Schlagwort-Archive: Frühläuten

Süsser die Glocken nie klingen

Die Würenloser Kirchenglocken sorgen wieder mal für Gesprächsstoff. In grosser Aufmachung berichtete das «Badener Tagblatt» am 2. Juni  darüber, dass die Glocken der Katholischen Kirche seit gut sechs Wochen erst um 7 statt wie bisher um 6 Uhr zum Frühläuten ertönen. Es hätten sich zwar nur wenige Leute am 6-Uhr-Läuten gestört, doch aus Rücksicht auf sie und damit das «Gstürm» nicht noch grösser werde, habe man die Umstellung vorgenommen, begründete Kirchenpflegepräsidentin Verena Zehnder den Schritt. Nicht gerechnet hat man aber ihr zufolge damit, dass nun jene stürmen, welche dem 6-Uhr-Läuten nachtrauern. Im November soll darum die Kirchgemeindeversammlung entscheiden, was in Zukunft gelten soll.

Ob Kuh- oder Kirchengeläut – das Standardargument der Glockenliebhaber in Diskussionen darüber ist, dass Kühe beziehungsweise Kirchtürme schon immer gebimmelt hätten. Wer in die Nähe einer Kirche ziehe, wisse, was ihn oder sie erwarte. 

Eben – darum sehen viele Wohnungs- und Ruhesuchende die Nähe einer Kirche mit Glockenturm nicht gerade als Standortvorteil. Doch in nächster Nähe unseres Kirchturms mit dem Zwiebelhelm gelangt der Neubau Chilematt zur Vermietung.  Die katholische Kirchgemeinde erstellt ihn anstelle der Chilemetzg. Zu haben sind dort sechs 31/2-Zimmerwohnungen (Nettomietzins 1610 bis 1660 Franken), zwei 5-Zimmerwohnungen (2490 bzw. 2520 Franken), drei ebenerdige Wohnateliers entlang der Schulstrasse (1490 bis 1560 Franken) sowie ein Atelier mit Gewerberaum (3210 Franken). Ist die Vermutung gänzlich aus der Luft gegriffen, dass zwischen dem Vermietungsbeginn und dem späteren Frühläuten ein Zusammenhang bestehen könnte?

Überraschend viele, sogar nahe der Kirche Wohnende scheinen dem Frühgeläut aber nachzutrauern. Ihnen vermitteln die vertrauten Glocken das Gefühl von heimatlicher Geborgenheit – vor allem nachts oder oder vor dem ersten Hahnenschrei. Als Zeichen gelebter Oekumene darf darum gedeutet werden, dass die reformierten Glocken für die zum frühmorgendlichen Schweigen gezwungenen katholischen Schwestern eingesprungen sind. In der gleichen Nacht, in welcher der BT-Artikel über das Glocken«gstürm» in Druck ging, bimmelte eine Glocke im reformierten Kirchturm beim Wiemel oben rund 25 Minuten lang in die Nacht hinaus – bis kurz vor 23 Uhr. 

In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Würelos» führte das zu einem wahren «Bellstorm». Kaum hatte der Klöppel zu schwingen begonnen, berichtete schon Daniela darüber. 29 weitere Würenloserinnen und Würenloser kommentierten im Minutentakt.«Ich glaub», so etwa Nicole, «die sind ghackt worde und dä Huuswart i dä Ferie». Doch vielleicht war’s ja ganz anders: Das zum Beispiel in der Gemeindebeilage zur Zeitung “reformiert” zuweilen etwas gar frömmelnde reformierte Kirchenpersonal vom Wiemel oben mag erst einmal den lieben Gott und Jesus um Beistand gegen die wildgewordene Glocke ersucht haben. Und merkte später,, dass das bei so Irdischem wie dem Glockengeläut nichts bringt, analog zum alten Spruch «Gott sprach, es werde Licht. Doch Petrus fand den Schalter nicht.»

Gemeindeversammlung: Alles unbestritten
Die Einwohnergemeindegemeindeversammlung vom 2. Juni hat alle Traktanden ohne grosse Diskussionen durchgewinkt: So die erfreulich ausgefallene Rechnung und den Rechenschaftsbericht 2021, die Kreditabrechnung für die Strassen- und Werkleitungssanierung Buechzelglistrasse (Kreisel Ländle bis Altwiesenstrasse) mit einer Kreditüberschreitung von CHF 482’283 und die Kreditabrechnung für den Kauf der alten LANDI sowie vier Einbürgerungen. Mit dem Finanzgebaren der Gemeinde nicht ganz zufrieden war Bürger Franz Müller. Er stellte zwei Anträge: Für 2023 sei der Steuerfuss auf 99 % anzusetzen. Und die Ausgaben im Budget 2023 seien um 3 % zu senken. Als verbindliche Anträge liess der Gemeinderat die Vorschläge Müllers nicht gelten, liess über sie aber als Ideen für den Budgetierungsprozess abstimmen. Dabei sprachen sich die bloss 78 Anwesenden gegen eine Steuersenkung auf 99% aus, hiessen aber die Budgetkürzung gut. Mit längeren Ausführungen plädierte Marcus Meyer für eine Änderung der Tarifstruktur (Hoch- und Niedertarif) für die Stromversorgung durch die Technischen Betriebe Würenlos. Auf diese Weise lasse sich der Stromverbrauch so steuern, dass mehr Strom verbraucht werde in Zeiten, wo viel Elektrizität aus erneuerbarer Energie anfalle,