Aufwertung für die Dorfstrasse, das neue Plätzchen bei der Einmündung der Haselstrasse.Wie mit planerischer Sorgfalt und mit relativ geringem Aufwand das Ortsbild verschönert und der Aufenthalt im öffentlichen Raum erfreulicher gestaltet werden kann, zeigt sich nun an der Dorfstrasse. Bei der Einmündung der Haselstrasse ist in den letzten Wochen ein schmuckes Plätzchen entstanden.
Das teils gekieste, teils gepflästerte Plätzchen ist zurückhaltend «möbliert»: Ein Baum samt Sitzbank rundherum, ein alter Brunnen, zwei mächtige Holzbalken und ein Steinkreis als weitere Sitzgelegenheiten und einige Steinblöcke gegen Wildparkierer. Sponsoren der Sitzbalken sind die Ortsbürger, es wird darauf diskret für vermehrte Verwendung einheimischen Holzes geworben. Der Brunnen ist eine Leihgabe des früheren Brunnenmeisters Felix Brunner.
Das Auge des Dorfflaneurs nimmt das Plätzchen mit Dankbarkeit wahr. Statt mit öden Sicht- und Lärmschutzwänden (wie gleich gegenüber an der Dorfstrasse) abgewertet, ist hier der Strassenraum aufgewertet worden. Eine neue Wegmarke ist entstanden. Im vordersten Teil der Überbauung Gatterächer West hat zwar das einstige Bauernhaus Haselstrasse 1 weichen müssen. «… mit seinem grossen (inzwischen verwilderten) Vorgarten trägt es wesentlich zum lebendigen und abwechslungsreichen Strassenraum bei», schrieb Martin Brogle in den Würenloser Blättern 2010 in seinem zusammen mit Felix Wyss verfassten Beitrag «Fünf vor zwölf für die Dorfstrasse». Nun hat der Vorgarten wenigstens einen würdigen Ersatz gefunden.
Das neue Plätzchen ist nicht nur Schmuck, es hat auch eine Funktion. Es macht es attraktiver, zu Fuss im Dorf unterwegs zu sein. Denken wir nur an die älteren und alten Menschen, die in immer grösserer Zahl anzutreffen sind. Auf ihrem Spaziergang oder Einkaufsweg schätzen es viele von ihnen gewiss, da kurz ausruhen zu können. Wenn der Baum im Sommer ausreichend Schatten spenden wird, werden vielleicht auch junge Mütter mit Kindern hier verweilen. Und die Kindergärtler vom Gatterächer werden wohl dank des Brunnens öfters nässer nach Hause kommen, als es die Wetterlage erwarten liesse. Das mag die Eltern nicht erfreuen, steigert aber den von Pädagogen hoch gepriesenen Erlebniswert des Schulwegs ungemein.
Zu lange sind in Würenlos die Strassenräume gestalterisch ziemlich vernachlässigt worden. Wie gut täte doch eine gestaltete Freifläche wie hier an der Ecke Dorf-/Haselstrasse dem «zusammengemosteten» Bickackerquartier! In seinem Leitbild zur Gemeindentwicklung von 2015 hatte es sich der Gemeinderat zum Ziel gesetzt, der Gestaltung des Strassenraumes mehr Aufmerksamkeit zu schenken und so die qualitative Entwicklung zu fördern sowie die Verkehrssituation im Dorf zu verbessern. Mit dem Plätzchen an der Dorfstrasse ist ein Anfang gemacht worden. Musste der Neuüberbauung Gatterächer West weichen: Das Bauernhaus Haselstrasse 1 mit seinem zuletzt verwilderten Vorgarten.
Flachmaler Joseph (Sepp) Egli, der langjährige Mieter, vor dem Häuschen an der Mühlegasse.Wer kann sich noch an das Egli-Haus erinnern? Es war rund 200 Jahre alt, stand an der Mühlegasse und wurde vor mehr als 40 Jahren abgebrochen. Wie die sogenannte Chilemetzg, die nun einem Ersatzbau weichen soll, gehörte es der katholischen Kirchgemeinde. Der Abbruch dieses Hauses hat den Charakter der Mühlegasse nachhaltig verändert. Dabei gab es einen interessanten Vorschlag, es zu erhalten.
Der oberste Teil der Mühlegasse. Am Ende des Trottoirs, wo die Treppe hinaus zur Kirche beginnt, stand das Egli-Haus. Rechts das Haus “Zur alten Schmiede”, auch Markwalder-Haus genannt.So sähe die obere Mühlegasse heute aus, wenn das Häuschen stehen geblieben wäre. (Zeichnung H. Arnold)Ich bin der Geschichte dieses kleinen Häuschens nachgegangen und wollte herausfinden, ob es wegen der Erweiterung des Friedhofes der katholischen Kirchgemeinde weichen musste, oder weil dort ein Trottoir gebaut werden sollte, oder weil es auf das Nachbarhaus Schatten warf.
In einem Artikel im «Aargauer Volksblatt» vom 13. Dezember 1974 ist unter dem Titel: “Wird das «Egli-Haus» zum Denkmal?” folgendes nachzulesen: «Beispielhaftes spielt sich in Würenlos ab: Im Zuge der Friedhoferweiterung hätte auch das durch die katholische Kirchgemeinde von der Familie Markwalder erworbene Haus «Egli» abgerissen werden sollen. Einige heimatschutzbewusste Würenloser fanden es aber schade, dass das 200jährige Haus an der Mühlegasse dem Trax weichen sollte. Das Kunststück gelang und das alte Haus wurde vorderhand verschont.»
Weiter kann in diesem Artikel nachgelesen werden, dass sich die Denkmalpflege für den Erhalt des Hauses einsetzte. Das Architekturbüro Moser und Reize in Baden stellte fest, dass unter dem Verputz des Hauses eine schöne Riegelkonstruktion vorhanden sei und machte einen Vorschlag, wie das Haus erhalten und genutzt werden könnte, z.B. als Ortsmuseum.Diese Pläne sind nicht realisiert worden und das Haus wurde 1974/5 abgebrochen, es musste der Erweiterung des Friedhofes weichen. Heute steht dort die Friedhofmauer mit einem Trottoir, das zur Kirchenaufgangstreppe führt. Mit dem Abbruch des Hauses ist aus einer Gasse leider eine gewöhnliche Strasse mit breitem Trottoir entstanden.
Vorschlag der Architekten Moser und Reize für die Erhaltung des Hauses. Zum Vergrössern anklicken.
Noch steht das Egli-Haus, aber die Arbeiten für die Friedhoferweiterung sind bereits im Gange (links hinten), das Egli-Haus steht noch. Rechts das Markwalder-Haus “Zur alten Schmiede”.
Das letzte Stündchen hat geschlagen. Bild vom Abbruch im Jahre 1974.
Im «Aargauer Volksblatt» wird erwähnt, dass es sich ursprünglich um ein Riegelhaus handle, was vermutlich nicht ganz richtig ist. Das Haus war, gemäss Auskunft eines Fachmannes eine Holz-Ständerkonstruktion, die auf dem gemauerten Gewölbekeller stand. Diese Holzkonstruktion wurde mit Steinen ausgemauert und innen und aussen verputzt. Diese Bauart war zur Zeit, als das Haus erstellt wurde, eine übliche Bauweise. Mit einigem Aufwand und Kosten wäre es möglich gewesen, daraus ein «Riegelhaus» zu konstruieren. Viele der heutigen Riegelhäuser waren früher ganz einfache Ständerkonstruktionen. Im Zuge einer Renovation wurden die Ständerbalken mit 50mm starken Bohlen abgedeckt, mit Ochsenblut angemalt und die Zwischenräume verputzt. Das Ochsenblut hatte nebst der farblichen Wirkung noch die Eigenschaft, das Holz zu imprägnieren.
Als es um die Erweiterung des Friedhofes ging, stand dieses Häuschen dem Vorhaben im Wege. Die katholische Kirchgemeinde verhandelte mit der Eigentümerin, der Familie Markwalder über den Erwerb der Liegenschaft. Es mussten mehrere Anläufe unternommen werden, bis sich die Besitzer bereit erklärten, es für 27’000 Franken zu verkaufen. Frau Markwalder tröstete sich über den Verlust hinweg und meinte, nun stehe es ihr nicht mehr vor der Sonne, wenn sie sich in der Küche ihres benachbarten Hauses «Zur alten Schmiede» aufhalte.
«Egli-Haus» ist eigentlich nicht der richtige Name, denn das Haus gehörte nicht dem Maler Egli, sondern eben der Familie Walter Markwalder im Haus «Zur alten Schmiede» gegenüber an der Mühlegasse. Dass das Haus nach dem Mieter benannt wurde und nicht nach dem Eigentümer, hatte sicher mit der Person des Malers zu tun.
Es dürfte sich also lohnen, dieser Geschichte nachzugehen. Sepp Egli kam von Nussbaumen, wo er ein Malergeschäft besass, nach Würenlos. Hier heiratete er Emma Hunziker, mit der er zwei Kinder hatte, Elsbeth und Bernhard. Er mietete dieses Häuschen an der Mühlegasse. Klein und bescheiden war es. Im 38 Quadratmeter grossen Wohngeschoss gab es drei Räume, eine Stube, ein Schlafzimmer und einen kleinen Nebenraum. Die Küche war im Wohnzimmer hinter einem Vorhang verborgen. Eine Treppenleiter führte in den Dachraum, wo Sohn Bernhard hauste. Das WC, ein Plumpsklo, befand sich neben dem Hauseingang. Um es zu nutzen, musste man also bei Kälte, Schnee und Regen das Haus verlassen. Eglis Frau Emma war oft krank. Man vermutete, dass dies auf die schlechten Wohnbedingungen (feucht und kalt) zurückzuführen sei. Geheizt wurde mit einem kleinen Gussofen. Das Holz dazu holte Egli mit seinen Kindern im Würenloser Wald. Der monatliche Mietzins betrug anfangs 35 Franken, später wurde er auf 45 Franken erhöht.
Egli fehlte der rechte Arm. Dieser war ihm im Alter von etwa 10 Jahren wegen einer Blutvergiftung amputiert worden. Seine Behinderung war vielleicht der Grund, dass der Pfarrer dem Buben die Prognose stellte, er werde es nur zum Hausierer schaffen. Dies nahm Egli dem Pfarrer übel und er trat aus der Kirche aus. Vielleicht wollte er später beweisen, dass er trotz seiner Behinderung mit Geschick und Kraft alles tun konnte.
Egli war Flachmaler. Das Malergeschäft, das er von Nussbaumen nach Würenlos gezügelt hatte, verkaufte er 1947 an Walter Schlup. Er blieb aber weiterhin als Maler tätig und arbeitete auch gelegentlich für das Malergeschäft Schlup.
Nebst normalen Malerarbeiten zeichnete er und malte Familienwappen oder bemalte und beschriftete Tafeln. Eine seiner Spezialitäten war das Maserieren und Marmorieren. Dafür wurde er ein gefragter Spezialist. Zusammen mit seinem Schwager, dem Kunstmaler Robert Ketterer, arbeitete er oft für die Denkmalpflege bei der Restaurierung von alten Bürgerhäusern und Schlössern. Egli verstarb 1980.
Das «Egli-Haus» war nicht das einzige Gebäude, das der Friedhoferweiterung weichen musste. Das «Wiederkehr-Haus» erlitt das gleiche Schicksal. Es stand an der Ecke Dorfstrasse/Mühlegasse, parallel zur Dorfstrasse.Auch das “Wiederkehr-Haus” an der Dorfstrasse musste der Friedhoferweiterung weichen. Bild vom Abbruch im November 1974.
Bei den Nachforschungen zu dieser Geschichte waren mir behilflich:
Willi Günter mit Fotos
Robert Berger, Schwiegersohn, Ehemann der Egli-Tochter Elsbeth
Walter Markwalder, Sohn der ehemaligen Eigentümer
Hedy Schlup
… und die letzten Meter des Furtbachs auf Würenloser Boden:
Dazwischen liegen rund 3,5 Kilometer, auf denen es links und rechts viel Altbekanntes, Vertrautes zu entdecken gibt. Aber ebenso viel Unbekanntes, Überraschendes, auch unscheinbar Wichtiges oder Schönes. Vieles von dem zeigt und kommentiert Hans Arnold in einer reich bebilderten Dokumentation.
«Der Furtbach, seine Häuser, Gärten und Brücken» kann gratis im Format PDF heruntergeladen und bei Bedarf auch ausgedruckt werden. Sie benötigen dazu Adobe Reader. Bitte haben Sie Geduld. Der Download benötigt einige Zeit. Link anklicken zum Herunterladen:
Viel Vergnügen auf der «Flussfahrt». Und übrigens: Hans Arnolds viel beachteten und gelobten zweiteiligenBeitrag über Würenloser Brunnen finden Sie hier und hier. (PF)
Den zweiten Teil unseres Brunnen-Rundganges durch die Gemeinde präsentieren wir Ihnen als Galerie. Steuern Sie mit der Maus oder dem Touchpad (Tastfeld) den Pfeil auf das Bild und schon erscheint unter dem Bild der dazu gehörende Text.
Der Brunnen am Brunnenweg bei der Gärtnerei Hotz weist keine Jahreszahl auf. Von der Art und der Dekoration
her gesehen dürfte er Ende 18. oder anfangs 19. Jahrhundert entstanden
sein.
Dieser Brunnen steht an der Ecke Brunnenweg/Schulstrasse, Jg.1984. Er wird von einer Quelle im Gebiet Wiemel gespiesen. Es ist vermutlich die gleiche Quelle, die auch den anderen Brunnen am Brunnenweg speist.
Es ist ein neuerer Brunnentrog, der
einen älteren und ev. durch Vereisung
undicht gewordenen Trog ersetz hat.
Um solche Schäden zu vermeiden
wurden im Winter Rundhölzer in den Brunnentrog gelegt.
Brunnen, Jg. 1857, am
Oberwiesenweg im Kempfhof.
Die beiden runden Steine seitlich verhinderten die Beschädigung des Troges durch Fuhrwerke.
Der Brunnen am Oberwiesenweg im Winterkleid.
Brunnen, Jg. 1857, an der Kempfhofstrasse, kurz vor der Barriere.
Brunnen an der Steinlerstrasse 49 vor dem
Bauernhof Moser. Er ist aus dem Jahre 1886. Seine Quelle entspringe am Gmeumeri, sagte mir Herr Moser.
Eigentlich wäre dies die klassische Lösung mit zwei Brunnentrögen. Ob der Kleinere aber zum grösseren Trog gehört ist fraglich.
Brunnen in Oetlikon, vor dem Bauernhaus Tschanz. Wie der nächstfolgende Brunnen in Oetlikon trägt er keine Jahreszahl, sei es dass beide Brunnen nie eine Jahreszahl hatten oder dass diese anlässlich einer Renovation beseitigt wurden. Alle Brunnen in Oetlikon werden auch heute noch durch
Quellen gespiesen. Ein Warnschild am Brunnenstock, kein Trinkwasser, weist darauf hin, dass die Wasserqualität nicht einwandfrei ist.
Brunnen in Oetlikon, neben der grossen Linde.
Brunnen, Jg. 1880, an der Otelfingerstrasse, ausgangs Oetlikon.
Brunnen in Oetlikon, ohne Jahreszahl.
Brunnen an der Ecke Dorfstrasse/Chileweg mit den Jahreszahlen 1825 und 1952. Die zweite Zahl weist auf die Renovation hin.
Der gleiche Brunnen am Chileweg, diesmal im Winter.
Dieser Brunnen, Jg. 1895, stand früher eingangs Würenlos und musste dem
Kreisel weichen. Er sollte entsorgt werden. Sein Vater habe ihn gerettet, sagte mir
Felix Brunner. Nun steht er im „Hof“ beim ehemaligen Brunnenmeister.
Dieser Brunnen ist beim
Feuerwehrmagazin zu sehen. Wasser ist das wichtigste Löschmittel der Feuerwehr.
Das Wasser dieses Brunnens wird die Feuerwehr kaum zum Füllen ihres
Tanklöschfahrzeugs nutzen, er dürfte eher als Symbol und zur Zier hier stehen.
Dieser Brunnen beim Erliacherhof ist aus dem Jahre 1860. Er hat eine eigene
Quelle am Fusse des Rebhanges. Es sei aber bis jetzt noch kein Wein aus der
Röhre geflossen, sagte mir Herr Willi vom Erliacherhof.
Aber eine Frau komme täglich und hole hier Wasser, ihr Hund trinke kein anderes. Der Brunnenstock gehörte
ursprünglich nicht zum Brunnen. Als der Rebhang über dem Hof bepflanzt
wurde, seien zwei steinerne Säulen zum Vorschein gekommen. Herr Willi vermutet, es könnte sich um die Pfosten zu einem Tor vor der Treppe zum Bickgut gehandelt haben.
Der letzte Brunnen den ich besucht habe, steht bei der Fischerhütte an der
Limmat. Mit der Jahreszahl 1967 ist er noch jung. Ein
Fischmosaik zeigt, dieser Brunnen gehört hierher. An der Wand ist eine Tafel mit der Aufschrift ” Trinkwasser”
angebracht. Dieses Wasser muss besondere
Eigenschaften besitzen. Mir wurde erzählt, viele Leute kämen hierher und füllten Flaschen mit diesem Wasser, weil sie überzeugt seien von der Güte oder der heilenden Wirkung dieses Wasser wären. Woher
dieses Wasser? Es sei das Restwasser aus der Quelle des Bickgutes, sagte mir
Noldi Ernst.