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Musikalische Förderung und Künstlerpech

Die Musikschule soll für die Eltern etwas teurer werden. Am 8. Dezember befindet die Gemeindeversammlung über ein neues Reglement für die Musikschule. Und der Bau des neuen Sportplatzes im Tägerhard ist vorübergehend eingestellt. 

Die angespannte Finanzlage der Gemeinde hat vor zwei Jahren auch die Musikschule Würenlos stärker in den Fokus der Sparbemühungen gerückt. Nicht ohne Grund. Ein Vergleich mit anderen Gemeinden zeigt: Würenlos gibt vergleichsweise viel Geld für die musikalische Förderung seiner Jugend aus. Diesen Befund bestätigt nun der Gemeinderat im Traktandenbericht zur Gesamtrevision des Musikschul-Reglements.

Die wichtigste Änderung: Die Elternbeiträge werden neu berechnet und erhöhen sich darum. Eine 25-Minuten-Einzellektion wird laut Gemeinderat um 40 Franken pro Semester teurer, längere Lektionen verteuern sich entsprechend. Neu bezahlen die Eltern nicht mehr 40 Prozent der Bruttolohnsumme der Musiklehrer, sondern 40 Prozent der Gesamtkosten der Musikschule. Sie leisten also etwa auch einen Beitrag an die Leitung und Administration  (2016 sind allein dafür rund 72 000 Franken budgetiert). 60 Prozent der Gesamtkosten trägt weiterhin die Gemeinde.

Laut Gemeinderat entlasten  die Elternbeiträge dank der Neuberechnung das Gemeindebudget umrund 25 000 Franken  pro Jahr,  Im Voranschlag  fürs nächste Jahr wird mit Gesamtkosten für die Musikschule von rund 709 000 Franken und Einnahmen (Elternbeiträge) von 264 000 Franken gerechnet – von der Gemeinde zu deckender Beitrag also 445 000 Franken. 2015 zahlte die Einwohnergemeinde an die Musikschule 465 500 Franken.

Der mit der Neuregelung erzielte Spareffekt ist relativ gering, einigen Kritikern mag er zu gering erscheinen. Allerdings sind die Elternbeiträge an den freiwilligen Musikunterricht in Würenlos heute schon höher als in den meisten Nachbargemeinden (z.B. Spreitenbach, Killwangen, Bergdietikon und Wettingen). Der Gemeinderat erachtet die Erhöhung der Elternbeiträge gleichwohl als «zumutbar». Dem ist wohl so. An den Rabatten für finanzschwächere Eltern und solche mit mehreren Musikschülern wird nicht gerüttelt. Polemisch liesse sich auch sagen, es läge auch noch ein höherer Elternbeitrag drin – zumindest kommt man auf diesen Gedanken, wenn man sieht, welche Unmengen von Süssigkeiten jeweils nach Schulschluss von Schulkindern im Volg-Laden erstanden werden oder wenn man sieht, welche Spielzeugberge sich in Würenloser Gärten und Wohnungen türmen…

Die im Vergleich zu anderen Gemeinden hohen Kosten der Musikschule Würenlos haben laut Gemeinderat übrigens zwei Hauptgründe: Einerseits der im Verhältnis zur Bevölkerung hohe Anteil an schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen und zweitens die Beliebtheit und Attraktivität unserer Musikschule: Von 7 Schulkindern nutzen 3 deren Angebot.

Von der Kunstförderung zum Künstlerpech. Zu den Würenloser Vorhaben, die aufs Pech abonniert sind, gehört zweifellos der neue Sportplatz. Die Erdarbeiten am künftigen Rasenspielfeld im Tägerhard sind vorübergehend eingestellt, weil der Baugrund (eine aufgefüllte Kiesgrube) doch weniger tragfähig ist als erwartet. Periodische Setzungsmessungen, die seit längerem auf dem Areal vorgenommen worden sind,  hätten keine Hinweise auf die jetzigen Probleme geliefert, so der Gemeinderat. Mag sein. Unschön ist aber bestimmt, dass im Verpflichtungskredit, welcher der Gemeindeversammlung vor einem Jahr unterbreitet worden ist, praktisch keine Reserven für Unvorhergesehenes enthält (vergleiche Blog vom 28.10.15). Man wollte eben den Kredit möglichst tief halten, nachdem 2014 schon ein Projektierungskredit am Referendum gescheitert war. Kreditkosmetik also, wie sie sich bei Politikern grosser Beliebtheit erfreut. Da kann man nur hoffen, dass jetzt nicht Massnahmen zur Bodenstabilisierung in einem Umfang nötig sind, die den bewilligten Kreditrahmen beträchtlich sprengen.

Zum Schluss noch dies:: Die im vorletzten Blog vorgestellte Broschüre mit den Lebenserinnerungen des bald 91-jährigen Würenlosers Franz Notter ist erhältlich am Würenloser Christchindlimärt vom 26. November und zwar am Stand von drüArt (Petra Burkart und Claudia Kaiser mit ihren lustigen Holzspruchtäfeli) sowie am Würenloser Träff 55 plus vom Montag, 28. November, 14.30 Uhr in der Alten Kirche. Preis: 12 Franken.

Eine AG für das Alterszentrum

Bis das Alterszentrum auf die Zielgerade einbiegen kann, sind noch einige Knacknüsse zu bewältigen.
In kleinen, aber wichtigen Schritten geht es vorwärts in Richtung Alterszentrum.

Am 8. Dezember fallen an der Gemeinde-
versammlung wichtige
Entscheide zum Alterszentrum. Erstens die Gründung einer gemeinnützigen, im Besitz der Einwohnergemeinde bleibenden Aktiengesellschaft. Sie wird das Alterszentrum projektieren und bauen und es dann  an einen Betreiber vermieten. Und zweitens der Kauf des Postgebäudes – zwecks besserer Erschliessung des Alterszentrums.

Den Bau des Alterszentrum einem privaten Investor zu überlassen, wie auch schon erwogen, ist kein Thema mehr. Möglich als Bauträgerin wären aber auch ein Verein oder eine Stiftung. Doch der Gemeinderat zieht die AG vor und begründet dies unter anderem wie folgt:

  • Sehr gut geeignete und flexible Leitungs- und Aufsichtsstruktur;
  • Rasche Entscheidungswege;
  • detaillierte gesetzliche Regelung und umfassende Best-Practice-Regeln (vorbildliche Methoden und Praktiken zur Unternehmensführung);
  • Haftungsbeschränkung.

Als einzigen Nachteil erwähnt der Gemeinderat einen tendenziell höheren administrativen Aufwand. Als gemeinnützig wird die AG übrigens darum bezeichnet, weil sie einem gemeinnützigen Zweck dient und nicht gewinnorientiert, aber dennoch wirtschaftlich handelt. In dieser Rechtsform organisiert sind zum Beispiel auch das Alterszentrum Kehl in Baden und das St. Bernhard in Wettingen.

Woher kommt das Kapital für die neue AG? Vorab vom sogenannten Altersheimfonds, in welchem sich in all den jahren rund 4 Millionen Franken angesammelt haben. Die Gemeindeversammlung muss einen entsprechenden Verpflichtungskredit beschliessen. Das Gründungskapital der AG beträgt 1,5 Mio. Franken, weitere 2,5 Mio. werden nach Erteilung der Baubewilligung einbezahlt.

Zudem soll die Gemeindeversammlung später darüber entscheiden, ob das fürs Alterszentrum benötigte Gemeindeland (ca. 6000 Quadratmeter) als Sacheinlage in die AG eingebracht oder  im Baurecht (vernünftigerweise  zu einem  symbolischen Baurechtszins) überlassen wird. Wahrscheinlich wäre  die Sacheinlage geringfügig vorteilhafter, ich halte aber beide Wege für gangbar. Mit der Sacheinlage erhielte die AG mehr Eigenmittel, bei der Abgabe im Baurecht bliebe die Gemeinde dem Grundsatz treu, möglichst kein eigenes Land zu veräussern. Das Land bleibt so oder so faktisch Gemeindeland, weil die Gemeinde zu 100% Eigentümerin der AG bleiben soll. Gelegentlich hört man, bei einem Baurecht müsse die AG fürs benötigte Fremdkapital mehr bezahlen – doch gross kann der Unterschied nicht sein angesichts rekordtiefer Zinsen.

Sagt die Gemeindeversammlung Ja zur Aktiengesellschaft, so wird der Gemeinderat  den Verwaltungsrat bestimmen müssen. Alles andere als eine Formsache. Die gemeinnützige AG kann ihre Vorteile nur dann voll ausspielen, wenn der Verwaltungsrat nicht zu gross ist und seine Mitglieder primär nach fachlichen Kompetenzen und nicht nach politischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Verwaltungsrat dieser AG zu sein, darf  kein Ehren- und Kopfnickerpöschtli sein. Heutige Verwaltungsräte bringenaus ihrer beruflichen Tätigkeit  ein hohes Mass an Kompetenz in einem Bereich ein (z.B. im Finanzwesen, im Rechtswesen, im Bau und im Betrieb von Alters- und Pflegeeinrichtungen).

Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang, dass dem Verein Alterszentrum Würenlos in den Statuten der AG das Recht eingeräumt wird, zwei Verwaltungsräte zu stellen. Auch diese werden besonders qualifiziert sein müssen, da steht der Verein Alterszentrum in der Pflicht. Sinnvollerweise ist auch der Gemeinderat im Verwaltungsrat vertreten, damit der direkte Informationsfluss zwischen Verwaltungsrat und Gemeinderat sichergestellt ist. Ein Verschleiss knapper Ressourcen wäre es aber, gleich mehrere Gemeinderäte in dieses arbeitsintensive Gremium zu wählen. Eine Entlastungsmöglichkeit bietet sich da, die der Gemeinderat wahrnehmen sollte!

Wer das Alterszentrum betreiben wird– allenfalls auch als Filiale –, darüber wird ebenfalls erst später entschieden. Zwischen der Gemeinde und dem Betreiber wird eine Leistungsvereinbarung getroffen. Das Auswahlverfahren muss  ergebnisoffen sein. Sich vorschnell und ohne mehrere Offerten seriös geprüft zu haben, auf einen Betreiber festzulegen, wäre nicht im Interesse der Bevölkerung.Dennoch hört man bereits immer wieder den Namen St. Bernhard. Im Verwaltungsrat dieser AG sitzt (noch immer) der Würenloser Vizeammann Toni Möckel – ein zu grosser Interessenkonflikt, wie ich meine. Auch bei striktester Einhaltung der Ausstandsregeln.

Bis zur Eröffnung des Alterszentrums werden noch Jahre vergehen. Bis dahin muss auch auf planerischer Ebene noch viel passieren: Studienauftrag, Gestaltungsplan für das ganze Zentrumsgebiet (inklusive Post und Rössli), Detailprojekt, Baubewilligungsverfahren. Mögliche Stolpersteine noch und noch.

Wenigstens, was die Erschliessung des Alterszentrums betrifft, kann die Gemeindeversammlung nun einen Pflock einschlagen. Das Areal mit der heutigen Post soll für 1,9 Mio. Franken erworben werden – ein «vernünftiger Preis», der in der Mitte zweier unabhängiger Schätzungen liege, so der Gemeinderat. Warum der Kauf? Die Haupterschliessung des Alterszentrum kann nur über die Poststrasse erfolgen, doch die Verkehrssituation beim Coop ist heute schon unbefriedigend und würde sich künftig weiter zuspitzen. Kann das Postareal in die Planung einbezogen werden, ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Poststelle soll vorerst im jetzigen Gebäude bleiben. Wo sie dereinst hinkommt, soll die erwähnte Gesamtplanung aufzeigen. Falls die Post dann überhaupt noch eigene Geschäftsstellen betreibt…

Den Traktandenbericht zur Einwohnergemeindeversammlung finden Sie hier.

Reise durch ein langes, interessantes Leben

Auf zur Fahrt durch ein Leben voller interessanter Stationen. Franz Notter auf dem Bahnhof Würenlos vor dem Start zur Geburtstagsreise im Roten Pfeil für Verwandte und Freunde (im Winter 1015/16).
Auf zur Fahrt durch ein Leben voller interessanter Stationen. Franz Notter auf dem Bahnhof Würenlos vor dem Start zur Geburtstagsreise im Roten Pfeil für Verwandte und Freunde (im Winter 2015/16).

Für einmal wird im würenblicker schamlos Werbung in eigener Sache gemacht. In den vergangenen Monaten bin ich tief in die Lebensgeschichte eines der ältesten Bewohner unseres Dorfes eingetaucht. Ende letzten Jahres wurde unser Mitbürger Franz Notter 90-jährig und das in bemerkenswerter Frische und Gesundheit. Jetzt ist eine  Broschüre  erschienen, in welcher der begnadete Erzähler  über sein kurzweiliges und vielseitiges Leben berichtet.

Er hat viel zu erzählen, der Franz. Sei es aus seiner Jugendzeit in Würenlos, wo er als Sohn des Steinhof-Wirts und Betreibers der Milchhütte aufwuchs, sei es aus seiner beruflichen Tätigkeit bei den SBB. Und vollends ins Feuer gerät er, wenn es um seine Liebe zu den Pferden geht; bis vor drei Jahren konnte man Franz Notter noch fast  täglich hoch zu Ross begegnen.

Wie schon gesagt, Franz Notter ist ein begnadeter Erzähler. Wo immer er Reminiszenzen aus seinem Leben zum Besten gab, ob im grossen Freundeskreis oder an öffentlichen Veranstaltungen wie an einer solchen des Seniorenrats in Würenlos – das Publikum war fasziniert und bestens unterhalten. Verena Zehnder, unsere frühere Frau Gemeindeammann und Ex-Grossrätin, hat mich angefragt, ob ich nicht Franz Notters Lebenserinnerungen schriftlich festhalten wolle. Ich sagte zu und sollte es nicht bereuen. Die langen, vergnüglichen Gespräche mit Franz Notter an etlichen Nachmittagen im Sommer und Herbst 2016 vergingen wie im Fluge – und ich durfte einen aussergewöhnlichen Menschen kennenlernen.

Unglaublich, wie viele Anekdoten aus seinem Leben Franz Notter zu erzählen weiss. Wie er etwa als Bezirksschüler der Seuchenpolizei ein Schnippchen schlagen musste, um an der Beerdigung eines jüdischen Mitschülers in Baden teilnehmen zu können. Oder wie er als junger Stationsbeamter die Thurgauer Männerwelt nicht nur mi Bahnbilletten versorgte, sondern auch mit modischen Kravatten. Oder wie es ihn als Gemeinderat im Pensionsalter zusammen mit seiner Frau Thildy an eine Würenloser Rockparty verschlug.

Franz Notters Erinnerungen sind vor allem aber auch ein Stück erlebter Geschichte der Schweiz und namentlich der Gemeinde Würenlos im 20. Jahrhundert. Und die geht manchmal auch unter die Haut. So etwa, wenn sich Franz Notter erinnert, wie ihm eine Mittelschülerin aus der Primarschule noch Jahrzehnte später aus dem Weg ging – aus Scham, weil ihre arme Familie in der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre  nur Mager- statt Vollmilch beziehen konnte bei Notters in der Milchhütte. Aber auch an die Zeit des Zweiten Weltkriegs oder an die Entstehung der Zürcher S-Bahn erinnert sich Franz Notter, wie wenn es gestern gewesen wäre.

broschuere-franz-notter_omEntstanden ist mittlerweile eine 36-seitige Broschüre mit zahlreichen Illustrationen. «Rösseler und Bähnler aus Leidenschaft» lautet der Titel. Im Anhang findet sich auch ein von Franziska Arnold geführtes Interview über den Steinhof in früherer Zeit, das bereits in der «Steinhof-Zeitung» erschienen ist. Die von Verena Zehnder und mir herausgegebene Broschüre kann bei mir bezogen werden (siehe unten). Ich bin überzeugt, dass Ihnen das Eintauchen ins vielseitige Leben dieses Würenlosers ebenso grossen Spass bereiten wird wie mir!


«Rösseler und Bähnler aus Leidenschaft. Franz Notter – ein 90-jähriger Würenloser erinnert sich.» Herausgegeben von Verena Zehnder und Peter Früh. Preis: Fr. 12.00.

Sie bestellen ganz einfach hier per E-Mail an peter.frueh@tbwnet.ch (bitte Name und Adresse sowie Anzahl Exemplare angeben) oder allenfalls über Telefon 056 424 30 64  und schon kommt die Broschüre ins Haus, zusammen mit einem Einzahlungsschein. Direkt verkauft wird sie auch am Würenloser Christchindlimärt vom 26. November und zwar am Stand von drüArt (Petra Burkart und Claudia Kaiser mit ihren lustigen Holzspruchtäfeli) sowie am Würenloser Träff 55 plus vom Montag, 28. November, 14.30 Uhr in der Alten Kirche.

Keine Insel mehr im Flüchtlingsstrom

Würenlos steht vor einer Herausforderung. Der Kanton will unserer Gemeinde ab 2. November bis zu 22 zusätzliche Asylsuchende zuweisen. Untergebracht werden sie in der unterirdischen Zivilschutzanlage Wiemel beim Feuerwehrmagazin. Eine Informationsveranstaltung für die Anwohner und die ganze Bevölkerung stiess auf  grosses Interesse und verlief erfreulich ruhig.

Alles andere als eine Luxusbleibe: Schlafraum in der Zivilschutzanlage Wiemel.
Alles andere als eine Luxusbleibe: Schlafraum in der Zivilschutzanlage Wiemel.

Es musste schnell gehen: Am 27. September beschied der Kanton unserer Gemeinde, dass sie ab 2. November bis  zu 22  Asylsuchende aufnehmen muss.  Bisher lebten gerade mal deren 4 in der Gemeinde. Unverzüglich hat der Gemeinderat abgeklärt, wo so viele Menschen untergebracht werden können. Kurzfristig bot sich laut Sozialvorsteher und Vizeammann Toni Möckel  einzig  die Zivilschutzanlage an. Die Anwohner im Büntenquartier hat man  am 4. Oktober mit einem Brief informiert, die übrige Bevölkerung zwei Tage darauf mit einer Mitteilung in der «Limmatwelle». Und nun also noch die Veranstaltung vor Ort, an der sich schätzungsweise 80 Personen näher informieren liessen.

Würenlos wird künftig  keine Insel im Flüchtlingsstrom mehr sein. Dabei hatte man auf der sicheren Seite gewähnt – dank einer Vereinbarung, die Würenlos und weitere Regionsgemeinden 2015 mit Neuenhof abgeschlossen hatten. Da Neuenhof weit mehr Asylsuchende beherbergt, als es gemäss kantonalem Verteilschlüssel aufnehmen müsste, hofften die Vertragspartner, so auf eigene Unterkünfte verzichten zu können. Der Kanton vertritt nun aber die Auffassung, Würenlos und drei weitere Gemeinden könnten sich mit diesem Vertrag nicht von der Aufnahmepflicht befreien. Eine Beschwerde gegen die Verfügung aus Aarau, wie sie der Gemeinderat offenbar erwägt, hat keine aufschiebende Wirkung. Die 22 Plätze müssen bis 2. November bereitgestellt werden. Ausser, man würde sich freikaufen, ganz nach dem schlechten Vorbild der Gemeinde Oberwil-Lieli unter ihrem SVP-Gemeindeammann, dem Scharfmacher Andreas Glarner,

Die Bezahlung einer Ersatzabgabe  kommt für unseren Gemeinderat löblicherweise nicht in Frage. Man will sich solidarisch zeigen mit allen anderen Gemeinden, die auch Asylsuchende aufnehmen, . Eine solche Ersatzabgabe ginge finanziell überdies ins dicke Tuch. Würenlos müsste 883 300 Franken pro Jahr bezahlen. Die Aufnahme der Leute mit Unterbringung in der Zivilschutzanlage wird laut  Toni Möckel einen Bruchteil davon kosten. Vorläufig gehe man von jährlichen Kosten um die 120 000 Franken aus.

Soeben gab der Kanton bekannt, dass nach Würenlos ausschliesslich männliche Asylsuchende kommen werden. Aus welchen Ländern sie stammen werden, steht noch nicht fest. Und  am 2. November werden wohl nicht gleich 22 im Wiemel einziehen. Ausschliesslich Männer sind es wohl auch darum, weil für Familien, die als weniger problematisch gelten, unterirdische Unterkünfte denkbar ungeeignet sind. Jeder Schweizer, der im Militärdienst schon mal das Vergnügen hatte, eine Woche oder zwei in einer unterirdischen Zivilschutzanlage zu hausen, weiss: Auch für Männer ist das kein Schleck, erst recht, wenn sie viele Monate darin zubringen müssen.

Darum will der Gemeinderat die Asylsuchenden nicht einfach sich selbst überlassen, Eine professionelle und erfahrene Betreuungsperson  soll die Unterkunft leiten. Und allenfalls werden sich  für gewisse Betreuungsaufgaben auch Freiwillige aus dem Dorf finden. Auch Sport- und andere Vereine könnten um Mithilfe gebeten werden, so ein Vorschlag aus dem Publikum.

Die  unterirdische Wohnsituation entschärfen will der Gemeinderat mit einem oberirdischen Aufenthaltsraum aus Bürocontainern samt abgegrenztem Umgelände auf dem hintersten Teil des Schwimmbad-Parkplatzes  (das Baugesuch soll noch in diesem Monat ausgeschrieben werden). Für die Asylunterkunft wird nur ein Teil der Zivilschutzanlage benötigt. Kleinere bauliche Anpassungen sind geplant im Duschraum, wo es künftig auch Warmwasser geben soll, sowie in der Küche, wo die Asylsuchenden auf Rechauds selber kochen werden. Einkaufen (jeder erhält rund 8 Franken pro Tag für den täglichen Bedarf)., Kochen, Waschen und Reinigen der Unterkunft sind willkommene Beschäftigungen für Asylsuchende, die noch keiner bezahlten Arbeit nachgehen dürfen. Den Leuten eine Tagesstruktur zu geben, wird wichtig sein. So sinkt das Risiko, dass sie auf Langeweile einfach irgendwo «herumhängen».

Aus dem Kreis der Bevölkerung wurden am Informationsabend zahlreiche kritische oder skeptische Fragen gestellt.  Wird die Gemeinde mit dieser Aufgabe nicht überfordert sein? Gibt es einen Sicherheitsdienst oder zumindest häufigere Polizeipatrouillen?Werden sich Frauen im Dorf noch unbehelligt bewegen können?  An wen wird man sich bei Problemen wenden können? Da offenbarten sich Ängste, wie sie praktisch immer zum Ausdruck kommen, wenn irgendwo eine Asylunterkunft entstehen soll. Und glücklicherweise erweisen sie sich in den meisten Fällen als unbegründet oder übertrieben.

Während die baulichen Fragen  schon geklärt seien, müssten für viele betriebliche Fragen Lösungen erst erarbeitet werden.  Klar sei aber, sagte Toni Möckel, dass vor Inbetriebnahme klare Regeln aufgestellt sein müssten, an die sich die Asylsuchenden zu halten hätten (z.B. wann sie sich abends in der Unterkunft einzufinden haben).

Möckel warnte aber auch zu Recht davor, hinter jedem der Asylsuchenden einen Kriminellen oder gar Terroristen zu sehen. Und Susanne Voser, Gemeindeammann in Neuenhof, versicherte,  man beherberge in ihrer Gemeinde über 100 Asylsuchende und das ohne grössere Probleme,  – Es ist wahrscheinlich schon so, wie auch einige Stimmen aus dem Publikum meinten: Je offener wir diesen Menschen begegnen, desto wohlwollender werden auch sie uns gegenüber treten. Es soll nichts schön geredet werden. Die kulturellen Unterschiede zwischen uns und den meisten dieser Asylsuchenden sind gross, Missverständnisse  und wohl auch Enttäuschungen im Zusammenleben werden unvermeidlich sein. Wir haben diese Menschen nicht gerufen. Doch die meisten befinden sich – was immer auch ihr Fluchtgrund gewesen sein mag – in einer prekären,  belastenden Situation.

Der ruhige Verlauf der Informationsveranstaltung lässt hoffen, dass das Verständnis dafür in unserer Bevölkerung vorhanden ist.Und so bin ich zuversichtlich, dass es Würenlos gelingen wird, was vielen anderen Gemeinden schon gelungen ist: Diese Herausforderung  mit Anstand und Menschlichkeit zu meistern.