Die heisseste Ecke

Bei der Post auf den 1er-Bus nach Wettingen zu warten, ist immer wieder ein prickelndes Erlebnis. Da geht die Post ab vor der Post! Rasant biegt ein Behinderter mit seinem grossen schwarzen SUV ein auf den Parkplatz mit dem Rollstuhlzeichen. Ach nein, der Wohlbeleibte ist ja gar nicht behindert, sondern nur zu faul, um die paar Schritte vom allgemeinen Parkplatz zum Postfach zu machen.

Kurz darauf Stau auf der Landstrasse in beiden Richtungen, weil wieder einmal alle gleichzeitig zum Coop abbiegen wollen, aber nicht können, weil eine Dame ihre Limousine zaghaft aus dem ersten Parkplatz vor dem Laden hinausmanövrieren möchte. Kann sie aber nicht, weil ein Bannerträger der Ich-Gesellschaft auf dem engen Strässchen zwischen Post und Coop in seinem Toyota seelenruhig darauf wartet, dass das Parkfeld frei werde. Und wie wenn das Chaos nicht schon total wäre, schlängelt sich nun auch noch ein Mami mit Velo und Kinderanhängerli durchs Gewühl.

Und erst die Fussgänger! Wie aufgescheuchte Hühner stieben sie von den Karossen davon und rennen um ihr Leben. Nicht auszudenken, was hier erst los sein wird, wenn auch noch all die Bewohner des Alterszentrums mit ihren Rollatoren um diese heisse Ecke kurven. Nun, sie wollen ja mittendrin sein im Geschehen.

Aber mal ernsthaft: Was sich seit der Coop-Eröffnung fast tagtäglich abspielt, ist die Folge stümperhaftester Planung. Aber auch ein wunderschönes Beispiel, wie in Würenlos Probleme lieber ausgehockt als gelöst werden. In 12 Jahren ist es nicht gelungen, die unmögliche und für die schwächsten Verkehrsteilnehmer auch brandgefährliche Situation nur ein bisschen zu entschärfen. Der Verzicht auf zwei, drei Parkplätze vor dem Coop hätte schon viel gebracht. Warum haben hier die Behörden nicht schon vor Jahren energisch auf den Tisch geklopft? Und was bitteschön hat die privaten Grundeigentümer bisher daran gehindert, aus Vernunft und Einsicht in den Planungsblödsinn zu handeln?

6 Gedanken zu „Die heisseste Ecke“

  1. Nach dem Besuch des Würenloser Christchindlimärt und der Zentrumsscheune, die ich bei diesem Anlass von innen sehen wollte (und nun bis aufs Blut vor einem allfälligen Abriss verteidigen werde!), wartete ich vierzehn Minuten lang an dieser heissesten Ecke von Würenlos auf den Bus Nummer 1 nach Baden – und habe lediglich gefroren! Ich freue mich auf die Zeit, wenn die Betagten unserer Gemeinde an dieser einmaligen Ecke mit ihren Rollstühlen und Rollatoren den Autofahrern das Fürchten lehren! Chaos kann belebend sein! Ich werde mich dann in Libanon, Malaysia oder den Philippinen wähnen! Wo hin und wieder nichts mehr geht! Kein Durchkommen mehr ist! Dafür plötzlich die Zeit da ist, mit einem steckengebliebenen Taxifahrer Schach zu spielen! Bei einem meiner Wege quer über mehrspurige Strassen zur Schweizerischen Botschaft in Beirut hatte ich wie eine Katze sieben Leben verbraucht! Hier in Würenlos reichen tausend Leben nicht, um Rollstühle und Rollatoren aus dem Alterszentrum flitzen zu sehen!
    Jonas Bühler

    1. Eine wirklich neue Optik auf das gelegentliche Verkehrschaos in Würenlos City beim Coop hat mir Herr Bühler vermittelt. Wenn unsere Planungsbüros, Strassen-, Verkehrsinsel- und Zebrastreifenbauer etc. wenig bis kein Steuergeld verbrauchen würden, könnte man das Ganze tatsächlich lustig finden.
      Doch das Bild mit den flitzenden Rollatoren – die den Automobilisten das Fürchten lehren – ist schon amüsant. Leider ist’s dann eben doch meistens umgekehrt: wie leicht werden ältere, z.B. sehbehinderte Menschen durch Autos plötzlich erschreckt (und ein Sturz kann dann rasch ein Leben zum Ende führen).
      Ich lobe mir den Volg und auch das nicht gerade zur Stosszeit! Da gehts noch recht gemütlich zu und her. Am besten ist’s sowieso per Velo oder zu Fuss.
      Liliane Hofer

    2. Lieber Herr Bühler, es freut mich, dass ich Sie zu denen zählen darf, die sich für die Erhaltung des architektonischen und konstruktiven Juvels Zentrumsscheune stark machen. Ihr Leben werden Sie kaum dafür einsetzen müssen, denn schon sehr viele Leute haben ihre Schönheit erkannt.
      Hans Arnold

      1. Lieber Herr Arnold, Mein Blut! Nicht mein Leben! Mein Leben setze ich höchstens für die Verteidigung unseres Landes und die Freiheit ihrer Menschen ein! Übrigens: in jenem Teil der Zentrumsscheune, in der die Kinder Kerzen gezogen haben, klafft im Dach ein grosses Loch! Ist das gewollt?!

        1. Die Zentrumsscheune ist sicher schön anzusehen. Für mich gehört diese jedoch auf den Ballenberg. Dies hätte einige Vorteile:
          • Die Scheune würde von Fachleuten unterhalten.
          • Der Gemeinde entstünden keine Kosten für Sanierungen.
          • Jeder könnte die Scheune bei einem Ausflug im Ensemble mit anderen historischen Gebäuden anschauen.
          • es würde Raum schaffen für eine gescheite Planung des Alterspflegezentrums.

  2. Wenn die Gegend um Post und Coop die heisseste Ecke von Würenlos ist, dann ist die Einmündung des Birkenwegs in die Altwiesenstrasse bestimmt die widerlichste Ecke von Würenlos. Mit den hell- bis dunkelbrauen Kügelchen und Stäbchen auf dem Gehsteig ist es besser geworden, abgesehen von jenen, die von unachtsamen Sohlen bereits zu runden oder ovalen Mustern in den Asphalt getreten sind. Die Strecke entlang der Lorbeerhecke machte aus mir einen Experten in Hundekunde. Aus der Länge und Ausdehnung der Pisse, die bis zum nächsten Regen in den Asphalt eingeätzt bleibt, kann ich inzwischen mit grosser Genauigkeit auf Grösse und Aussehen des Hundes schliessen, dessen Ventil nicht genauestens auf den knappen Streifen Erde zwischen Gehsteig und Hecke ausgerichtet war. Ich bitte alle Hundebesitzer, samt ihren Hunden einen Kurs in Treffsicherheit zu besuchen, damit diese Ecke von Würenlos nicht überregional Beachtung findet!

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