Der Bahnhof mausert sich

Die SBB bauen den Bahnhof Würenlos für 8,6 Millionen Franken um. Der Perron in Fahrtrichtung Baden mit dem neuen Warte- und Automatenbereich (hinten rechts) ist schon fast fertig, momentan sind die Arbeiten am Perron in Fahrtrichtung Zürich im Gang.
Die SBB bauen den Bahnhof Würenlos für 8,6 Millionen Franken um. Der Perron in Fahrtrichtung Baden mit dem neuen Warte- und Automatenbereich (hinten rechts) ist schon fast fertig, momentan sind die Arbeiten am Perron in Fahrtrichtung Zürich im Gang.

Langmut ist ja die wichtigste Tugend für SBB-Fahrgäste angesichts all der Verspätungen, Zugsausfälle und kurzfristigen Streckensperrungen, mit denen sie zu kämpfen haben. Umso schöner, für einmal Gutes von der Bahn berichten zu können. Der Bahnhof Würenlos wird momentan umgebaut (dies als Hinweis für viele Würenloserinnen und Würenloser, die vermutlich schon mit einem Autositz am Hintern statt einem Bauchnabel geboren wurden). Und der Laie freut, wie schnell, sauber und rücksichtsvoll dieser Umbau geschieht. Obwohl hier von den SBB immerhin 8,6 Millionen Franken verbaut werden.

Unser Dorf bekommt (gratis und franko für die Gemeindekasse) eine etwas ansprechendere Visitenkarte. Der Bahnhof präsentierte sich ja unseren Besuchern und Gästen bisher als einer der schäbigsten im ganzen Netz der S-Bahn. Dass der gute Eindruck weiterhin schon auf dem Bahnhofvorplatz und dem Weg zur Landstrasse  etwas leidet, ist eine andere Geschichte. Und über die ist von würenblicker ja auch schon geschrieben worden. Schön wäre es auch gewesen, die Unterführung hätte einen Treppenaufgang in Richtung Flüh erhalten und die Veloabstellmöglichkeiten wären mindesten so zweckmässig wie etwa in Otelfingen oder Wettingen.

Aber immerhin erhalten wir nun endlich höhere Perrons, von denen nicht nur Kranzturner und Hochseilartistinnen ohne Verrenkungen ein- und aussteigen können. Vorbei die Zeiten, da wir beim Aussteigen zuerst unsere Nase platt drückten an einem exakt vor der Wagentür platzierten Leitungsmasten, bevor wir über die provisorische Perronerhöhung balancierten und am Gütergleis prompt den Haxen verstauchten. Nein, vieles wird besser, auch die Beleuchtung. Das Dach des neuen «Kundendienstzentrums» – so hochgestochen bezeichnen die SBB den neuen überdachten, aber offenen Wartebereich mit Billet- und Verkaufsautomaten in Fahrtrichtung Baden – bietet bei Regen ausreichend Schutz. Und Hoffnung besteht, dass auch die in Richtung Zürich Wartenden –und das sind etwa dreimal mehr als in Richtung Aargau – etwas mehr Dach zum Unterstehen erhalten werden.

An zwei Wochenenden, an denen fast rund um die Uhr gearbeitet wurde, ist der ganze Perron in Fahrtrichtung Baden gänzlich umgebaut worden, nun wird der Perron in Fahrtrichtung Zürich mit ebenso sportlichen Zeitplan erstellt. Beobachtet man die beauftragte Baufirma aus dem Kanton Luzern, so fällt einem auf, wie wohl organisiert, sauber und erstaunlich leise das alles vonstatten geht. Die machen das nicht zum ersten Mal! Dass auch der Sicherheit von Bahnbenützern und Arbeitern grösste Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist bei Bahnbauten irgendwie selbstverständlich, dennoch aber lobenswert und könnte auch für Strassen- und Leitungsbauten in unserem Dorf vorbildhaft sein!

Ein Gedanke zu „Der Bahnhof mausert sich“

  1. An sich ist es ja erfreulich, dass am Bahnhof etwas geht. Leider entsteht aber der Eindruck, dass einmal mehr einfach ein Standardwerk realisiert wird, ohne Absprache mit anderen Akteuren (RVBW, Gemeinde) und ohne wirkliche Berücksichtigung der lokalen Situation. Dass eine bereits vorbereitete Einsprache seitens Gemeinde zurückgezogen wurde und man damit kein Instrument hatte, die SBB im Plangenehmigungsverfahren zu Konzessionen zu bewegen, hat sicherlich nicht dazu beigetragen, ein wirklich gutes Resultat zu erzielen.
    Was besonders stört, ist der Umstand, dass einmal mehr auf die (Fuss-)Wege der Bahn- und Buskunden keine Rücksicht genommen wurde. Die erwähnte nicht realisierte Fussgängertreppe Richtung Flüh ist da noch das kleinste Problem. Weitere sind:
    – Kein Zugang mehr auf das Perron westlich des Bahnhofgebäudes (für Fussgänger aus bzw. in Richtung Grundstrasse)
    – Die Zugangsrampe zum Perron 1 und zum “Kundencenter” zeigt zum Bahnhofsgebäude statt in Richtung Landstrasse, wo die Nutzer herkommen. Rollstuhlfahrer und die erwähnten “Nicht-Kunstturner” laufen somit einen Bogen und haben keinen Zugang zum Perron auf kürzestem Weg.
    – Keine Abstimmung mit dem Ortsbus (oder verschiebt sich die Haltestelle noch zum Kundencenter?), was dazu führt, dass Leute mit Gehbeschwerden recht abenteuerlich die drei Treppenstufen unmittelbar beim Bahnhofgebäude runterkraxeln, um in den Ortsbus einzusteigen – hier fehlt eine zweite Rampe (oder man läuft wieder einen Bogen zur bestehenden, aber schlecht plazierten Rampe beim Kundencenter).
    Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Das mag jede(r) sehen, wie er / sie will. Einmal mehr zeigt sich aber, dass ohne Einflussnahme von alleine keine richtig befriedigende Lösung entsteht. Aus dieser Sicht bin ich der Meinung, dass in Würenlos eigentlich nicht zu viel, sondern zu wenig geplant, mitgeredet und vor allem zu wenig umgesetzt wird.

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