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Kaum jemand hat so unterhaltsam und klug vom Dorf erzählt wie er

Nicht ganz drei Monate vor Vollendung seines 97. Altersjahres ist am 2. Oktober Franz Notter-Bossard gestorben. Mit ihm hat Würenlos eine aussergewöhnliche Persönlichkeit und einen aufmerksamen Beobachter der Dorfentwicklung in den vergangenen 100 Jahren verloren. Kaum jemand konnte so unterhaltsam, humorvoll und klug über sein Leben und das Dorf berichten wie er. 

Franz Notter war auch ein begnadeter Reiseführer – als junger SBB-Stationsbeamter für tausende deutscher Touristen ebenso wie hier auf einer Rundreise zu seinem 90. Geburtstag für Verwandte und Freunde zu seinem 90. Geburtstag im Winter 2015/16.
Franz Notter war auch ein begeisterter Reiseführer – als junger Stationsbeamter in Koblenz für tausende deutscher Touristen ebenso wie hier für Verwandte und Freunde auf einer Rundfahrt zu seinem 90. Geburtstag im Winter 2015/16.

Franz Notter wuchs zusammen mit fünf Geschwistern im Gasthof Steinhof auf, wo er schon als Schüler in der angegliederten Pferde-Fuhrhalterei kräftig mitanpacken musste. Die Leidenschaft für Pferde verliess ihn zeitlebens nicht. Das Reiten gab er erst im Alter von 88 Jahren auf, als sein letztes Reitpferd, York II, ins “Altersheim” im Jura umzog. Als junger Mann verliess Franz Notter unser Dorf, um als Stationsbeamter eine Karriere bei den SBB zu machen, die ihn und seine Familie in verschiedenste Gegenden unseres Landes «verschlug». Doch den Kontakt zu Würenlos verlor er nie, und einige Jahre vor seiner Pensionierung kehrten er und seine um zwei Jahre jüngere Gattin Thildy in «sein» Würenlos zurück. Von 1990 bis 1995 hat er auch als Gemeinderat gewirkt. Er blickte mit berechtigtem Stolz, aber auch mit Schalk auf sein aktives Leben zurück. Er war alles andere als ein engstirniger Dörfler, viel eher war er wohl das, was man einen Grandseigneur nennt.  

Um die Erinnerung an diesen Mitbürger wachzuhalten, gibt würenblicker seiner Leserschaft (anstelle eines längeren Nachrufs) die Möglichkeit, die Broschüre «Rösseler und Bähnler aus Leidenschaft, Franz Notter – ein 90-jähriger Würenloser erinnert sich» kostenlos als PDF herunterzuladen. Als illustriertes Heft sind diese Erinnerungen nach Franz Notters 90. Geburtstag erschienen. Und nicht fehlen soll an dieser Stelle auch der Link zu einem Videoporträt vom Ehepaar Franz und Thildy Notter, das Jürg Frei und Peshraw Mirza 2021 für die Rubrik «Häsch gwüsst» von tbwnet-tv produziert haben.    

Hier Broschüre als PDF downloaden

Reise durch ein langes, interessantes Leben

Auf zur Fahrt durch ein Leben voller interessanter Stationen. Franz Notter auf dem Bahnhof Würenlos vor dem Start zur Geburtstagsreise im Roten Pfeil für Verwandte und Freunde (im Winter 1015/16).
Auf zur Fahrt durch ein Leben voller interessanter Stationen. Franz Notter auf dem Bahnhof Würenlos vor dem Start zur Geburtstagsreise im Roten Pfeil für Verwandte und Freunde (im Winter 2015/16).

Für einmal wird im würenblicker schamlos Werbung in eigener Sache gemacht. In den vergangenen Monaten bin ich tief in die Lebensgeschichte eines der ältesten Bewohner unseres Dorfes eingetaucht. Ende letzten Jahres wurde unser Mitbürger Franz Notter 90-jährig und das in bemerkenswerter Frische und Gesundheit. Jetzt ist eine  Broschüre  erschienen, in welcher der begnadete Erzähler  über sein kurzweiliges und vielseitiges Leben berichtet.

Er hat viel zu erzählen, der Franz. Sei es aus seiner Jugendzeit in Würenlos, wo er als Sohn des Steinhof-Wirts und Betreibers der Milchhütte aufwuchs, sei es aus seiner beruflichen Tätigkeit bei den SBB. Und vollends ins Feuer gerät er, wenn es um seine Liebe zu den Pferden geht; bis vor drei Jahren konnte man Franz Notter noch fast  täglich hoch zu Ross begegnen.

Wie schon gesagt, Franz Notter ist ein begnadeter Erzähler. Wo immer er Reminiszenzen aus seinem Leben zum Besten gab, ob im grossen Freundeskreis oder an öffentlichen Veranstaltungen wie an einer solchen des Seniorenrats in Würenlos – das Publikum war fasziniert und bestens unterhalten. Verena Zehnder, unsere frühere Frau Gemeindeammann und Ex-Grossrätin, hat mich angefragt, ob ich nicht Franz Notters Lebenserinnerungen schriftlich festhalten wolle. Ich sagte zu und sollte es nicht bereuen. Die langen, vergnüglichen Gespräche mit Franz Notter an etlichen Nachmittagen im Sommer und Herbst 2016 vergingen wie im Fluge – und ich durfte einen aussergewöhnlichen Menschen kennenlernen.

Unglaublich, wie viele Anekdoten aus seinem Leben Franz Notter zu erzählen weiss. Wie er etwa als Bezirksschüler der Seuchenpolizei ein Schnippchen schlagen musste, um an der Beerdigung eines jüdischen Mitschülers in Baden teilnehmen zu können. Oder wie er als junger Stationsbeamter die Thurgauer Männerwelt nicht nur mi Bahnbilletten versorgte, sondern auch mit modischen Kravatten. Oder wie es ihn als Gemeinderat im Pensionsalter zusammen mit seiner Frau Thildy an eine Würenloser Rockparty verschlug.

Franz Notters Erinnerungen sind vor allem aber auch ein Stück erlebter Geschichte der Schweiz und namentlich der Gemeinde Würenlos im 20. Jahrhundert. Und die geht manchmal auch unter die Haut. So etwa, wenn sich Franz Notter erinnert, wie ihm eine Mittelschülerin aus der Primarschule noch Jahrzehnte später aus dem Weg ging – aus Scham, weil ihre arme Familie in der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre  nur Mager- statt Vollmilch beziehen konnte bei Notters in der Milchhütte. Aber auch an die Zeit des Zweiten Weltkriegs oder an die Entstehung der Zürcher S-Bahn erinnert sich Franz Notter, wie wenn es gestern gewesen wäre.

broschuere-franz-notter_omEntstanden ist mittlerweile eine 36-seitige Broschüre mit zahlreichen Illustrationen. «Rösseler und Bähnler aus Leidenschaft» lautet der Titel. Im Anhang findet sich auch ein von Franziska Arnold geführtes Interview über den Steinhof in früherer Zeit, das bereits in der «Steinhof-Zeitung» erschienen ist. Die von Verena Zehnder und mir herausgegebene Broschüre kann bei mir bezogen werden (siehe unten). Ich bin überzeugt, dass Ihnen das Eintauchen ins vielseitige Leben dieses Würenlosers ebenso grossen Spass bereiten wird wie mir!


«Rösseler und Bähnler aus Leidenschaft. Franz Notter – ein 90-jähriger Würenloser erinnert sich.» Herausgegeben von Verena Zehnder und Peter Früh. Preis: Fr. 12.00.

Sie bestellen ganz einfach hier per E-Mail an peter.frueh@tbwnet.ch (bitte Name und Adresse sowie Anzahl Exemplare angeben) oder allenfalls über Telefon 056 424 30 64  und schon kommt die Broschüre ins Haus, zusammen mit einem Einzahlungsschein. Direkt verkauft wird sie auch am Würenloser Christchindlimärt vom 26. November und zwar am Stand von drüArt (Petra Burkart und Claudia Kaiser mit ihren lustigen Holzspruchtäfeli) sowie am Würenloser Träff 55 plus vom Montag, 28. November, 14.30 Uhr in der Alten Kirche.

Für mehr Perrondach und mehr Sitzbänke

«Ziemlich aufs Auto fixiert», Peter Frühs Beitrag hat mich animiert, ein paar Gedanken zu schreiben, die auch mit dem Lebensraum Würenlos zu tun haben. Ich hatte mich ja schon vor einiger Zeit ( 2014) über diesen Lebensraum geäussert und betont, dass man sehr Sorge dazu tragen muss, um du verhindern, dass unser Dorf bloss noch zum Agglomerationsgebilde, nicht etwa von Baden, sondern von Zürich wird (Inserat z.B. : Immobilien : Würenlos bei Zürich ).

Es ist erstaunlich, wie Neuzuzüger nicht so sicher sind, in welchem Kanton sie eigentlich jetzt wohnen; wohl bis die erste Steuerrechnung kommt. Auch wenn ich in Basel gross geworden bin und immer noch mehr oder weniger «Baseldietsch» rede, ist mir klar , dass ich jetzt seit bald 45 Jahren im Kanton Aargau lebe.

Nun  ein paar Details, die mich beschäftigen. Ich bin ein ziemlich professioneller Bahn- und Busfahrer, also ÖV, und hatte, nicht zum ersten Mal das nasse Vergnügen, im Regen auf die S-Bahn 6 nach Zürich zu warten. Auch in Würenlos werden die Züge immer länger und vorallem in Richtung Zürich hat es in der Regel etwa 10 mal mehr Passagiere, die auf dem immer längeren Perron auf den Zug warten müssen und dabei ( siehe oben) Im Regen stehen dürfen. Das Wartehäuschen mit Billettautomat und 3 ! Sitzplätzen steht auf Höhe der S 6-Zugspitze. In der Gegenrichtung nach Baden mit viel weniger Passagieren gibt es einen wesentlich grösseren, geschützten Warteraum, obwohl die meisten Leute auf dieser Seite aussteigen und sich nach Hause bewegen oder den Bus 11 nehmen.

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Das minimalistische Wartehäuschen für Bahnreisende in Richtung Zürich .

Ich war keineswegs der einzige , der sich während des Umbaus der Bahnhofanlage auch bei den SBB erkundigte, warum da nicht ein vernünftigerer Warteraum gebaut wird. Antwort war meistens «zu teuer» und die Gemeinde wolle nichts beitragen, so wie das z.B. Otelfingen getan hatte. Der früher erstellte Warteraum wurde dafür abgerissen. Würenlos sollte eigentlich wirklich etwas tun. Es braucht keinen Prachtsbau, einfach ein Dach! (Siehe dazu auch den Beitrag vom Januar 2015.)

Ich habe vor ein paar Tagen den neuesten Würenloser Gemeinde Ortsplan erworben und musste dort feststellen, dass Würenlos überhaupt keinen  Bahnhof mehr hat, sondern nur die No. 15 ( in der Legende = SBB Haltestelle ). Otelfingen und Wettingen haben einen Bahnhof; Würenlos mit mindestens so viel Personenverkehr (immer zunehmend) hat nur noch eine «Bahnhofstrasse» ,  immerhin.

Dazu noch etwas: Vor dem Bahnhofumbau gab es eine Anzahl von Sitzbänken, heute noch eine Bank auf der Badener Seite; auf der Seite Zürich keine. Ich denke, auch hier könnte die Gemeinde etwas tun, obwohl es etwas kosten würde.

Wenn schon Bänke erwähnt werden, dann könnte die Gemeinde an ein paar tollen Plätzen auf dem Gemeindegebiet Sitzbänke hinstellen, von wo man in Ruhe einen hervorragenden Blick auf das wachsende Würenlos hat. Meine Frau, unser Hund Ronja und ich wären gerne bereit ein paar Plätze – nicht nur am Bahnhof ( = No 15 ) – vorzuschlagen. Wir beschauen das Dorf auch sehr oft zu Fuss. So zum Beispiel  vom Waldrand im  Sood (hinter dem Reitstall Bopp) aus, vom  Oberbick und Weinbergrain (oberhalb des Bickguets).

Der Ortsplan , 1 : 5000 , nachgeführt 2014, kostet 10 Franken und ist auf der Gemeindeverwaltung erhältlich und zeigt wesentlich mehr als alles , was man online produzieren kann. Schein mir wichtig, auch für jene, die Würenlos nur aus dem Auto kennen ( siehe oben ) .

Würenloser Wo-Fragen

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Offener Unterstand im Miniformat.

Wo kommt sich Würenlos näher? In der Mini-Wartehalle auf dem Würenloser SBB-Perron in Fahrtrichtung Zürich. Den knappen Platz in der knapp 10 Quadratmeter grossen Hundehütte teilen sich in diesen Wochen bei Regen oder Schneetreiben am frühen Morgen rasch einmal ein Dutzend Würenloserinnen und Würenloser den wenigen Platz mit 1. einer dreiplätzigen Sitzbank, 2. einem Billetautomaten, 3. einem Billettentwerter und 4. einem grossen Abfalleimer. Oh SBB, wir danken dir für deine Grosszügigkeit!

Wo sind die Würenloser Grünliberalen? Offenbar in den Startlöchern – allerdings so tief drunten, dass man sie bisher nicht orten konnte. Doch der Präsident der Grünliberalen Partei im Bezirk Baden, der Wettinger Einwohnerrat Orun Palit, hat in der «Schweiz am Sonntag» angekündigt, er wolle «in den Gemeinden Würenlingen, Würenlos und Killwangen eine Orts-GLP aufbauen.» Ob dies gelingen wird? Man hat so seine Zweifel. Natürlich können auch einige wenige zu 150 Prozent Engagierte eine neue Ortspartei in Schwung bringen. Doch gibt es diese? Der Wähleranteil der GLP bei den jüngsten Nationalratswahlen betrug in unserer Gemeinde gerade mal 5,5 %. Die SP mit einem mehr als doppelt so hohen Wähleranteil von 13,5 % jedenfalls hat es bisher nicht geschafft, die vor Jahren sanft entschlafene Ortssektion wieder zu beleben. (Mehr zum Thema Ortsparteien hier. )

Wo wird in Würenlos die Entschleunigung gelebt? In allen jenen Häusern, in deren Gärten weihnächtlich geschmückte Bäumchen im Garten auch noch an der Fasnacht glitzern und wo an liebevoll dekorierten Weihnachtsfenstern wohl auch noch zur Schwimmbad-Saisoneröffnung die Schneesterne prangen werden.