Ja, Ja, Ja und Ja, Ja, Ja

Die Gemeindeversammlung vom 8. Dezember hat alle Vorlagen im Sinne des Gemeinderates gutgeheissen – durchs Band weg mit grossem Mehr.  Die Teilnahme von 242 Stimmberechtigten war recht hoch. Das zeigt, dass gewisse Entscheide – insbesondere jene zum Alterszentrum und zum Musikschulregelement –  doch mit einiger Spannung erwartet wurden.

Als Bauträgerin des Alterszentrums kann eine gemeinnützige Aktiengesellschaft ins Leben gerufen werden. Die Versammlung hat – ohne  Federlesen – grünes Licht zur Gründung gegeben. Als Kapital wird die Einwohnergemeinde die 4 Millionen aus dem so genannten Altersheimfonds einwerfen. Und etwa 6000 Quadratmeter auf der Zentrumswiese werden als Baugrund  zur Verfügung gestellt – ob als Sacheinlage in die AG oder im Baurecht wird die Gemeindeversammlung später  entscheiden.

Mit der AG, die sich voll und ganz im Besitz der Einwohnergemeinde befinden wird, tritt bald  eine neue Akteurin in den Entstehungsprozess des Alterszentrums. Sie kann und wird hoffentlich in die Sache zusätzlichen Schwung und Dynamik  bringen. In einer AG sind die Entscheidungswege relativ kurz, Der  Verwaltungsrat wird das grösste öffentliche Bauvorhaben aller Zeiten in unserer Gemeinde verantworten, bestimmt wird er  vom Gemeinderat. Recht hatte FDP-Ortsparteipräsident Consuelo Senn, wenn er sagte,  diesem Gremium sollten «möglichst wenige Politiker und möglichst viele Fachleute» angehören. Ohne Politiker gehe es aber auch nicht, erwiderte wollte Vizeammann Toni Möckel, der die Vorlage vor der Versammlung vertrat. Man wird sehen, was rauskommt.

Die Politik bleibt im weiteren Entstehungsprozess des Alterszentrums ja nicht aussen vor. Der Gemeinderat  ist extrem gefordert beim Setzen weiterer Meilensteine  auf dem  Weg zum Alterszentrum.  Denken wir nur an den noch ausstehenden neuen Gestaltungsplan  für das ganze Zentrum inklusive Areale Post und Rössli) oder an die Leistungsvereinbarungen, die  mit der AG als Bauträgerin und später mit der noch zu bestimmenden Betreiberin des Alterszentrums abzuschliessen sind. Auch die Gemeindeversammlung wird  noch zwei Mal zum Handkuss kommen: beim Gestaltungsplan sowie beim Entscheid, in welcher Form das Bauland fürs Alterszentrum der AG zur Verfügung gestellt werden soll.

Einen Stolperstein in der Alterszentrumsplanung hat die Versammlung schon mal weggeräumt: Für 1,9 Millionen Franken kauft die Gemeinde das Postgebäude. Dies erleichtert die Gesamtplanung im Zentrum und ermöglicht, das künftige Alterszentrum besser zu erschliessen, als es über die heutige schmale Poststrasse möglich wäre. Ob das Postgebäude ganz wegkommt, wird die weitere Planung zeigen. Jedenfalls soll die Liegenschaft, soweit sie zur besseren Erschliessung der Zentrumswiese nicht benötigt wird,  später wieder verkauft werden Der Gemeinderat hofft, dafür dann noch etwa 1,6 Millionen Franken zu erhalten.

Können wir auf einen Platz im Alterszentrum hoffen oder erst unsere Kinder? Man würde es ja nur zu gerne wissen. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten, der  noch zu lösenden Aufgaben und der an Rückschlägen reichen Geschichte des Alterszentrums will der Gemeinderat aber keinen Terminplan bis zur Eröffnung nennen.. Dafür hat die Gemeindeversammlung Verständnis. Oder ist es eher die Erkenntnis, dass man einen solchen Terminplan ja eh nicht zum Nennwert nehmen könnte? Jedenfalls lehnte die Versammlung einen Antrag der FDP deutlich ab, welcher den Gemeinderat verknurrt hätte, bis zur nächsten Gemeindeversammlung einen wenigstens ungefähren Zeitplan zu präsentieren.

Mit grossem Mehr genehmigt wurde  das neue Musikschulreglement. Die grösste Änderung ist, dass die Eltern mit ihren Beträgen künftig 40% der gesamten Musikschulkosten (und nicht bloss der Musiklehrerlöhne) tragen sollen. Das hat leicht höhere Elternbeiträge zur Folge. Die Finanzkommission beantragte erfolglos die Rüschweisung des Geschäfts, auf dass es der  Sommer-Gmeinde 2017 mit aufschlussreicherer Begründung erneut vorgelegt werde. Die Fiko rügte auch, sie habe  kaum Zeit gehabt, die ihr erst spät unterbreitete Voprlage eingehend zu prüfen.

Wäre auch ein Elternbeitrag genehm, der 50 Prozent der Kosten decken und die Gemeinde entsprechend entlasten würde? Die Finanzkommission wollte es wissen und stellte einen solchen Antrag. Der wurde aber haushoch abgeschmettert.  In Würenlos hängt der Himmel eben voller Geigen – auch wenn die Nachhaltigkeit des Musikunterrichts nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Zumindest wenn man sieht, wie wenige Musikschüler ihrem Instrument nach der Schulzeit und im Erwachsenenalter treu bleiben.

Diskussionslos beschlossen wurden

  • der Baurechtsvertrag mit der Ortsbürgergemeinde für den künftigen Rasensportplatz im Tägerhard,
  • ein Verpflichtungskredit von 525 000 Franken für die Gesamtrevision der Allgemeinen Nutzungsplanung.
  • die Einbürgerung von11 Frauen, Männern und Jugendlichen.
  • gähn, gähn: diverse Anträge betreffend Aufnahme von Bergdietikon in den Regionalen Bevölkerungsschutz Wettingen-Limmattal
  • und die Kreditababrechnung für  den Ausbau der Kläranlage in Killwangen.

Ach ja. Bevor wir es vergessen. Das Gemeindebudget fürs nächste Jahr wurde auch mit grossen Mehr angenommen. Der Steuerfuss bleibt auf 109 Prozent. Gesamthaft präsentiert sich die finanzielle Lage  weniger düster als auch schon, obwohl der Steuerertrag pro Kopf stagniert, gewisse Ausgabenposten (Asylwesen, Sozialhilfe) steigen und die geplante Neuregelung des Finanzausgleichs im Aargau  für Würenlos  nachteilig sein dürfte, wie Finanzvorstand Lukas Wopmann darlegte.

 

4 Gedanken zu „Ja, Ja, Ja und Ja, Ja, Ja“

  1. Ein Lob den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern! An der reichbefrachteten Gemeindeversammlung sind mir zwei Sachen aufgefallen: Über die Einbürgerung von 11 Frauen und Männern wurde entschieden, dies mit gossem Mehr und ganz wenigen Gegenstimmen. Als die neuen Würenloser Bürger wieder in den Saal kamen, erhielten sie einen längeren Applaus, ein schönes Willkommen.Das neue Musikschulreglement gab Einiges zu reden. Ein Rückweisungsantrag und ein Antrag für eine grössere Kostenbeteiligung der Eltern wurden mit grossem Mehr abgelehnt und schliesslich dem neuen Reglement grossmehrheitlich zugestimmt. Ein Zeichen, dass Musik als wertvolle Ergänzung zum eher kopflastigen Unterricht auch ein Teil der Bildung ist.

  2. Weitere Unabwägbarkeiten. Nebst den kantonalen Abstimmungen, welche Auswirkungen auf das Gemeindebudget haben werden, steht auf Bundesebene noch die Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform 3 an. Leider wurde verpasst, dazu Stellung zu nehmen. Im Allgemeinen rechnen die Kantone und Gemeinden mit grösseren Steuerausfällen. Hier wäre es schon wegen der hohen Schuldenlast der Gemeinde Würenlos angebracht gewesen, zumindest eine grobe Abschätzung zu machen und die Stimmbürger zu informieren, was auf sie zukommt.
    Solange die Zinsen sich auf dem heutigen, historisch tiefen Niveau befinden, ist die Schuldenlast kein grösseres Problem. Sobald die Schuldzinsen wieder steigen, wird noch weniger Geld zur Verfügung stehen für Ausgaben, welche die Gemeinde selber beeinflussen kann.

  3. Man nimmt erfreut zur Kenntnis, dass die Gemeindeversammlung weiterhin die Entstehung des Alterszentrums auf der Zentrumswiese unterstützt und dazu mit der Zustimmung zur Bauträgerschaft und zum Kauf des Postgebäudes wichtige Voraussetzungen schafft. Der Wunsch, es möge schnell vorangehen, ist deutlich zu spüren. Etwas erstaunlich ist da dann schon die Ablehung des Vorschlags der FDP, der Projektleiter möge neben den Meilensteinen auch noch anvisierte Termine bekannt geben. Dass dies weder von der Gemeindeversammlung gewünscht, noch vom Steuerungsausschuss mit Vehemenz gefordert wird, erstaunt und ein Schelm, wer sich fragt, ob dies wirklich einem raschen Fortschreiten des Projekts dient. Wer vom Ziel nichts weiss…

  4. Die Nachhaltigkeit des Musikunterrichts kommt im Votum der Gemeindeversammlung zum Ausdruck! Denn mit grossem Mehr wurde der Erhöhung eines Elternbeitrages zugestimmt. Gleichzeitig wollte man die Gemeinde aber nicht aus der Pflicht entlassen, das ihr Zustehende zu übernehmen. Die Nachhaltigkeit des Musikunterrichts wurde nicht -wie von Peter Früh etwas vereinfacht dargestellt- anhand der Treue zum Instrument nach der Schulzeit und im Erwachsenenalter in Zweifel gezogen (gibt es dazu handfeste Daten?). Denn ein solches Argument würde zu kurz greifen. Wieviele Schulfächer würden ihm wohl zum Opfer fallen? Physik, Algebra (gibt es das überhaupt noch)..? Immerhin begegne ich den Gesetzen der Physik bei jedem einzelnen Schritt, den ich auf den Boden setze, aber auch jede geschriebene Note kann ich charakterisieren. Es ist die Sprache der Noten, die uns im Musikunterricht vermittelt wird und wer Freude und Talent hat, kann sich mit dieser eine Welt eröffnen, die mit oder ohne Worte bereichert: Meine Note wird zum Klang, allein oder im Zusammenspiel! Ich begann mit Klavier, war davon nicht begeistert, setzte dann mit zunehmender Freude meine Finger auf die Klappen der Querflöte, später auf diejenigen des Saxophon und fand schlussendlich meine grosse Liebe im Luftspiel mit dem Waldhorn. Wo bleibt da die Treue? Diese liegt in meiner Beziehung zur Musik, deren Zugang mir im Musikunterricht vermittelt wurde. Natürlich liebe ich auch mein Instrument. So wie ich meine Füsse liebe, die glücklicherweise bei jedem Schritt ganz unbewusst den Gesetzen der Physik folgen und mich tagtäglich Neues erfahren lassen, auch in der Musik!

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