangen-Spreitenbach – Shoppi Tivoli
heute mit Bus (direkt) >>>>>> 6 – 8 Min.
mit Limmattalbahn (direkt)>> 5 Min.

Killwangen-Spreitenbach. – Luberzen (Urdorf)
heute mit Bus (direkt)>>>>>> 28 – 29 Min.
mit Limmattalbahn (direkt)>> 22 Min.

Schon auf der relativ kurzen Strecke zum Shoppi Tivoli mit zwei Zwischenhalten resultiert also ein Fahrzeitgewinn von 1 bis 3 Minuten. Bis Luberzen, dem grossen Gewerbe- und Industriegebiet im Dreieck Dietikon/Urdorf /Schlieren, beträgt der Zeitgewinn schon fast ein Drittel der heutigen Fahrzeit. 

Die gesamte Strecke von Killwangen bis Zürich-Altstetten. (Plan: LImmattalbahn AG)

Einer der grössten Arbeitgeber im ganzen Limmattal ist das Limmattalspital mit über 1400 Beschäftigten – die nächste Station nach Luberzen. Heute führt die schnellste Fahrt dorthin ab Killwangen-Spreitenbach mit der S-Bahn nach Schlieren und weiter mit dem Bus. Wer künftig direkt mit der Limmattalbahn fährt, spart zwar gegenüber heute – je nachdem ob die S 11 oder die S 12 gewählt wird – höchstens 4 Minuten Reisezeit, muss aber nicht mehr umsteigen. 

Vorbild der Limmattalbahn ist die Glattalbahn mit ihren 2 Linien von Zürich HB und Stettbach aus zum Flughafen. Entlang beider Strecken war die bauliche Entwicklung eindrücklich. Wiederholt sich dieser Effekt bei der Limmattalbahn auch nur annährend, so werden entlang der Strecke wohl auch noch die letzten Brachen (wie zwischen Spreitenbach und Dietikon) rasch verschwinden. Es lockt das grosse Geld. Fiebrig wirkt die Aktivität, welche Immobilienentwickler in letzter Zeit an den Tag legten – ein Beispiel ist die von der Immobilienfirma Halter initiierte Idee einer Limmatstadt – einer Stadt von Schlieren bis Baden.

Die Glattalbahn zeigt auch, wie solch ein Verkehrsmittel die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs massiv steigern kann. Jedenfalls haben sich die Fahrgastzahlen bei der Glattalbahn ähnlich spektakulär entwickelt wie seinerzeit bei der S-Bahn. Von 2011 bis 2018 stiegen sie um 70% von 5.4 Millionen auf 9.2 Millionen Personen.

Die Limmattalbahn wird die bereits heute recht gute ÖV-Erschliessung unserer Gemeinde noch kräftig verbessern. An unserem «Zweitbahnhof» Killwangen-Spreitenbach wird es künftig künftig von früh bis spät mindestens 8 Abfahrten (und Ankünfte) pro Stunde geben (S 11, S 12 und Limmattalbahn) . Das ist eine grosse Chance, um wenigstens den hausgemachten Autoverkehr im Dorf zu reduzieren. Als Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit einem Kommunalen Gesamtplan Verkehr befasst hat, hoffe ich sehr, das neue, bequeme Angebot möge viele zum Umstieg auf den ÖV motivieren. In das von der Limmattalbahn direkt erschlossene Gebiet pendeln tagtäglich mehrere hundert Würenloserinnen und Würenloser. Und bestimmt merken künftig auch einige hiesige IKEA-Kundinnen, dass man für den Einkauf eines Branäs-Rattankorbes und eines EKOLN-Zahnbürstenhalters nicht unbedingt den SUV aus der Garage holen muss. 

Der Bahnhof Killwangen-Spreitenbach liegt für viele WürenloserInnen nicht gerade vor der Haustür. Vom erweiterten ÖV-Angebot werden unsere Bevölkerung und hier Beschäftigte nur profitieren können, wenn der Fahrplan der Linie 11 zu einem Viertelstundentakt verdichtet wird. Nur dann werden für alle Abfahrten ab Killwangen schlanke Anschlüsse möglich sein. Nur mit einem Viertelstundentakt wird auch die Zunahme an Reisenden auf dem 11er zu verkraften sein. Schon heute sind die Kleinbusse in der Morgen- und Abendspitze übervoll. Und grössere Fahrzeuge lassen sich nicht einsetzen, weil die Decke der Autobahnunterführung zu tief ist. Die Frequenzverdichtung auf der Linie 11 wird früher Realität werden müssen als dies viele Würenloserinnen und Würenloser glauben mögen.

Eine autofreie Siedlung – Utopie oder Vision?

Am 3. Mai orientierte der Gemeinderat  über verschiedene aktuelle Geschäfte, so auch über die Planungen fürs Steinhofareal und das angrenzende Gebiet Im Grund. Viel hat man über den Stand dieser Planungen nicht erfahren, schon gar nicht wie diese Baugebiete erschlossen werden sollen. In dem letztes Jahr veröffentlichten Entwicklungsrichtplan des Gemeinderates (hier berichtete würenblicker darüber) ist vorgesehen, die Neubaugebiete Im Grund sowie Steinhof (Wiesland hinter dem Gasthof und der Scheune) über die Lättenstrasse/Hürdlistrasse zu erschliessen. Es ist zu erwarten, dass sich die Bewohner im bestehenden Wohngebiet gegen das neue Verkehrsaufkommen wehren werden. Also was tun?

Schaut man sich die Situation in Bezug auf die Erschliessung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln genau an, stellt man fest, das Wohngebiet ist hervorragend erschlossen. Beim Steinhof ist eine Bushaltestelle für den 1er und den 11er-Bus geplant, die S6 führt ohne Umsteigen nachZürich HB und verbindet zudem Würenlos mit Wettingen/Baden und von dort aus Richtung Bern/Brugg-Basel. Der 11er-Bus fährt zum Bahnhof Killwangen-Spreitenbach und findet dort Anschluss nach Zürich oder Lenzburg/Aarau/Bern/Basel.. Die erwähnten Bushaltestellen und der Bahnhof Würenlos sind vom Neubaugebiet gefahrlos innert wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Auf dem Bahnhofplatz gibt es zudem einen Mobility-Standort (Car-Sharing). Auch Post, Coop, Drogerie, Bäckerei etc. sind in naher Gehdistanz.

Also warum ein Auto benutzen? Warum nicht eine autofreie Siedlung planen? Die Idee klingt vielleicht etwas utopisch, trotzdem lohnt es sich darüber nachzudenken. Vielleicht kommt man zur Erkenntnis, dass es nicht eine Utopie, sondern eine realistische Vision ist. Visionen, wie sich etwas entwickeln könnte oder sollte, gab es schon immer. War nicht die Idee einer demokratischen Gesellschaft oder eines solchen Staates einmal eine Vision? Weil immer mehr Leute daran glaubten, entwickelte sich die Gesellschaft in diese Richtung. Die Vision wurde Realität.

Der Sihlbogen in Zürich-Leimbach, die bisher grösste autofreie Überbauung in der Schweiz.
Der Sihlbogen in Zürich-Leimbach, die bisher grösste autofreie Überbauung in der Schweiz. Alle 220 Mieter mussten sich verpflichten, auf ein Privatauto zu verzichten bzw. in der Überbauung und in deren Umkreis von 300 Metern keine Parkplätze zu belegen. Dafür gibts eine S-Bahn-Station gleich nebenan, grosszügige Velo-Parkings sowie Mobility-Autos und genossenschaftseigene Elektroautos zum Ausleihen. Mehr über autofreies Wohnen und über  die ersten Erfahrungen mit dem autofreien Sihlbogen gibts hier und hier zu lesen.

Autofreie Siedlungen gibt es schon, in Zürich wie auch in Bern.Sich eine  solche ausserhalb der Stadt, «auf dem Land», vorzustellen ist vielleicht erst eine Vision. Ich bin aber überzeugt, dass die Idee auch ausserhalb grosser Städte Zukunft hat. Für junge Leute hat das Auto nicht mehr den gleich hohen Prestigewert wie in früheren Zeiten. Immer mehr Junge haben kein Auto oder keinen Führerschein. In der Stadt Bern z.B. verzichten 54% der Einwohner auf ein eigenes Auto. Diese Tendenz wird zunehmen, sei es aus Gründen des Umweltschutzes oder weil mehr Autos uns im dicht besiedelten Gebiet nicht mobiler machen, sie produzieren nur mehr Verkehr.

Einige werden sagen, ich will weiterhin mein Auto «vor der Türe» haben. Das sollen sie auch haben dürfen, Sie können weiterhin in Siedlungen wohnen, die für den privaten Autoverkehr erschlossen sind. Es gibt aber auch Leute, die kein Auto besitzen und die grossen Wert auf eine Wohnlage legen, die vollständig frei vom Auto ist. Ihnen sollte man diese Möglichkeit anbieten.

Im Siedlungsgebiet Steinhof könnte eine solche Lösung ernsthaft geprüft werden. Natürlich kann der Gemeinderat so etwas nicht verlangen, denn in der geltenden Bauordnung werden Parkplätze vorgeschrieben und darauf können sich die Bauherren berufen. Eine autofreie Siedlung auf diesem Gebiet kann also nur im Einverständnis mit den Bauwilligen geschehen. Ihr Vorteil : die Erschliessung wäre wesentlich einfacher zu lösen und sie würden Bewohner ansprechen, die heute noch kaum die Wahl eines solchen Wohnortes haben.

Anders verhält es sich mit dem Baugebiet Im Grund. Dieses Land ist in der Gewerbezone. Der Gemeinderat will es aus guten Gründen in eine Wohnzone umwandeln. Hier könnte also eine Umzonung mit der Auflage verbunden werden, eine Siedlung ohne Autoverkehr zu planen.

In der bevorstehenden Revision der Bau- und Zonenordnung sollte diese Möglichkeit jedenfalls angeboten werden. Warum nicht den Mut aufbringen und in die Zukunft investieren?

Ist es ein Privileg der Jugend, über eine bessere Zukunft nachzudenken, Visionen zu haben? Ganz und gar nicht. Es hält jung, auch  in reiferen Jahren offen zu sein für Neues und sich auch für unkonventionelle Ideen zu engagieren. Der Autor des obigen Beitrags ist Beweis dafür. Er trug und trägt mit seinen Anregungen viel zur Wohnlichkeit unseres Dorfes bei. So gehörte er auch zu den Vorkämpfern des Ortsbusses, dessen Erfolg sich viele nicht vorstellen konnten. Am 15. Mai feiert Hans Arnold seinen 80. Geburtstag. Herzliche Gratulation, Hans! Ich freue mich auf noch viele anregende Beiträge von und Diskussionen mit dir. Peter Früh

Der Bahnhof mausert sich

Die SBB bauen den Bahnhof Würenlos für 8,6 Millionen Franken um. Der Perron in Fahrtrichtung Baden mit dem neuen Warte- und Automatenbereich (hinten rechts) ist schon fast fertig, momentan sind die Arbeiten am Perron in Fahrtrichtung Zürich im Gang.
Die SBB bauen den Bahnhof Würenlos für 8,6 Millionen Franken um. Der Perron in Fahrtrichtung Baden mit dem neuen Warte- und Automatenbereich (hinten rechts) ist schon fast fertig, momentan sind die Arbeiten am Perron in Fahrtrichtung Zürich im Gang.

Langmut ist ja die wichtigste Tugend für SBB-Fahrgäste angesichts all der Verspätungen, Zugsausfälle und kurzfristigen Streckensperrungen, mit denen sie zu kämpfen haben. Umso schöner, für einmal Gutes von der Bahn berichten zu können. Der Bahnhof Würenlos wird momentan umgebaut (dies als Hinweis für viele Würenloserinnen und Würenloser, die vermutlich schon mit einem Autositz am Hintern statt einem Bauchnabel geboren wurden). Und der Laie freut, wie schnell, sauber und rücksichtsvoll dieser Umbau geschieht. Obwohl hier von den SBB immerhin 8,6 Millionen Franken verbaut werden.

Unser Dorf bekommt (gratis und franko für die Gemeindekasse) eine etwas ansprechendere Visitenkarte. Der Bahnhof präsentierte sich ja unseren Besuchern und Gästen bisher als einer der schäbigsten im ganzen Netz der S-Bahn. Dass der gute Eindruck weiterhin schon auf dem Bahnhofvorplatz und dem Weg zur Landstrasse  etwas leidet, ist eine andere Geschichte. Und über die ist von würenblicker ja auch schon geschrieben worden. Schön wäre es auch gewesen, die Unterführung hätte einen Treppenaufgang in Richtung Flüh erhalten und die Veloabstellmöglichkeiten wären mindesten so zweckmässig wie etwa in Otelfingen oder Wettingen.

Aber immerhin erhalten wir nun endlich höhere Perrons, von denen nicht nur Kranzturner und Hochseilartistinnen ohne Verrenkungen ein- und aussteigen können. Vorbei die Zeiten, da wir beim Aussteigen zuerst unsere Nase platt drückten an einem exakt vor der Wagentür platzierten Leitungsmasten, bevor wir über die provisorische Perronerhöhung balancierten und am Gütergleis prompt den Haxen verstauchten. Nein, vieles wird besser, auch die Beleuchtung. Das Dach des neuen «Kundendienstzentrums» – so hochgestochen bezeichnen die SBB den neuen überdachten, aber offenen Wartebereich mit Billet- und Verkaufsautomaten in Fahrtrichtung Baden – bietet bei Regen ausreichend Schutz. Und Hoffnung besteht, dass auch die in Richtung Zürich Wartenden –und das sind etwa dreimal mehr als in Richtung Aargau – etwas mehr Dach zum Unterstehen erhalten werden.

An zwei Wochenenden, an denen fast rund um die Uhr gearbeitet wurde, ist der ganze Perron in Fahrtrichtung Baden gänzlich umgebaut worden, nun wird der Perron in Fahrtrichtung Zürich mit ebenso sportlichen Zeitplan erstellt. Beobachtet man die beauftragte Baufirma aus dem Kanton Luzern, so fällt einem auf, wie wohl organisiert, sauber und erstaunlich leise das alles vonstatten geht. Die machen das nicht zum ersten Mal! Dass auch der Sicherheit von Bahnbenützern und Arbeitern grösste Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist bei Bahnbauten irgendwie selbstverständlich, dennoch aber lobenswert und könnte auch für Strassen- und Leitungsbauten in unserem Dorf vorbildhaft sein!