Holidays on Ice

«Schade, dass Sie sich nicht zum reduzierten Winterdienst äussern. Damit will ja der Gemeinderat ca. 15 500 Fr. sparen, was bei einer Schuld von 20 Mio. Fr. nicht einmal einem Promille entspricht. Selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass Kleinvieh Mist macht, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass dem Gemeinderat der gesunde Menschenverstand fehlt.»

Dies hat mir vor einem Jahr ein jüngerer würenblicker-Leser geschrieben. Ich griff damals das Thema nicht auf. Selbst Petrus schien den Würenloser Sparappell  erhört zu haben. Den ganzen Winter 2013/14 über verirrte sich kaum ein Schneeflöcklein bis in unsere Höhenlage hinunter.

Doch in den letzten Tagen des Jahres machte Petrus den Würenlosern dann doch noch einen Strich durch die Milchmädchenrechnung. Dorf und Landschaft präsentierten sich  endlich wieder einmal im wunderschönsten Winterkleid, am Schlittelhang am Gipf herrschte fröhliches Treiben, und wenn sich zwischendurch gar mal die Sonne zeigte, fühlte man sich auf dem Feiertagsspaziergang wie in Arosa oder St. Moritz.

Doch plötzlich war auch wieder Schneeräumung angesagt. Die dafür für die meisten Strassen definierte Schneehöhe von 10 Zentimetern war mehr als erreicht. Voll zum Tragen kam vom Winterdienst-Sparkonzept also bloss noch die stark reduzierte Schwarzräumung mit Streusalz. Arschglatt waren viele Quartierstrassen und Fusswege und das während Tagen. Man merke sofort, ob man noch in Wettingen oder schon in Würenlos sei, sagte unser Postbote. Er rückt ja jeden Tag mit seinem Elektro-Dreirad von Wettingen her an und muss es wissen.

Anfang Dezember hatte die Gemeinde nochmals über ihr Winterdienst-Konzept informiert. «Gehwege, Fusswege, Treppen und die Bereiche der Bushaltestellen werden ebenfalls wie bis anhin in der gleichen Qualität unterhalten», steht da. Der Haken ist nur: Viele Quartierstrassen haben kein Trottoir.

Weisse Quartierstrassen, so schön sie tags und abends anzusehen sind, haben ihre Tücken. Bleibts kalt, wird ihre Fahrbahn im Nu glatt und glätter. Das Nachsehen haben nicht die Automobilisten. Die müssen einfach noch vorsichtiger fahren. Das Nachsehen haben all jene, die nicht rasch das Auto nehmen können oder wollen, um irgendwohin im Dorf zu gelangen. Das Unfallrisiko steigt für sie markant. Die Sturzgefahr ist gross, und auch die Gefahr angefahren zu werden steigt wegen des längeren Bremswegs. Schwere Tage etwa für Seniorinnen und Senioren. Viele von ihnen bewegen sich sonst täglich mit bewundernswerter Ausdauer zu Fuss durchs Dorf, oft mit dem Rollator oder anderen Gehhilfen. Sie hatten rund um den Jahreswechsel tagelang amtlich verordneten Hausarrest.

Der eingangs zitierte Leser hat natürlich Recht. Diese Sparmassnahme ist Verhältnisblödsinn und Budgetkosmetik in reinster Form. Und reine Augenwischerei obendrein. Denn wenn Petrus bestimmt, ob gespart werden kann oder nicht, dann kann man gerade so gut im Budget schon mal die Steuereinnahme aus einem Euro-Millions-Supergewinn eines Würenlosers einplanen. Fortuna wird’s schon richten – oder eben nicht.

Selbst wenn das Bauamt mit dem Sparkonzept letztlich weniger ausgeben muss, bleibt es allemal fraglich, ob die Allgemeinheit etwas spart. Schon wenn ein einziger älterer Mensch auf vereister Strasse seine Knochen bricht, kann uns dies rasch so viel kosten wie manche Tonne Streusalz. Wir erwarten keinen Winterdienst de luxe, aber wenn auf ergiebige Schneefälle längere Kälteperioden folgen, darf ein Winterdienst-Konzept, das in der warmen Amtsstube und von mehrheitlich auf vier Rädern im Dorf verkehrenden Leuten beschlossen wurde, nur bedingt Gültigkeit haben. Situatives Handeln und gesunder Menschenverstand sind dann gefragt.

Nicht vergessen: Wie soll es weiter gehen mit würenblicker? Wie wäre der Würenlos-Blog zu verbessern? Was macht er falsch? Das möchten wir gerne mit Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, diskutieren – für einmal nicht online, sondern von Angesicht zu Angesicht. würenblicker lädt Sie alle herzlich ein zu einem verspäteten Geburtstag-Apéro am Mittwoch, 14. Januar 2015. Zwischen 18 und 19.30 Uhr in der Steinhof-Bar «la cage aux folles».

 

 

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