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Gastbeitrag: Sunrise-Ersatzantenne braucht es nicht

Sunrise will ihre jetzige Mobilfunkantenne bei der Landi-Tankstelle in Würenlos an einen neuen Standort verschieben. Dazu ein kritischer Gastbeitrag von Andreas Pestalozzi von der IG Mitsprache 5G zWürelos. Das Baugesuch liegt bis 28. Februar auf ( dann endet auch die Frist für Einwendungen).

In der Bildmitte, vor dem früheren Kohleschuppen neben den SBB-Geleisen, das Baugespann für die Sunrise-Antenne, die hierher verlegt und aufgerüstet werden soll. Links hinten: Teil des Landi-Neubaus. (Bild wübli)

Die jetzige Mobilfunkantenne bei der Landi-Tankstelle muss dem künftigen Landi-Parkplatz weichen.Sunrise plant, sie an einen neuen Standort zu verlegen – mit höherer Leistung und zusätzlichen Beamforming-Antennen*. Gemäss aktuellem technischem Wissensstand braucht es diese Antenne gar nicht, weil die hohen Sendeleistungen der Mobilfunkantennen primär für die flächendeckende Funkstrahlung in alle Häuser hinein benötigt wird. Zum Beispiel im Sunrise-Projekt «WOW-Speed für Würenlos», bei der die ganze Kunden-Kommunikation durch die Luft geht, inklusive Internetverkehr.

Wir haben aber in Würenlos bereits zwei fast flächendeckende Glasfasernetze, über die der komplette nicht-mobile Datenverkehr in alle Häuser mit sehr gutem «Daten-Speed» gewährleistet werden kann. Sunrise könnte sich bei einem der Netze einmieten und hätte dadurch einen wesentlich kleineren Investitionsaufwand als bei einem Antennenersatz.

Somit könnte die im Outdoorbereich noch benötigte mobile Kommunikation mit einem Bruchteil der Sendeleistung von Antennen auskommen.

Die IG Mitsprache 5G zWürelos setzt sich für eine moderne kommunikative Grundversorgung ein, die auch den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trägt. Lediglich Antennen mit noch mehr Power und Beamforming zu bauen ist keine zeitgemässe Lösung.

* Von der Redaktion ergänzt: Beim Beamforming werden gezielte Überlappungen der Strahlungsfelder mehrerer Antennen einer Sendestation genutzt, um gerichtete Strahlung mit höherer Sendeleistung und geringerer Fehleranfälligkeit zu erzeugen. Diese Strahlung kann auf die Endgeräte einzelner Kunden ausgerichtet werden. (Aus einem Glossar von 5G.NRW Competence Center)

Allgemeine Nutzungsplanung: Was fehlt

Gastbeitrag von Andi Pestalozzi. Er kritisiert an der Allgemeinen Nutzungsplanung, für die noch bis 30. August das öffentliche Mitwirkungsverfahren läuft, zwei Kriterien: Ein Energiekonzept sowie eine proaktive Kommunikationsplanung für unsere Gemeinde.

Am 30. Juni wurde der Allgemeine Nutzungsplan für Würenlos präsentiert. Es ist eindrücklich, was in jahrelanger Arbeit geschaffen wurde. Leider fehlen zwei wichtige Kriterien in der Nutzungsplanung:

  1. Energie-Konzept: Seit der Auflösung der Energie- und Umwelt-Kommission im Jahr 2015 ist keine gemeindeübergreifende Planung für die Ziele der Energiestrategie 2050 mehr ersichtlich. Auch der damals erarbeitete Entwurf für ein Energieleitbild Würenlos ist in der Administration verschwunden und nicht mehr aufgetaucht.

    So ist zum Beispiel bei der erfolgten Renovation des Gemeindehauses keine energetische Gesamtplanung zum Zusammenschluss für Eigenverbrauch (ZEV) der gemeindeeigenen Bauten von der Feldstrasse bis zum alten Pfarrhaus erkennbar.
  2. Proaktive Kommunikationsplanung: Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeindepolitik für eine gute kommunikative Grundversorgung einerseits und zum Schutze der Bevölkerung andererseits werden nicht genutzt. Die Gemeinde-Administration lässt sich lediglich von den Telecom-Gesellschaften durch einzelne Baueingaben für Antennen vor sich hertreiben. Wenn die gesetzlichen Vorgaben erfüllt seien, könne man die Baueingabe nur noch bewilligen, lautet die Auskunft.

Der von den Telecom-Gesellschaften forcierte Wildwuchs in der Mobilfunkinfrastruktur zeigt sich vielseitig. Dazu drei Beispiele:

▶︎ Ärztezentrum im Kreuzfeuer der Mobilfunkstrahlung! Es sind in der neuen Landi ein medizinisches Zentrum, Büros und Wohnungen geplant. Nichtsdestotrotz werden in nächster Nähe vor und hinter der neuen Landi Mobilfunkantennen aufgerüstet und neu positioniert. 

▶︎ der «Wow-Speed für Würenlos» (stark beworbenes neues Angebot von Sunrise) mit dem gesamtem Internetverkehr über Funk statt Glasfaserleitungen ist eine unsinnige Entwicklung in die falsche Richtung, obwohl wir bereits zwei Glasfasernetze in der Gemeinde haben.

▶︎ Eine grosse Überbauung mit 85 Wohnungen wächst den Antennenstandorten entgegen. Investoren befürchten die Wertverminderung der Liegenschaften und häufigere Mieterwechsel. Kreditvergebende Banken wissen bereits warum: Versicherungen decken die Haftplicht bei Strahlenrisiken nicht! Sie wissen um die Klumpenrisiken. Und Fachleute schätzen, dass ca. 10% der Bevölkerung eine erhöhte Sensibilität auf nichtionisierende Strahlung zeigt, welche ihren Alltag beeinträchtigt.

Zum postulierten Hauptziel Nr. 1 der Nutzungsplanung «Erhalten und Entwickeln der Standortattraktivität …» gehört auch ein umsichtiger Umgang mit den Risiken wachsender Strahlenbelastung. Dazu müsste die Nutzungsplanung fortschrittliche Antworten liefern für “Orte mit empfindlicher  Nutzung” (OMEN). Als solche gelten vom Gesetz her Wohnräume, Schulen, Kitas, Altersheime, Arztpraxen und ständige Arbeitsplätze. Hier muss die Langzeitbelastung möglichst niedrig gehalten werden.