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Zustimmungsfreudige Winter-Gmeind

Der neue Naturrasen-Sportplatz im Tägerhard wird gebaut. Nebenan wird ein neues Gewerbegebiet erschlossen. Die Becken des Schwimmbades werden mit Folien abgedichtet. Würenloserinnen und Würenloser müssen künftig bis zum 48. Altersjahr Feuerwehrdienst leisten oder die Ersatzabgabe bezahlen. Die Wahl der Gemeinderäte und des Gemeindeammanns sowie des Vizeammanns finden künftig gleichzeitig statt. Die Einwohnergemeinde hat für 2016 ein Budget mit gleichbleibendem Steuerfuss von 109 Prozent. – Diesen und allen weiteren Vorlagen hat die Gemeindeversammlung zugestimmt –wie vom Gemeinderat beantragt,  ohne lange Diskussionen und mit nur vereinzelten Gegenstimmen. 

Die klaren Entscheide zur Sportanlage Tägerhard und zum Schwimmbad, die für die meisten Anwesenden wohl im Vordergrund standen, hatten sich schon im Vorfeld abgezeichnet. Für diese zwei Vorhaben  investiert die Gemeinde 1,275 Mio. bzw. 447 000 Franken. Und die Beschlüsse dürften endgültig sein, Referenden sind nicht in Sicht – Rasensportler und Schwimmbadbenützer können getrost den nächsten Saisons entgegenblicken.

Wenn irgendwo  Konfliktpotenzial durchschimmerte, dann am ehesten bei der Erhöhung der Altersgrenze für die Feuerwehrpflicht. Künftig werden alle Einwohnerinnen und Einwohner bis zum vollendeten 48. Altersjahr Feuerwehrdienst leisten oder – was die grosse Mehrheit tut – die Ersatzabgabe von 30 bis 300 Franken (je nach steuerbarem Einkommen) bezahlen müssen. Bisher lag das Höchstalter bei 44 Jahren.

Die Erhöhung erfolgt, weil unsere Feuerwehr seit Jahren nicht auf den vom Kanton festgelegten Sollbestand kommt. Statt 76 Feuerwehrleute sind es momentan 68. Immerhin konnten im laufenden Jahr sieben Neue gewonnen werden, bei drei Abgängen, wie Feuerwehr-«Minister» Lukas Wopmann bekanntgab.

Einige über 44-jährige Feuerwehrleute leisten freiwillig weiter Dienst. Andere möchten aber lieber mit 44 statt mit 48 aufhören, wie ein Feuerwehrmann an der Gemeindeversammlung sagte. Und die gegen 400 Würenloserinnen und Würenloser, die nun vier Jahre länger die Ersatzabgabe bezahlen müssen, werden dies mit mässiger Begeisterung tun. Die Abgabe schmerzt, ist aber  nicht so hoch, dass sie massenhaft neue Leute in die Feuerwehr treiben würde. Zahlen ist bequemer.

Mit höheren Ersatzabgaben mehr Druck auf Unwillige auszuüben, brächte es ja wohl auch nicht. Der anforderungsreiche Feuerwehrdienst erfordert Leute, die voll und ganz und mit Begeisterung bei der Sache sind. Zudem ist die Feuerwehr auf eine ausreichende Zahl solcher Männer und Frauen angewiesen, die ihren Arbeits- oder Ausbildungsort nicht allzu weit von Würenlos entfernt haben. Denn auszurücken ist ja nicht bloss am Wochenende und in der Nacht. Doch Würenlos ist  eine typische Pendlergemeinde, die Mehrheit arbeitet auswärts.

Das Rekrutierungsproblem, unter dem auch viele andere Feuerwehren leiden, hat noch weitere gesellschaftliche Gründe, wie Lukas Wopmann an der Gemeindeversammlung darlegte. Junge Leute wechseln ihren Wohnort öfter, bis sie irgendwo sesshaft werden und sich am öffentlichen Leben beteiligen. Die Belastung am Arbeitsplatz oder an der Ausbildungsstelle ist gestiegen, das Freizeitangebot riesig. Viele scheuen Engagements, die mit einer gewissen Regelmässigkeit und grösserem zeitlichem Aufwand verbunden sind. Insofern ist die Feuerwehr nicht besser dran als so mancher Verein.

Die Sollbestände einer Feuerwehr werden von der kantonalen Gebäudeversicherung festgelegt. Auch hier grassiert der Kantönligeist. Läge Würenlos im Kanton Zürich, so läge der Sollbestand 20 Prozent tiefer. Für eine Ortsfeuerwehr wie jene von Würenlos genügen ennet der Kantonsgrenze 60 Feuerwehrangehörige. Und es ist nicht bekannt, dass dort Brände weniger rasch oder weniger gut gelöscht werden.

Gut fürs Dorfklima

Der Sportplatz Tägerhard hat gute Chancen, an der Dezember-Gemeindeversammlung «durchzugehen». So das Fazit nach der Orientierungsversammlung vom 25. Oktober:  Gegner haben sich bisher keine geoutet, und aus der Finanzkommission wurde mehrfach signalisiert, dass auch sie hinter dem Projekt steht. (Mehr zum Projekt im Artikel vom 28.10.)

Torjubel am 12. Juni? Schafft die neue Sportanlage im Tägerhard am 12. Juni eine weitere Hürde?
Sportplatz Tägerhard: Beim Nachschuss könnte der Ball am 8. Dezember tatsächlich im Goal landen.

Wegen dem Sportplatz muss  nicht anderswo, wo es auch weh täte, die Sparschraube angezogen werden. Ein neues Sparpaket wird nicht geschnürt. Das zeigt das  Gemeindebudget fürs kommende Jahr. Der Gemeinderat sieht bei den laufenden Ausgaben kein grosses Sparpotential mehr, auch wenn er  die Ausgaben laufend hinterfragen will.  Im Schulsekretariat muss das Stellenpensum  gar erhöht werden. Auf eine generelle Lohnerhöhung muss das Gemeindepersonal aber  verzichten.

Investitionsmässig haben wir vor zwei Jahren einen Vollstopp gerissen. Netto wurden seither nicht mal 800 000 Franken jährlich investiert. Das war nötig. Nun nimmt man den Fuss vorsichtig vom Schlauch. Die Nettoinvestitionen sollen 2016 auf fast 2,6 Millionen hinaufgefahren werden. Neben dem Sportplatz werden der Dezember-Gemeindeversammlung noch drei weitere Kreditgesuche unterbreitet, die teilweise 2016 zu bezahlen sind:

♦2,037 Mio. für die Erschliessung des Gewerbegebietes Tägerhard. Sie erschliesst auch den neuen Sportplatz. Wer die Vorlage genau studiert, wird darin einige Bestandteile entdecken, die vor zwei Jahren noch als Teil des Sportplatzprojektes galten. Aber sei’s drum.

♦ 447 000 Franken fürs Schwimmbad Wiemel. Vorgesehen ist, die Becken in zwei Jahresetappen mit einer Folie abzudichten: 2016 das Schwimmerbecken inkl. Sprungbucht, 2017 das Familienbecken. Zudem wird das Ausgleichsbecken (die Technikbaute unter dem Sprungturm) saniert.

♦1,288 Mio. Franken für eine Werkleitungsanierung in der Altwiesenstrasse. Auch diese Ausgaben verteilen sich auf zwei Jahre.

Die für 2016 geplanten Investitionen können nicht gänzlich aus dem Cashflow bezahlt werden, um es in der Sprache der Finanzprofis zu sagen. Es resultiert ein Fehlbetrag von 224 000 Franken. Das ist nicht gewaltig, doch die Schulden steigen eben um diesen Betrag an – auf 16,769 Millionen. Und dies läuft dem vom Gemeinderat im Weisungsbüchlein erneut bekräftigten Ziel zuwider, die Schulden innert 10 Jahren auf 12 Mio. abzubauen. Der Finanzplan rechnet nun damit, dass bis 2020 die Nettoschulden auf 21 Mio. Franken ansteigen. Das ist unschön, bleiben die Zinsen so tief wie jetzt aber nicht dramatisch.

Insgesamt zeigt sich der Würenloser Finanzhimmel etwas weniger düster als vor drei Jahren, aber schon ziehen neue dunkle Wolken auf. Wurde bis anhin gerne davon gesprochen, wir hätten zwar ein Ausgaben- gottlob aber kein Einnahmenproblem, so tönt es jetzt anders. Finanzminister Lukas Wopmann überbrachte der Orientierungsversammlung die ungute Kunde, dass die Steuereinnahmen schon im laufenden Jahr tiefer sein werden als budgetiert. Und auch 2016 wird nur mit minim höheren Steuerträgen gerechnet – trotz stetig mehr Steuerpflichtigen.

Trotzden müssen gut durchdachte Projekte wie der neue Sportplatz oder die Schwimmbadsanierung möglich sein. Vielen Menschen, die daraus Nutzen ziehen, bereiten solche Projekte Freude –eine  Kanalsanierung etwa, mag sie auch noch so dringlich sein, tut dies kaum. Es kommt dem Zusammenleben in der Gemeinde zugute, wenn sich Bürger an einer Gemeindeleistung freuen können.. Bereits jetzt glaube ich, einen positiven Klimawandel wahrzunehmen. In einem guten Klima gedeihen auch gute Ideen. Die braucht’s,  denn wir wollen ja  unsere Gemeinde nicht bloss verwalten, sondern zum Bessern hin gestalten.

Dafür müssen aber auch die Finanzen einigermassen stimmen. Ausgabendisziplin der Behörden,  der Verwaltung, aber auch der  Bürgerinnen und Bürger ist weiterhin unerlässlich. Die kleine Aufhellung am Finanzhimmel darf nicht dazu verleiten, die Zügel schleifen zu lassen. Einzelne Sparmassnahmen dürfen auch in nächster Zeit nicht tabu sein. Denn beim einen oder anderen Ausgabenposten könnte sich doch noch zeigen, dass in früheren Jahren mit der gar grossen Kelle angerichtet wurde.

Minimallösung für Rasensportler

Keine 15 Monate, nachdem in einer Referendumsabstimmung ein Projektierungskredit für einen neuen Sportplatz Tägerhard abgelehnt worden ist, kommt nun gleich ein Ausführungskredit von 1,26 Millionen Franken vor die Gemeindeversammlung. Das ist ungewöhnlich, aber keine Zwängerei.

♦ Erstens stehen dem  Sportverein Würenlos (SVW)  und dem Rugbyclub Würenlos seit langem nicht genügend Spiel- und Trainingsplätze zur Verfügung und deren Gesamtfläche ist durch den Kindergarten- und Schulhausbau gar noch geschrumpft.

♦ Zweitens wird eine massiv abgespeckte Variante präsentiert: Vor allem Natur- statt Kunstrasen.

♦ Drittens beteiligen sich  die Fussballer und Rugbyspieler in  beachtlich hohem Masse an den Kosten.

♦ Viertens wird auf die Sanierung des Sportplatzes Ländli verzichtet, wofür im Finanzplan für 2016 eine Million Franken eingestellt war.

♦ Fünftens hat sich die Finanzlage der Gemeinde leicht verbessert.

Das neue Rasenfeld (hellgrün) an der Industriestrasse.
Das neue Rasenfeld (hellgrün) an der Industriestrasse.

Dem Gemeinderat ist fürs Erste zu glauben, dass die finanzielle Lage der Gemeinde die 1,26 Millionen-Investition nun zulässt. Einsparungen und die Steuererhöhung fürs laufende Jahr tragen Früchte. Auch dank unerwartet hohen Steuererträgen reduzierten sich die Schulden 2014 um 325000 Franken. Die Einwohnergemeinde hatte  Ende 2014 Schulden von 18,726 Mio. Franken, Im Finanzplan 2013 – 2020 war für Ende 2014 mit Schulden von 21,7 Mio. Franken gerechnet worden. (Achtung: Hier ist gegenüber der Erstfassung dieses Artikels eine erhebliche Korrektur erfolgt, Ursprünglich war von einem viel höheren effektiven Schuldenabbau die Rede.).  Abschliessend wird die finanzielle Tragbarkeit erst zu beurteilen sein, wenn das Budget 2016 und der überarbeitete Finanzplan bekannt sind. Andere Gemeinden rechnen fürs kommende Jahr mit grösseren Einbrüchen bei den Steuereinnahmen. Auf unser Budget darf man da gespannt sein!

Die abgespeckte Sportplatzvorlage hat dann gute Chancen, vom Stimmvolk durchgewinkt zu werden, wenn die Sparschraube nicht  über das bisherige Mass hinaus angezogen werden muss – auf Kosten anderer, ebenfalls berechtigter Anliegen.

Es ist erfreulich, dass die Arbeitsgruppe unter Gemeinderat Nico Kunz in so kurzer Zeit ein Resultat vorlegen kann. In Würenlos lässt sich also schon etwas bewegen, wenn alle am gleichen Ende des Strickes ziehen. Die Rasensportvereine mussten einsehen, dass sie nur dann Aussicht auf rasche Linderung ihrer Platznot haben, wenn sie ihre Forderungen auf ein Minimum beschränken und sich in erheblichem Masse auch finanziell beteiligen. Ein gänzlich privat finanzierter Sportplatz, wie ihn wohl einige Sportplatzgegner gerne sähen,  ist Amateurclubs aber nicht zuzumuten.

Die Lage der Clubs wird auch künftig nicht komfortabel sein. Ein Naturrasen kann weniger intensiv genutzt werden als ein Kunstrasen. Laut Daniel Zehnder vom SVW sind es bei Naturrasen etwa 900 Nutzungsstunden pro Jahr, bei Kunstrasen 1300 bis 1500 Stunden. Die finanziellen Lasten aber, die sich die Vereine aufbürden, sind gross. Sie werden auf eigene Kosten Container für Duschen/Garderobe, WCs und Material beschaffen. Aufwändig wird auch deren Reinigung und Unterhalt sein,  wofür die Sportvereine  ebenfalls selber aufkommen müssen. Das alles ist kein Pappenstiel!

SVW und Rugbyclub haben gegenüber der Gemeinde ein Zahlungsversprechen von 80 000 Franken abgegeben. Damit lassen sich gemäss eingeholten Offerten 2 Dusch-, 1 WC- und 1 Materialcontainer als Occasionen beschaffen. Es wird darin eng zu und her gehen. So werden gerademal 12 Personen aufs Mal duschen können. «Es geht  um ein Provisorium», sagt Daniel Zehnder. Im Projekt mini plus von 2013 war zwar auch von einer Containergarderobe die Rede. Doch war damals  ein definitives,  grosszügigeres  Gebäude in Modul- oder Containerbauweise vorgesehen.

Um die Container  neben dem Spielfeld aufstellen zu können, muss der Standort  erst erschlossen werden. Dazu wird die Dezember-Gemeindeversammlung einen zusätzlichen Kredit bewilligen müssen. Mit diesem wird aber gleichzeitig auch das angrenzende Gewerbeland der Ortsbürger erschlossen. Im jetzigen Sportplatzprojekt sind keine Parkplätze enthalten, es können jene der Huba Control benützt werden. Auf eine Buserschliessung wird verzichtet, was laut Nico Kunz zulässig ist. Das Rasenfeld komme in eine Zone zu liegen , die durch die Buslinie 1 als ausreichend erschlossen gelte.

Den grössten Teil der Projektierungsarbeiten leisteten unentgeltlich Mitglieder der Arbeitsgruppe – Baufachleute zwar, aber keine ausgesprochene Sportplatzspezialisten. Gleichwohl ist zu hoffen, dass wenigstens das Rasenfeld in hoher Qualität erstellt wird – sonst werden die nun auf 30 000 Franken veranschlagten Unterhaltskosten (inkl. Baurechtszins an die Ortsbürger) subito in die Höhe schiessen. Der Trainingsplatz neben dem Kindergarten Feldstrasse muss eine Lehre sein . Dort wurde der neue Rollrasen auf eine völlig untaugliche Unterlage verlegt, was nach wenigen Monaten schon eine teure Sanierung erforderte.

Aufs Ganze betrachtet ist die  Befürchtung  wohl nicht ganz unbegründet, der Sportplatzkredit sei aus politischen Gründen auf Teufel komm raus nahe an die ominöse Millionengrenze runter gedrückt worden.  Reserven für Unvorhergesehenes enthält er nicht, wie Nico Kunz einräumt. Wenn es da beim Bau nur keine bösen Überraschungen gibt! Der Baugrund des Spielfeldes, eine aufgefüllte Kiesgrube, stelle aber laut Experten kein Risiko dar, so Kunz.

Kostenwahrheit hat bei dieser Vorlage aus Sicht der Stimmberechtigten ebenso hohe Priorität wie aus Sicht der Sportvereine der Bau des neuen Rasenfeldes. Die Stimmberechtigten würden sich wohl hinters Licht geführt fühlen, wenn hohe Nachtragskredite nötig würden, beim neuen Sportplatz schon nach wenigen Jahren teure Nachbesserungen fällig würden oder die  Vereine  von den Verpflichtungen, die sie nun eingehen, entlastet werden müssten.

Das Rasenfeld im Tägerhard ist die erste einer ganzen Reihe von Investitionen im Sportbereich, die gemäss dem Konzept der Arbeitsgruppe noch folgen könnten. Dann ist  den Bedürfnissen der Schule und anderer Sportler, zum Beispiel der jungen Leichtathleten des TVs, Rechnung zu tragen. Fussballer und Rugbyspieler werden eine Zeitlang zurückstehen müssen. Zudem macht der Gemeinderat weitere Investitionen  in Sportanlagen generell von der Finanzlage der Gemeinde abhängig.  Anspruch auf weitere neue Anlagen haben die Sportvereine  aufgrund dieses Konzeptes also nicht.

Links zur offiziellen Mitteilung der Einwohnergemeinde  und zu einem Artikel von Dieter Minder  im «Badener Tagblatt».

Brückenbauer oder Hardliner?

Am 26. April findet die Ersatzwahl für die zurücktretende Gemeinderätin Karin Funk Blaser statt. Es kandidieren:

Markus_Hugi–neuMarkus Hugi (FDP die Liberalen): 64-jährig, Doktor der Physik. Geschieden, zwei erwachsene Kinder. Früher Mitglied der Schulpflege (Präsident 1994 – 97), der reformierten Kirchenpflege (2006 – 14) sowie im Kader der Zivilschutzorganisation Würenlos/Limmattal.

Thomas ZollingerThomas Zollinger (SVP): 39-jährig. Eidg. dipl. Finanzanalytiker und Vermögensverwalter. Verheiratet, drei Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren. Präsident der SVP-Ortspartei, seit 2014 Mitglied der Finanzkommission.

Wir haben eine echte Auswahl. Beide sind absolut keine Verlegenheitskandidaten. Sie wissen, worauf sie sich einlassen und haben lokalpolitische Erfahrung. Beide könnten sich – ohne viel Einarbeitungszeit –sofort voll im Kollegium einbringen. Beide kann man sich auch im frei werdenden Finanzressort vorstellen. Und – obwohl Parteimitglieder – wirken beide unabhängig. Interessenverstrickungen geschäftlicher oder familiärer Art sind nicht auszumachen. Beide sind keine Blender.  Sie werden wohl überlegte, gewissenhafte Arbeit liefern und nicht mit anbiedernder Jovialität punkten wollen. Das ist schon mal gut. 

Vier Fragen an beide:

1. Welche Ihrer Eigenschaften oder Fähigkeiten wäre für das Gemeinderatskollegium besonders wertvoll?

Markus Hugi: Mein privates und berufliches Umfeld sagt mir nach, ich sei teamfähig, könne aufmerksam zuhören und schlichtend vermitteln. Ich habe Respekt vor der Meinung anders Denkender. Meine Aufgaben versuche ich systematisch anzugehen und ich bemühe mich um ein überlegtes Handeln. Ich bin es gewohnt zu schreiben und besitze ein Flair für Zahlen. Aus meiner beruflichen Tätigkeit bringe ich die Erfahrung in der Leitung komplexer Projekte mit. Dass ich in den vergangenen Jahren in Würenlos bereits mehrere öffentlicher Ämter bekleidet habe (so als Präsident der Schulpflege, Dienstchef der Zivilschutzorganisation Würenlos und Limmattal, reformierter Kirchenpfleger) empfinde ich ebenfalls als einen persönlichen Vorteil.

Thomas Zollinger: Die Umstände, erst 2009 nach Würenlos gezogen zu sein, erlauben es mir, politische Themen in der Gemeinde unvoreingenommen und unbelastet anzugehen. Ich erlaube mir, zu hinterfragen, bin pragmatisch und konzentriere mich gerne aufs Wesentliche.

2. Wie bringen Sie die zeitliche Belastung mit anderen Verpflichtungen (in Beruf, Familie usw.) in Einklang?

Hugi: Dass ich im kommenden Jahr regulär in Pension gehen werde, hat bei meinem Entscheid, für den frei werdenden Sitz im Gemeinderat zu kandidieren, eine bedeutende Rolle gespielt. Bis dahin habe ich die Zusicherung meines Arbeitgebers, dass falls ich gewählt werde, ich die auferlegten Verpflichtungen in einem vertretbaren Umfang auch während der normalen Arbeitszeit wahrnehmen kann. Im Privatleben bin ich unabhängig: Meine beiden erwachsenen Kinder haben das Elternhaus verlassen und ich führe meinen eigenen Haushalt. 

Zollinger: Ich bin es gewohnt, mich ausserhalb von Familie und Beruf stark für die Gesellschaft zu engagieren. In den letzten Jahren wendete ich im Schnitt mehrere Stunden wöchentlich für Vereine und Politik auf. Das hat jeweils gut funktioniert, auch für die Familie. Diese Aktivitäten haben sich aber mittlerweile auf ein Minimum reduziert. Selbstverständlich erfordert ein Gemeinderatsamt insgesamt mehr Aufwand. Mit meiner Arbeitgeberin konnte ich glücklicherweise eine Lösung finden, die passt.

3. Was schätzen Sie an Würenlos am meisten?

Hugi: In erster Linie, dass ich mich in meinem Dorf wohl und zu Hause fühle! Trotz beträchtlichem Wachstum während der vergangenen Jahre ist Würenlos der sympathische Charakter einer ländlich-orientierten Dorfgemeinschaft erhalten geblieben. Die Wohnbevölkerung kennt sich, grüsst sich und freut sich an gemeinsamen Interessen. Würenlos funktioniert gut, denn es verfügt über eine wirksame Infrastruktur und gute öffentliche Dienste wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Gemeindewerke. Das Dorf ist mit Bahn, Bus und Autobahn hervorragend erschlossen. Würenlos trägt zwar im Moment eine hohe Schuldenlast, aber die Bevölkerung profitiert in hohem Mass von den früheren Investitionen. Industrie und Gewerbe schaffen für die Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort wichtige Arbeitsplätze – aktuell zirka 2000 an der Zahl. Würenlos verfügt über ein aktives Vereinsleben und bietet interessante und vielfältige kulturelle Angebote. Dass ich in einem Aargauer Rebbaudorf lebe, erfüllt mich mit einer besonderen Freude!

Zollinger: Würenlos ist eine attraktive Gemeinde mit guten Strukturen und hoher Lebensqualität.

4. Was stört Sie in Würenlos am meisten? 

Hugi: Stören im eigentlichen Sinn tut mich wenig! Natürlich leiden wir unter starkem Durchgangsverkehr, und es gibt leider ein paar neuralgische Punkte, wo die Verkehrsführung heute nicht optimal gelöst ist. Dass in Würenlos auch mal die Betroffenheitsdemokratie gelebt wird, ist das gute Recht der Bürgerinnen und Bürger. Hingegen bedaure ich ausserordentlich, dass die älteste Dorfgeneration selbst nach Jahrzehnte langen Bemühungen immer noch auf das dringend notwendige Alterszentrum warten muss. Ahja – da wäre noch etwas: Die überdimensionierte Bahnhofbeleuchtung, die während der ganzen Nacht das Flüe-Quartier unnötigerweise mit gleissendem Licht überflutet, ist für die Anwohner schon etwas nervig… Und natürlich missfällt mir die hohe Verschuldung – aber daran lässt sich ja in den kommenden Jahren arbeiten!

Zollinger: Die viel zu grossen Bauzonen und der Glaube daran, dass uns das aktuelle Wachstum etwas nützt. In Wahrheit zahlen wir, monetär wie mit abnehmender Lebensqualität.

Schon die obigen Antworten, für die keine Länge vorgegeben wurde, zeigen es: Da kandidieren zwei ziemlich unterschiedliche Persönlichkeiten.

Hugi, der Bedächtigere von beiden (kann seine bernische Herkunft nicht verleugnen), achtet als Naturwissenschaftler auf Exaktheit, wägt Für und Wider sorgfältig ab, lässt sich nicht unnötig auf die Äste hinaus. Sein Part im Gemeinderat wäre wohl die eines Brückenbauers – innerhalb des Kollegiums, aber auch im Umgang mit Bürgern und Interessengruppen. Er könnte so eine führende Rolle spielen, wenn es darum geht, Auswege zu finden aus verfahrenen Situationen (z.B. Alterszentrum oder diverse stockende Planungen). Wie zielorientiert er arbeiten kann, zeigte er als reformierter Kirchenpfleger. Er war wesentlich mitbeteiligt an der zügigen Realisierung der Doppellösung «neues Kirchgemeindehaus + Vermietung des Pfarrhauses für schulische Zwecke».

Im Vergleich wirkt der gebürtige Zürcher Zollinger weniger konsensorientiert. Er polarisiert. An sich ein freundlicher Mensch und alles andere als ein Polterer, vertritt er seine Meinung dezidiert und mit zuweilen schroff wirkender Direktheit. «Fadegrad» verfolgt er den Kurs, den er für richtig hält. Ein agiler Vollblutpolitiker, wie Würenlos schon lange keinen mehr gesehen hat. Davon zeugte auch sein Engagement für die radikale Ecopop-Initiative («Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen»), zu deren Vätern er gehörte. Auf Gemeindeebene profilierte er sich als kompromissloser Sparpolitiker und Hauptmotor von zwei erfolgreichen Referenden (gegen Kindergarten Buech und gegen Sportplatzprojektierung). Dass er auch einen guten Regierungsmann abgibt, müsste er erst noch beweisen. Bestimmt würde er aber mit Argusaugen darüber wachen, dass die Gemeinde finanzpolitisch auch künftig nicht vom Pfad der Tugend abweicht.