Es ist das herbe Schicksal so manchen Spitzenportlers: zu erleben, wie der eben errungene Rekord bald schon von einem Mitkonkurrenten pulverisiert wird. Dieses Schicksal wenigstens bleibt Würenlos erspart. Den Rekord, die am höchsten verschuldete Gemeinde im Bezirk Baden zu sein, wird ihr nicht so bald eine andere Gemeinde streitig machen.
Die Gemeindeversammlung vom Donnerstagabend hat beschlossen, den Steuerfuss auf der bisherigen Höhe von 104 Prozent zu belassen. Streichungen am Budget hat die Versammlung aber nicht vorgenommen. Nicht erreicht wird so das Hauptziel, das den Gemeinderat bei der Ausarbeitung des Budgets geleitet hat – die Schuldenobergrenze von 22,3 Millionen. Wenn keine Wunder passieren, werden die Schulden weiter wachsen, von einem Schuldenabbau wird noch während Jahren keine Rede sein können.
Da wird an einem fort über die missliche Finanzlage gejammert und dann das. Alle drei realexistierenden Ortsparteien lehnen die Steuerfusserhöhung ab. Es sei noch zu früh dafür, sagte SVP-Präsident Thomas Zollinger. Was nun? Ist die Verschuldung bedrohlich oder halt doch nicht so schlimm? Schuldenabbau oder wenigstens -stabilisierung wäre nur dann möglich, wenn ab sofort konsequent und drastisch gespart würde. Aber ob dazu der Wille vorhanden ist? In Würenlos herrscht weiterhin das Prinzip des Betens und Hoffens – man wird den Bären schon waschen können, ohne den Pelz nass zu machen.
Schon die erstbeste Gelegenheit zum Sparen wurde jedenfalls gründlich verpasst. Die Versammlung bewilligte mit deutlichem Mehr einen Kredit von 770 000 Franken für die Sanierung und die Erweiterung des Kindergarten Buech I. Die Finanzkommission hat nach der verweigerten Steuerfusserhöhung folgerichtig Ablehnung der Kindergartenvorlage verlangt. Und anders als die arg lavierenden übrigen zwei Ortsparteien verlangte die SVP wenigstens, aber erfolglos Rückweisung der Vorlage.
Klar, dieses Kindergartenprojekt gerade jetzt zu realisieren, dafür gibt es viele gute Gründe. Aber eine Katastrophe wäre es auch nicht gewesen, hätte man noch ein paar Jahre mit dem bisherigen Gebäude kutschieren müssen. Wirkungsvolles Sparen ist kein Spaziergang. Die Grenze zu ziehen zwischen dem absolut Notwendigen und dem nur Wünschbaren ist oft verdammt schwierig.
Mir fehlt bis zum Beweis des Gegenteils der Glaube, dass die nun von allen Seiten – und angesichts der verweigerten Mehreinnahmen auch zu Recht – geforderten Sparvorschläge dereinst in notwendigem Umfang umgesetzt werden. Es wird ähnlich laufen wie beim Buech-Chindsgi. Immer wird es viele gute Gründe geben, warum gerade da der Rotstift nicht angesetzt werden soll.
Dem grossen Wort vom Sparen folgen in der Realität meist nur kleine Taten. Budgetdebatten umweht stets ein Hauch der Unehrlichkeit. Sinnig, dass die Gemeindeversammlung einen Tag vor dem 6. Dezember stattfand. Haben wir seinerzeit nicht auch dem Samichlaus Besserung in vielen Dingen versprochen und wir würden dem Mami fortan helfen beim Abwaschen – und haben dann doch lieber Fussball gespielt?
Die nächste Stunde der Wahrheit schlägt an der Gemeindeversammlung im Juni. Die Stimmbürger haben nämlich auf Vorschlag der CVP hin den Gemeinderat beauftragt, bis dahin Vorschläge zu unterbreiten, wie 300 000 Franken eingespart werden können. Toll, mutig, gegenseitiges Schulterklopfen! Nur – solche Hauruckaufträge taugen wenig. Sie laden geradezu ein zu weiteren eher peinlichen Alibiübungen wie dem gestrichenen Altersausflug. Oder zu kleinen durchaus legalen Budgettrickli.
Immerhin, etwas Hoffnung bleibt. Die Finanzkommission forderte zur Gesamtsanierung der Finanzen eine Strategie für Würenlos – eine Gesamtschau, was die Gemeinde in Zukunft sein und ihren Bewohnern bieten will und was nicht. Der Gemeinderat nahm den Auftrag entgegen, bis zur Sommergmeind aufzuzeigen, wie dieses Projekt aufgegleist werden soll. Vielleicht weiss Würenlos so tatsächlich irgendwann, was es eigentlich will und wie es seine Zukunft zu finanzieren gedenkt.