Der Kandidat

Am 18. Oktober wird gewählt. 288 Aargauerinnen und Aargauer wollen in den Nationalrat. Neu hat der Aargau 16 Sitze. Auf den 22 Listen steht – wenn ich niemanden übersehen habe – gerade mal ein Name aus Würenlos.

Lukas Wopmann.
Lukas Wopmann.

Arithmetisch sind wir untervertreten. Gemessen an der Einwohnerzahl müsste Würenlos zwei bis drei Kandidaten stellen. Wenigstens tritt einer an. Und erst noch ein Junger, von denen es stets zu wenige hat in Bern. Stutzig macht höchstens, dass dieser eine gewiss nicht an Unterbeschäftigung leidet. Er hat einen Führungsjob auf dem Flughafen, präsidiert die Bezirkspartei Baden der BDP und spielt leidenschaftlich Laientheater. Und nicht zuletzt ist Lukas Wopmann ja auch Gemeinderat und hat eben das anspruchsvolle Amt des Finanzvorstands übernommen, garniert mit der nicht minder heiklen Verantwortung für die Altersbetreuung  (Alterszentrum).

Seine Agenda muss sehr voll sein. Gelegentlich hört man Klagen aus offiziellen Gremien über Absenzen und dass es schwer sei, Termine mit ihm zu finden. Nun gut, Wopmann ist voll berufstätig und der einzige Gemeinderat, dessen Arbeitsplatz sich nicht in der engsten Region befindet.

Jetzt will er also noch ins Bundeshaus. Der junge Mann ist ja auch schon Alt-Grossrat. 2012, als seine kurz zuvor gegründete Partei auf Anhieb sechs Grossratssitze eroberte, war er ins Kantonsparlament gewählt worden. Doch bald darauf auch noch zum Gemeinderat gewählt, sah er ein, dass beides nicht drin lag. Er entschied sich für den Gemeinderat und trat, kaum war er vereidigt, als Grossrat auch schon wieder zurück. Jene seiner Wähler, die explizit mehr Junge im Grossratssaal sehen wollten, mag er so enttäuscht haben.

Doch sein damaliger Entscheid verdient Respekt. Wopmann entschied sich für das schwierigere Mandat, welches mit mehr persönlich zu tragender Verantwortung verbunden ist und mehr Präsenz erfordert. (Im Grossen Rat kann man sich notfalls ganz bequem in den hinteren Bänken verstecken.)

Mit seiner jetzigen Kandidatur leistet er vor allem seiner Partei einen Dienst. Kandidaten mit etwas politischer Erfahrung stehen der BDP nicht im Überfluss zur Verfügung. Zudem schadet eine neuerliche Kandidatur gewiss nicht Wopmanns späteren Politkarriere.

Doch wie würde er das viel Zeit raubende Nationalratsmandat überhaupt mit seinen anderen Pflichten unter einen Hut bringen? Ich habe ihn per Mail angefragt und auch sehr rasch eine Antwort bekommen. Danke!

Er sieht es realistisch. Seine Chancen, nach Bern gewählt zu werden, sind nicht sehr gross. Seine Partei, die BDP, muss um ihren einzigen Aargauer Sitz im Nationalrat kämpfen. Der Amtsinhaber, Bernhard Guhl, kandidiert wieder, mit dem Vorteil des Bisherigen. Zudem ist er auch Ständeratskandidat, was Publizität verspricht und mehr Nationalratsstimmen bringt. «Eine grosse Änderung seit meinem Rücktritt aus dem Grossen Rat gab es so nicht», schreibt Wopmann. Trotz der nicht sehr grossen Wahlchance habe er aber mit seinem Arbeitgeber gesprochen. Eine konkrete Lösung sei aber nicht vereinbart worden. Doch werde der Arbeitgeber bei einem Nationalratsmandat zu Zugeständnissen eher bereit sein.

«Für mehr Sachpolitik statt Selbstinszenierung» lautet das Motto von Lukas Wopmann im BDP-Kandidatenprofil. Schauen wir doch, wie weit sich unsere persönlichen sachpolitischen Präferenzen, Meinungen und Wünsche mit den seinen decken. Im Internet gibt es dafür Instrumente. Ich empfehle für den Kandidaten- (und Parteien-)Check den von «Blick» angebotenen interaktiven Vimentis-Fragebogen mit 73 zu beantwortenden Sachfragen. Das Erstellen dieses Ratings erfordert vom Wähler einiges Nachdenken, aber das darf doch sein. Dafür spuckt mir der Computer eine individuelle Rangliste aller Kandidaten und Listen aus sowie einen Wahlvorschlag mit jenen 16 Kandidaten, die meine Interessen in Bern am ehesten vertreten dürften.

Natürlich möchten Sie jetzt wissen, was  herausgekommen ist. So viel sei Ihnen verraten: Wäre ich ausschlaggebend, so würde Lukas Wopmann die politischen Sporen weiterhin nur auf Gemeindebene abverdienen. Von allen 288 Kandidaten rangiert er für mich erst an 158. Stelle, seine BDP-Liste erst an 14.  (von 22). Sorry.

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