Neue Kiesgrube auf Würenloser Boden geplant

Wertvolles Kiesland: Unter dem ganzen Getreidefeld bis zur Furttalstrasse soll vorübergehend Kies abgebaut werden.

Bei der Furttalkreuzung an der Grenze zu Wettingen dürfte sich die Landschaft in den kommenden Jahren stark verändern. Auf dem heutigen Ackerland entlang der Landstrasse vis-a-vis der dortigen Gewerbebauten (Handwerkercenter Peterhans) plant die Tägerhard Kies AG eine neue Kiesgrube zu eröffnen. Sie soll die in etwa 3 Jahren ausgebeutete Kiesgrube Lugibachtal jenseits der Furttalkreuzung ersetzen. Bevor das Vorhaben im kantonalen Richtplan eingetragen werden kann, findet nun ein Anhörungs- und Mitwirkungsverfahren statt. 

Das Areal im Gebiet Bifig-Flüefeld mit einer Fläche von 3,5 Hektaren ist eines der letzten möglichen Kiesabbaugebiete im ganzen Limmattal. Die meisten anderen Kiesreserven liegen jenseits des Bareggtunnels. In einer gemeinsamen Prüfung mehrerer Abbaustandorte im Hinblick auf ein neues kantonalen Rohstoffversorgungskonzept hat das Areal in Würenlos gut abgeschnitten. Pluspunkte sind die Lage direkt in der boomenden Region Baden-Wettingen,  der A1-Anschluss in nächster Nähe sowie die geringe Distanz von gerade mal 1,3 Kilometer zum bestehenden Kieswerk.

In der bestehenden Grube Lugibachtal geht die abbaubare Kiesmenge früher als geplant zur Neige, vielleicht schon 2026. Im hintersten Teil stiessen die Bagger auf eine unerwartete Felsmasse. Damit die Ersatzgrube Bifig-Flüefeld rechtzeitig parat ist, verfolgt die Tägerhard Kies AG, einen sportlichen Zeitplan. Vorerst muss die Kiesgrube in den kantonalen Richtplan aufgenommen werden. Dann kommt mit der kommunalen Nutzungsplanung und dem abschliessenden Baubewilligungsverfahren die Gemeinde Würenlos zum Zuge.  

Die Grube Bifig-Flüefeld wird maximal 15 Jahre lang betrieben werden, einschliesslich der mehrere Jahre dauernden Wiederauffüllung und Rekultivierung. Geht es nach den Vorstellungen der Tägerhard Kies AG, stünde also um etwa 2041 das gesamte von der Firma genutzte Kiesland in Würenlos und Wettingen weder der Landwirtschaft zur Verfügung. Abgebaut wird der Kies auf Würenloser Boden in zwei Etappen. Zuerst auf der Arealhälfte nächst der Furttalkreuzung, beginnt später der Abbau  auf dem Areal der zweiten Etappe, wird sukzessive die erste Etappe rekultiviert. 

So könnte es rund um die Furttalkreuzung dereinst aussehen: Etappe 1 der Kiesgrube Bifig-Flüefeld (oberer Teil des Gesamtareals) wird bereits wieder aufgefüllt, in Etappe 2 wird Kies abgebaut. Die heutige Kiesgrube Lugibachtal (oberhalb der Furttalkreuzung) ist vollständig rekultiviert.

Hinter dem Abbauprojekt steht das gleiche Familienunternehmen aus Wettingen das schon beim gescheiterten Projekt für eine Aushubdeponie im Würenloser Steindler federführend gewesen war. Doch die Ausgangslagen und die Realisierungschancen beider Vorhaben sind kaum vergleichbar. Die vorgesehene Kiesgrube bringt dem Würenloser Siedlungsgebiet keinen Mehrverkehr gegenüber heute und sie tangiert das Würenloser Naherholungsgebiet kaum. Zu sehr dominiert an diesem Ort der starke Verkehr auf den Autobahnzubringern Furttal- und Landstrasse. 

Wichtig aus Würenloser Sicht ist, dass der Bifigweg als Velo und Fuss-Verbindung nach Wettingen trotz Kiesgrube bestehen bleibt. Das sicherte Urs Meier, der Verwaltungsratspräsident der Tägerhard Kies AG (sowie der Eduard Meier AG und der Transportfrma MOT) an der Medienorientierung ausdrücklich zu. Er sagte auch, dass man aus dem Debakel mit der Aushubdeponie Steindler gelernt habe. So lässt man sich bei der Kommunikation mit der Bevölkerung von einer Basler Agentur unterstützen.

Urs Meier, Verwaltungsratspräsident der Tägerhard Kies AG. Bild Peter Früh

Laut Urs Meier wird die jährliche Abbaumenge in der neuen Grube nicht grösser sein als in der alten, nämlich etwa 100’000 Kubikmeter. Insofern wird also kein zusätzlicher Lastwagenverkehr generiert. Ein Wermutstropfen auch für die Tägerhard Kies AG ist, dass laut Meier das bestehende Förderband von der Kiesgrube Lugibachtal ins Kieswerk wahrscheinlich nicht bis zur neuen Kiesgrube verlängert werden kann. Einer oberirdischen Querung der Furttalstrasse steht eine Hochspannungsleitung im Weg, und eine unterirdische Querung würde wegen der vielen im Boden verlegten Leitungen (zum Beispiel für die Ampelanlage) unverhältnismässig teuer. So werden wohl für den kurzen Kiestransport zum Kieswerk  doch wieder Lastwagen eingesetzt werden. Um auf die Landstrasse zu gelangen, können sie die bestehende Ein- und Ausfahrt  gegenüber der Peterhans AG benützen können. 

Das Kiesland, das mehreren Eigentümern gehört (der bedeutenste davon ist der Wettinger Landwirt Hans Benz) wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Ökologisch wertvoll ist allenfalls ein schmaler Streifen entlang des Bifigwegs, der dem Kanton gehört. Offene Kiesgruben hingegen sind für die Artenvielfalt äusserst wichtig, das belegen zahlreiche Untersuchungen. So nisten in den steilen Wänden der Grube Lugibachtal etwa Uferschwalben. Gerne heisse man Schulen und interessierte Vereine willkommen, sagten Meier und der Geschäftsführer der Tägerhard Kies AG, Simon Bürgler.   

Die Ersatzlösung für die Kiesgrube Lugibachtal sei für sein Unternehmen überlebenswichtig, betonte Meier. Er sei sich aber bewusst, dass sein Unternehmen sehr anpassungsfähig sein müsse, wenn  es es eine unabhängige Familienfirma bleiben wolle. Die Kreislaufwirtschaft wolle man forcieren. So habe man für die Aufbereitung von Abbruchmaterial zusammen mit weiteren Firmen aus der Region die Recycling AG Baden Brugg gegründet. Sie bereitet Gesteinskörnungen für die Produktion von Recycling-Beton auf. Aber ganz auf Rohkies aus Kiesgruben werde die Bauwirtschaft nie ganz verzichten können. Denn es werde mehr Beton verbaut als in Form von recyclierbarem Abbruchbeton anfalle. 

Information vor Ort für die Bevölkerung: Montag, 3. Juli, 18 – 19 Uhr. Treffpunkt bei der Bushaltestelle Flüefeld. 

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