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Gut fürs Dorfklima

Der Sportplatz Tägerhard hat gute Chancen, an der Dezember-Gemeindeversammlung «durchzugehen». So das Fazit nach der Orientierungsversammlung vom 25. Oktober:  Gegner haben sich bisher keine geoutet, und aus der Finanzkommission wurde mehrfach signalisiert, dass auch sie hinter dem Projekt steht. (Mehr zum Projekt im Artikel vom 28.10.)

Torjubel am 12. Juni? Schafft die neue Sportanlage im Tägerhard am 12. Juni eine weitere Hürde?
Sportplatz Tägerhard: Beim Nachschuss könnte der Ball am 8. Dezember tatsächlich im Goal landen.

Wegen dem Sportplatz muss  nicht anderswo, wo es auch weh täte, die Sparschraube angezogen werden. Ein neues Sparpaket wird nicht geschnürt. Das zeigt das  Gemeindebudget fürs kommende Jahr. Der Gemeinderat sieht bei den laufenden Ausgaben kein grosses Sparpotential mehr, auch wenn er  die Ausgaben laufend hinterfragen will.  Im Schulsekretariat muss das Stellenpensum  gar erhöht werden. Auf eine generelle Lohnerhöhung muss das Gemeindepersonal aber  verzichten.

Investitionsmässig haben wir vor zwei Jahren einen Vollstopp gerissen. Netto wurden seither nicht mal 800 000 Franken jährlich investiert. Das war nötig. Nun nimmt man den Fuss vorsichtig vom Schlauch. Die Nettoinvestitionen sollen 2016 auf fast 2,6 Millionen hinaufgefahren werden. Neben dem Sportplatz werden der Dezember-Gemeindeversammlung noch drei weitere Kreditgesuche unterbreitet, die teilweise 2016 zu bezahlen sind:

♦2,037 Mio. für die Erschliessung des Gewerbegebietes Tägerhard. Sie erschliesst auch den neuen Sportplatz. Wer die Vorlage genau studiert, wird darin einige Bestandteile entdecken, die vor zwei Jahren noch als Teil des Sportplatzprojektes galten. Aber sei’s drum.

♦ 447 000 Franken fürs Schwimmbad Wiemel. Vorgesehen ist, die Becken in zwei Jahresetappen mit einer Folie abzudichten: 2016 das Schwimmerbecken inkl. Sprungbucht, 2017 das Familienbecken. Zudem wird das Ausgleichsbecken (die Technikbaute unter dem Sprungturm) saniert.

♦1,288 Mio. Franken für eine Werkleitungsanierung in der Altwiesenstrasse. Auch diese Ausgaben verteilen sich auf zwei Jahre.

Die für 2016 geplanten Investitionen können nicht gänzlich aus dem Cashflow bezahlt werden, um es in der Sprache der Finanzprofis zu sagen. Es resultiert ein Fehlbetrag von 224 000 Franken. Das ist nicht gewaltig, doch die Schulden steigen eben um diesen Betrag an – auf 16,769 Millionen. Und dies läuft dem vom Gemeinderat im Weisungsbüchlein erneut bekräftigten Ziel zuwider, die Schulden innert 10 Jahren auf 12 Mio. abzubauen. Der Finanzplan rechnet nun damit, dass bis 2020 die Nettoschulden auf 21 Mio. Franken ansteigen. Das ist unschön, bleiben die Zinsen so tief wie jetzt aber nicht dramatisch.

Insgesamt zeigt sich der Würenloser Finanzhimmel etwas weniger düster als vor drei Jahren, aber schon ziehen neue dunkle Wolken auf. Wurde bis anhin gerne davon gesprochen, wir hätten zwar ein Ausgaben- gottlob aber kein Einnahmenproblem, so tönt es jetzt anders. Finanzminister Lukas Wopmann überbrachte der Orientierungsversammlung die ungute Kunde, dass die Steuereinnahmen schon im laufenden Jahr tiefer sein werden als budgetiert. Und auch 2016 wird nur mit minim höheren Steuerträgen gerechnet – trotz stetig mehr Steuerpflichtigen.

Trotzden müssen gut durchdachte Projekte wie der neue Sportplatz oder die Schwimmbadsanierung möglich sein. Vielen Menschen, die daraus Nutzen ziehen, bereiten solche Projekte Freude –eine  Kanalsanierung etwa, mag sie auch noch so dringlich sein, tut dies kaum. Es kommt dem Zusammenleben in der Gemeinde zugute, wenn sich Bürger an einer Gemeindeleistung freuen können.. Bereits jetzt glaube ich, einen positiven Klimawandel wahrzunehmen. In einem guten Klima gedeihen auch gute Ideen. Die braucht’s,  denn wir wollen ja  unsere Gemeinde nicht bloss verwalten, sondern zum Bessern hin gestalten.

Dafür müssen aber auch die Finanzen einigermassen stimmen. Ausgabendisziplin der Behörden,  der Verwaltung, aber auch der  Bürgerinnen und Bürger ist weiterhin unerlässlich. Die kleine Aufhellung am Finanzhimmel darf nicht dazu verleiten, die Zügel schleifen zu lassen. Einzelne Sparmassnahmen dürfen auch in nächster Zeit nicht tabu sein. Denn beim einen oder anderen Ausgabenposten könnte sich doch noch zeigen, dass in früheren Jahren mit der gar grossen Kelle angerichtet wurde.

Abpfiff

Kalte Dusche für die Fussballer und Rugbyspieler nach dem heutigen Spiel auf dem politischen Rasen. Die Würenloser Stimmberechtigten haben den Projektierungskredit für die neue Sportanlage Tägerhard mit 1322 Nein gegen 754 Ja deutlich abgelehnt.

Das Nein kam insofern nicht überraschend, als SVP und FDP in kurzer Zeit die nötigen Unterschriften fürs Referendum zusammengetragen hatten. Das Nein ist aber auch richtig – so bedauerlich es aus Sicht der Sportplatz-Befürworter auch sein mag.

Die Würenloserinnen und Würenloser haben damit nicht, wie das im Abstimmungskampf suggeriert wurde, Jugend- und Sportfeindlichkeit sowie Kurzsichtigkeit an den Tag gelegt. Sie haben besonnen abgewogen – zwischen Allgemeinwohl und Partialinteressen sowie zwischen wirklich Nötigem und Wunschbedarf. Sie haben Ausgabendisziplin geübt und waren ihrer Verantwortung gegenüber der jüngeren Bevölkerung (Schuldenberg!) durchaus bewusst.

Die finanziellen Bedenken waren zu gross. Wie der Gemeinderat schätzt die Mehrheit der Bürger die Finanzlage der Gemeinde zu schlecht ein, als dass jetzt der Startschuss zu einem nicht absolut nötigen Bauwerk hätte gegeben werden können. Konsequenterweise ist schon der nicht sehr hohe Projektierungskredit verweigert worden. Es wäre auch heuchlerisch gewesen, jetzt Ja zu sagen, und dann zuletzt die Notbremse zu ziehen. Viel zu Vieles haben wir schon bis zur Ausführungsreife geplant und dann doch nicht verwirklicht – eine «Würenloser Krankheit».

Innert drei Jahren haben die Stimmberechtigten nun zum dritten Mal an der Urne Nein gesagt zu baulichen Investitionen: erst zur Aula beim Oberstufenschulhaus, dann zur Sanierung und Erweiterung des Kindergartens Buech I und jetzt zum Sportplatz. Was man von der Verhinderung dieser Vorhaben auch halten mag  (ich gehörte zu den Befürwortern der Aula), wirkungsvolle Sparentscheide waren sie allemal! Nicht nur wurde die Investitionsrechnung um insgesamt mindestens 5,7 Millionen Franken (wenn der Sportplatz gebaut worden wäre) entlastet. Die vorgeschriebenen Abschreibungen und – vor allem beim Sportplatz die zusätzlichen Betriebskosten (Unterhalt, Personal, Erschliessung durch öffentlichen Verkehr) – hätten den Gemeindehaushalt auf Jahre hinaus belastet und den Schuldenabbau erschwert.

Die Chancen sind nun etwas grösser, den Gemeindehaushalt wieder ins Lot bringen und die Rekord-Verschuldung pro Kopf auf ein vertretbares Mass reduzieren zu können. Finanziell sind wir allerdings noch lange nicht aus dem Schneider. Eine hohe Ausgabendisziplin ist weiterhin vonnöten. Und eine weitere bittere Pille wird zu schlucken sein: Um eine Steuererhöhung kommt Würenlos auch nach dem Sportplatz-Nein und weiter folgenden Sparmassnahmen nicht herum. Es sei denn, es hätten sich auf der Einnahmenseite im laufenden Jahr wahre Wunder ereignet. Je früher wir diese Pille schlucken, umso besser! Die nächste Gemeindeversammlung  wird Gelegenheit erhalten, ihren Fehlentscheid vom letzten Dezember korrigieren zu können.

Zurück zu den Sportvereinen. Sie haben ihren Rückhalt in der Dorfbevölkerung überschätzt. Indem sie Druck gemacht haben, damit der neue Sportplatz ausgerechnet jetzt auf die politische Agenda gesetzt wurde, haben sie sich gewaltig verkalkuliert. Ob ihre Weiterexistenz wirklich bedroht ist, hängt nun wesentlich von ihnen selbst ab.

Die Gemeinde wird zur Linderung ihrer Platznot in nächster Zukunft nicht viel beitragen können. Prüfenswert scheint mir aber immerhin der Vorschlag eines Stimmbürgers, bei der vom Gemeinderat für 2016 versprochenen Sanierung des Sportplatzes Ländli den Naturrasen durch einen  Kunstrasen zu ersetzen. Damit wäre der bestehende, stark strapazierte Platz häufiger bespielbar.

Ein Handicap für die Befürworter war, dass der SVW längst zu einem Fussballclub fürs ganze untere Furttal geworden ist. Die Würenloser wollen aber offensichtlich nicht  beliebig hohe Lasten zugunsten anderer Gemeinden tragen. Es bestanden zudem berechtigte Zweifel, ob die Nachbargemeinden ihre völlig unverbindlichen Zusagen für eher kleine Kostenbeiträge halten würden.

Ein offiziell zum FC Unteres Furttal mutierter SVW könnte in diesen Gemeinden, die etwa gleich viele Einwohner zählen wie Würenlos (und sich zum Teil mit rekordtiefen Verschuldungen brüsten!), Druck machen, damit sie endlich eine eigene Sportanlage realisieren. Denn darin liegt wohl der Schlüssel zur Behebung der Platznot der Fussballer. Und gewisse SVW-Supporter von ennet der Kantonsgrenze, die uns im Vorfeld der Abstimmung via Lokalpresse wohlfeile Ratschläge erteilten, erhielten so Gelegenheit, vor Heimpublikum anzutreten. Für Millioneninvestitionen in den Sport zu kämpfen, wenn man sie selbst zu bezahlen hat, fiele ihnen dann wohl etwas schwerer…