Alterszentrum soll abspecken

Die Überraschung ist perfekt als Ende Juni das Gesuch für einen Vorentscheid zum Alterszentrum-Projekt Margerite zurückgezogen wird. Auch im Kreis der Einwender reibt man sich die Augen, wie einer von ihnen gegenüber würenblicker bestätigt. Fürs Erste hat man sie ins Leere laufen lassen. Nun wird direkt die eigentliche Baubewilligung angepeilt. Geht es so schneller voran mit dem Alterszentrum? Die Projektgegner zeigen sich weiterhin kampfbereit. Können sie doch noch zum Einlenken gebracht werden? Vieles deutet darauf hin, dass das Gebäudevolumen reduziert wird. Jedenfalls ist der Rückzug des Gesuchs eine weitere abrupte Kehrtwende in der endlos scheinenden Alterszentrumsgeschichte (siehe farbig unterlegter Text am Schluss)

2019 reicht die von Gemeindeammann Toni Möckel präsidierte Alterszentrum Würenlos AG das Gesuch für einen Vorentscheid zum Alterszentrum ein. Mit diesem sollen wichtige  baurechtliche Fragen wie Gebäudevolumen und -höhen usw. vor dem eigentlichen Baubewilligungsverfahren verbindlich geklärt werden. So liessen sich Planungskosten sparen, sollte Margerite nicht so realisiert werden können wie beabsichtigt. Gegen das Vorentscheidsgesuch gehen neun gültige Einwendungen (Einsprachen) ein. Unter anderem werden von den Einwendern zu grosse Gebäudevolumen und -höhen sowie die damit verbundene schlechte Einpassung ins Dorf- und Landschaftsbild moniert. Aus diesem Grund holt der Gemeinderat ein entsprechendes Gutachten bei einem fachkundigen Architekten ein.

Der Rückzug erfolgt, nachdem mit den Einwendern keine Einigung erzielt werden konnte. An einer nach Lockerung des Covid19-Lockdowns doch noch durchgeführten Einigungsverhandlung habe man ihnen gegenüber keinerlei Entgegenkommen gezeigt, erklärt ein Einwender. Doch auch sein Lager zeigt sich wenig kompromissbereit und macht klar, dass man einen Vorentscheid zugunsten von Margerite  durch alle Instanzen hindurch anfechten werde. 

«Wir wollten nicht darauf warten, bis die Juristen mit ihrer Arbeit fertig sind», begründet Alterszentrum-VR-Präsident Möckel den Verzicht auf einen Vorentscheid in der « Limmatwelle (Link). Fragt sich nur, weshalb man denn überhaupt einen Vorentscheid erwirken wollte. Denn kein anderer als Möckel hat von Anfang an gesagt, realistischerweise sei im Vorentscheidsverfahren  mit Einwendungen zu rechnen. Dass das gerade bei diesem Bauvorhaben mit Zeitverlust und viel, sehr viel Juristenfutter verbunden sein würde, muss doch auch dem Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG bewusst gewesen sein. 

Hat die Bauherrin die möglichen Gegner von Margerite und ihre Entschlossenheit massiv  unterschätzt? Zumindest die zehnmonatige Verzögerung, als wegen des Vorentscheidgesuchs die Projektierungsarbeit ruhte, muss die Alterszentrum Würenlos AG unter Toni Möckel ganz auf ihre Kappe nehmen. 

Allerdings scheint auch der Verwaltungsrat der AG  von der ursprünglichen Margerite-Idee nicht mehr restlos überzeugt zu sein. «Ein aus betrieblicher Sicht funktionierendes Gebäude würde nicht zwingend ins Dorfbild passen», lässt sich Möckel in der «Limmatwelle» zitieren und tönt Änderungen an der ursprünglichen Projektidee an: «Hier sind die Architekten gefordert. Sie sollten etwas entwerfen, das der Bevölkerung gefällt.».  

Zum Meinungsumschwung beigetragen haben dürfte das von der Gemeinde eingeholte, bisher unveröffentlichte Ortsbild-Fachgutachten. Der Gutachter – so viel ist durchgesickert – äussert sich kritisch zum 5. Geschoss des höchsten Gebäudetraktes. Deshalb dränge sich eine genauere Überprüfung des Raumprogramms auf, sagen selbst Mitglieder des Verwaltungsrates der Alterszentrum Würenlos AG. 

Das läuft auf ein Abspecken von Margerite hinaus. Dabei dürfte an den 44 Pflegebetten weniger gerüttelt werden als an den bisher vorgesehenen 40 Wohnungen mit Dienstleistungen. Eine Massierung so vieler Alterswohnungen (deren Mieter Dienstleistungen des Alterszentrums beanspruchen könnten) an einem Ort mag zwar betrieblich optimal sein, ist aber weder zwingend noch von allen Seniorinnen und Senioren gewünscht (Stichwort Altersgetto). Der Bau eines Teils dieser Wohnungen an einem anderen Ort im Dorf böte den interessierten Seniorinnen und Senioren mehr Wahlmöglichkeiten. Zudem könnte der Bezug der Wohnungen so etappiert und damit das Leerstandsrisiko minimiert werden.

Fragt sich bloss, ob ein volumenmässig reduziertes Projekt die Einwender davon abhalten wird, im Baubewilligungsverfahren den Rechtsweg bis zum Gehtnichtmehr auszuschöpfen. Denn noch immer geben sie sich kampfentschlossen. Mit Projektkosmetik wie einem genaueren  Beschreiben der Fassadengestaltung und der Verkehrserschliessung, wovon Möckel in der «Limmatwelle» spricht, werden sie sich wohl kaum zufrieden geben. Zumal unter ihnen solche sind, die  am liebsten gar kein Alterszentrum auf der Zentrumswiese hätten und noch immer dem Standort Wiemel nachtrauern.

Ob selbst ein deutliches Abspecken von Margerite rascher zur Baubewilligung führen wird, ist deshalb fraglich. Doch die Alterszentrum Würenlos AG wird den Versuch wohl unternehmen müssen, wenn sie dem klaren Gemeindeversammlungsentscheid von 2013  zu Gunsten des Standorts Zentrumswiese Rechnung tragen will.

Doch man ahnt es: Der Planungs- und Bewilligungsprozess dürfte sich noch in die Länge ziehen. Die von Toni Möckel in der Lokalpresse genannten zwei Ziele, das Baugesuch schon Ende  dieses Jahres einzureichen und 2021 mit dem Bau zu beginnen, sind wohl reines Schönreden

Nicht die erste Kehrtwende.

Der Rückzug des Gesuchs für einen Vorentscheid ist nicht die erste abrupte Kehrtwende in der endlos scheinenden Alterszentrumsgeschichte.

2012 erweist sich, dass ein grösseres Alterszentrum als das bisher vorangetriebene Projekt Ikarus benötigt wird. Ikarus, an dem lange geplant und geschräubelt worden ist, wird beerdigt. Wie schon ein  erstes Altersheimprojekt namens Falter.

2013 überrascht der Gemeinderat alle, auch den damals einflussreichen Verein Alterszentrum. Er schlägt vor, das Alterszentrum nicht auf der Zentrumswiese, sondern im Wiemel zu bauen. Es kommt zum «Volksaufstand». In einer mittels Initiative erzwungenen Abstimmung spricht sich die Sommer-Gmeind klar für den Standort Zentrumswiese aus. 

2016 beschliesst die Dezember-Gemeindeversammlung die Gründung einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft, die das Alterszentrum bauen soll. Weil diese Organisationsform mehr Effizienz bei der Realisierung verspricht, beschneidet sich das Stimmvolk seine Mitwirkungsrechte: Zum Bauprojekt wird es nichts mehr zu sagen haben. Bedenken zerstreut der Gemeinderat: Im damaligen Traktandenbericht schreibt er, ein weiterer Meilenstein werde die  «Ausarbeitung eines Gestaltungsplans für das gesamte Zentrum (inkl. Zentrumswiese)» sein. Gestaltungspläne dienen gemäss kantonalem Planungs- und Baugesetz «der architektonisch guten, auf die bauliche und landschaftliche Umgebung und die besonderen Nutzungsbedürfnisse abgestimmten Überbauung».

Der in Aussicht gestellte Gestaltungsplan wird nie erstellt. Stattdessen führt die Alterszentrum Würenlos AG  2018/19 einen Ideenwettbewerb nur für das Alterszentrum durch. Das künftige Aussehen der gesamten Dorfmitte kann so nie breit diskutiert werden. Die Zentrumsplanung bleibt ein Flickwerk.

11 Gedanken zu „Alterszentrum soll abspecken“

  1. Sehr geehrte Frau Dinkel. Was man oft sagt (und hört) wird deswegen nicht wahrer. Bitte entschuldigen Sie den frontalen Einstieg, aber Ihre Aussage, dass ein Alterszentrum mit Standort Wiemel schon bald bezugsbereit wäre, ist schlicht falsch.
    Schauen Sie sich mal die Chronologie des aktuellen Projekts auf der Website des Vereins Alterszentrum Würenlos an (Link). Die dort aufgeführten Schritte bis Abschluss Studienauftrag wären beim Standort Wiemel genau gleich erfolgt (mit Ausnahme des Landerwerbs auf der Zentrumswiese). Auch beim Standort Wiemel hätte man zuerst die Organisationsform klären (wer baut: Verein, Gemeinde, Stiftung, AG?) und diese dann aufbauen müssen. Ebenso wäre zur Qualitätssicherung ein Wettbewerb oder Studienauftrag durchgeführt worden – eine „Direktvergabe“ an ein Architekturbüro wäre in so einem Fall nicht möglich.
    Nach einem Konkurrenzverfahren, wie es ein Studienauftrag darstellt, hat man bei weitem noch kein Bauprojekt. Entsprechend wurde das vom Beurteilungsgremium bestbeurteilte Projekt „Margerite“ im 1. Halbjahr 2019 verfeinert, während die Ausschreibung für den Betreiber des Alterszentrum vorbereitet wurde. Diese konnte erst nach Abschluss des Studienauftrags erfolgen, u.a. weil den möglichen Betreibern eine Mietzinsvorgabe gemacht werden musste, um deren Angebote vergleichen zu können. Dazu wiederum musste eine Grobkostenschätzung für das Bauprojekt vorliegen.
    Das Verfahren zur Betreibersuche wurde im 2. Semester 2019 durchgeführt, parallel zum Vorentscheidgesuchverfahren, das ab August 2019 lief und eigentlich bis im 1. Quartal 2020 hätte abgeschlossen werden sollen. Das Vorentscheidgesuch betraf im Wesentlichen das „Äussere“ des Alterszentrums (Gebäudedimensionen, Lage). Das „Innere“ des Alterszentrums sollte nach Wahl des Betreibers gemeinsam bearbeitet und zum finalen Baugesuch ausformuliert werden. Dieser letzte Schritt erhielt nun ein halbes Jahr Verzögerung, da damit bis zum Abschluss des Vorentscheidgesuchs zugewartet wurde. Die Gründe, wieso der Vorentscheid zurückgezogen wurde, entnehmen Sie der Limmatwelle vom 2. Juli 2020, hier zu finden.
    Man kann nun alle möglichen theoretischen Planspiele durchführen – hätten einzelne Schritte noch enger ineinander verzahnt werden können? Vielleicht. Fakt bleibt, bis Ende 2019 wäre ein Projekt im Wiemel nur unwesentlich weiter gekommen als dasjenige im Zentrum. Ein baldiger Bezug eines Alterszentrums ist auch beim Standort Wiemel illusorisch. Zugegeben: Das Bauen im Zentrum ist, Stichworte Ortsbild- und Hochwassserschutz, anspruchsvoller als am Siedlungsrand. Dafür wird den Bewohnerinnen und Bewohnern des Alterszentrums an dieser Lage ein ungleicher Mehrwert geboten (zentrale Lage, Einkauf, Dienstleistungen und öV in nächster Nähe). Dies hat eine überwältigende Mehrheit der Gemeindeversammlung vom Juni 2013 erkannt und daher den Standort Wiemel verworfen. Man kann diesen Entscheid gut oder schlecht finden. Die Aussage, dass es im Wiemel viel schneller gegangen wäre, ist deswegen dennoch nicht zutreffend.

    Dieser Beitrag stellt meine persönliche Meinung dar und erfolgt nicht in meiner Funktion als Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG bzw. Vorstand des Vereins Alterszentrums Würenlos.

  2. Vor lauter Kompliziertheit im Verfahren um eine Baubewilligung für dieses Bauprojekt werden vermutlich noch weitere 50 Jahre ins Land ziehen bis es in Würenlos ein Senioren-Heim geben wird. Interessant, dass z.B. in Wettingen innert kürzerster Zeit ein neues St.Bernhard entstehen kann! Bald alle unsere Nachbarngemeinden haben es zustande gebracht, Seniorenheime zu bauen, nur Würenlos nicht.
    Aufgrund dieser Umstände wäre es wohl am besten (gewesen), wenn sich Würenlos im neuen St.Bernhard eingekauft hätte,

  3. Das Gesuch über einen Vorentscheid hat seinen Zweck erfüllt. Namentlich herauszufinden, was beim Projekt bei den Einsprachebrechtigen nicht ankommt. So kann nun die Alterszentrum Würenlos AG das Projekt entsprechend überarbeiten, fertig ausarbeiten und dann ein Baugesuch einreichen. Damit stehen die Chancen deutlich besser, als wenn man diesen Schritt zuerst gemacht hätte. Schafft man es, die Unstimmigkeiten durch eine Überarbeitung mit den Einsprechenden auf einen Nenner zu bringen, so ist Möckels Optimismus eines Baustarts im 2021 vielleicht doch gar nicht so weit entfernt. Es bleibt spannend 🙂

  4. Erstaunlich wie schnell vor Jahren die “Musterhaus Siedlung” entstehen konnte, die ja überhaupt nicht ins Bild von Würenlos passt. Erstaunlich, wie schnell neue Quartiere mit mehr als 40 Wohnungen akzeptiert und auf wunderbaren Grünflächen gebaut werden können (z. B. geplantes Steinhof-Quartier). Erstaunlich, wie schnell ein Altersheim jedoch verneint und ständig abgelehnt wird.
    Ich komme aus dem Gesundheitswesen und arbeitete viele Jahre in einem Alters- und Pflegeheim (APH) in der Region. Wie viele Personen aus Würenlos, welche dort ihr Lebensende verbrachten und ich begleiten durfte, wünschten sich dies in Würenlos tun zu dürfen, in ihrem Zuhause. Sie jammerten und verstanden schon damals nicht, warum es nie zustande gekommen ist, ein APH in Würenlos auf die Beine zu stellen.
    Um ehrlich zu sein, wohl auch genau diese Generation hatten vor Jahren Einsprache gemacht oder den Bau eines Alterszentrums abgelehnt. Im hohen Alter jedoch bereuten sie diesen Entscheid, sei es der damals eigene oder der der Gemeinde/Bevölkerung gewesen.
    Die junge Generation oder gar Neuzuzüger von heute wehren sich oft laut gegen einen Bau dieser notwendigen Institution in Würenlos, wegen einer schönen Wiese, die nicht für sowas entfallen soll oder wegen eines nicht ins Bild von Würenlos passende Projektes, oder nicht idealer Standort…
    Natürlich, man hätte dies auch bei der Chilemetzg planen können, die ja bald abgerissenen wird. Ein bestehendes Objekt abreissen und so etwas darauf stellen, why not, direkt neben Kirche, Volg, Bank, Apotheke…wäre ja auch top gewesen. Aber einen besseren Platz gibt es in Würenlos zum Bau des tollen Projektes mit geplantem Umschwung zum spazieren gehen nicht, auch wenn man Land dafür neu überbauen muss!
    Ein Prosenio alleine reicht nicht aus. Wer ein Pflegefall wird, muss Würenlos spätestens dann verlassen. Nur wenige bleiben im hohen Alter gesund und brauchen keine Hilfe, und daran denken die Gegner heute noch nicht. Ich bin überzeugt, all die neuen, grossen Quartiere (bsp, geplantes Bachmatt) welche sogar in die *unberührte Natur von Würenlos geplant werden*, die stehen dann schneller als man Altersheim sagen kann, da es diese Menschen als dringend notwendig empfinden so etwas zu bauen…
    Ich befürworte das APH in Würenlos. Das ist ein Projekt, welches zeitnah umgesetzt werden MUSS!

  5. Es scheint, dass wir nach über 50 Jahren Altersheimplanung noch nicht wissen, was wir eigentlich wollen. Warum Leute, die eine andere Meinung haben, sich derart behandeln lassen müssen, zeigt mir weit wir sind. Ich bin nach über 50 Jahren zur Überzeugung gelangt, dass es besser ist, ohne Altersheim Würenlos mein Altwerden in die Hände zu nehmen bzw. mich dorthin zu wenden, wo es dann einen Platz für mich hat.

    1. Frage ist, wer „wir“ sind. Jene, die etwas vorantreiben oder jene, die bremsen? Jene, die ihre ureigenen Interessen vor jene des anderen stellen oder jene, die im Interesse des Gemeinwohls bereit sind, über den Schatten zu springen? Jene, die bereit sind, Verantwortung für die Gemeinde zu übernehmen und ihre private Zeit entsprechend einzuschränken oder jene, die glauben, es besser zu können, ohne die entsprechenden Lasten und Bürden zu tragen? Wäre es da nicht viel zufrieden stellender, mit dem „wir“ etwas gemeinsam in unserem Dorfzentrum Geschaffenes zu verbinden?

  6. Hans Arnold schreibt in einem Leserbrief (erschienen in der Limmatwelle vom 22. Oktober als Reaktion auf den offenen nicht namentlich unterzeichneten Brief der Einwender gegen das Alterszentrum, Red.), dass die lange Planungszeit nicht nur negativ sei. Die ersten beiden gescheiterten Projekte würden heute nicht mehr den Bedürfnissen der Einwohner entsprechen.Was bleibt, sind die hohen Kosten und die Verunsicherung der Bevölkerung.
    Das neue Projekt «Margerite» erfüllt anscheinend nun alle Bedürfnisse der heutigen Zeit, Wohnungen für betreutes Wohnen und ein Pflegeheim. Der einzige Nachteil ist der falsche Standort. Ist es richtig, die Zentrumswiese zu opfern, damit die alten Leute dort ihre letzten Jahre verbringen können? Zusammen mit der Zentrumsscheune ist dieser Platz prädestiniert für die Gestaltung eines schönen Dorfzentrums, wovon alle Generationen profitieren würden. Sogar die 35 m hohen Bäume (Fotomontage von Margerite) und die Geisslein, die von den Kleinkindern bis zu den alten Leuten vermisst werden, hätten dort ihren Platz. In den Städten werden Gebäude abgerissen, um grüne Oasen zu schaffen. Würenlos ist in der glücklichen Lage, mitten im Dorfzentrum eine solche Grünfläche zu besitzen. Auch hier sollten wir uns den heutigen Bedürfnissen anpassen.
    Im Masterplan von 2007, der vom Gemeinderat unter Mitwirkung der Bevölkerung erstellt wurde, steht unter anderem: “Die Zentrumswiese ist ein einmaliges Kapital für das Dorf und soll als Erholungs- Begegnungs- und Erlebnis-Raum erhalten werden.”
    Mit dem Bau des Projektes «Margerite» wäre diese Wiese verloren und das bisherige intakte Ortsbild für immer zerstört. Für private Um-und Neubauten im Dorfzentrum gelten strenge Vorschriften, um das Dorfbild zu schützen. Zudem wäre eine Erweiterung der Bauten fraglich und eine Studie belegt, dass die Anzahl älterer Menschen in unserem Dorf in kurzer Zeit ansteigen wird.
    Der Standort Wiemel, der bei der Abstimmung 2013 als Alternative zur Diskussion stand, ist für dieses Projekt bestens geeignet. Die Lage ist sonnig, man geniesst die schöne Aussicht ins Grüne, was besonders wichtig ist für jene Menschen, die nicht mehr mobil sind. Busstation RVBW Linie 1, Volg, Apotheke, Bank, Kirche und Gemeindehaus ist alles in der Nähe und mit dem Dorfbus 11 könnte das Alterszentrum zusätzlich erschlossen werden. Damit nicht weitere Steuergelder verschwendet werden und das Alterszentrum endlich realisiert werden kann, muss ein Umdenken stattfinden! Es wäre wünschenswert und wichtig, dazu weitere Meinungen aus der Bevölkerung zu erfahren. Selber gehöre ich zur alten Generation mit dem Wunsch, bei Pflegebedarf im Dorf bleiben zu dürfen. Aber als Würenloserin ist mir auch ein schönes, intaktes Dorfbild ein wichtiges Anliegen.

  7. Unglaublich, dass man als Einheimische so argumentieren kann,
    nachdem wir seit Jahrzehnten mitleiden, wie unsere Betagten
    den Lebensabend in anderen Gemeinden verbringen müssen.

  8. Ein offener, nicht unterzeichneter Brief und immer wieder Einwände wegen dem Standort sind für mich unverständlich und ein Affront gegenüber allen, die mit viel Arbeit und Hoffnung auf eine möglichst baldige Verwirklichung einer Lösung für ein Alter in Würenlos planen und arbeiten.

  9. Die Planungs-Strategie beim Alterszentrum Würenlos führt nicht zum gewünschten Ziel: Der Masterplan vom Oktober 2007 ist im Grundsatz immer noch verbindlich für die Behörde. Die Überarbeitung vom Mai 2018 (Masterplan PLUS) änderte nichts an den festgelegten Grundsätzen für die Zentrumswiese. Insbesondere ist festgehalten, dass dieser zentral gelegene Freiraum ein einmaliges Kapital für das Dorf ist und einer Nutzung für alle Generationen offen stehen soll. Hochbauten müssen Rücksicht auf das umliegende Ortsbild nehmen.
    Um diesen Grundsätzen treu zu bleiben, schlug der damalige Gemeinderat den alternativen Standort Wiemel vor. Obwohl dieser Standort eine einfachere, schnellere und somit günstigere Realisierung des Alterszentrums versprach, gab die Gemeindeversammlung vom 11. Juni 2013 dem Standort Zentrumswiese den Vorzug.
    Leider wurde nach diesem Entscheid versäumt, mit einer effizienten Planungs-Strategie die anstehenden Probleme einer Lösung zuzuführen. Mit der Ausarbeitung eines Gestaltungs-und Erschliessungsplanes, wie es im Baugesetz § 33.ff für Gemeinden verlangt wird, hätte man heute Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Der Fokus wurde vielmehr auf die Projektentwicklung eines Alterszentrums gelegt, welches immer grösseren Ansprüchen zu genügen hatte. Mit dem Projekt Margerite als Grundlage wurde ein Vorentscheids-Gesuch ausgearbeitet. Die legitimierten direkten Anstösser bekamen Gelegenheit die vom Gemeinderat formulierten 8 Fragen zu beantworten. Dieser Aufforderung sind die Berechtigten in Form von 10 Einwendungen nachgekommen. Am 13. Juni 2020 zog die Alterszentrum Würenlos AG das Vorentscheid-Gesuch zurück!
    Nach längerer Zeit der Verunsicherung hat ein Teil der Einwender mit einem Offenen Brief an den Gemeinderat und einem Flyer an die Bevölkerung auf die nicht zum Ziele führende Planungs-Strategie und die fehlenden rechtlichen Grundlagen aufmerksam gemacht. Eines vom Gemeinderat in Auftrag gegebenes Fachgutachten vom Dezember 2019 zeigt, dass das verfeinerte Projekt Margerite bereits im Jahre 2030 erweitert werden müsste. Zeitgleich wird sich in der Region Baden ein akuter Bettenmangel in Pflegeabteilungen bemerkbar machen. Auf der Zentrumswiese fehlt aber der Platz für bauliche Erweiterungen.
    Es stellt sich die Frage, ob mit der Erteilung eines Baurechts auf den Parzellen 495 und 4240 zu Gunsten der Alterszentrum Würenlos AG noch zugewartet werden sollte. Was hier dem Stimmbürger scheinbar rechtlich korrekt vorgelegt wird, trägt einige politische Bedenken in sich. Manövriert sich der Gemeinderat nicht in ein Dilemma, falls die Standortfrage aus Platzgründen für Erweiterungen nochmals zum Thema wird?
    Kommt dazu, dass sich Gemeindeammann Anton Möckel (zuständig für die Ortsplanung) und Gemeinderat Markus Hugi (Hochbau und Ortsbildschutz) in den Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG wählen liessen. Damit ist es dieser Personalen gemäss § 16 des Verwaltungsrechtspflegegesetzes verwehrt, im Rahmen ihrer gemeinderätlichen Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Alterszentrum zu beraten und zu entscheiden.
    Die Verantwortung für die anstehenden epochalen Entscheide liegt nun bei den 3 unbefangenen Gemeinderäten. Im Wissen der grossen Tragweite ihrer Entscheide sind sie nicht zu beneiden.

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