Wahlplakate in eindrücklicher Serie «zieren» momentan die Ortseingänge beim Bickacker und beim Steinbruch-Kreisel. Auch vis-à-vis des Steinhofs sowie aufgehängt an Laternenmasten (anderswo macht man das mit Regimegegnern) zeigen uns Frauen und Männer, dass sie unbedingt nach Bern wollen. Die Forderung, der temporären Verschandelung von Dörfern und Landschaft mit Fotoshop-aufgepeppten Dauergrinsern sei mit einem Verbot Einhalt zu gebieten, finde ich übertrieben. Drei Monate nach dem Wahltag wird ja auch die letzte Partei ihr Werbematerial wieder engesammelt haben. Zudem könnte sich das Problem von selbst erledigen, wird die Wirksamkeit der Kandidaten-Masseneinwanderung am Strassenrand doch masslos überschätzt. Wer mit 50 km/h dahergefahren kommt, kann ja kaum erkennen, für wen da eigentlich geworben wird. Ist ja auch egal. Zumindest auf den Plakaten sind die Strahlemänner und -frauen und ihre hohlen Slogans ja austauschbar.
Clevere Wahlkampfmanager hecken sich da schon Originelleres aus. Was aber nicht ganz leicht ist, denn fast alles haben wir schon gesehen: Von der Duschmittel verteilenden späteren Bundesrätin bis zu Jungsozialisten im Adams- und Evaskostüm. Auf einer Reise durch das Hochland von Peru vor einem Jahr (dort standen Regionalwahlen bevor) habe ich aber doch einige schöne Ideen aufgeschnappt, die ich hiesigen Wahlkämpfern nicht vorenthalten möchte.
Idee Nr. 1: Zustupf für die vom Staat schamlos ausgebeuteten Haueigentümer (Eigenmietwert!). Hat Ihr Eigenheim nicht schon lange eine Fassadenauffrischung nötig? Ersparen Sie sich die Kosten für Maler und Farbe. Stellen Sie ihre Hausfassade der Partei Ihrer Wahl zur Verfügung. Und Sie kriegen Sie ein kleines Entgelt, das sich elegant am Steueramt vorbeischmuggeln lässt.
Idee Nr. 2: Nutzen Sie die Werbekraft Ihres Sprösslings auf dem Schulweg. Ersetzen Sie reflektierende Warnstreifen, Schulthek und Regenjacke ihrer Tochter oder Ihres Sohnes eine Zeit lang durch die fröhliche Ganzkörperwerbung im Dienste der Demokratie. Sparbewusste Schulpflegen bessern ihre Budgets durch Verleih ganzer Klassen auf (Parteienproporz beachten!).
Idee Nr.3: Schaffen Sie dauerhafte Werte. Ersparen Sie sich die Kosten für Prospekte, die gleich im Altpapier landen, oder für Plakate, die keiner ansehen will. Investieren Sie in Werbemittel, die nützlich sind und länger als Ihre mögliche Amtsdauer von Ihrer Grosszügigkeit und Weitsichtigkeit zeugen. Fast jede peruanische Bauernfamilie hat hinterm Haus das gleiche Hüsli stehen. Kleine Präsente aus früheren Wahlkämpfen seien das, hört man. Der Spender ist zwar längst aus Amt und Würden gejagt, sitzt gar hinter Schloss und Riegel, doch gesch… wird in seinem Hüsli noch lange.