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Minimallösung für Rasensportler

Keine 15 Monate, nachdem in einer Referendumsabstimmung ein Projektierungskredit für einen neuen Sportplatz Tägerhard abgelehnt worden ist, kommt nun gleich ein Ausführungskredit von 1,26 Millionen Franken vor die Gemeindeversammlung. Das ist ungewöhnlich, aber keine Zwängerei.

♦ Erstens stehen dem  Sportverein Würenlos (SVW)  und dem Rugbyclub Würenlos seit langem nicht genügend Spiel- und Trainingsplätze zur Verfügung und deren Gesamtfläche ist durch den Kindergarten- und Schulhausbau gar noch geschrumpft.

♦ Zweitens wird eine massiv abgespeckte Variante präsentiert: Vor allem Natur- statt Kunstrasen.

♦ Drittens beteiligen sich  die Fussballer und Rugbyspieler in  beachtlich hohem Masse an den Kosten.

♦ Viertens wird auf die Sanierung des Sportplatzes Ländli verzichtet, wofür im Finanzplan für 2016 eine Million Franken eingestellt war.

♦ Fünftens hat sich die Finanzlage der Gemeinde leicht verbessert.

Das neue Rasenfeld (hellgrün) an der Industriestrasse.
Das neue Rasenfeld (hellgrün) an der Industriestrasse.

Dem Gemeinderat ist fürs Erste zu glauben, dass die finanzielle Lage der Gemeinde die 1,26 Millionen-Investition nun zulässt. Einsparungen und die Steuererhöhung fürs laufende Jahr tragen Früchte. Auch dank unerwartet hohen Steuererträgen reduzierten sich die Schulden 2014 um 325000 Franken. Die Einwohnergemeinde hatte  Ende 2014 Schulden von 18,726 Mio. Franken, Im Finanzplan 2013 – 2020 war für Ende 2014 mit Schulden von 21,7 Mio. Franken gerechnet worden. (Achtung: Hier ist gegenüber der Erstfassung dieses Artikels eine erhebliche Korrektur erfolgt, Ursprünglich war von einem viel höheren effektiven Schuldenabbau die Rede.).  Abschliessend wird die finanzielle Tragbarkeit erst zu beurteilen sein, wenn das Budget 2016 und der überarbeitete Finanzplan bekannt sind. Andere Gemeinden rechnen fürs kommende Jahr mit grösseren Einbrüchen bei den Steuereinnahmen. Auf unser Budget darf man da gespannt sein!

Die abgespeckte Sportplatzvorlage hat dann gute Chancen, vom Stimmvolk durchgewinkt zu werden, wenn die Sparschraube nicht  über das bisherige Mass hinaus angezogen werden muss – auf Kosten anderer, ebenfalls berechtigter Anliegen.

Es ist erfreulich, dass die Arbeitsgruppe unter Gemeinderat Nico Kunz in so kurzer Zeit ein Resultat vorlegen kann. In Würenlos lässt sich also schon etwas bewegen, wenn alle am gleichen Ende des Strickes ziehen. Die Rasensportvereine mussten einsehen, dass sie nur dann Aussicht auf rasche Linderung ihrer Platznot haben, wenn sie ihre Forderungen auf ein Minimum beschränken und sich in erheblichem Masse auch finanziell beteiligen. Ein gänzlich privat finanzierter Sportplatz, wie ihn wohl einige Sportplatzgegner gerne sähen,  ist Amateurclubs aber nicht zuzumuten.

Die Lage der Clubs wird auch künftig nicht komfortabel sein. Ein Naturrasen kann weniger intensiv genutzt werden als ein Kunstrasen. Laut Daniel Zehnder vom SVW sind es bei Naturrasen etwa 900 Nutzungsstunden pro Jahr, bei Kunstrasen 1300 bis 1500 Stunden. Die finanziellen Lasten aber, die sich die Vereine aufbürden, sind gross. Sie werden auf eigene Kosten Container für Duschen/Garderobe, WCs und Material beschaffen. Aufwändig wird auch deren Reinigung und Unterhalt sein,  wofür die Sportvereine  ebenfalls selber aufkommen müssen. Das alles ist kein Pappenstiel!

SVW und Rugbyclub haben gegenüber der Gemeinde ein Zahlungsversprechen von 80 000 Franken abgegeben. Damit lassen sich gemäss eingeholten Offerten 2 Dusch-, 1 WC- und 1 Materialcontainer als Occasionen beschaffen. Es wird darin eng zu und her gehen. So werden gerademal 12 Personen aufs Mal duschen können. «Es geht  um ein Provisorium», sagt Daniel Zehnder. Im Projekt mini plus von 2013 war zwar auch von einer Containergarderobe die Rede. Doch war damals  ein definitives,  grosszügigeres  Gebäude in Modul- oder Containerbauweise vorgesehen.

Um die Container  neben dem Spielfeld aufstellen zu können, muss der Standort  erst erschlossen werden. Dazu wird die Dezember-Gemeindeversammlung einen zusätzlichen Kredit bewilligen müssen. Mit diesem wird aber gleichzeitig auch das angrenzende Gewerbeland der Ortsbürger erschlossen. Im jetzigen Sportplatzprojekt sind keine Parkplätze enthalten, es können jene der Huba Control benützt werden. Auf eine Buserschliessung wird verzichtet, was laut Nico Kunz zulässig ist. Das Rasenfeld komme in eine Zone zu liegen , die durch die Buslinie 1 als ausreichend erschlossen gelte.

Den grössten Teil der Projektierungsarbeiten leisteten unentgeltlich Mitglieder der Arbeitsgruppe – Baufachleute zwar, aber keine ausgesprochene Sportplatzspezialisten. Gleichwohl ist zu hoffen, dass wenigstens das Rasenfeld in hoher Qualität erstellt wird – sonst werden die nun auf 30 000 Franken veranschlagten Unterhaltskosten (inkl. Baurechtszins an die Ortsbürger) subito in die Höhe schiessen. Der Trainingsplatz neben dem Kindergarten Feldstrasse muss eine Lehre sein . Dort wurde der neue Rollrasen auf eine völlig untaugliche Unterlage verlegt, was nach wenigen Monaten schon eine teure Sanierung erforderte.

Aufs Ganze betrachtet ist die  Befürchtung  wohl nicht ganz unbegründet, der Sportplatzkredit sei aus politischen Gründen auf Teufel komm raus nahe an die ominöse Millionengrenze runter gedrückt worden.  Reserven für Unvorhergesehenes enthält er nicht, wie Nico Kunz einräumt. Wenn es da beim Bau nur keine bösen Überraschungen gibt! Der Baugrund des Spielfeldes, eine aufgefüllte Kiesgrube, stelle aber laut Experten kein Risiko dar, so Kunz.

Kostenwahrheit hat bei dieser Vorlage aus Sicht der Stimmberechtigten ebenso hohe Priorität wie aus Sicht der Sportvereine der Bau des neuen Rasenfeldes. Die Stimmberechtigten würden sich wohl hinters Licht geführt fühlen, wenn hohe Nachtragskredite nötig würden, beim neuen Sportplatz schon nach wenigen Jahren teure Nachbesserungen fällig würden oder die  Vereine  von den Verpflichtungen, die sie nun eingehen, entlastet werden müssten.

Das Rasenfeld im Tägerhard ist die erste einer ganzen Reihe von Investitionen im Sportbereich, die gemäss dem Konzept der Arbeitsgruppe noch folgen könnten. Dann ist  den Bedürfnissen der Schule und anderer Sportler, zum Beispiel der jungen Leichtathleten des TVs, Rechnung zu tragen. Fussballer und Rugbyspieler werden eine Zeitlang zurückstehen müssen. Zudem macht der Gemeinderat weitere Investitionen  in Sportanlagen generell von der Finanzlage der Gemeinde abhängig.  Anspruch auf weitere neue Anlagen haben die Sportvereine  aufgrund dieses Konzeptes also nicht.

Links zur offiziellen Mitteilung der Einwohnergemeinde  und zu einem Artikel von Dieter Minder  im «Badener Tagblatt».