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Ein «Funkloch», viel Konkurrenz und ein Boykottaufruf

Nicht nur die Sommerhitze, sondern auch die Bedürfnisse der Online-Gesellschaft sorgen für heisse Köpfe in Würenlos. Sammeleinsprachen besorgter Bürger*innen blockieren Baugesuche für neue 5G-Antennen und jetzt ruft die IG 5G Mitsprache z’Würelos die Liegenschaftseigentümer gar dazu auf, ihre Liegenschaften keinesfalls als Antennenstandort zur Verfügung zu stellen. Die Swisscom kündet derweil die Umrüstung ihres Festnetzes auf Glasfaserkabel an und bringt damit die Technischen Betriebe Würenlos TBW ins Schwitzen.

Die IG Mitsprache 5G z’Würelos hat bisher vor allem mit Information über Mobilfunkantennen und ihre Auswirkungen durch die Strahlenbelastung und mit Aufrufen zu Sammeleinsprachen gegen geplante 5G-Antennen von sich reden gemacht. Nun geht sie einen Schritt weiter. In ihrem Mailing an rund 300 Empfänger*innen ruft die IG die Würenloser Bevölkerung auf, keine Antennenstandorte auf ihren Liegenschaften zur Verfügung zu stellen.

Nur wenn alle Liegenschaftseigentümer den Lockangeboten mit hohen Mieten für einen Antenne auf dem eigenen Grundstück, wie jüngst offenbar im Buechquartier geschehen, eine Absage erteilten, so die IG, könnten die Mobilfunkkonzerne dazu gezwungen werden, endlich auf Information, Koordination und Nachvollziehbarkeit bei der Evaluation von Antennenstandorten zu setzen.

Denn genau dazu seien sie schon seit 2009 aufgrund einer Vereinbarung zwischen den Mobilfunkkonzernen und dem kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt über verpflichtet. Gemäss Baudepartement wenden die meisten Aargauer Gemeinden die Vereinbarung an, darunter auch Würenlos. Es geht vor allem darum, dass Mobilfunkanbieter möglichst viele Antennenstandorte gemeinsam nutzen und so ein völliger Antennen-Wildwuchs verhindert wird. 

«Empörend» ist für die IG, «dass von dieser Vereinbarung leider nichts zu spüren ist!» Beispiel: das Gewerbegebiet beim Bahnhof. Dort sind in den letzten Monaten Baugesuche für gleich drei 5G-Antennen auf engstem Raum gestellt worden. Von der Swisscom an der Grundstrasse, von Sunrise hinter der neuen Landi (als Ersatz für die abgebrochene Antenne bei der heutigen Landi-Tankstelle) und von Salt hinter einem Gewerbebau nahe der neuen Steinhof-Überbauung. Gegen alle Gesuche sind Einwendungen vor allem aus Anwohnerkreisen eingegangen mit jeweils mehreren hundert Unterschriften. Als «ersten hoffnungsvollen Schritt» wertet die IG immerhin, dass in Würenlos für die Antennenbelange eine Arbeitsgruppe innerhalb der Planungskommission ins Leben gerufen worden ist.

Es gibt aber auch Würenloser, die sich über mangelhaften Empfang im Dorf ärgern und deshalb gerne mehr Antennen sähen. «Ich habe Homeoffice und bin darauf angewiesen», klagte Michael Keunecke unlängst in einem «Limmatwelle»-Artikel. Der Mobilfunkempfang und das Internet über eine zweite SIM-Karte seien momentan so schlecht, dass kaum daran zu denken sei, sinnvoll von zu Hause aus arbeiten zu können. «Nun muss ich jeden Tag nach Winterthur ins Büro fahren, was eigentlich völlig unnötig ist. »

«Überaus ärgerlich» ist laut «Limmatwelle» der mangelhafte Empfang auch für die Technischen Betriebe Würenlos TBW, so deren stellvertretende Geschäftsführer Kevin Milo. Denn auch die TBW nutzen laut Limmatwelle für ihre Mobile-Kunden die Sunrise-Antennen. Diese Kunden sind indessen für die TBW weit weniger bedeutsam als jene, welche vom TBW Kommunikationsleistungen via Kabelnetz beziehen. Laut Geschäftsbericht 2021 der Einwohnergemeinde standen diesen 1108  Kunden gerade mal 62 Mobile-Kunden gegenüber.

Doch bei den Kommunikationsdienstleistungen (TV, Internet, Festnetztelefonie) ist die Swisscom ein harter Konkurrent für die TBW. Die Swisscom baut ihr Glasfasernetz iim Dorf aus und lockt Liegenschaftenbesitzer mit dem Versprechen «Der Anschluss der Zukunft, die Glasfaserverkabelung, ist schneller als jede andere Verkabelung». Die Hauseigentümer werden eingeladen, den von den Netzbetreibern und Hauseigentümerverband gemeinsam erarbeiteten Glasfaser-Erschliessungsvertrag abzuschliessen. Näheres dazu erfahren Hauseigentümer aus Unterlagen, die ihnen von der Swisscom-Tochter Cablex per Post zugestellt werden. 

Die Ausbaupläne der Swisscom haben umgehend eine Reaktion der TBW ausgelöst. In den aktuellen Gemeindenachrichten (auf der Gemeinde-Website und am Donnerstag in der «Limmatwelle») erklären sie: «Dieser Ausbau ist nicht mit den Technische Betriebe Würenlos abgesprochen und hat keinen Einfluss auf die Signallieferung resp. die Internetdienstleistung des Kommunikationsnetzes der Technische Betriebe Würenlos. Sämtliche Dienstleistungen von tbwnet werden weiterhin in vollem Umfang und ohne Einschränkungen zur Verfügung stehen, und dies in der gewohnt guten Qualität und Zuverlässigkeit.» 

Wer weiss, vielleicht wird für Michael K. Homeoffice doch noch möglich. Nur halt über das etwas weniger leistungsfähige, langsamere Glasfaserkabel der Swisscom statt über Mobilfunk.  Freuen würde das wohl auch die IG Mitsprache 5G z’Würelos. Ihr sind ausschliesslich drahtlose Internetverbindungen bis in jede Wohnung ein Dorn im Auge, weil sie die via Mobilfunk zu sendende Datenmenge nur unnötig vergrössern würden.  

Gastbeitrag: Sunrise-Ersatzantenne braucht es nicht

Sunrise will ihre jetzige Mobilfunkantenne bei der Landi-Tankstelle in Würenlos an einen neuen Standort verschieben. Dazu ein kritischer Gastbeitrag von Andreas Pestalozzi von der IG Mitsprache 5G zWürelos. Das Baugesuch liegt bis 28. Februar auf ( dann endet auch die Frist für Einwendungen).

In der Bildmitte, vor dem früheren Kohleschuppen neben den SBB-Geleisen, das Baugespann für die Sunrise-Antenne, die hierher verlegt und aufgerüstet werden soll. Links hinten: Teil des Landi-Neubaus. (Bild wübli)

Die jetzige Mobilfunkantenne bei der Landi-Tankstelle muss dem künftigen Landi-Parkplatz weichen.Sunrise plant, sie an einen neuen Standort zu verlegen – mit höherer Leistung und zusätzlichen Beamforming-Antennen*. Gemäss aktuellem technischem Wissensstand braucht es diese Antenne gar nicht, weil die hohen Sendeleistungen der Mobilfunkantennen primär für die flächendeckende Funkstrahlung in alle Häuser hinein benötigt wird. Zum Beispiel im Sunrise-Projekt «WOW-Speed für Würenlos», bei der die ganze Kunden-Kommunikation durch die Luft geht, inklusive Internetverkehr.

Wir haben aber in Würenlos bereits zwei fast flächendeckende Glasfasernetze, über die der komplette nicht-mobile Datenverkehr in alle Häuser mit sehr gutem «Daten-Speed» gewährleistet werden kann. Sunrise könnte sich bei einem der Netze einmieten und hätte dadurch einen wesentlich kleineren Investitionsaufwand als bei einem Antennenersatz.

Somit könnte die im Outdoorbereich noch benötigte mobile Kommunikation mit einem Bruchteil der Sendeleistung von Antennen auskommen.

Die IG Mitsprache 5G zWürelos setzt sich für eine moderne kommunikative Grundversorgung ein, die auch den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trägt. Lediglich Antennen mit noch mehr Power und Beamforming zu bauen ist keine zeitgemässe Lösung.

* Von der Redaktion ergänzt: Beim Beamforming werden gezielte Überlappungen der Strahlungsfelder mehrerer Antennen einer Sendestation genutzt, um gerichtete Strahlung mit höherer Sendeleistung und geringerer Fehleranfälligkeit zu erzeugen. Diese Strahlung kann auf die Endgeräte einzelner Kunden ausgerichtet werden. (Aus einem Glossar von 5G.NRW Competence Center)