Hochrisikospiel um Fussballplatz

Am Tag, an dem Brasilien und Kroatien das Eröffnungsspiel der Fussball-WM bestreiten, geht’s auch für die Würenloser Fussballer um viel. Am
12. Juni steht ein weiterer Zwischenentscheid über den neuen Fussballplatz im Tägerhard an.

Torjubel am 12. Juni? Schafft die neue Sportanlage im Tägerhard am 12. Juni eine weitere Hürde?
Torjubel am 12. Juni? Schafft die neue Sportanlage im Tägerhard eine weitere Hürde?

Der Gemeindeversammlung unterbreitet wird der Projektierungskredit. Der Gemeinderat spricht sich – wie die Finanzkommission – gegen die
160 000 Franken-Ausgabe
im jetzigen Zeitpunkt aus. Warum bringt er das Geschäft dennoch zur Abstimmung? Kluge Taktik oder eher ein Hochrisikospiel?

Die finanzpolitische Begründung der ablehnenden Haltung durch den Gemeinderat ist plausibel. Die finanzielle Lage der Gemeinde wird nicht schlechter dargestellt als sie ist. Dass die Finanzkommission der Gemeindeversammlung Ablehnung einer Vorlage empfiehlt, ist nicht aussergewöhnlich. Doch schwer verständlich ist, dass der Gemeinderat ein Geschäft auf die Traktandenliste setzt, hinter das er sich selbst gar nicht stellen mag.

Ist der Gemeinderat dem Druck aus Fussballerkreisen erlegen, endlich vorwärts zu machen? Oder versteht er sich sich mehr als Verwalter denn als Gestalter der Lokalpolitik? Schleunigst und ohne zur Sache selber klar Stellung nehmen zu müssen, reicht der Gemeinderat die heisse Kartoffel weiter an die Basis. Deren Verhalten aber ist unberechenbar, eine öffentliche Diskussion fand bisher nicht statt. – Ein Hochrisikospiel für alle Beteiligten!

Vielen im Dorf ist es unwohl vor dieser Gemeindeversammlung. Denn wieder einmal ist «Turnverein-» oder eben «Fussballclub-Demokratie» angesagt. Fussballer und Rugbyspieler werden en masse aufmarschieren und in ihrem eigenen Interesse Ja  stimmen. Das ist ihr gutes Recht. Doch in Frage gestellt werden darf ebenso, ob ein Ja auch im Interesse der Allgemeinheit liegt.

Fussball ist populär –gerade jetzt wieder. Ein Ja ist möglich, wenn nicht wahrscheinlich. Doch im Dorf sind auch recht viele Sportplatz-kritische Stimmen zu hören. Für die Gegnerschaft wäre ein Ja zum Projektierungskredit an der Gemeindeversammlung ein aufgelegter Ball für ein neues Referendum. Es wäre aus finanzieller Sicht nicht weniger berechtigt wie zuvor die Referenden gegen die Aula und die Renovation des Kindergartens Buech I. Ist es der referendumsfreudigen SVP ernst mit der Sorge um unsere Gemeindefinanzen, dann müsste sie die Unterschriftenbögen schon gedruckt haben . . .

Das könnte das taktische Kalkül des Gemeinderats sein. Er hofft, dass der Souverän nach dem Referendums-Nein zu Aula und Kindergarten nun auch den Fussballplatz auf die lange Bank schiebt. Wenn nicht schon am 12. Juni, dann halt an der Urne.

Doch diese Rechnung muss nicht zwingend aufgehen. Erstens sind die Rasensportler eine starke Lobby. Selbst wenn viele im SV Würenlos oder im Rugbyclub gar nicht in unserer Gemeinde wohnhaft oder stimmberechtigt sind.

Zweitens ist der Weg zum neuen Fussballplatz fast ebenso lang und dornenvoll wie jener zum Alterszentrum. Das Mitleid mit der sportlichen Jugend könnte darum auch an der Urne den Ausschlag geben für ein Ja. Denn was hat man den Fussballern nicht schon alles versprochen. Doch statt ihnen mehr Trainingsplätze zu schaffen, hat man gar einen arg verkleinert fürs Schulhaus. Die heutigen Sportanlagen reichen für den Vereinssport nicht aus. Das sieht an sich auch der Gemeinderat so.

Schafft der Projektierungskredit alle Hürden – und die Fussballer sind sehr zuversichtlich – , müsste sinnvollerweise an einer nächsten Gemeindeversammlung der Baukredit folgen. Im Detail zu projektieren lohnt sich nur, wenn man einen Bau auch zügig realisieren will. Wir brauchen nicht noch mehr Planungsleichen!

Ein baldiger Bau des neuen Fussballplatzes im jetzigen Zeitpunkt ist eine hohe Zusatzbelastung für die Gemeindekasse – auch wenn die Einwohnergemeinde bei Gesamtkosten von 5,4 Millionen «nur» 2,8 Millionen zu tragen hätte. Doch der Kostenverteiler birgt Unwägbarkeiten. Bringt der SV wirklich 250 000 Franken zusammen, goutieren die Otelfinger und Hüttiker Stimmberechtigten die Absichtserklärungen ihrer Exekutiven, Beiträge zu leisten?

Sagt das Stimmvolk Ja zu einer Neuinvestition in solcher Höhe und zu diesem Zeitpunkt, wäre das ein Waterloo für den Gemeinderat. Damit würde ihm das politische Heft der Gemeinde vollends aus der Hand genommen. Noch mehr als heute schon müsste er seine Kräfte auf die Finanzierung all der gebundenen Aufgaben konzentrieren, die von Gesetzes wegen zu erfüllen und von der Einwohnergemeinde kaum beeinflussbar sind. Mikroskopisch klein würden die Möglichkeiten der Gemeinde, eigenständig etwas zu gestalten. Adieu Gemeindeautonomie!

Eine Steuerhöhung um gut und gern 5 Prozent, wie vom Gemeinderat im Weisungsbüchlein leise angetönt, wird bei einem Ja unvermeidlich – und zwar nicht in ferner Zukunft, sondern meiner Meinung nach schon für 2015. Denn die Rekord- Verschuldung ist im letzten Jahr nochmals angestiegen. Die Rechnung 2013 hat trotz Sparbemühungen noch schlechter abgeschlossen als budgetiert. – Was aber, sollte der Souverän von höheren Steuern wieder nichts wissen wollen? Guet Nacht am Sächsi!

Ein Hochrisikospiel ist die Abstimmung aber auch für die andere Seite. Wird nämlich der Projektierungskredit jetzt abgelehnt, so ist das Desaster für die Fussballer perfekt. Heutige E-Junioren könnten dann wohl bestenfalls als Senioren auf dem Rasen im Tägerhard kicken. Denn solange die Gemeindefinanzen nicht wieder einigermassen im Lot sind, würden viele Stimmbürger einen neuerlichen Anpfiff dieses Spiels auf dem politischen Rasen nicht goutieren und als Zwängerei empfinden.

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4 Gedanken zu „Hochrisikospiel um Fussballplatz“

  1. Aus meiner Sicht ist diese Darstellung einseitig: Die Finanzen sind angespannt, das ist richtig. Aber soll es wirklich am Geld scheitern? Der tatsächliche Betrag, den die Gemeinde Würenlos für die Umsetzung des Projekts einbringen müsste, wären rund 2.0 Millionen Franken. Gemeinderatsmitglieder haben sich im Abstimmungskampf für neue Sportanlagen ausgesprochen und halten jetzt nicht Wort. War das wirklich bloss heuchlerischer Stimmenfang? Das Geld für eine neue Sportanlage war schon in früheren Jahren budgetiert und wurde mittlerweile für andere Dinge ausgegeben. Soll die Würenloser Jugend die Konsequenzen dieser Umstände tragen?
    Sollen denn Jugendliche ausserhalb des Dorfes Sport treiben und so dem Dorfleben in Zukunft fernbleiben? Das führt doch unweigerlich zu einer Entfremdung der Jugend von ihrem Dorf! Im schlechteren Fall wenden sie sich problematischen Freizeitbeschäftigungen zu (Stichworte: Fettleibigkeit, Herumlungern und nicht zuletzt Drogen und Alkohol). Und zum Thema „Sparen“: In der ganzen Diskussion fehlt doch der Sparwille bei den festen Kosten. Wurden alle Einsparungsmöglichkeiten auf der Ausgabenseite durchleuchtet und vor allem fair und transparent einander gegenüber gestellt? Wenn Würenlos ein Ausgabenproblem hat, dann ist dies zwingend.
    Von welchem „Interesse der Allgemeinheit“ schreiben Sie, Herr Früh? Ausschliesslich dem finanziellen? Rugby, Turnverein und Fussballverein stehen hinter dem Projekt! Sie setzen sich ein für das „Interesse der Allgemeinheit“, indem sie unzählige unbezahlte Stunden für die Allgemeinheit investieren – sportlich und sozial. Sie handeln im Interesse der Allgemeinheit, da ein intaktes Dorfleben auch und nicht zuletzt von Sportvereinen geprägt ist. Schliesslich leben die meisten Fussballer/innen noch im Dorf! Ihre Behauptung trifft nicht zu. Wenn man die Scheuklappen ablegt und etwas über den Tellerrand hinausschaut, gibt es nur eines: JA zum Sportplatzprojektierungskredit!

    1. Unter Interesse der Allgemeinheit” verstehe ich, dass die Gemeinde als Ganzes ihren vielfältigen Aufgaben – die eben weit über den Spoprt hinaus ragen -heute und vor allem auch in Zukunft nachkommen kann. Dazu gehören viele Aufgaben, für welche die Gemeinde zwar zahlen muss, die sie aber selbst nicht oder nur kaum beeinflussen kann – so wird unsere Gesellschaft immer älter, weshalb die Kosten für Spitex oder Altersbetreuung in Zukunft rasant wachsen werden. Oder unsere Schülerzahlen wachsen unentwegt, ständig muss neuer Schulraum bereitgestellt werden. Die Gemeinde kann indessen nur so viel Geld ausgeben, wie sie hat. Ich weiss, diese Regel gilt im Fussball nicht, viele Fussballclubs leben notorisch über ihre Verhältnisse. Eine Gemeinde hat aber keinen Clubpräsidenten, der aus Geltungsucht, geschäftlichem Kalkül oder vielleicht sogar Sportbegeisterung die Löcher stopft.
      Was die für die Entwicklung der Jugend so wichtige Funktion des Fussballs betrifft. Na ja. Und zu den Scheuklappen: Wie war doch das am Dorffest vor zwei Jahren? Als einziger (!) Verein hat sich der SVW geweigert, das aus Gründen der Oekologie und der Sauberkeit gewählte Pfandgeschirr zu verwenden – entsprechend sah es dann auch aus rund ums SV-Zelt. wo blieb da die Vorbildfunktion?
      Ich teile die Auffassung vieler Befürworter der Vorlage, dass die heutigen Anlagen einer Gemeinde dieser Grösse nicht würdig sind. Ich wünsche mir aber, dass die Fussballer sich ebenso stark wie jetzt für die Sportanlagen dann an einer nächsten Gemeindeversammlung für höhere Steuern ins Zeug legen werden und nicht lieber bei einem Bierchen zu Hause am TV einen Fussballmatch ansehen. Denn ohne zusätzliche Einnahmen steuert unsere Gemeinde nur noch tiefer ins Jammertal. Ihre Bemerkungen vom fehlenden Sparwillen bei den festen Kosten tönt angesichts der bereits ergriffenen oder immerhin geplanten Sparmassnahmen irgendwie zynisch. Ohne konkrete Vorschläge ist dieses Argument in aller Regel nur die schöne Umschreibung des St. Florian-Prinzips: Heiliger Sankt Florian / Verschon’ mein Haus / Zünd’ and’re an!

  2. Der ganze Sport, insbesondere Fussball, ist dermassen überbewertet, dass es bereits widerlich ist! Gerade jetzt wieder muss sich alles dem Getue rund um Brasilien unterordnen! Niemand kann sich der geballten Flut von Bildern und Interviews mit unseren Sportgrössen und Jugendidolen entziehen! Wenn diese vermeintliche Elite einen Tempel für ihre Religion will, soll sie ihn selber bezahlen! Eine Gemeinde hat die Aufgabe, jene Geschäfte zu realisieren, die möglichst vielen einen Nutzen bringen! Für mich hat das Altersheim für unsere Betagten einen weit höheren Stellenwert! Und der Wunsch nach einem kleinen Blumensträusschen für jene Mitmenschen, die wir anlässlich der Einbürgerung in unsere Gemeinschaft aufnehmen, kommt bei mir noch weit vor den Forderungen der Sportbegeisterten! Weg von Geld und Glamour! Zurück zu Herz und Einfachheit! Es lässt sich auch auf unebenen Plätzen mit Freude spielen!

  3. Es gibt vieles im Bereich Spitzensport, dass mehr als widerlich ist. Auch als ehemaliger Fussballspieler bereitet mir eine WM und insbesondere die WM in Brasilien alles andere als Freude. Von den Gepflogenheiten der FIFA oder anderen möchte ich gar nicht sprechen. Nur hat dies alles nichts mit den Sportvereinen in Würenlos zu tun. Es ist sinnlos aus meiner Sicht, das Altersheim gegen einen Sportplatz auszuspielen. Das Altersheim ist seit bald dreissig Jahren u.a. nicht zu Stande gekommen, weil es immer wieder Leute gibt, welche persönlich keinen Nutzen darin sehen. Für mich gibt es zwei Mal Ja. Ja für das Altersheim und JA für einen Sportplatz. Wir sind übrigens weder eine Elite noch wünschen wir uns einen Tempel.

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