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Osterüberraschungen für einen frisch Umgezogenen

Wegen Kanlabauarbeiten in derAltwiesenstrasse: Der 11er auf neuer Route durch die Buechzelglistrasse.
Wegen Kanalbauarbeiten in der Altwiesenstrasse: Der 11er auf neuer Route durch die Buechzelglistrasse.

Kurz vor unserer Züglete von der Buechmatt an die Haselstrasse stand eines Tages eine Fahrplantafel für den Bus 1 Würenlos-Killwangen an der Einfahrt zur Buechmatt. Zuerst fragte ich mich, ob mir als seinerzeitigem Mitinitianten des  Ortsbusess zum Abschied eine kleine Freude bereitet werden sollte. Doch das wäre doch etwas zu viel der Ehre gewesen. Es stellte sich heraus, dass der Ortsbus  wegen der Sanierung der Werkleitungen in der Altwiesenstrasse  umgeleitet wird und nun vorübergehend vor unserer früheren Haustür Halt macht.

Da freut sich selbst der Osterhase: Der neu gekieste Furtbachweg.
Da freut sich selbst der Osterhase: Der neu gekieste Furtbachweg.

Der Fussweg entlang dem Furtbach, ein Weg den ich oft gegangen bin, wenn ich von der Buechmatt  ins Dorf  oder zum Bus nach Wettingen gelangen wollte, ist wie auch ich in die Jahre gekommen. Bei regnerischem Wetter war er voller Pfützen. Doch nun, nachdem ich ein letztes  Mal zwischen unserem alten und neuen Heim  auf dem Weg unterwegs war, freute ich mich über das schöne Bild, das sich mir bot. Der Weg ist ausgebessert und mit gelblichem Mergel neu belegt worden. Obwohl er in Zukunft nicht mehr mein Weg von Zuhause ins Dorf  sein wird, werde ich diesen Weg  gerne gelegentlich nutzen und mich über einen schönen Spaziergang enlang dem Furtbach freuen.

Rübenmaus und Powergras

Um einen Blick in die Landwirtschaft zu tun, betätige ich mich für einmal nicht als Dorfwanderer, sondern als «Landstreicher».

Drei der Lockpfosten mit landwirtschaftlichen Informationen.

Die so genannten Lockpfosten auf dem Bauernland der Familie Felix und Brigitte Markwalder erweckten meine Neugierde. Auf diesen Pfosten fand ich viele und interessante Informationen über Landwirtschaft und über unsere täglichen Nahrungsmittel.

Der Bauernhof der Familie Felix und Brigitte Markwalder im Kempfhof.
Der Bauernhof der Familie Felix und Brigitte Markwalder im Kempfhof.


 

 

 

 

1 Biestmilch2 Dufttest

 

 

 

 

3 Höhenschwindel

 

 

 

 

 

 

 

Rechne: Würden die Schweizer Landwirtschaft die EU-Richtlinien erreichen, hätte nur etwa noch jeder siebte Landwirt eine Überlebenschance, Das wäre doch schade, wenn wir nicht gelegentlich, dank einem Dufttest, Bauern beim Schoppen im Alpenrösli erkennen und antreffen würden.

4 Knollentöchter

 

 

 

 

Die Kartoffel, unser Hauptnahrungsmittel. Stellen Sie sich vor, wenn es eine der beliebtesten Speisen, Pommes Frites, nicht mehr gäbe oder wir abends vor dem Fernseher keine Chips mehr vor uns hätten.

5 Erdfühler

 

 

 

 

6 Segelfang

 

 

 

 

7 Gaswerk

 

 

 

Soll ich nun in Zukunft durch den Zuckerrübenacker joggen, um genug Sauerstoff zu tanken?. Ja, und was ist dann mit dem vielen Zucker, nützt da das Bewegungstraining noch etwas? Vielleicht gehe ich doch besser in den Wald und lasse die Zuckerrüben Zucker produzieren.

8 Rübenmaus

 

 

 

 

9 Powergras

 

 

 

10 Nagelprobe

 

 

 

«Gut, gibt’s die Schweizer Bauern» ist auf jedem Lockpfosten zu lesen. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet hier weitere Themen.

Das Wöschhüsli

Wer hat sich nicht schon gefragt, zu welchem Zweck dieses hübsche Häuschen neben der Furtbachbrücke im Kempfhof gebaut wurde?

Das schmucke Wöschhüsli nahe der Brücke an der Bachstrasse.
Das schmucke Wöschhüsli nahe der Brücke an der Bachstrasse.


Wie mir die heutige Eigentümerin, Frau Michèle Meier, erzählte, wird sie immer wieder von Leuten befragt, wenn diese dort vorbeigehen. Auch Kinder meinten schon: «Gäll das isch doch es Häxehüsli?». Ob sie denn wie eine Hexe aussehe, habe sie gegengefragt.

Weshalb ich mich der Geschichte des kleinen Hauses annehme, hat einen besonderen Grund: Anfang der Siebzigerjahre erwarb die Bauunternehmung Schildknecht und Haderer in Wettingen die Liegenschaft Bachstrasse 53 und nutzte sie als Werkhof. Weil dieses kleine Haus auch dazugehörte und man dessen Platz gut als Deponieplatz hätte nutzen können, wollte man es abbrechen. Ich wehrte mich dagegen und konnte die Unternehmer davon überzeugen, dass es als historischer Bau erhaltenswert sei. Anerkennenswert sei erwähnt, dass die Bauunternehmung das Häuschen danach in Stand stellte.

Immer wenn ich heute daran vorbeikomme frage ich mich, welche Geschichten mir dieses Häuschen erzählen könnte, wenn ich die Tür öffnen würde, ähnlich einer Musikdose, bei der Musik ertönt, wenn man den Deckel öffnet.  Mit Erlaubnis von Michèle Meier öffne ich nun die Türe und lasse das Häuschen uns seine Geschichte erzählen.

Die Treppe zum Furtbach.
Die Treppe zum Furtbach.

Tatsache ist, dass ich schon viele Jahre auf dem Buckel habe, sicher an die zweihundert. Weil ich unbedeutend bin, wurde das Geburtsjahr nicht in den Türsturz eingemeisselt.  Sicher ist, dass ich als Wöschhüsli gedient habe. Hier im hinteren Teil des einzigen Raumes stand früher ein Holzofen mit einem kupfernen Kessi darüber. Gegenüber dem Eingang ist ebenfalls eine Türe und dahinter eine Treppe, die zum Furtbach hinunter führt.

In der rückwärtigen Wand kannst du noch zwei Löcher sehen. Sie dienten als Auflager für zwei Balken. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Konstruktion dürfte etwa so wie die Zeichnung unten ausgesehen haben.

Jede Woche trafen sich bei mir Frauen aus dem Kempfhof, um ihre Wäsche zu waschen. Zuerst feuerten sie tüchtig an und mengten dem Wasser geraffelte Kernseife bei, denn es gab damals noch
kein Waschpulver. War das Wasser heiss genug,

Die Löcher in der Wand für die Balkenkonstruktion.
Die Löcher in der Wand für die Balkenkonstruktion.

taten sie die Kochwäsche ins Kessi. Während dann
der Sud so vor sich hin köchelte, rührten und

stampften sie mit einer grossen Holzkelle öfters darin, damit die Seifenlauge die ganze Wäsche durchdringen konnte. Das war eine schwere Arbeit und der ganze Raum war so voller Dampf, dass sich die Frauen oft kaum sehen konnten. Das hinderte sie aber nicht daran, sich ihre Sorgen und Freuden zu erzählen und darüber zu berichten, was sich im Dorf so alles ereignet hatte.

Überm offenen Feuer wurde das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht.
Überm offenen Feuer wurde das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht.

War die Wäsche gekocht, wurde
sie mit einer grossen gelochten Kelle aus dem heissen Wasser gefischt und mit einem Korb zum Furtbach hinunter getragen. Dort wurde sie gespült und falls notwendig auf dem Waschbrett nochmals tüchtig geschrubbt.

Die Hausierer wussten, wann Waschtag war und dass sie dann fast alle Frauen dort antreffen würden. Zu dieser Zeit gab es noch kein Shoppingcenter und auch keinen Coop. Alles, was man zum täglichen Bedarf nötig hatte und nicht im eigenen Garten wuchs, kaufte man beim Hausierer. Nebst Nadeln, Faden, Wolle, Stoffen etc. hielt er auch Pülverchen und Salben gegen Hexenschuss oder Rheumaschmerzen, aber auch schöne Ringlein oder Ketten feil.

Ja, das war eine schöne Zeit. Dann aber wurden im Kempfhof Wasserleitungen verlegt und die meisten Familien hatten danach fliessendes Wasser im Haus. Das bedeutete auch das Ende meiner Funktion als Wöschhüsli.

Damit ich nicht nur unnütz herumstand, war ich bereit, einige Zeit als Unterkunft für Kälber zu dienen. Daran kann sich Isidor Moser, der seit seiner Geburt im Kempfhof lebt, noch gut erinnern. Als Bub kam er immer zu mir, um im Furtbach zu fischen. Hier fand er auch die nötigen Köder, nämlich Würmer, das hatte mit dem Kälbermist zu tun.

Das vom Verfall bedrohte Wäschhüsli vor der Aussenrenovation.
Das vom Verfall bedrohte Wöschhüsli vor der Aussenrenovation.

Bald ging auch diese Zeit vorbei. Die Tiere mussten sich an eine andere Bleibe gewöhnen, denn der Bauer, dem die Scheune mit Wohnhaus Bachstrasse 53 und meine Wenigkeit gehörten, verkaufte die Liegenschaft an einen Bauunternehmer. Ich fürchtete das Schlimmste.  Warum sollte ein Baumeister mich armes Hüsli, das am Verfallen war, noch erhalten? Meinen Platz konnte er als Deponieplatz besser nutzen. Ich versuchte mich unter dem Efeu zu verstecken. Das half aber nichts. Eines Tages warfen Bauarbeiter meine Ziegel vom Dach in eine Mulde und ich war überzeugt, meine letzte Stunde habe geschlagen.

Aber nein, statt mit dem Abbruch zu beginnen, ersetzten die Männer einige der morschen Balken und deckten mich mit schönen, handgefertigten Ziegeln wieder ein. Auch an meine Schönheit dachten sie und machten ein gründliches Facelifting. Die runzelige Steinfassade wurde sauber ausgefugt; Fenster und Türe wurden ersetz oder repariert. Ich sah schön aus und freute mich sehr darüber, und war dann auch gerne bereit als Magazin der Firma gute Dienste zu leisten.

Einige Jahre vergingen, das Baugeschäft wurde grösser. Die Liegenschaft genügte den Bedürfnissen nicht mehr. Mein Wohltäter verkaufte mich an Peter Frey, Cheminéebau Wettingen und der verkaufte mich dann später an Stefan Meier, Gipsergeschäft Wettingen. Damit begann für mich wieder ein anderes Leben.

Michèle Meier.
Michèle Meier.

Für die Tochter dieses Unternehmers, Michèle Meier, war ich ein beliebter Ort zu verweilen . Weil mein Inneres nicht mehr sehr gesund war und gelegentlich Steine aus den Wänden brachen, sagte Vater Meier zu seiner Tochter, er werde meine Innenseite auch einmal in Ordnung bringen, habe aber jetzt keine Zeit dazu. Sie solle alle Steine und den Ort wo sie heraus gefallen sind mit einer Nummer versehen. Als es dann aber viele Steine waren verlor Michèle die Übersicht, und so nahm sich der Gipsermeister Zeit, die Innenseite zu renovieren. Ihm muss ich ein grosses Kompliment machen. Er nahm nicht einfach einen Fertigmörtel, sondern mischte einen nach altem Rezept, der genau auf meine Bedürfnisse abgestimmt war. Ganz besonders freute ich mich darüber, dass die Mutter von Michèle für mich schöne Vorhänge nähte und mich so auch im Innern gut aussehen liess.

Es gab aber auch viele Momente des Schreckens, wenn Lastwagen mir zu nahe kam und mein Dach beschädigte. Der Dachdecker Wagner aus Wettingen pflegt mich dann und brachte den Schaden wieder in Ordnung.

Für die Nachbarskinder von Michèle war ich ein beliebter Aufenthaltsort. Gelegentlich übernachteten sie bei mir in Hängematten, die an meinen Balken befestigt waren. Inzwischen ist es bei mir wieder ruhiger geworden. Ich diene Michèle jetzt als Gartenhüsli und das ist mir auch recht so.  Nun aber genug der Geschichten. Schliesse mir die Türe, ich möchte nun meine Ruhe haben!

Haus Berger und Centrum 68

Wo heute an der Landstrasse das Centrum 68 steht, befand sich einst das Haus Berger. Das mächtige Bauernhaus an der Landstrasse, erbaut 1555, war eines der ältesten Häuser in Würenlos. 

Die Liegenschaft Berger,  ein mächtiges Doppel-Bauernhaus.
Die Liegenschaft Berger/Moser, ein mächtiges Doppel-Bauernhaus.
Der heutige Bau mit dem Restaurant Centrum 68.
Der heutige Bau mit dem Restaurant Centrum 68.

Das Haus Berger (in der Ortsgeschichte Würenlos von Peter Witschi wird es als Liegenschaft Berger-Moser-Schaut bezeichnet) sei schon lange ein Schandflecken im Dorfe gewesen, heisst es im untenstehendem Zeitungsartikel über den Abbruch

. Würden wir heute auch so urteilen? Wahrscheinlich nicht. Es gibt viele gute Beispiele, wie alte Häuser renoviert, umgebaut und für neue Nutzungen gestaltet wurden. Wahrscheinlich wäre eine solche Lösung für das Dorfbild mindestens so schön gewesen wie die heutige «moderne» Überbauung Centrum 68.

Der Abbruch der Liegenschaft  Berger und der Bau des Centrums 68 gehören in eine Zeit des baulichen Umbruchs in Würenlos. Das Alte war nicht mehr «in», die «modern time» war auch in Würenlos angebrochen. Der modernen Post mussten 1967 alte Häuser an der Landstrasse weichen und mit einer in die Zukunft weisenden Zentrumsplanung wollte man dem erwarteten Wachstum der Gemeinde Rechnung tragen.

Modell für die Zentrumsplanung, wie sie sich Architekt Walter Moser im Jahre 1969 vorgestellt hat.
Modell für die Zentrumsplanung, welches Architekt und Ortsplaner Walter Moser im Jahre 1969 der Gemeinde präsentiert hat.
Luftaufnahme des Dorfzentrums (vermutlich ca. 1960) mit der Liegenschaft Berger, oben links der Landstrasse.
Luftaufnahme des Dorfzentrums (vermutlich ca. 1960) mit der Liegenschaft Berger, oben links an  der Landstrasse.

Die Überbauung Centrum 68 ist  ein Kind der Ortskernplanung in den 1960er-Jahren. Dem Neubau musste  das Alte weichen. Der Architekt, der diese Überbauung realisierte, übernahm die Stellung der Bauten mit den Pultdächern, wie sie in einem Richtmodell des Ortsplaners Walter Moser dargestellt worden waren und nach den Vorstellungen Mosers noch bei anderen Neubauten im Dorfkern hätten zur Anwendung kommen sollen (siehe Foto des Modells). Das Centrum 68  blieb lange Zeit der höchste und am wenigsten dörfliche Baukomplex entlang der noch sehr ländlichen Landstrasse.

Dass es auch als altes Gebäude noch nützlich sein konnte, stellte das Haus Berger unter Beweis, indem es sich als Übungsobjekt der  Feuerwehr darbot. Diese Löschübung verlief  nicht ganz nach Wunsch, wie Zeitzeugen berichten. Weil das Haus nicht richtig brennen wollte, wurde Brandbeschleuniger (wahrscheinlich Benzin), verwendet. Die Würenloser und die Wettinger Feuerwehr brachten den Brand danach aber nicht mehr unter Kontrolle. Das Haus wurde so gründlich zerstört, wie die Bilder unten zeigen.

Bericht im Badener Tagblatt über die Feuerwehrübung am Bergerhaus. ( 1967/68).
Bericht im Badener Tagblatt über die Feuerwehrübung am Bergerhaus. ( 1967).
So präsentierte sich die Liegenschaft Berger nach der nur teilweise geglückten Löschübung der Feuerwehr.
Die Liegenschaft Berger nach der nur teilweise geglückten Löschübung.

Die beiden Centrum 68-Häuser jetzt. Nachträglich hinzugefügt wurden die beiden Lifttürme aus Glas.

Die  Centrum 68-Häuser jetzt. Nachträglich angefügt wurden die beiden Lifttürme aus Glas.

Sommerquiz: Das Lösungswort hiess WIEMEL. Als Gewinnerinnen ausgelost wurden Lydia Amacher, Tina Fischer und Kathrin Mathys. Herzliche Gratulation!