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Es wird gut, das Alterszentrum

Der Grundriss des Erdgeschosses (EG) zeigt anschaulich, wie stark gegliedert der im EG fast 120 Meter lange Bau ist.

Bis jetzt keine bösen Leserbriefe und wenig Kritik hinter vorgehaltener Hand. Recht positiv scheint das siegreiche Alterszentrum-Projekt «Margerite» im Dorfe aufgenommen worden zu sein. Vermag der Vorschlag der Zürcher Architekten Fiechter und Salzmann auch auf den zweiten Blick zu bestehen? Der Würenloser Architekt und 80+-Senior Hans Arnold hat «Margerite» genauer unter die Lupe genommen. (Red.)

Ein bekannter Spruch lautet: Was lange währt, wird endlich gut. Gilt dies auch für die Planung unseres Alterszentrums?

Was das heute vorliegende Konzept anbelangt ja, es hat sich den heutigen Bedürfnissen der alten Leute angepasst. Wäre es nach den vor Jahren durchgeführten Projektwettbewerben gegangen, hätten wir heute eine Lösung, die nicht mehr den Bedürfnissen entspricht. Warum? Die alten Leute möchten heute so lange wie möglich selbständig leben und nur die Dienstleistungen beziehen, die für sie nötig sind – im Gegensatz zum Konzept Altersheim, wo nur die Lösung «Vollpension» besteht, die auch zu einer Überbetreuung führen kann.

Dem Beurteilungsbericht (Download auf der Website des Vereins Alterszentrum Würenlos) ist zu entnehmen: «Der Alterszentrum-Neubau soll sich eigenständig und prägnant präsentieren und der Entwicklung des Dorfzentrums einen neuen Schub verleihen. Seine respektvolle gestalterische Antwort auf die heterogene Baustruktur der Nachbarschaft wird vorausgesetzt. Mit der präzisen Setzung im Terrain soll die städtebauliche Situation geklärt und die verschiedenen Nutzungszonen der Zentrumswiese, insbesondere des Zentrumsplatzes definiert werden.» – Erfüllt das prämierte Projekt diese Forderungen?

Schaut man sich die gebaute Umgebung an, kann darauf eigentlich nur mit eigenständiger Architektur geantwortet werden und dies tut das Projekt. Denn wo sollte es sich anbinden, an das Rössli, an die Post, an die Coop-Überbauung?

Entsteht ein Dorfzentrum? Ich meine ja. Der Platz im Zugangsbereich von der Landstrasse her könnte ein Dorfplatz werden. Eine leichte Verschiebung des vorderen Blocks von der Zentrumsschür weg würde diese Wirkung verstärken. Die Zentrumsschür sollte stärker in die ganze Anlage eingebunden werden. Der Umgebungsgestaltung sollte bei der Weiterplanung grosse Beachtung geschenkt werden.

Die kompakte Gebäudeform und die Platzierung der Anlage längs dem Furtbach schafft eine neue, attraktive Zentrumswiese.

Die Anordnung und Staffelung sowohl im Grundriss wie auch in der Höhe, gestaltet das beträchtliche Bauvolumen erträglich. Man lasse sich aber von der Computergrafik der Aussenansicht nicht täuschen, die Bäume darauf sind so gross, wie sie vielleicht einmal in hundert Jahren sind, die Gebäude wirken darum bescheiden in der Grösse.

Es entstehen sowohl auf der Seite Zentrumswiese wie auch auf Seite Furtbach abwechslungsreiche Fronten. Der Weg von der Landstrasse zur Dorfstrasse gewinnt an Attraktivität sowohl wenn man über den alten Rössliweg geht, wie auch über den neuen Weg entlang des Furtbaches.

Die Idee den Pflegebereich und die Alterswohnungen in einem Gebäudekomplex unterzubringen und diese im Erdgeschoss miteinander zu verbinden, ist überzeugend. Die Erschliessung wird vereinfacht und die Bewohner der Alterswohnungen erreichen so alle internen Servicestellen, wie Spitex, Therapie oder Verpflegung, ohne das Haus zu verlassen.

Sowohl im Pflegebereich wie auch im Bereich der Alterswohnungen hat es in jedem Geschoss immer einen kleinen «Dorfplatz», welcher der Gemeinschaftspflege dient.

Man kann sagen: Was lange währt, wird endlich gut.

Liebe Leserinnen und Leser: Was halten Sie vom Projekt? Benützen Sie die Kommentarfunktion, um begründete Kritik oder Anregungen einer breiteren Leserschaft und der Bauherrschaft (Alterszentrum Würenlos AG) zu Kenntnis zu bringen. Das definitive Projekt wird nun erst ausgearbeitet.

Steindler soll in die Höhe wachsen

Die Senke im Steindler: Links hinten das gleichnamige Gehöft an der Furttalstrasse, rechts hinten das Dorf Otelfingen. Die Deponie würde zwischen der Furttalstrasse und dem parallel zu ihr verlaufenden Feldweg (Bildmitte) durchs Teufermoos angelegt.

Nachbarn im zürcherischen Furttal haben schon vor Monaten Alarm geschlagen. Nun hat auch unser Gemeinderat die Katze aus dem Sack gelassen. An seiner Informationsveranstaltung neulich informierte er erstmals offiziell über den Plan, entlang der Furttalstrasse im Würenloser Gebiet Steindler eine Deponie für sauberen Aushub einzurichten. Diese Deponiepläne dürften auch diesseits der Kantonsgrenze noch viel zu reden geben.

«Es ist schon paradox», meinte ein Würenloser beim Apéro nach der Orientierungsversammlung, an der auch über die Renaturierung des Furtbaches zwischen dem Kempfhof und der Abwasserreinigungsanlage bei Otelfingen/Hüttikon informiert worden war. An einem Ort werde die Landschaft mit erheblichem Aufwand aufgewertet, an einem anderen auf Jahre hinaus aber in Mitleidenschaft gezogen. In der Senke des Teufermoos – im äussersten Zipfel unserer Gemeinde gegen das Dorf Otelfingen hin – sollen dereinst rund 1,8 Millionen Kubikmeter sauberen Aushubmaterials abgelagert werden.

Die Deponie würde etwa zehn Jahre lang betrieben – etappenweise. Nicht das ganze Areal wäre also 10 Jahre lang eine Wunde in der Landschaft. Schliesslich wird die ganze Fläche wieder zu Kulturland. Im besten Fall wird der Eingriff ins Landschaftsbild später kaum erkennbar sein. Anstelle der Senke wird sich ein flacher Hügel erheben.

Seit rund sechs Jahren evaluiert Baden Regio zusammen mit regionalen Aushubfirmen mögliche Standorte für eine Aushubdeponie. Federführend beim Standort Steindler ist die Wettinger Kies- und Erdbaufirma Eduard Meier AG. Das Vorgehen entspricht dem Prozedere laut Aargauischem Abfallkonzept. Zwischen den Landeigentümern und der Eduard Meier AG sollen bereits Verträge bestehen.

In erster Linie werden mit Aushubmaterial ausgebeutete Kiesgruben wieder aufgefüllt. Ein Bedarf an zusätzlichen Aushubdeponien zeichnet sich ab, weil seit einigen Jahren der Landschaft weniger Kies und Sand entnommen wird als Aushubmaterial bei Neubauten anfällt. Zudem sind die Kiesabbaugebiete ungleichmässig übers Land verteilt, weshalb aus gewissen Gebieten der Aushub über weite Distanzen weggeführt werden muss.

Trotzdem stellen sich Fragen zum Bedarf. Mit der regen Bautätigkeit in Würenlos selber hat das Vorhaben herzlich wenig zu tun. Das meiste Aushubmaterial wird aus dem Kanton Zürich stammen. An der Versammlung wies Sigi Zihlmann darauf hin, dass im Raum Würenlos-Wettingen noch grosse Kieslöcher klaffen, ein ziemlich grosses Ablagerungsvolumen für Aushub also vorhanden ist. Ein Fragezeichen hinter Aushubdeponien darf man auch setzen, weil die Recyclingtechnik laufend weiter entwickelt wird. In der Schweiz gibt es bereits Firmen (darunter die aargauische Erne-Gruppe) , welche die wertvollen Rohstoffe Kies und Sand aus Aushub gewinnen, in dem sie diesen brechen, waschen und sieben. Vielleicht nicht die billigste Lösung, sicher aber die ökologischste.

Für die Aushubanlieferung werde mit bis zu 80 Lastwagenfahrten pro Tag gerechnet, wurde an der Orientierungsversammlung gesagt. Ein Vorteil des Standorts Steindler ist die günstige Verkehrslage. Die Furttalstrasse führt direkt am Areal vorbei. Und der Wert des Gebiets Steindler als Naherholungsgebiet ist schon heute erheblich vermindert durch die lärmige Furttalstrasse sowie die grossflächigen Kulturen unter Glas und Plastic dies- und jenseits der Kantonsgrenze. Was kümmert es uns also, wenn auch noch in dieser Ecke der Gemeinde (und nicht nur im Tägerhard) die Landschaft etwas zu leiden hat?

In Otelfingen dagegen hat das Deponievorhaben bereits beträchtlich Staub aufgewirbelt. Der ehemalige SVP-Nationarat und frühere Otelfinger Gemeindepräsident Ernst Schibli (der mit dem Geissbock Zottel) und ein weiterer Otelfinger haben schon im September von ihrem Gemeinderat mit einer Initiative Unterstützung im Kampf gegen die Deponie verlangt. Darüber berichtete damals die Regionalzeitung «Zürcher Unterländer» (Link) in grosser Aufmachung. Die Initianten schrieben in einer Medienmitteilung, die mit dem grossen Lastwagenverkehr verbundenen «Immissionen und Emissionen aller Art verunmöglichen ein qualitativ vernünftiges Leben und Wohnen».

Inzwischen hätten Gespräche mit den Opponenten jenseits der Kantonsgrenze stattgefunden und die Wogen hätten sich etwas geglättet, sagte Gemeindeammann Toni Möckel an der Orientierungsversammlung. Er beruhigte die Zürcher in ihrer Regionalzeitung seinerzeit damit, es sei ja noch keineswegs sicher, dass die Deponie komme, und wenn schon, würden bis dahin noch Jahre vergehen. Jetzt laufe ja erst das Richtplanverfahren und das Projekt werde noch von diversen Stellen geprüft. Im Gmeindschäller sagte Möckel, irgendwann werde das Geschäft auch vor die Gemeindeversammlung kommen. Mal sehen. Mitspielen mag bei der Opposition aus Otelfingen, dass zwar die Gemeinde Würenlos und die Würenloser Landbesitzer an den Deponiegebühren beteiligt sein werden, nicht aber Otelfingen.

Auch die Würenloser Dorfbevölkerung tut indes gut daran, das weitere Geschehen aufmerksam und mit Skepsis zu verfolgen. Denn mögen im Steindler sich auch Fuchs und Hase gute Nacht sagen und die Verkehrserschliessung an sich gut sein, unter Umständen kann auch unser Siedlungsgebiet von der Deponie direkt betroffen sein. Nämlich dann, wenn der Lastwagenverkehr durch unser Dorf zunähme. Im Auge zu behalten ist insbesondere die Anlieferung aus der Stadt Zürich und dem zürcherischen Limmattal. Idealerweise wird diese via A 1, Furttalkreuzung und Furttalstrasse erfolgen. Der Lebensqualität im Dorf höchst abträglich wäre es, wenn die Chauffeure bei Stau auf der A 1 die Schleichroute via Oetwil und Landstrasse bis zur Furttalkreuzung wählen würden.

Dies gilt es unter allen Umständen zu verhindern. Auch Würenlos tut gut daran, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Wie ein Experte an der Orientierungsversammlung bestätigte, können in der Bewilligung dem Deponiebetreiber exakte Routen für die Zu- und Wegfahrten vorgeschrieben werden. Die Deponieanlieferung wird überwacht und Zuwiderhandlungen mit hohen Konventionalstrafen geahndet werden müssen. Die Deponiepläne könnten darüber hinaus auch der Idee Auftrieb verleihen, mit Pförtneranlagen dem Verkehr durchs Dorf wirkungsvoller als heute Einhalt zu gebieten.

Sperrzone Ötlikon

Es war einmal. Während Jahrzehnten war der Müliwiesenweg längs der historischen Mühle im Weiler Ötlikon Teil der beliebten Spazier- und Veloroute entlang des Furtbachs. Das Teilstück war sogar signalisiertes Teilstück der nationalen Veloroute Nummer 5 vom Boden- bis zum Genfersee. Jetzt versperren rot-weisse Abschrankungen einer Baufirma den Zugang von beiden Seiten. (Nachtrag am Schluss des Artikels beachten.)

Das gesperrte Wegstück ist eine Privatstrasse und gehört zur Mühle. Ein Fuss- und Fahrwegrecht zugunsten der Allgemeinheit besteht nicht, die Grundeigentümerin ist also berechtigt, den Weg abzusperren. «Uns sind die Hände gebunden», heisst es bei der Bauverwaltung.

Neben der Abschrankung ein altes Schild mit einem richterlichen Verbot aus den 1970er-Jahren, das schon immer da war: Unbefugten ist das Befahren des Wegstückes unter Androhung von Busse untersagt. Vom Richter nicht verboten wurde damals das Begehen des Weges. Dies zu verbieten fanden die damaligen Eigentümer, das Ehepaar Eric und Ruth Funk, wohl unnötig oder unverhältnismässig. Später haben sie auch das Befahren mit Velos grosszügig toleriert. Jetzt verbietet ein zweites Schild auch das Begehen, doch ein richterliches Verbot ist das nicht.

Auch auf der anderen Seite ist der Zutritt verboten.
Eigentümerin der Mühle und damit auch des Wegstücks ist nun die Erbengemeinschaft der verstorbenen Ruth Funk-Hardmeier. Ihr gehören die frühere Würenloser FDP-Gemeinderätin Karin Funk Blaser und deren zwei Geschwister an. Karin Funk hat mit ihrer Familie früher einen Teil des Mühlengebäudes bewohnt. Von 2009 bis 2015 war sie Gemeinderätin der FDP, 2013 hatte sie die Wiederwahl nur knapp geschafft, 2015 trat sie aus beruflichen Gründen zurück.

Die Erbengemeinschaft möchte die Mühle, die seinerzeit vom erfolgreichen Reinigungsunternehmer Funk erworben und 1971 umfassend umgebaut und saniert wurde, loswerden. Auf dem Internetportal Homegate steht die 4400 Quadratmeter grosse Liegenschaft zum Verkauf. Den Preis für das «herrschaftliche Anwesen mit dem Charme früherer Jahrhunderte», so der Inserattext, gibt die Maklerfirma Walde und Partner nur auf Anfrage bekannt. Die Wohnfläche des Gebäudes mit Baujahr 1637 beträgt 753 Quadratmeter. Im parkartigen Garten befindet sich eine Schwimmhalle.

Was veranlasste die Erbengemeinschaft zur Sperrung des Weges? Errichtet wurden die Sperren im Zusammenhang mit einer Erneuerung des Daches im Sommer. Weshalb sie jetzt weiterhin bestehen, darüber kann man nur mutmassen. Wenn nicht mehr Kretipleti am Gebäude vorbei marschiert oder radelt, mag das den Wert der Liegenschaft und deren Verkaufschancen erhöhen. Vielleicht will man auch nur neugierige Gaffer oder gar mögliche Besetzer fern halten. Oder will man einfach jegliche Haftung ausschliessen, falls jemand auf dem Privatweg verunfallt?

Jedenfalls werden Fussgänger und Velofahrer nun auf einen Umweg geschickt, Er führt hinter dem Bauernhaus von Ueli Markwalder auf die Otelfingerstrasse. Die ist in Spitzenzeiten ziemlich stark befahren. Es gilt zwar Tempo 30, doch das mit einem gelben Streifen markierte sogenannte «Aargauer»- (oder besser Alibi-) «Trottoir» bietet Familien mit Kindern nur unzureichenden Schutz und lässt alte Menschen sich unsicher fühlen.

Der Gemeinderat hat bisher über die Sperrung des viel benützten Wegstücks nicht informiert. Will er keinen Staub aufwirbeln, um mögliche Verhandlungen mit der Eigentümerschaft um ein Wegrecht nicht zu gefährden? Oder ist es den Gemeindebehörden gar etwas peinlich, dass sich die Gemeinde nie um eine rechtliche Absicherung eines Fuss- und Fahrwegrechts gekümmert hat? Spätestens mit der Markierung als nationale Veloroute hätte Anlass dazu bestanden.

Die arrogant wirkende Sperrung des Müliwiesenweges erinnert an die mittlerweile wieder aufgehobene Sperrung des Fussweges zwischen der Florastrasse und dem Emma-Kunz-Zentrum. Das in Ötlikon gesperrte Wegstück ist pittoresk – ein Highlight an der beliebten Wander- und Veloroute entlang des Furtbachs. Die Öffentlichkeit sollte nicht darauf verzichten müssen.

Der Gemeinderat schöpft hoffentlich all seine rechtlichen und politischen Möglichkeiten aus, um ein Fuss- und Fahrwegrecht zu erwirken. Von der jetzigen und künftigen Eigentümerschaft darf ein grosszügiges Entgegenkommen erwartet werden. Allenfalls wäre der Bau eines Weges oder Steges auf dem schmalen Uferstreifen entlang der Mühle eine Notlösung. Dieser Streifen am Furtbach gehört nämlich dem Kanton und nicht der Erbengemeinschaft.
(Mitarbeit: Ernst Rohrbach. Alle Eigentümerangaben gemäss Geografisches Informationssystem Kanton Aargau, agis, Stand 1.11.2018)

Nachtrag vom 27.11.18: “Ein Weihnachtswunder” jubelt ein Leser. Und auch andere Würenloserinnen und Würenloser haben es auf einem Spaziergang bereits freudig bemerkt: Die Sperren auf dem Wegstück vor der Mühle Ötlikon sind weg. Ganz so wie zum vergangenen Sommer präsentiert sich die Situation aber nicht, wie ein anderer Leser richtig bemerkt hat. Weiterhin verbietet ein kleines weisses Schild den Durchgang. Und statt des früheren Fahrverbots für Motorfahrzeuge hängt weiterhin das runde Schild “Allgemeines Fahrverbot”. Die Benützung des Wegstücks ist somit Fussgängern und Velofahrern faktisch zwar wieder möglich, bleibt aber rechtlich verboten. Verzichtet die Erbengemeinschaft wie seinerzeit die Eltern grosszügig darauf, das Verbot durchzusetzen, dann ist ihr für ihr Entgegenkommen der uneingeschränkte Dank der Öffentlichkeit gewiss.

Wie gross soll die Bevölkerung von Würenlos im Jahre 2035 sein? Stimmen Sie ab! In der rechten Randleiste. Auch das bisherige Zwischenresultat kann dort abgerufen werden.

Ein trügerisches Wässerchen

Natur pur – denkste! Der unterste Teil des Furtbachs nahe der Shoppingbrücke (Foto: Hans Arnold).
Der Furtbach ist aus unserem Dorf nicht wegzudenken. Die Spazierwege an den Bachufern sind beliebt. Auch wenn das Gewässer meist bolzengrad und kanalisiert der Limmat zustrebt, vermögen idyllische Bachpartien das Auge zu erfreuen – eine längere Betrachtung darüber von Mitblogger Hans Arnold findet sich hier. Doch zum Bade lädt der Bach auch an heissesten Sommertagen nicht, und das Giessen des Salats im eigenen Garten mit Wasser aus dem nahen Bach ist keine besonders gute Idee.

«Der Furtbach ist das am meisten belastete Gewässer im ganzen Kanton.» Das sagt Pius Niederhauser in der März-Ausgabe der Zeitschrift «NZZ Folio», die dem Thema Wasser gewidmet ist. Niederhauser ist Chef Gewässerschutz des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft – im Kanton Zürich. Doch das macht seine Aussage für uns Aargauer nicht weniger interessant. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass diejenigen, die zuunterst an einem Fliessgewässer leben, die Suppe auslöffeln müssen, die ihnen weiter oben eingebrockt wird.

Diese Suppe, die als durchaus klares, nicht besonders übel riechendes Wässerchen unser Dorf durchströmt, hat es in sich. «NZZ Folio»-Autor Thomas Schenk schildert in seiner Furtbach-Reportage anschaulich, was auf den rund 11 Kilometern bis zur Würenloser Grenze so zusammen kommt.

Der Furtbach entspringt im Katzensee an Zürichs Stadtrand. Der See und das Sumpfland ringsum haben keinen oberirdischen Zufluss, sondern speisen sich aus dem Grundwasser. In Regensdorf schon gelangen giftige Schwermetalle in hoher Konzentration in den Bach, sie stammen aus dem Siedlungsgebiet und aus metallverarbeitenden Betrieben. Einige Kilometer weiter, bei der Kläranlage Wüeri zwischen Regensdorf und Buchs, wird der Furtbach sozusagen zur Apotheke – völlig rezeptfrei zu haben gibts Hormone, Antibiotika und Weiteres aus der Pharmaküche. Im weiteren Verlauf durch Gemüsefelder und den Golfplatz wird der Chemiecocktail angereichert durch allerlei Pestizide und Biozide.

Fast keine Seitenbäche führen dem Furtbach sauberes Wasser zu. Vor allem in langen Trockenperioden stammt das meiste Furtbachwasser aus Kläranlagen und Drainagerohren, mit denen seinerzeit aus Sumpfland Flächen für Acker- und Gemüsebau gewonnen wurden. Obwohl im Laufe der Jahrzehnte mit immer effizienteren Reinigungsstufen ausgerüstet, sind die Kläranlagen nicht in der Lage, Problemstoffe gänzlich zu eliminieren. Erst ab 2025 soll etwa die Kläranlage Regensdorf mit einer dafür notwendigen weiteren Reinigungsstufe (mit Ozon oder Aktivkohlefilter) ausgerüstet sein. Doch auch dann werden noch zu viele Gifte – Insektizide oder Unkrautvertilgungsmittel aus Privatgärten und der Landwirtschaft – in den Furtbach gelangen. Es sei denn, Hobbygärtner und Landwirte senken ihren Giftverbrauch freiwillig bzw. die gesetzlichen Vorschriften werden verschärft.

Die Schadstoffe sind dank modernsten Analysengeräte im Bachwasser aufzuspüren. Sie lagern sich auch im Erdreich ab und sind im Grundwasser zu finden. Nirgendwo mehr muss jemand Grundwasser, das direkt vom Furtbach gespeist wird, als Trinkwasser konsumieren. Würenlos hat ja unlängst ein neues Grundwasser-Pumpwerk im Tägerhardwald in Betrieb genommen. Dennoch können Gifte aus dem Furtbach in die menschliche Nahrungskette gelangen. Das zürcherische Furttal ist ein bedeutendes Gemüseanbaugebiet. Bewässert werden die Gemüsefelder mit dem stark belasteten Wasser aus dem Furtbach. Das kantonale Labor Zürich hält dies seit Jahren für bedenklich.

Die Alternative wäre, Wasser aus der Limmat auf den Hüttikerberg hoch zu pumpen und von dort auf die Felder im Furttal zu verteilen. Das wäre auch in Würenlos willkommen, würde doch der Furtbach in Trockenperioden etwas mehr Wasser führen als heute. Die hohen Wassermengen, die zürcherische Bauern (und auch der Golfplatz Otelfingen) aus dem Furtbach pumpen dürfen, wurden von unserer Gemeinde immer wieder beanstandet. Doch das Limmatwasser-Projekt verzögert sich. Die Konzessionen für den Wasserbezug aus dem Furtbach wurden bis 2022 verlängert.

Renaturierungen, wie sie am zürcherischen Furtbach erfolgten, werten zwar das Landschaftsbild auf und senken die Hochwassergefahr, die Wasserqualität verbessern sie aber nur bedingt. Die zu hohe Schadstoffbelastung des Wassers bekommt vor allem die Tierwelt zu spüren. Vom Katzensee bis zur Mündung in Würenlos nimmt der Bestand an Insektenlarven, Schnecken und Kleinlebewesen immer mehr ab. Um einen Bachflohkrebs zu finden, müsse man unterhalb von Buchs schon Glück haben, zitiert «NZZ Folio» den obersten Zürcher Gewässerschützer.

Viel Petri Heil braucht auch der Würenloser Hobbyfischer Michael Hauser, der zusammen mit Kollegen den untersten Bachabschnitt bis zur Mündung in die Limmat gepachtet hat: Gerade mal 15 bis 20 Fische ziehen sie laut «NZZ Folio» pro Fangsaison von März bis September aus dem Wasser. Hauser, der auch den Fischerverein Würenlos präsidiert, sei sich bewusst, in einem der dreckigsten Gewässer der Schweiz zu fischen, verspeise den raren Fang aber gerne. Man schmecke nichts, und eine Bachforelle aus dem Furtbach sei ihm immer noch lieber als Pangasius aus Thailand, so «NZZ Folio».

Eine Einzelnummer der März-Ausgabe von «NZZ Folio» kann hier bestellt werden. Preis: CHF 13.80 inkl. Versandkosten.