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Wenn die Basis für Betrieb sorgt und die Steuern sinken

Es seien an diesem Abend etliche basisdemokratische Aktionen zu erwarten, sagte Gemeindeammann Toni Möckel zur Eröffnung der Einwohnergemeindeversammlung am Dienstag. Die wurde tatsächlich eine der lebhaftesten der letzten Jahre, die 167 anwesenden Stimmberechtigten hatten rund 3 Stunden und 15 Minuten auszuharren. Doch grosse Überraschungen blieben aus. 

Keine Überraschungen waren zum Vornherein beim Budget 2024 zu erwarten. Zu komfortabel ist die momentane Finanzsituation der Gemeinde. Der Selbstfinanzierungsgrad bei den Investitionen wird 129 Prozent betragen. Und trotz erneut steigendem Aufwand ist ein  weiterer Abbau der Nettoschuld und erst noch eine Steuersenkung möglich. Der Steuerfuss der Einwohnergemeinde beträgt 2024 noch 99 %, bisher lag er bei 101%. Thomas Zollinger als Präsident der Finanzkommission deponierte  vor allem die Forderung, der Finanzplan sei formal zu überarbeiten.

Eine kleine Überraschung gab es bei den traktandierten Bauabrechnungen. Jene für den Umbau des Gemeindehauses zog der Gemeinderat kurzfristig zurück, da der Finanzkommission zu wenig Zeit für die Überprüfung zur Verfügung gestanden habe. Der Planungsablauf beim Umbau war suboptimal verlaufen. Eine Ablehnung wäre  eine Unmutäusserung gewesen, weiter gehende direkte Konsequenzen haben abgelehnte Bauabrechnungen nicht.

Alterszentrum: Keine Gutachten von Bundes-Kommissionen für den Regierungsrat

Noch immer warten die Alterszentrum Würenlos AG und der Gemeinderat auf den regierungsrätlichen Entscheid zu ihrem Rekurs gegen die verweigerte Baubewilligung fürs Alterszentrum. Weil sich die kantonale Denkmalpflege gegen das Projekt Margerite ausgesprochen hatte, musste der Gemeinderat widerwillig der Alterszentrum Würenlos AG die Baubewilligung verweigern. Bei einem Augenschein im Sommer war ein auf einem Gutachten basierender Vergleichsvorschlag gescheitert. Trotzdem bestellte der Aargauer Regierungsrat  Gutachten bei der Eidgenössischen Natur- und Heimtschutzkommission und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege. Wie nun Gemeinderat Consuelo Senn an der Gemeindeversammlung bekannt gab, weigern sich die beiden Kommissionen solche Gutachten zu erstellen. Gründe: 1. Keine der geschützten Bauten nahe des geplanten Alterszentrums stehe im Bundesinventar der geschützten Ortsbilder. 2. Diese kantonal geschützten Objekte (Alte Mühle, Turm der katholischen Kirche) seien nicht in ihrer Substanz . “Wie  diese Begründung den weiteren Verlauf des Rechtsweges beeinflussen wird, ist offen. “Jetzt ist aber Zeit für den Entscheid des Regierungsrates”, sagte Senn. Zu erwarten sei der Entscheid aber kaum vor 2024. 

Erste basisdemokratische Interventionen gab es bei der Endgestaltung des Kiesabbaugebietes Flüefeld/Tägerhardrütene. Im Rahmen der Rekultivierung der ehemaligen Kiesgrube will die Einwohnergemeinde eine ökologische Ausgleichsfläche schaffen. Dorfwärts der Firma Peterhans soll  das Wasser vom so genannten Hasebrünneli durch einen naturnahen Bachlauf auf eine Versickerungsfläche im Gebiet Flüerütenen geleitet werden. Zudem ist eine sogenannte Schwalbenwand geplant:  Weil in den Wänden der verschwindenden Kiesgrube Uferschwalben brüten, sollen mit einer künstliche Sandschüttung neue Brutplätze für die Vögel geschaffen werden. 

Namens der SVP beantragte Thomas Zollinger Rückweisung des Kreditantrages von rund 290’000 Franken. Die Kosten, namentlich auch für den jährlich wiederkehrenden Unterhalt, seien zu hoch. Erst später wird der Kanton als Besitzer des neuen Bächleins auch den Unterhalt des Biotops übernehmen. Eine Innovation schlug ein anderes Fiko-Mitglied, Markus Städler, vor: ein Park mit essbaren Wildpflanzen auf der ökologischen Ausgleichsfläche. Somit hätten nicht nur nur die  Tiere, sondern auch die Bevölkerung einen Nutzen. 

Der Rückweisungsantrag der SVP scheiterte. Einwohner- und Ortsbürgergemeinde hätten dank der Kiesgrube aus Entschädigungen bzw. Steuererträgen Millionen kassiert, da sei Sparen bei der Ausgleichsfläche nicht angebracht, meinte Sigi Zihlmann. Zum Wildpflanzenpark sagte Zoologe Christoph Meier (Präsident Grünliberale Bezirk Baden), für viele Tierarten werde der Lebensraum zunehmend knapper, deshalb solle wenigsten einmal der Mensch zugunsten der Tierwelt zurücktreten. Er fand Gehör, der gemeinderätliche Antrag fand klare Zustimmung.

Ein Drittel des 45-seitigen Traktandenbüchleins füllten Antrag, Begründung und Alt-/Neu-Darstellung des Reglements über die Gemeindebeträge an die familienergänzende Kinderbetreuung. Allein der Titel der Vorlage, kurz Elternbeitragsreglement, verhiess keine leicht verständliche Kost. Hatte der Bürokratie-Elefant eine Supermaus geboren? Im letzten Beitrag in diesem Blog wurde dies vermutet und auch begründet. Jedenfalls läuft die Änderung den Bemühungen diametral entgegen, angesichts des Fachkräftemangels (zum Beispiel Lehrpersonen an den Schulen, Pflegepersonal in Spitälern und Pflegeheimen) möglichst viele Mütter oder Väter zu einem früheren Wiedereinstieg ins Berufsleben oder zu höheren Teilzeitpensen zu animieren. 

Anstelle der bisher relativ einfachen Bemessung der Beiträge, welche Eltern an die selbst zu tragenden teilweise sehr hohen  Kita-Kosten erhalten, sollte eine schwerer verständliche Bemessungsmethode treten. Zur die Bemessung des massgeblichen Einkommens sollen neu diverse legitime Steuerabzüge, welche die Antragsstellenden in ihrer Steuererklärung gemacht werden, wieder hinzugerechnet werden. 

Die Vorlage sei eine reine Sparvolage, und abzulehnen, sagte, faktenreich begründet, Christoph Meier. Silvia Schorno namens der kritischen Mitte-Partei stelle einen leicht entschärften Abänderungsantrag. Dieser hatte ebenso wie der Ablehnungsantrag keine Chance. Das neue Regelement wurde mit 122 gegen 19 Stimmen klar angenommen.

Für die Finanzkommission sagte Pascal Renaud-dit-Louis, dass es nicht ums Sparen gehe, sondern darum, Ungerechtigkeiten, welche das alte Reglement mit sich bringe, zu beseitigen. Einige Empfänger hätten dank Steueroptimierung sehr hohe Elternbeiträge erhalten. Das sei ungerecht gegenüber anderen Steuerzahlenden, die keine Abzüge machten oder keine zu betreuende Kinder hätten. Doch mit keinem Wort ging Renaud-di-Louis auf die dank familienergänzende Kinderbetreuung möglich werdenden höheren Steuererträge ein – ein Hauptargument des schweizerischen Frauen-Dachverbandes alliance f für günstigere Elternbeiträge. 

Quasi in Luft aufgelöst hatten sich seit der Info-Veranstaltung des Gemeinderates vor einigen Wochen die damals doch recht hoch bezifferten Mehrkosten, welche die neue Bemessungsmethode verursacht. Sie sollen jetzt gemäss Berechnungen der Finanzverwalterin noch wenige hundert Franken pro Jahr betragen. Möglich trifft dies für die Finanzverwaltung so zu. Aus anderen Gemeinden weiss man aber, dass die neue Berechnungsmethode bei den Gesuchstellenden einen recht hohen Beratungsbedarf auslöst – nur spüren den eben die Sozialdienste und sie sind eine andere Kostenstelle. 

Auf Granit biss auch Daniel Zehnder, der namens des SV Würenlos auf die starke Übernutzung der  Sportplätze hinwies. Ein weiterer Platz mit Kunstrasen sei darum dringend nötig. Zum Glück sei neben dem neuen Sportplatz Tägerhard noch Platz dafür. Der Gemeinderat solle der nächsten Sommer-Gemeindeversammlung einen Baukredit unterbreiten. Der SVW sei bereit, die selbst vorangetriebene Projektierung «vorzuschiessen». 

So gehe das nicht, stellte Gemeindeammann Möckel klar. Das jedem Stimmberechtigten zustehende Vorschlagsrecht sehe nicht vor, dass Begehren, die der Gemeinde Kosten verursachen, ausserhalb des ordentlichen Budgetierungsweges gestellt werden könnten. Wenn die Versammlung dem Vorschlag des SVW zustimme (was sie auch tat), sei der  Gemeinderat aber bereit, sich um das Anliegen des SVW zu kümmern. Im nächsten Sommer werde man bestenfalls einen Projektierungskredit beantragen können.

Viele Ehrungen und ein bisschen Finanzpolitik

Ein Regierungsrat, der Samichlaus samt zwei Schmutzli, das Frauenchörli und der Aargauer des Jahres 2017 – sie alle gaben sich ein Stelldichein auf der Bühne zum Abschluss der Gemeindeversammlung. Diese stand ganz im Zeichen des Abschieds und der Ehrungen. Fast beiläufig wurden das Budget 2018 mit dem neuen Gemeindesteuerfuss von 106 Prozent (bisher 109%) sowie der Kauf des früheren reformierten Pfarrhauses genehmigt.

Verweilen wir kurz beim Budget und dem neuen Steuerfuss. Viel zu reden gab dieses Traktandum nicht, die Einwohnergemeinde rechnet für nächste Jahr mit einem Ertragsüberschuss von rund einer Milllion Franken. Doch obwohl der Gemeindesteuerfuss um 3 Prozent sinkt, dürfen sich die Würenloser Steuerzahler nicht über eine Steuersenkung freuen. Denn die Gesamtbelastung durch die Kantons- und Gemeindesteuern bleibt unverändert.

Der Grund ist der neue Finanz- und Lastenausgleich, dem die aargauischen und auch die Würenloser Stimmberechtigten zugestimmt haben. Er entlastet die Gemeinden in einzelnen Bereichen, in anderen belastet er sie mehr. Weil unter dem Strich der Kanton mehr zahlt und alle Gemeinden zusammen weniger Kosten zu tragen haben, erhöht der Kanton seinen Steuerfuss um 3 Prozent. Im Gegenzug erwartet er von den Gemeinden, dass sie ihren Steuerfuss im gleichen Masse senken. Gemeinden, die beim bisherigen Steuerfuss bleiben wollen, müssen bei ihren Stimmberechtigten um eine Steuerfusserhöhung um 3 Prozent beantragen – und das machen viele Gemeinden.

Nicht so Würenlos. So erfreulich dies die meisten Steuerzahler finden mögen, ein Festhalten am bisherigen Gemeindesteuerfuss wäre rein finanzpolitisch eigentlich richtig, wie Finanzkommissions-Präsident Marco Galli sagte. Die Krux ist, dass Würenlos zu jenen Gemeinden gehört, die mit dem neuen Finanz- und Lastenausgleich schlechter fahren als mit der bisherigen Regelung.

Unter dem Strich kostet der neue Finanz- und Lastenausgleich Würenlos 215 000 Franken mehr. Dies entspricht mehr als einem Steuerprozent. Ins Gewicht fallen vor allem mehr als doppelt so hohe Zahlungen in den Finanzausgleichstopf. Statt 336 000 Franken wie 2017 sind es neu 755 000 Franken.

Würenlos rutscht deswegen aber nicht in die roten Zahlen, weshalb auch die Finanzkommission dem gemeinderätlichen Antrag auf 106% nicht opponierte. Trotz den Mehrkosten wegen des neuen Finanz- und Lastenausgleichs, trotz weiterer Mehrkosten wegen einer generellen Lohnerhöhung von 0,5% fürs Personal und trotz anhaltendem Trend zu sinkenden Pro-Kopf-Steuererträgen, wird auch 2018 die Schuldenlast etwas reduziert werden können.

Der positive Rechnungsabschluss ist aber nur wegen eines entsprechend geringen Investitionsvolumens möglich. Schon ganz anders sähe das Resultat aus, wenn der Kaufpreis von 1,85 Mio. Franken für das frühere reformierte Pfarrhaus, dessen Kauf die Gemeindeversammlung nun fast einstimmig beschlossen hat, nicht (wie mit der reformierten Kirchgemeinde vereinbart) erst im übernächsten Jahr bezahlt werden müsste. Das Investitionsvolumen wird nach der Planung des Gemeinderates in den Jahren 2019 und 2020 einen mächtigen Sprung nach oben machen: Von 2,285 auf jeweils über 5 Millionen Franken. Dann werden die Schulden wieder anwachsen. Der gemeinderätliche Finanzplan beruhigt zwar, die selbst gesetzte Schuldenobergrenze von 20 Mio. Franken werde bis 2025 kaum je überschritten. Doch die Finanzkommission glaubt das nicht. Viele Annahmen, auf welchen der Finanzplan beruhe, seien viel zu optimistisch.

Will man einen Wiederanstieg der Schulden vermeiden, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Noch mehr Sparen und Leistungsabbau, was aber auch der Gemeinderat nicht für vertretbar hält, oder Steuererhöhung. Schon in einem Jahr dürfte also eine solche ernsthaft zur Diskussion stehen. Dann wird man auch genauer und nicht bloss schätzungsweise wissen, was uns der neue Finanz- und Lastenausgleich wirklich kostet. Für finanzpolitisch unruhige Jahre dürfte jedenfalls gesorgt sein.

Keine schlaflosen Nächte mehr wird dies aber Hans Ueli Reber bereiten, dem nach 12 Jahren abtretenden Gemeindeammann. Seine letzte Gemeindeversammlung vorne auf dem Bock durfte er mit Ehrungen beenden: Verdiente Ehrungen erfuhren Mitbürger Markus Wopmann, wegen seiner Verdienste als Gründer und Leiter der Kinderschutzgruppe am Kantonsspital Baden zum Aargauer des jahres gewählt, sowie die auf Ende der Amtsperiode zurücktretenden Kommissionsmitglieder.

Schliesslich war Hans Ueli Reber selber dran. Regierungsrat Markus Dieth und Nachfolger Toni Möckel fanden für ihn nur lobende Worte. Möckel erinnerte zudem daran, dass mit Reber der wohl erste Kapitän einer Drei-Generationen-Crew von Bord gehe. Wohl zum ersten Mal in der Dorfgeschichte seien in den letzten vier Jahren drei Generationen im Gemeinderat vertreten gewesen. Und der Samichlaus? Auch er liess sein Buch der Sünden im Sack. Und statt von ihm eine Fitze gabs von den 216 anwesenden Stimmberechtigten herzlichen Applaus. Geschenke gabs natürlich auch: Einerseits erhielt Reber die absolut erste Flasche Gemeindewein vom gemeindeigenen Rebberg an der Grenze zu Oetwil (elf weitere werden folgen). Und zweitens wird er künftig mit einem E-Bike durchs Dorf flitzen können.

Sportplatz-Anpfiff und Schulanfang

In dieser Woche geht’s los. – in der Schule hat das neue Schuljahr angefangen, mit einer nur leicht höheren* Gesamtschülerzahl als im Vorjahr. Und der SV Würenlos startet in die neue Fussballsaison – zum vermutlich letzten Mal auf dem Sportplatz Ländli als Hauptspielstätte: Am 23. August ist der Spatenstich für den neuen Sportplatz Tägerhard. Bis in einem Jahr dürfte er bereit sein für den Spielbetrieb.

Die 1. Mannschaft des SV Würenlos startet wohl zum letzten Mal auf dem Sportplatz Ländli in die Meisterschaft. (Foto: SVW)
Die 1. Mannschaft des SV Würenlos startet wohl zum letzten Mal auf dem Sportplatz Ländli in die Meisterschaft. (Foto: SVW)

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Rekursverfahren gegen das Sportplatzprojekt konnte abgewendet werden. Somit kann der Bau beginnen. Erstellt wird ein Naturrasenspielfeld, wofür die Gemeindeversammlung im letzten Dezember einen Kredit von 1,257 Millionen Franken genehmigt hat. Die Bauzeit bis zur Aussaat des Rasens ist im Gemeindeversammlungsbüchlein auf 7,5 bis 8 Monate veranschlagt worden. Das 4. Liga-Heimspiel der Mannschaft Würenlos 1 vom kommenden Samstag, 13. August, 18 Uhr, gegen Obersiggenthal 1 dürfte also der letzte Auftakt zur Meisterschaft auf dem Sportplatz Ländli sein.

Noch unklar ist, wie gross und komfortabel die übrige Infrastuktur im Tägerhard sein wird. Im Gemeindeprojekt sind keine Garderoben, Duschen, WCs und Materialräume enthalten. Diese wollen der SV Würenlos und der Rugby-Club Würenlos auf eigene Rechnung erstellen. Ein schriftliches Zahlungsversprechen über 80 000 Franken liegt vor. Damit lässt sich aber nur eine minimale Containerlösung realisieren, deren Lebensdauer nicht allzu gross wäre. Die Sportvereine möchten gerne eine etwas grosszügigere, dauerhaftere Lösung und denken an ein Gebäude in massiverer Bauweise, das ausbaufähig wäre und provisorisch mit Containern ergänzt würde.

Für eine solche Lösung können die Vereine realistischerweise nicht auf einen finanziellen Zustupf der Gemeinde hoffen. Die Gemeindeversammlung hat ausdrücklich einer abgespeckten Sportplatzvariante zugestimmt. Für ein Variante «Tägerhard mini plus» , die etwa 2,8 Mio. Franken gekostet hätte, hatte die Gemeindeversammlung zuvor bereits  den Projektierungskredit verworfen. Namentlich durch den Verzicht auf ein Garderobengebäude und auf Kunstrasen liessen sich in der Folge die Baukosten auf die Hälfte drücken. Würde sich jetzt die Gemeinde mit einem Zusatzkredit direkt an den Kosten fürs Garderobengebäude beteiligen, so würde das zu Recht als Zwängerei und Salamitaktik gebrandmarkt.

Für die Sportvereine steht darum neben der Geldbeschaffung via Sponsoring eine indirekte Unterstützung mit Darlehen der öffentlichen Hand (Ortsbürger- oder Einwohnergemeinde) im Vordergrund – eine Lösung. die angesichts der anhaltenden Tiefzinsperiode bestimmt prüfenswert ist. Sie würde auch dem weiteren Schuldenabbau nicht zuwider laufen.

thumb_uc_3102_w650_Kampagne_Schulanfang_-_Achtung_KinderDie finanziellen Aussichten der Einwohnergemeinde zeigen sich weniger trüb als auch schon. Nicht zuletzt darum, weil die extreme Wachstumsphase unserer Schule vorerst beendet zu sein scheint. Die Zahl aller in Würenlos unterrichteten Schülerinnen und Schüler ist zu Beginn des neuen Schuljahrs mit 758 um 18 (oder 2,4 %) höher als vor Jahresfrist. Die etwas  abgeschwächte Wohnbautätigkeit macht sich also bemerkbar.

Die aktuellen Schülerzahlen (Auskunft Schulsekretariat) im Vergleich zum Stand August 2015 (Geschäftsbericht 2015 der Einwohnergemeinde):

  • Kindergarten: 132 (-25)
  • Primarschule: 521 (+38)
  • Realschule: 33 (+3)
  • Sekundarschule: 72 (+2)

Die Zahl der Bezirksschüler, die in Wettingen unterrichtet werden, ist mit 78 praktisch gleich gross wie vor einem Jahr (79).

Bemerkenswert ist der Rückgang der Kindergartenschüler. Waren es vor zwei Jahren noch 177 Kindergärtler und vor einem Jahr noch 157, sind es jetzt gerade mal noch 132. Dieser Rückgang wird zeitlich verzögert auf die Primar- und dann auf die Oberstufe durchschlagen. Neue Schulbauten dürften also nicht so bald nötig zu werden. Wohl obsolet ist vor allem eine 10. Kindergartenabteilung, für die der letztes Jahr erstellte Finanzplan im Jahr 2020 noch eine Investition von 700 000 Franken vorsieht.

*die Schülerzahlen sind gesamthaft leicht höher und nicht leicht tiefer, wie anfänglich irrtümlicherweise gemeldet.

Gut fürs Dorfklima

Der Sportplatz Tägerhard hat gute Chancen, an der Dezember-Gemeindeversammlung «durchzugehen». So das Fazit nach der Orientierungsversammlung vom 25. Oktober:  Gegner haben sich bisher keine geoutet, und aus der Finanzkommission wurde mehrfach signalisiert, dass auch sie hinter dem Projekt steht. (Mehr zum Projekt im Artikel vom 28.10.)

Torjubel am 12. Juni? Schafft die neue Sportanlage im Tägerhard am 12. Juni eine weitere Hürde?
Sportplatz Tägerhard: Beim Nachschuss könnte der Ball am 8. Dezember tatsächlich im Goal landen.

Wegen dem Sportplatz muss  nicht anderswo, wo es auch weh täte, die Sparschraube angezogen werden. Ein neues Sparpaket wird nicht geschnürt. Das zeigt das  Gemeindebudget fürs kommende Jahr. Der Gemeinderat sieht bei den laufenden Ausgaben kein grosses Sparpotential mehr, auch wenn er  die Ausgaben laufend hinterfragen will.  Im Schulsekretariat muss das Stellenpensum  gar erhöht werden. Auf eine generelle Lohnerhöhung muss das Gemeindepersonal aber  verzichten.

Investitionsmässig haben wir vor zwei Jahren einen Vollstopp gerissen. Netto wurden seither nicht mal 800 000 Franken jährlich investiert. Das war nötig. Nun nimmt man den Fuss vorsichtig vom Schlauch. Die Nettoinvestitionen sollen 2016 auf fast 2,6 Millionen hinaufgefahren werden. Neben dem Sportplatz werden der Dezember-Gemeindeversammlung noch drei weitere Kreditgesuche unterbreitet, die teilweise 2016 zu bezahlen sind:

♦2,037 Mio. für die Erschliessung des Gewerbegebietes Tägerhard. Sie erschliesst auch den neuen Sportplatz. Wer die Vorlage genau studiert, wird darin einige Bestandteile entdecken, die vor zwei Jahren noch als Teil des Sportplatzprojektes galten. Aber sei’s drum.

♦ 447 000 Franken fürs Schwimmbad Wiemel. Vorgesehen ist, die Becken in zwei Jahresetappen mit einer Folie abzudichten: 2016 das Schwimmerbecken inkl. Sprungbucht, 2017 das Familienbecken. Zudem wird das Ausgleichsbecken (die Technikbaute unter dem Sprungturm) saniert.

♦1,288 Mio. Franken für eine Werkleitungsanierung in der Altwiesenstrasse. Auch diese Ausgaben verteilen sich auf zwei Jahre.

Die für 2016 geplanten Investitionen können nicht gänzlich aus dem Cashflow bezahlt werden, um es in der Sprache der Finanzprofis zu sagen. Es resultiert ein Fehlbetrag von 224 000 Franken. Das ist nicht gewaltig, doch die Schulden steigen eben um diesen Betrag an – auf 16,769 Millionen. Und dies läuft dem vom Gemeinderat im Weisungsbüchlein erneut bekräftigten Ziel zuwider, die Schulden innert 10 Jahren auf 12 Mio. abzubauen. Der Finanzplan rechnet nun damit, dass bis 2020 die Nettoschulden auf 21 Mio. Franken ansteigen. Das ist unschön, bleiben die Zinsen so tief wie jetzt aber nicht dramatisch.

Insgesamt zeigt sich der Würenloser Finanzhimmel etwas weniger düster als vor drei Jahren, aber schon ziehen neue dunkle Wolken auf. Wurde bis anhin gerne davon gesprochen, wir hätten zwar ein Ausgaben- gottlob aber kein Einnahmenproblem, so tönt es jetzt anders. Finanzminister Lukas Wopmann überbrachte der Orientierungsversammlung die ungute Kunde, dass die Steuereinnahmen schon im laufenden Jahr tiefer sein werden als budgetiert. Und auch 2016 wird nur mit minim höheren Steuerträgen gerechnet – trotz stetig mehr Steuerpflichtigen.

Trotzden müssen gut durchdachte Projekte wie der neue Sportplatz oder die Schwimmbadsanierung möglich sein. Vielen Menschen, die daraus Nutzen ziehen, bereiten solche Projekte Freude –eine  Kanalsanierung etwa, mag sie auch noch so dringlich sein, tut dies kaum. Es kommt dem Zusammenleben in der Gemeinde zugute, wenn sich Bürger an einer Gemeindeleistung freuen können.. Bereits jetzt glaube ich, einen positiven Klimawandel wahrzunehmen. In einem guten Klima gedeihen auch gute Ideen. Die braucht’s,  denn wir wollen ja  unsere Gemeinde nicht bloss verwalten, sondern zum Bessern hin gestalten.

Dafür müssen aber auch die Finanzen einigermassen stimmen. Ausgabendisziplin der Behörden,  der Verwaltung, aber auch der  Bürgerinnen und Bürger ist weiterhin unerlässlich. Die kleine Aufhellung am Finanzhimmel darf nicht dazu verleiten, die Zügel schleifen zu lassen. Einzelne Sparmassnahmen dürfen auch in nächster Zeit nicht tabu sein. Denn beim einen oder anderen Ausgabenposten könnte sich doch noch zeigen, dass in früheren Jahren mit der gar grossen Kelle angerichtet wurde.