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Die 60+-Frösche vom Wiemel

Schwimmbad Wiemel, gegen 18 Uhr, an einem Tag, wie es sie in diesem Sommer mehr als genug gab: Wetter durchzogen, nicht kalt, nicht heiss, zeitweise sonnig, dann wieder graue Wolken. Kein Schwümbi-Tag also, an dem sich selbst die grössten Wassermuffel Badetüechli und -hose schnappen, um sich ins kühlende Nass zu stürzen.

Seniorinnen und Senioren sind im Schwimmbad die treuesten Stammgäste.
Seniorinnen und Senioren sind im Schwimmbad die treuesten Stammgäste.

An diesem typischen Sommer-2014-Tag also kommen sie angeradelt und
-spaziert
, die treuesten Gäste unseres Schwimmbades. Die Seniorinnen und Senioren. Einige  schon um die 80. Ich mit 64 fühle mich jedenfalls fast zu jung inmitten der flotten Truppe. Aber irgendwie gehöre ich halt doch auch schon dazu. (Etwas Mühe hatte ich aber schon, als ich vor vier Jahren von meiner Kirchgemeinde erstmals die Informationen für Senioren zugestellt erhielt.)

«Wie wenn wir abgemacht hätten, lauter bekannte Gesichter», wird das fast zufällige Zusammentreffen am Wiemel-Eingang kommentiert.  Und man hört daraus den Stolz, keine Weicheier zu sein, die bloss bei Superwetter ins Bassin zu steigen.

Fröhliche, lockere Stimmung herrscht kurz darauf im 50-Meter-Becken. Das tägliche Fitnessprogramm wird abgeschwommen. Ganz ohne Animation durch irgendeine hochdiplomierte Seniorerenbetreuerin oder eine teure Motivationskampagne, von der ohnehin eine Werbeagentur am meisten profitieren würde. Die Schwimmenden wissen schon selbst, was  ihnen gut tut und Spass macht. Dran bleiben heisst die Devise, auch wenn hier ein Gelenk schmerzt und dort ein Muskel zwickt. Und schon gar nicht stört,  dass man optisch im Badedress den Jungen keine Konkurrenz mehr macht.

Die neuen Alten gibt es auch in der Realität – nicht bloss in der Fielmann- und Anti-Aging-Werbung. Fast ein Viertel der Würenloser Bevölkerung ist über 60 Jahre alt. Der Anteil der unter 18-jährigen ist praktisch gleich gross, obwohl wir uns oft als ein Dorf der jungen Familien wahrnehmen. Der weitaus grösste Teil der über 60-Jährigen ist zwischen 60 und 80 Jahre alt. Eine einigermassen gute Gesundheit vorausgesetzt, versteht sich diese Altergruppe nicht als «alt». Sie hat teils ähnliche, teils aber auch ganz andere Bedürfnisse und Vorlieben wie die jüngeren Generationen. Aber auch andere wie viele der noch älteren.

Daran gilt es zu denken, wenn die Gemeinde im Zuge von Sparbemühungen ihre Leistungen überprüft. Die Bedürfnisse der meisten Senioren von heute lassen sich nicht einfach auf die Kostenfaktoren Pflege und betreutes Wohnen reduzieren. Da würden sich die 60+-Frösche vom Wiemel schön bedanken.

Infolge Ferienabwesenheit erscheint der nächste Blog erst wieder am 4. September, dann zum Thema «Fussballplatz-Abstimmung». Bis dahin werden Kommentare der Leserinnen und Leser nur sporadisch und mit Verzögerung freigeschaltet. würenblicker bittet Sie um Verständnis.

 

 

Würenloserinnen machen Schlagzeilen

In den Medien sind mir kürzlich drei Würenloserinnen begegnet, die ich nicht persönlich kenne und deren Namen bisher wohl den wenigsten Würenlosern geläufig war.    Zwei der Frauen haben einen Immigrations-Hintergrund.

Freschta Akbarzada
Freschta Akbarzada

Die jüngste ist Freschta Akbarzada. Am Samstag ist sie ein zweites Mal zur Hauptsendezeit im Fernsehen SRF zu sehen. Zugegeben, ihr Name kommt uns nicht so leicht über die Lippen wie Meier, Moser oder Markwalder. Die 17-jährige Wirtschaftsmittelschülerin, deren Eltern aus Afghanistan stammen, hat als Kandidatin in der Talentshow «The voice of Switzerland» mit einem Song von Amy Winehouse viele begeistert: «Unglaublich. S’erscht mal dass ich voll und ganz chan säge: besser als s’original», schwärmt ein Urs im Internet. Jetzt geht’s in die zweite Runde.

Nachtrag: Freschta Akbarzada hat die Battle-Runde und die Knockout-Runde gemeistert: Die Würenloserin ist auch in der  1. Live-Runde vom 5.4. dabei. Ab jetzt entscheiden die TV-Zuschauer, ob Freschta die neue Voice of Switzerland wird.

Iris Karahusic

Die zweite der drei ist Iris Karahusic. Sie studiert Latein und Musik. Erst 21-jährig unterrichtet sie Latein an einer Mittelschule und präsidiert einen Verein, der sich für die Sprache der Römer einsetzt. Das verrät uns AZ-Redaktor Dieter Minder in einem langen Porträt. Auch sie eine Seconda, aus Bosnien-Herzegowina stammend. Bei ihrer Einbürgerung 2004 hiess es im Weisungsbüchlein über die damalige Bezirksschülerin: «Die spärlicher gewordene Freizeit widmet sie ihrer grossen Leidenschaft, dem Klavier- und Flötenspielen. Auf die weitere Mitgliedschaft in der Mädchenriege muss sie bedingt durch den Schulübertritt aus Zeitgründen leider verzichten.» Die vielseitige Frau ist offensichtlich auch an unserem Staat interessiert. 2012 kandidierte sie auf der SP-Liste für den Grossen Rat.

Isabelle Nüssli-Sekinger
Isabelle Nüssli-Sekinger

Der Mädchenname der dritten Frau sagt alles: Sekinger. Eine waschechte Würenloserin! Die NZZ hat sie unter dem Titel «Auf allen Bühnen zu Hause» porträtiert, für die Handelszeitung ist sie «Die stille Macherin». Isabelle C. Nüssli-Sekinger, wie sie heute heisst, hat nicht nur in einen Familienbetrieb im Thurgau eingeheiratet, sie ist auch oberste Chefin des Unternehmens, dem man überall auf der Welt begegnet: Ob an Formel-1-Rennen, am Eurovision Song Contest, an Olympischen Spielen, an der Art Basel Miami oder am Eidgenössischen Schwingfest – das Nüssli-Logo prangt an Tribünen und Temporärbauten. Bevor sie den Chefjob übernahm, hat die 37-Jährige ehemalige Flight Attendant mit MBA-Titel einer amerikanischen Uni das elterliche Baugeschäft an die Wettinger Baugruppe Hächler verkauft. Die Baufirma zu übernehmen hat sie laut NZZ nicht gereizt, allzu regional und lokal sei dieses Geschäft.

Drei ganz unterschiedliche, aber gleichermassen weltoffene, willenstarke und zielstrebige Frauen. Würenlos scheint keine schlechte Basis für interessante Frauen-Laufbahnen zu sein. Und da frage ich mich, weshalb im politischen Leben der Gemeinde die Frauen derart krass untervertreten sind. Im Gemeinderat, in der Finanzkommission und sogar in der Schulpflege gerade mal je eine Frau – Frauenanteil in diesen politisch bedeutsamen Behörden also 20 Prozent.

Auch hier, nicht nur beim Schuldenberg, nimmt Würenlos eine unrühmliche Spitzenposition ein: Im gleichen Masse dominant sind die Männer nur in 5 der 25 anderen Gemeinden des Bezirks Baden (Bergdietikon, Killwangen, Mägenwil, Niederrohrdorf und Stetten). Ist das Verhältnis 1:4 in Gemeinderäten noch relativ häufig, so ist es in Schulpflegen absolut ungewöhnlich.

Ich lasse es bleiben, über Gründe und Auswirkungen zu spekulieren. Aber was meinen Sie, liebe Leserinnen (und Leser)? Benützen Sie die Kommentarfunktion.