Archiv der Kategorie: Dorfleben

Waldweg-Treppe saniert

Anfang Jahr schrieb Hans Eppenberger über den teilweise schlechten, ja gefährlichen Zustand der Spazierwege im Würenloser Wald. Jetzt ist dazu Erfreuliches zu melden.

Der Weg durch den Buechwald und über die Treppe zum Taunerwiesenweg wird viel begangen. Die Treppe aus Eisenbahnschwellen war aber inzwischen ins Alter gekommen. Die Tritte waren schief und bei Nässe schwer begehbar. Veranlasst durch unseren Bauverwalter Werner Huber hat der Zivilschutz nun diese Treppe mit gut begehbaren Blockstufen erneuert. Ein Bravo für Werner Huber und für die gute Arbeit der Zivilschutzleute.

Anita & Albert – ein Sicherheitsrisiko?

Eine grosse Liebe und der Amtsschimmel. Eine Würenloser Geschichte passend zum Wonnemonat Mai.

Im Internet-Auktionshaus Ricardo habe ich ein Liebespaar ersteigert – für 32 Franken inklusive Versandkosten. Der Clou: Die Zwei leben in Würenlos. Vor langer Zeit haben sie für Aufsehen ohnegleichen gesorgt, ja Anstoss erregt und sture Behörden auf den Plan gerufen.

Das Modell des Sattelschleppers mit dem Bild von Anita Pfau damals.
Das Modell des Migros-Sattelschleppers mit dem Bild von Anita.

Genauer gesagt habe ich einen Saurer-Sattelschlepper ersteigert, gebaut im Modelleisenbahn-Massstab H0, in 87facher Verkleinerung also. Produziert von der längst nicht mehr existierenden deutschen Modellautoherstellerin Roskopf unter der Bezeichnung «Anita & Albert».

Und die Seite mit dem jungen Albert Freuler.
Die rechte Wagenseite mit dem jungen, langhaarigen Albert.

Das Original des Autos war am
27. Januar 1983 auf dem Badener Cordulaplatz der Öffentlichkeit präsentiert worden. Die damalige Genossenschaft Migros Aargau-Solothurn hatte zuvor einen Wettbewerb ausgeschrieben zur künstlerischen Gestaltung ihrer zwei neuesten Verteilfahrzeuge. Die Migros-Leute wollten für einmal etwas Besonderes durch die Lande fahren lassen.

Mit seinem Vorschlag «Anita & Albert» konnte der damals 33-jährige Badener Künstler Andy Wildi die Jury zu überzeugen. Er durfte einen der Lastwagen gestalten. «Offizielle Vorstellungen des Fahrzeuges», so steht im Beipackzettel zum Modell, «riefen allgemeinen Beifall hervor, alles freute sich über das schöne, extravagante Aussehen. Nicht jedoch die Zulassungsbehörde in Schafisheim: Andere Verkehrsteilnehmer könnten durch den Anblick vom Verkehrsgeschehen abgelenkt werden. Anita & Albert also ein Sicherheitsrisiko?» Das Fahrzeug musste jedenfalls wieder abgelaugt werden und lief danach in den üblichen Migros-Farben.

Fotorealistische Liebeserklärung 

Heute würde das Gefährt kaum mehr auffallen, ausssergewöhnliche Fahrzeugbemalungen gehören längst zum Strassenbild. Aber damals war das noch anstössig: Auf dem Dach ein riesiges rotes Herz und die Schriftzüge «ANITA LIEBT ALBERT» sowie «ALBERT LIEBT ANITA». Auf der linken Fahrzeugseite die blonde, stark geschminkte Anita im Profil, flach auf dem Rücken liegend, in roten Jeans und mit ebensolchen  Highheels: «ANITA DENKT AN ALBERT» steht über ihr. Auf der anderen Fahrzeugseite liegt Albert mit langem gewellten Haar (und sonderbar zierlichen Schühlein an den Füssen): «ALBERT DENKT AN ANITA».

Der Amtsschimmel konnte zwar dem Kunstwerk Wildis den Garaus machen – mitnichten aber der Liebe von Anita und Albert. Seit mehr als 30 Jahren sind sie nun zusammen. Seit Langem leben sie in Würenlos, in einem modernen Einfamilienhaus, das sie im grossen Garten an der Ecke Juchstrasse/Lättenstrasse gebaut haben. Im Haus nebenan ist Anita inmitten von viel Natur aufgewachsen.

Andy Wildi brauchte in der damals äusserst lebendigen Badener Kunst- und Kulturszene nicht lange nach Modellen für seine Truck-Art zu suchen. Er entwarf gelegentlich auch Bühnenbilder für das seinerzeit weit herum bekannte Badener Kleintheater Claque. Im Claque-Ensemble spielte bis zu seinem Wechsel ans Zürcher Neumarkttheater im Jahre 1983 auch der Schauspieler Albert Freuler. Und dieser war frisch und heftig verliebt in die 15 Jahre jüngere Würenloser Studentin Anita Pfau – dieses Paar sollte es sein! „Auf die Idee mit Anita und mir kam Andy Wildi während der Badenfahrt 1982, an der wir alle drei aktiv waren. Und wir machten ohne zu zögern mit», erinnert sich Freuler.

Albert Freuler heute.
Albert Freuler heute.
Anita Pfau heute.
Anita Pfau heute.

Die Kulturszene war noch stark geprägt vom unruhigen Aufbruchjahr 1968. Ebenso unkonventionell wie Wildis Lastwagen-Idee war auch die Claque – das erste Theaterkollektiv der Schweiz mit lauter gleichberechtigten Mitgliedern. Als Regisseur wirkte Jean Grädel.

Hätte nicht die von Wildi bildlich festgehaltene Liebe Albert Freuler nach Würenlos geführt, so hätten er und Grädel wohl nicht drei Jahrzehnte später im hiesigen Steinbruch gemeinsam für Furore gesorgt – im Freilichttheater «Die Teufelsuhr». Grädel als Regisseur und Freuler in der Rolle als Abt von Wettingen.

Aus der damaligen Studentin Anita ist längst eine anerkannte Dozentin und Forscherin für Sprachdidaktik an der Uni Zürich geworden – und eine experimentierfreudige Fotografin. Mit ihren Fotogrammen von Gräsern, Blättern und Blüten hat sie ihre ganz eigene Bildsprache gefunden.

Unglaublich, wie viele farbige Geschichten ein kleines Modellauto doch zu erzählen weiss!

Mehr zur Geschichte von Anita & Albert auf dieser Website von Saurer-Fans in einem Bericht der «Eisenbahn Zeitschrift 1/89»

Mehr zu Anita Pfau, Albert Freuler und Andy Wildi.

Mitmachen ist wichtiger als frieren

Endlich – nicht mehr meist ältere Männer greifen als Blogger für würenblicker in die Tasten. Ab und zu wird sich nun auch eine jüngere Würenloserin zu Wort melden. Wie erlebt sie unser Dorf? Wie fühlt man sich zum Beispiel als solidarisch mitfrierende Mutter an der Plauscholympiade – bei einer gefühlten Temperatur knapp überm Gefrierpunkt? (PF)

Es ist Samstag, kurz nach Mittag. Ziemlich gestresst packe ich den Rucksack mit all den Sachen, welche es für meine zwei Kinder braucht, die an diesem nasskalten Tag an der 18. Plauscholympiade teilnehmen werden. Wenn ich die Wettervorhersage bei der Anmeldung für diesen Tag gekannt hätte, so hätte ich dieses Jahr wohl eher darauf verzichtet, und meinen Kindern eine tolle Indoor-Unternehmung vorgeschlagen. Denn das Wetter versucht sich einmal mehr als Spielverderber des Tages.

Bei dieser Kälte nehmen meine Freundin und ich das Auto. Auch wenn wir sonst sehr dafür sind, dass unsere Kinder zu Fuss in die Schule zu gehen. Die erste und letzte Enttäuschung des Tages ist die geschlossene Barriere zum hinteren Parkplatz auf Höhe des neuen Kirchgemeindehauses. Wieso schaffen es die Verantwortlichen nicht, bei solchen Anlässen die Barriere zu öffnen? Natürlich nur die hinterste, versteht sich.

Ist der Startschuss erst einmal pünktlich gefallen, gibt es kein Halten mehr. Eifrig wird im 3er- und 4er-Team gerannt, literweise Wasser getragen, Unihockey gespielt, Sack gehüpft und sogar im Badedress über die Schmierseifenbahn gerutscht. Und dies bei gefühlten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das für diesen Posten kein «Schlechtwetterprogramm» zum Zuge kommt, kann eine Mutter natürlich nicht verstehen, aber was soll’s.

Den Kids scheint es offensichtlich zu gefallen, dieser Posten ist beliebt. Lustig anzuschauen, das gebe ich zu, ist es allemal, wie sie den seifenverschmierten Hang hinauf zu krabbeln versuchen und mehr oder weniger scheitern. Mir aber pfeift die Bise um die Ohren und die eisige Kälte kriecht durch jede Schicht meiner Kleidung im Zwiebellook. Verständlich, dass andere die Pause nutzen, um zu Hause Handschuhe und Kappen zu holen.

Den meisten Kindern ist die Kälte egal, sie strotzen nur so vor Energie. Ganz sicher nicht frieren kann der lebendige Hot Dog, der mir über den Weg läuft, gefolgt von einer Gruppe im Marshmallows-Kostüm inklusive Marshmallows-Haarreif. Gewaltig das hohe Mass an Kreativität, das in diesen Schülern steckt und vermutlich auch in deren Eltern, die dahinter stehen.

Zum Glück betreibt der TV Würenlos einen Grill- und Kuchenstand. So gönne ich mir im geheizten Eingang der Mehrzweckhalle genüsslich einen heissen Kaffee und die kalten Glieder erwärmen sich vorübergehend. Dann wieder hinaus zum Finallauf um «de schnällscht Würeloser” und «di schnällscht Würeloseri». Ich staune über jene, die für den Sieg in ihrem Jahrgang verbissen um jede Hundertstelsekunde kämpfen.

Zu guter Letzt führt Reto Widrig durch die lautstarke Siegerehrung. Prämiert werden die schönsten Kostüme, geehrt die schnellsten Läuferinnen und Läufer und die besten Teams. Leider können es einige Schüler nicht lassen, den verdienten Applaus durch Buhrufe zu übertönen. Wo bleibt da nur der Team-Geist?

Müde, aber glücklich nehmen die Kinder den Preis in Form eines Migros-Sacks entgegen, der gefüllt ist mit den Zutaten für Spaghetti, Ice-Tea und Keksen. In der kommenden Woche werden sie diese zusammen einmal verspeisen und geniessen. Ich meinerseits freue mich auf mein warmes Zuhause und bin froh, dass ich keine Viertplatzierten trösten muss.

Aller Kälte zum Trotz finde ich es schön, dass dieser Anlass seinen festen Platz im Veranstaltungskalender  hat. Mein Fazit für die diesjährige Plauscholympiade: Rose für die Mitmachenden und die in der Kälte ausharrenden Eltern sowie für die Organisatoren und Sponsoren. Kaktus für Petrus, das nächste Mal bitte etwas freundlicher!

Trari Trara, die Post bleibt da

Die Post sieht vom Umzug an den Ländliweg ab und bleibt bis auf Weiteres am Standort im Dorfzentrum. Eine von Anfang an verunglückte Übung hat ein Happyend. Und wir sind – was würenblicker schon früh vorausgesagt hat – um eine Dorfposse reicher.

Sehr gut, bleibt die Post vorläufig, wo sie ist. Nicht nur den besorgten Anwohnern und Nachbarn am Ländliweg ist es zu gönnen. Jetzt sind die Chancen intakt, dass ein neues Domizil gefunden wird, das sich mit den Planungen im Zentrum (Alterszentrum!) besser verträgt.

Die Post weiss noch nicht, was sie mit ihrem Gebäude künftig anfangen soll. Noch belegt die Swisscom einen Teil des Gebäudes. So schnell wäre kein Mieter gefunden worden  –  die Nachfrage nach Gewerberäumen ist klein. Das Postgebäude könnte dereinst Platz machen für eine zweckmässige Erschliessung des Zentrumareals mit Coop, Alterszentrum, Rössli und Zentrumsscheune. Die Gemeinde als Käufer – doch woher das Geld, und wird das Gebäude rechtzeitig frei?

Beim Hals-über-Kopf-Umzug wäre die Gefahr also gross gewesen, dass die jetzigen Posträume nachher über Monate und Jahre leer gestanden und allmählich vergammelt wären. Auf einen weiteren Schandfleck im Dorfzentrum können wir getrost verzichten.

Die Post jammert erneut über den geringen Umsatz in Würenlos. Hätte sie am Ländliweg mit neuem Auftritt besser geschäftet? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die mickrigen drei Parkplätze hätten wohl eher noch Kunden verscheucht. Generell geht die Briefpost zurück, und privat noch ein Päckli zu verschicken lohnt sich nicht, da bringt man es besser gleich selber hin.

Am geringen Umsatz ist die Post teilweise selber schuld. Sie und ihre Kunden verstehen unter Kundenfreundlichkeit nicht das Gleiche. So wäre die zu kleine Schalterhalle in Würenlos gleich einladender, wäre sie nicht derart mit Gestellen voll unnötigem Kleinkram zugemüllt.

Auch die vor einem Jahr verkürzten Schalteröffnungszeiten insbesondere am Samstag sind wenig marktgerecht. In einer Pendlergemeinde sind nie so viele Leute unterwegs, um Besorgungen zu erledigen, wie am Samstagvormittag. Wann sonst hat, wer auswärts arbeitet, schon Zeit, ein Paket (mit dem der Pöstler unter der Woche vergeblich an der Haustür geklingelt hat) abzuholen oder Briefmarken zu kaufen? Naja, Postchefs haben ihre eigene Logik.

Das Umzugsprojekt war tolpatschig aufgegleist. Angefangen beim Vermieter und seiner Immobilienverwaltungsfirma. Sie fanden es nicht einmal für nötig, die Miteigentümer der Liegenschaft (Stockwerkeigentum) vorgängig von ihren Absichten ins Bild zu setzen. Bis hin zur Post, die den Umzug als Tatsache hinstellte, obwohl sie ans nötige Baugesuch noch nicht einmal gedacht hatte.

Die Post sucht laut Flugblatt weiter einen neuen Standort, «wie bisher im Dialog mit dem Gemeinderat Würenlos». Wie bitte? Vizeammann Toni Möckel hat am 13. Februar in der AZ erklärt: «Der Gemeinderat wurde von der Absicht der Post, das Zentrum zu verlassen, auch überrascht.» Was stimmt denn nun?  Schon damals hatte die Post geschrieben, der Umzug an den Ländliweg erfolge «im Einvernehmen mit der Gemeinde». Wenn das nicht zutraf, warum wurde dann die Umzugs-Mitteilung der Post ohne Richtigstellung 1:1 auf der Gemeinde-Website veröffentlicht?

Schauen wir nach vorne. Möge das von Möckel im Februar angekündigte Treffen mit allen direkt interessierten Anrainern und Nutzern des Zentrumareals den Weg frei machen für ein koordiniertes Vorgehen – nicht nur, aber auch bei der Suche eines neuen Post-Standorts!