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Für mehr Perrondach und mehr Sitzbänke

«Ziemlich aufs Auto fixiert», Peter Frühs Beitrag hat mich animiert, ein paar Gedanken zu schreiben, die auch mit dem Lebensraum Würenlos zu tun haben. Ich hatte mich ja schon vor einiger Zeit ( 2014) über diesen Lebensraum geäussert und betont, dass man sehr Sorge dazu tragen muss, um du verhindern, dass unser Dorf bloss noch zum Agglomerationsgebilde, nicht etwa von Baden, sondern von Zürich wird (Inserat z.B. : Immobilien : Würenlos bei Zürich ).

Es ist erstaunlich, wie Neuzuzüger nicht so sicher sind, in welchem Kanton sie eigentlich jetzt wohnen; wohl bis die erste Steuerrechnung kommt. Auch wenn ich in Basel gross geworden bin und immer noch mehr oder weniger «Baseldietsch» rede, ist mir klar , dass ich jetzt seit bald 45 Jahren im Kanton Aargau lebe.

Nun  ein paar Details, die mich beschäftigen. Ich bin ein ziemlich professioneller Bahn- und Busfahrer, also ÖV, und hatte, nicht zum ersten Mal das nasse Vergnügen, im Regen auf die S-Bahn 6 nach Zürich zu warten. Auch in Würenlos werden die Züge immer länger und vorallem in Richtung Zürich hat es in der Regel etwa 10 mal mehr Passagiere, die auf dem immer längeren Perron auf den Zug warten müssen und dabei ( siehe oben) Im Regen stehen dürfen. Das Wartehäuschen mit Billettautomat und 3 ! Sitzplätzen steht auf Höhe der S 6-Zugspitze. In der Gegenrichtung nach Baden mit viel weniger Passagieren gibt es einen wesentlich grösseren, geschützten Warteraum, obwohl die meisten Leute auf dieser Seite aussteigen und sich nach Hause bewegen oder den Bus 11 nehmen.

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Das minimalistische Wartehäuschen für Bahnreisende in Richtung Zürich .

Ich war keineswegs der einzige , der sich während des Umbaus der Bahnhofanlage auch bei den SBB erkundigte, warum da nicht ein vernünftigerer Warteraum gebaut wird. Antwort war meistens «zu teuer» und die Gemeinde wolle nichts beitragen, so wie das z.B. Otelfingen getan hatte. Der früher erstellte Warteraum wurde dafür abgerissen. Würenlos sollte eigentlich wirklich etwas tun. Es braucht keinen Prachtsbau, einfach ein Dach! (Siehe dazu auch den Beitrag vom Januar 2015.)

Ich habe vor ein paar Tagen den neuesten Würenloser Gemeinde Ortsplan erworben und musste dort feststellen, dass Würenlos überhaupt keinen  Bahnhof mehr hat, sondern nur die No. 15 ( in der Legende = SBB Haltestelle ). Otelfingen und Wettingen haben einen Bahnhof; Würenlos mit mindestens so viel Personenverkehr (immer zunehmend) hat nur noch eine «Bahnhofstrasse» ,  immerhin.

Dazu noch etwas: Vor dem Bahnhofumbau gab es eine Anzahl von Sitzbänken, heute noch eine Bank auf der Badener Seite; auf der Seite Zürich keine. Ich denke, auch hier könnte die Gemeinde etwas tun, obwohl es etwas kosten würde.

Wenn schon Bänke erwähnt werden, dann könnte die Gemeinde an ein paar tollen Plätzen auf dem Gemeindegebiet Sitzbänke hinstellen, von wo man in Ruhe einen hervorragenden Blick auf das wachsende Würenlos hat. Meine Frau, unser Hund Ronja und ich wären gerne bereit ein paar Plätze – nicht nur am Bahnhof ( = No 15 ) – vorzuschlagen. Wir beschauen das Dorf auch sehr oft zu Fuss. So zum Beispiel  vom Waldrand im  Sood (hinter dem Reitstall Bopp) aus, vom  Oberbick und Weinbergrain (oberhalb des Bickguets).

Der Ortsplan , 1 : 5000 , nachgeführt 2014, kostet 10 Franken und ist auf der Gemeindeverwaltung erhältlich und zeigt wesentlich mehr als alles , was man online produzieren kann. Schein mir wichtig, auch für jene, die Würenlos nur aus dem Auto kennen ( siehe oben ) .

Würenloser Wo-Fragen

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Offener Unterstand im Miniformat.

Wo kommt sich Würenlos näher? In der Mini-Wartehalle auf dem Würenloser SBB-Perron in Fahrtrichtung Zürich. Den knappen Platz in der knapp 10 Quadratmeter grossen Hundehütte teilen sich in diesen Wochen bei Regen oder Schneetreiben am frühen Morgen rasch einmal ein Dutzend Würenloserinnen und Würenloser den wenigen Platz mit 1. einer dreiplätzigen Sitzbank, 2. einem Billetautomaten, 3. einem Billettentwerter und 4. einem grossen Abfalleimer. Oh SBB, wir danken dir für deine Grosszügigkeit!

Wo sind die Würenloser Grünliberalen? Offenbar in den Startlöchern – allerdings so tief drunten, dass man sie bisher nicht orten konnte. Doch der Präsident der Grünliberalen Partei im Bezirk Baden, der Wettinger Einwohnerrat Orun Palit, hat in der «Schweiz am Sonntag» angekündigt, er wolle «in den Gemeinden Würenlingen, Würenlos und Killwangen eine Orts-GLP aufbauen.» Ob dies gelingen wird? Man hat so seine Zweifel. Natürlich können auch einige wenige zu 150 Prozent Engagierte eine neue Ortspartei in Schwung bringen. Doch gibt es diese? Der Wähleranteil der GLP bei den jüngsten Nationalratswahlen betrug in unserer Gemeinde gerade mal 5,5 %. Die SP mit einem mehr als doppelt so hohen Wähleranteil von 13,5 % jedenfalls hat es bisher nicht geschafft, die vor Jahren sanft entschlafene Ortssektion wieder zu beleben. (Mehr zum Thema Ortsparteien hier. )

Wo wird in Würenlos die Entschleunigung gelebt? In allen jenen Häusern, in deren Gärten weihnächtlich geschmückte Bäumchen im Garten auch noch an der Fasnacht glitzern und wo an liebevoll dekorierten Weihnachtsfenstern wohl auch noch zur Schwimmbad-Saisoneröffnung die Schneesterne prangen werden. 

Ticketautomat sollte man sein

Wow, die haben’s gut. Bei jedem Wetter ein Plätzchen am Schärmen oder im Schatten und alle Jahre dank regelmässigen Tariferhöhungen mehr Geld im Sack. Ja, SBB-Billettautomat sollte man sein.

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).

Vor einiger Zeit habe ich lobend über den zügig voran schreitenden Umbau des Bahnhofs Würenlos berichtet. Mit dem Resultat der Arbeiten darf man allerdings getrost weniger zufrieden sein. Darauf hat ein würenblicker-Leser, mit dem  geschärften Blick eines Planungskommissionsmitglieds, schon im Kommentar zu meinem ersten Beitrag hingewiesen.

Mich ärgert der fehlende Witterungsschutz auf dem Perron in Fahrtrichtung Zürich. Neu gebaut worden ist dort ein offener Unterstand in Hundehütteformat, in dem auch noch der Ticketautomat Platz finden musste. Hoffnungen, dass das alte Wartehäuschen zusätzlich bestehen bleibe, wie sie Hans Eppenberger hier geäussert hat, wurden enttäuscht. Das alte Wartehäuschen ist weg. Weil zudem die neuen Perronuhren auch Wochen nach Abzug der  Bauarbeiter stets nur 12.00 Uhr anzeigten, wandte ich mich mit zwei Fragen an die SBB-Pressestelle:

  1. Warum ist in der Hauptfahrrichtung Zürich nur gerade ein offener Personenunterstand mit minimalsten Ausmassen und erst noch am vorderen Perronende aufgestellt worden? In Fahrtrichtung Baden, wo das Passagieraufkommen etwa halb so gross sein dürfte, schützt dagegen ein etwa 20 Meter langes Dach die Wartenden.
  2. Warum sind die Bahnhofuhren auf beiden Perrons auch Wochen nach Abzug der Bauleute noch nicht in Betrieb?

Es vergingen keine 24 Stunden, und ich erhielt Antwort: Lea Meyer, Presseprecherin der SBB in Zürich, schrieb zur ersten Frage:

«Für die Ausstattung der Perronanlagen werden auf dem Netz der SBB einheitliche Grundsätze angewendet. Ein wichtiges Kriterium ist unter anderem die Anzahl der Reisenden, welche im Bahnhof Ein- und Aussteigen. Aus diesem Grund wird in Würenlos beim Gleis 2 ein überdachtes Kundencenter und beim Gleis 3 wie bisher eine Wartehalle platziert sein. Die bestehende Wartehalle beim Gleis 3 war in einem baulich sehr schlechten Zustand, weshalb sie ersetzt wurden musste. Dies erlaubte uns eine Neuplatzierung, welche aus unserer Sicht den Bedürfnissen der Kunden besser entsprechen sollte. Das Häuschen steht nun unmittelbar beim Rampenaufgang und näher beim Dorf als vorher. Es befindet sich im Haltebereich sämtlicher Züge in Würenlos. Eine vertauschte Platzierung (Kundencenter mit grosser Überdachung beim Gleis 3 und ein kleiner Unterstand beim Gleis 1) war aus Platzgründen leider nicht möglich. Eine geänderte Gleisbenützung der S-Bahn Züge ist aus betrieblichen Gründen zurzeit leider ebenfalls nicht möglich.»

Und zu den stillstehenden Uhren: «Eine Uhr ist in Betrieb. Bei der zweiten Uhr ist leider zurzeit ein Kabel beschädigt und muss repariert werden. Dies wird demnächst erledigt.»

Jetzt wissen wir’s also. SBB-Normen liessen nichts Kundenfreundlicheres zu. Wollen in der Hundehütte zwei, drei Reisende eine Fahrkarte lösen, hat gerade noch eine Handvoll Wartende Platz. Doch es ist Norm, die Kunden im Regen stehen zu lassen. Sollen die doch einen Schirm dabei haben. Nur – wohin mit dem Knirps, wenn man dann im Zug sitzt? Legt man ihn auf den noch freien Sitz nebenan, wird schon bald ein unschuldiges Opfer ein nasses Füdli haben, legt man ihn auf die Hutablage, wird man auch noch im Zug verschifft.

Schon beim nächsten Halt macht der Zürich-Reisende Waggonräder-grosse Augen. Beim  Bahnhof in Otelfingen hat es für eine grosszügige Perronüberdachung gereicht, obwohl das Passagieraufkommen nicht wahnsinnig viel grösser ist. Ob’s daran liegt, dass die Gemeinde Otelfingen seinerzeit eine Million Franken an den Bahnhofumbau bezahlt hat? Nun, dafür hätte Würenlos erstens momentan gar kein Geld gehabt und zweitens ja noch keine klare Vorstellung davon, wie die Umgebung unseres Bahnhofs in der Zukunft aussehen soll. Es wird seit Jahren geplant…

Ja, Billettautomat sollte man sein. Soeben lese ich im «Badener Tagblatt», dass sich einige RVBW-Fahrgäste sorgen, weil in unserem Ortsbus nun auch ein Ticketautomat installiert wird. Der Chauffeur soll vom Billettverkauf entlastet werden. Tatsächlich ist in Spitzenzeiten das Minibüsli, das wegen der engen Strassen und der Brücke offenbar kein grösseres sein darf, restlos überfüllt. Für einen Billettautomat scheint kein Raum zu sein. Aber eben: Für sie hat’s immer ein geschütztes Plätzchen.