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Einwanderer

Das Limmattal hat viele Einwanderer. Bei einem Spaziergang entlang der Limmat entdeckte ich kürzlich (etwas ausserhalb unseres Gemeindegebietes) deutliche Spuren eher ungewohnter Bewohner: Biber! Da sie nachtaktiv sind, konnte ich sie noch nicht persönlich begrüssen. Aber von einem anderen Wanderer erfuhr ich, dass die Biber offenbar von Bremgarten gekommen seien. Unklar sei, ob sie von dort flussabwärts und dann limmataufwärts gewandert sind oder ob sie den Aufstieg nach Widen über Land gewagt haben. Sie scheinen sich hier wohl zu fühlen. Nahrung gibt es anscheinend genug. Die Frage ist nur, wo sie sich angemeldet haben: In Würenlos, Killwangen, Spreitenbach oder am Ende gar im Kanton Zürich, in Oetwil oder Dietikon? Wie dem auch sei, viele werden sie begrüssen, andere eher ablehnen. Achten Sie also auf ihrer nächsten Wanderung entlang der Limmat auf die Spuren .

Mein persönlicher Messetag

Was war in mich gefahren, dass ich Messemuffel, der um sämtliche Auto-Salons, Wein-Expos, Bau- oder Gartenschauen  einen Riesenbogen macht, fast vier Stunden an der Würenloser Messe und am Früeligsmärt zugebracht habe?

Sicher nicht die Neugier, welches Geheimnis hinter der Physikalischen Gefässtherapie von Bemer stecken mag. Und auch nicht die Hoffnung, dass an ihrem Stand die«selbständige Verkaufsdirektorin» Edina Mohr meiner verwitterten Visage dank ihres «legendären 2-Minuten-Make ups» von Mary Kay zu neuer Frische verhelfen würde.

Gewiss auch nicht das Wetter. Seepferdchen gleich schaukelten ja die Karussellgäule mit klitschnassen Rittern obendrauf durch die Fluten. Und für meinen Schirm, der, kaum aufgespannt, schon schlapp machte, war an den Früeligsmärt-Ständen ringsum kein Ersatz erhältlich. Petras Häkelmützen, die sich beim ersten Regenguss vollgesogen hätten so schwer wie Betonklötze, weckten darum ebenso wenig meine Kauflust wie Vrenis afrikanische Körbe, die ich als Regenschutz auf dem Kopf zu tragen mich nicht traute.

Und ganz sicher nicht die Nahrungsaufnahme im Gastrozelt (Bündnerspiess). Dieses Ambiente (des Zeltes, nicht des Spiesses)–  ein Mahnmal der Schlichtheit, das zur Zeitreise einlud:  Selbstbedienungs- und Kassiersystem wie bei den Pfahlbauern, Dekoration und  Beleuchtung wie in einem Lazarett der Ardennenschlacht.

Nicht, dass Sie meinen, ich hätte vier Stunden lang nur gelitten. Ganz im Gegenteil.  Obwohl es mich schon genervt hat, dass ich – unbeschirmt wie ich war –  eine gefühlte Stunde lang meine Frau gesucht und sie schliesslich in einer Ecke auf einer Matratze liegend endlich fand. Der Herr an ihrer Seite erwies sich glücklicherweise als Bico-Vertreter.

Nein, ich habe natürlich Freude gehabt, vielen Bekannten über den Weg zu laufen. Ich bewunderte den Einfallsreichtum gewisser Aussteller, vor allem aber die gute Laune und die Wetterfestigkeit der Aussteller im Freien. Ich schätzte, dass  die  Organisatoren auf die Wahl einer Miss Würenlos ebenso verzichteten  wie auf die Herrichtung der weltlängsten Crèmeschnitte und ähnlichen Firlefanz, ohne den viele solcher Messen nicht auszukommen glauben. Ich finde es sympathisch, wenn sich engagierte Gewerbetreibende zusammentun, um der Bevölkerung persönlich zu begegnen und um ihr etwas zu bieten. Obwohl sie natürlich wissen, dass solche Events viele anziehen, die zu jedem Gratis-Gläsli greifen, da ein Bhaltis einstecken und dort ein Glücksrad drehen – und dann die neue Küche doch lieber im «Tüütsche usse» kaufen.

Einkaufstourimsus, Online-Handel. Sind Gewerbeschauen ein Auslaufmodell? Dieser Frage ist die «Neue Zürcher Zeitung» vor einigen Jahren nachgegangen. Und sie kam zum Schluss, dass auch kleinere Gewerbeschauen durchaus Zukunft hätten – vorausgesetzt, sie seien keine Verkaufsmessen, sondern würden ein «geselliges Beisammensein mit Dorffestcharakter» ermöglichen. Das hat die Würenloser Messe durchaus getan. Auch wenn sie sich diesmal nicht mehr rein lokal geben mochte. Doch das mit der «überregionalen Gewerbemesse Würenlos und Furttal» wurde nicht so heiss gegessen.

Nur gut ein Dutzend Gewerbler aus dem Zürcher Furtttal mischten sich unter die total 80 Aussteller. Bei über 300 Aktivmitgliedern der dortigen zwei Gewerbeverbände  haben da künftige  Würenloser Messen noch Entwicklungspotential. Auch die Besucher von ennet der Grenze störten mich am  Würenloser «Dorffest» nicht. Ja, es war ein befreundetes Paar aus Dänikon, das uns vorgeschlagen hat, gemeinsam hinzugehen. Und die Zwei waren echt begeistert. Genauso wie Stunden zuvor  meine einstige Kollegin aus  «Badener Tagblatt»-Tagen, das Mayeli (nass wie ein Pudel flüchtete die Reporterin  unters schützende Dach der Theatergemeinschaft, wo ich gerade eine Crèpe verdrückte).  – So ist das halt mit Fremden: Sie schätzen unsere Welt oft noch mehr als wir selbst.

O sole mio

An sonnigen Tagen denke ich hin und wieder, wir sinnvoll es wäre, wenn die Computer und Lampen im Schulhaus indirekt mit Strom gefüttert würden, welchen Solarzellen oben auf dem Dach fast gratis produzieren. Doch nix da. Dabei wäre es fast dazu gekommen. Doch eben nur fast.

Voller Vorfreude hatten Würenloser Schüler schon für ein Werbebild Modell gestanden. Das Bild hätte im Laufe des Projektes zum Einsatz kommen sollen.
Voller Vorfreude  hatten Würenloser Schüler schon mit Schraubenziehern als Solarmonteure posiert. Das Bild hätte in der Werbung fürs Projekt verwendet werden sollen. (Foto: myblueplanet)

Mein Mitblogger Ted Trefzer hatte die gute Idee, die Schule Würenlos könnte sich am Schulprojekt «Jede Zelle zählt – Solarenergie macht Schule!» (www.jzz.ch)  beteiligen. Die Klimaschutzbewegung Myblueplanet unterstützt seit 5 Jahren mit Erfolg lokale Schulen mit Materialien und Ideen für einen Unterricht zu erneuerbaren Energien, Solarenergie und Energieeffizienz. Höhepunkt ist jeweils die gemeinsame Montage einer Solaranlage auf dem Schulhausdach. Für deren Finanzierung kommen dabei neben einem Hauptinvestor (Contractor) örtliche Privatpersonen und Firmen auf, indem sie eine oder mehrere der Solarzellen sponsern.

Die Idee stiess bei der Schule Würenlos auf offene Ohren. Am 16. Februar 2015 hätte es los gehen sollen mit «Jede Zelle zählt». Der Startevent war schon organisiert, der Termin dafür öffentlich bekanntgegeben. Doch wenige Tage vorher stoppte der Gemeinderat das Projekt. Dies, nachdem zwei Jahre lang hin- und her geprüft, und diskutiert worden war, wiederholt neue Akteure (zum Beispiel eine ortsansässige Firma) an Bord geholt worden waren, eine Umwelt- und Energiekommission ins Leben gerufen und alsbald wieder abserviert worden war. Ein Musterbeispiel für Energie-Ineffizienz sozusagen.

Von rund 30 Gemeinden, in denen man bisher eine Zusammenarbeit konkret geprüft habe, sei es in Würenlos «mit Abstand am kompliziertesten» gewesen, bilanziert Thomas Fedrizzi, Aktionsleiter von «Jede Zelle zählt». Es habe ihn gewundert, wie viele Sitzungen es für dieses an sich kleine Projekt gebraucht habe und wie viele verschiedene Akteure und Behördenmitglieder ins Projekt involviert gewesen seien. Der Übungsabbruch sei viel zu spät erfolgt und das habe er vor allem als Affront gegenüber der Schule empfunden, die voll motiviert hinter dem Projekt stand und auch massgeblich profitiert hätte. Dass es auch einfacher gehe, zeige zum Beispiel die Gemeinde Turbenthal oder auch das aargauische  Hunzenschwil, wo es drei Sitzungen an zwei Treffen gebraucht habe (je mit Schule, Baukommissionsmitgliedern und Gemeindewerk), um das Bildungsprojekt aufzugleisen. Auf die neue Mehrzweckhalle des Oberstufenschulhauses dort kommt nun eine Solaranlage zu stehen, das Quartier- und Bildungsprojekt wird vom Bund ausgezeichnet.

In Würenlos ist seit dem Projektabbruch über ein Jahr verstrichen. Die politischen Akteure sind teilweise nicht mehr die gleichen wie 2013. Federführend war die inzwischen zurückgetretene Gemeinderätin Karin Funk. War «Jede Zelle zählt» Opfer der zwischenzeitlich miesen Stimmung im Gemeinderat geworden?

Vielleicht gab es aber auch gute Gründe für den Projektabbruch. Sogar eine einschlägige Einsprache gegen das Baugesuch gab es – wobei es offenbar nicht ganz klar ist, ob es überhaupt eine Bauausschreibung gebraucht hätte. Doch warum dauerte alles so lange? Auch dem vorgesehenen Contractor riss der Geduldsfaden, er stieg aus. Volle anderthalb Jahre nach einer ersten Dachbegehung kam man darauf, dass das Dach der Mehrzweckhalle zu wenig tragfähig sei für eine Solaranlage (besteht ein Sicherheitsrisiko bei hohen Schneelasten?) Der daraufhin gemachte Vorschlag,  wenigstens eine Kleinanlage auf dem bereits mit Steigzonen vorbereiteten neuen Schulhaus Feld zu erstellen, scheiterte.

Der lokale Initiant Ted Trefzer hat nach anfänglich grosser Enttäuschung mittlerweile mit der Sache abgeschlossen. Myblueplanet bedauert den Abbruch ebenfalls und ermuntert Würenlos, sich abstützend auf den Erkenntnissen und Vorarbeiten nochmals einen Neustart zu wagen. 

Das unglückliche Ende von «Jede Zelle zählt» erinnert an ein anderes Projekt, das einige Jahre zuvor ebenfalls im Sand verlief und das die Gemeinde ebenfalls kaum einen Franken gekostet hätte. Ende 2008 hatten  junge Mütter an der Gemeindeversammlung angeregt, auf der Zentrumswiese einen Kinderspielplatz einzurichten. Mit dem Hinweis, dass auf dem Areal ja schon bald die Baumaschinen fürs Alterszentrum auffahren würden und der Spielplatz bei der reformierten Kirche eben neu angelegt worden sei, wollte der Gemeinderat darauf nicht eintreten. Fünf Jahre später gelangten die gleichen Elternkreise erneut an den Gemeinderat und schlugen einen temporären, auf drei Jahre befristeten Spielplatz vor, der völlig auf privater Basis finanziert worden wäre. Der Gemeinderat brachte dagegen erneut diverse Einwände vor und trat auch auf ein einschriftliches Wiedererwägungsgesuch der Initianten nicht ein.

Sportplatztermine und heikle Schulsituationen

«Um auf den teuren Einsatz von Rollrasen verzichten zu können, ist spätestens im Oktober 2016 die Rasenansaat zu erstellen, damit bei optimaler Pflege der Spiel- und Trainingsbetrieb im Frühling 2017 aufgenommen werden kann. Bei einer Bauzeit von 7 ½ bis 8 Monaten ist deshalb ein Baubeginn im Februar 2016 anzustreben.» So stand es im Traktandenbüchlein zur Gemeindeversammlung im vergangenen Dezember. Sportfreunde erinnern sich gerne: Der 1,257 Millionen-Kredit für den neuen Sportplatz Tägerhard wurde damals  schlank angenommen und es wurde auch kein Referendum dagegen ergriffen.

Der Februar ging ins Land, dann der März… und mancher Sportsfreund dürfte sich gefragt haben, wann denn nun die Bagger auffahren würden. Jetzt weiss man es: Im besten Fall am 23. Mai, also drei Monate später als der Termin, der im Dezember noch als der ideale  genannt wurde. In der neuesten «Limmatwelle» waren die Submission für die Tief- und Erdarbeiten und auch das Baugesuch für den neuen Sportplatz ausgeschrieben. Im Submissionsverfahren haben die Unternehmer ihre Offerten bis 28. April einzureichen. Einsprachen gegen das Baugesuch wären bis 30. April möglich. Dann soll es ruckzuck gehen – immer vorausgesetzt, kein Einspracheberechtigter schwingt die Keule. In der Submission werden folgende Termine für die Tiefbau- und Erdarbeiten genannt: Start am 23. Mai, Bauende am 23. Dezember.

Für eine anschliessende Aussaat des Rasens  wäre es dann allerdings zu spät. Können die Bauarbeiten nicht so günstig vergeben werden, dass der beschlossene Kredit auch noch für das Verlegen eines teuren Rollrasens reicht, könnte der Rasen wohl erst im Frühling angesät und der Spiel- und Trainingsbetrieb  kaum  mehr vor den Sommerferien nächsten Jahres aufgenommen werden. Aber was sind schon einige Monate Verspätung im Vergleich zur unsäglich langen Vorgeschichte des neuen Platzes?

Einen starken Eindruck hinterlassen haben nun schon zum zweiten Mal innert kurzer Zeit die Schulpflege und die Schulleitung. Erst parierten sie beherzt und  souverän eine unsägliche Attacke des örtlichen SVP-Präsidenten auf ein ebenso sympathisches wie harmloses Schulprojekt mit Flüchtlingskindern aus der kantonalen Asylunterkunft in Untersiggenthal. Diese hätten Gelegenheit bekommen sollen, gemeinsam mit hiesigen KIndern einige wenige Schulstunden zu erleben. Sicher für beide Seiten eine bereichernde Erfahrung, (zu der es allerdings bisher nicht gekommen ist, weil die vorgesehenen Flüchtlingskinder das Durchgangsheim bereits  verlassen hatten, bevor es los gehen konnte). Wer darin, wie  SVP-Präsident Thomas Zollinger in seinem Leserbrief an die «Limmatwelle» den Versuch sieht, die Schule im Sinne linker Ideologen zu verpolitisieren.  der treibt Angstmacherpolitik. Und dies auf dem Buckel von Kindern, die nicht einmal ein Hauch von Schuld trifft an der schwierigen Situation, in der sie stecken. (Stellungnahmen  der Schulpflege und der Schulleitung hier und hier.)

Auch eine zweite brenzlige Situation haben die Schulpflege und –leitung durch entschlossenes Handeln rasch entschärfen können. Vom Lehrer, auf dessen Computer-Bildschirm Sechstklässler die vom Lehrer aufgerufene Sex-Dating-Seite abfotografiert hatten, hat man sich ohne langes Federlesen getrennt( siehe Artikel in der AZ vom 2. April).

Vor Ereignissen wie den zwei beschriebenen ist keine Schule gefeit. Umso wichtiger ist es, dass die Schulverantwortlichen darauf klug und entschlossen reagieren. Schulpflege und Schulleitung haben rasch gehandelt, in den Medien haben sie ihre Haltung und ihr Vorgehen klar und auf angemessene Weise kommuniziert. Das Vertrauen in unsere Schule hat so nicht gelitten – ganz im Gegenteil.