Archiv der Kategorie: Dorfleben

Die Postkutsche schlingert

Das dürfte eine typische Würenloser Posse mehr werden. Da meldet die Post mit Flugblatt in alle Haushaltungen, «im Einvernehmen mit der Gemeinde» zügle sie im Frühjahr vom heutigen Standort zwischen Post und Rössli an den Ländliweg 1, vis-à-vis der Raiffeisenbank. Nicht nur bei den direkten Anwohnern löste der genannte Standort sofortiges Kopfschütteln aus. Da wirds eng am Ländliweg! Wieso weg vom Zentrum, jetzt wo das Alterszentrum dort geplant wird, und  gab es wirklich keine Alternative? (siehe auch die Kommentare zum Beitrag von letzter Woche.)

Und nun wird durch Nachfragen besorgter Bürger bekannt und von Bauverwalter Werner Huber bestätigt, dass es für die Einrichtung der Poststelle am Ländliweg eine Baubewilligung braucht und ein Baugesuch bei der Gemeinde noch gar nicht eingegangen, geschweige denn bewilligt worden ist. Da sind offensichtlich den Postillons zu Bern und Wettingen (und jenen Würenloser Gemeindevertretern, die sich allenfalls zu ihnen in die Postkutsche und mit ihnen ins Einvernehmen gesetzt haben) die Pferde durchgebrannt. Die Bauverwaltung scheint vorher nicht konsultiert worden zu sein.

Das aargauische Baugesetz verlangt zwingend eine Baubewilligung, wenn eine hinsichtlich der Anliegen der Raumplanung, des Umweltschutzes oder der Baupolizei „wesentliche Umgestaltung, Erweiterung oder Zweckänderung“ geplant ist. Und das ist hier der Fall.  Zum Stolperstein im Bewilligungsverfahren könnte neben der Anzahl Parkplätze und der ohnehin schon kritischen Verkehrssituation im Bereich Kreisel-Schulstrasse-Einmündung Ländliweg auch der lärmige Warenumschlag in den Tagesrandstunden werden. In Würenlos weiss man zudem bestens: Wo ein Baugesuch ist, da sind auch Rekurrenten nicht weit. Gut möglich, dass in Sachen Umzug also aus der Expresspost eine Schneckenpost wird.

Auch wenn der Mietvertrag schon abgeschlossen sein sollte, böte eine Einzugsverzögerung der Post Gelegenheit, sich doch noch nach einem besseren Standort umzusehen. So steht zum Beispiel keine hundert Meter vom heutigen Standort eingangs der Juchstrasse ein früherer Lebensmittelladen leer. Allein schon aufgrund der zentraleren Lage und der günstigeren Verkehrs- und Parkplatzsituation wäre dieser Standort demjenigen am Ländliweg überlegen. würenblicker weiss, dass die Post zwar bei der Eigentümerschaft an der Juchstrasse unverbindliche Erkundigungen einzog, sich dann aber ohne konkrete Verhandlungen eilends für den anderen Standort entschied.

Die Post zügelt

Im Frühjahr zieht die Post um, vom heutigen Standort zwischen Coop und Rössli an den Ländliweg 1, vis-à-vis der Raifffeisenbank. Was meinen Sie zum neuen Standort? Benützen Sie bitte die Kommentarfunktion! 

In das gelbe Haus (links) kommt die Post, rechts die Raiffeisenbank.
In das gelbe Haus (links) kommt die Post, rechts die Raiffeisenbank.

Die Standortverlegung ist ja einerseits ein erster Schritt zur besseren Verkehrserschliessung der Zentrumswiese und damit des künftigen Alterszentrums – dafür kann die heutige Post dereinst zurückgebaut werden. Anderseits fahren viele Kunden mit dem Auto zur Post. Nicht nur Nachbarn am Ländliweg fragen sich, wie das entstehende Verkehrsproblem entschärft werden wird. Schon heute ist die Situation bei der Einmündung Ländliweg/Schulstrasse oft kritisch, und zu den Hauptgeschäftszeiten sind die Parkplätze für Bank, Apotheke und Zahnarzt knapp.    

Lichterrausch: Samichlaus hält Rückschau

Nach seinen vielen Besuchen in Würenlos sitzt der Samichlaus wieder in seiner Hütte im dunklen Tannenwald und versucht seine Eindrücke zu ordnen. Er hatte sich gefreut über die vielen weihnachtlichen Beleuchtungen und die schönen Adventsfenster, aber irgendwie schwirren im Hinterkopf noch Gedanken herum.

Weihnachtsstimmung an der Altwiesenstrasse.
Weihnachtsstimmung an der Altwiesenstrasse.

Er nimmt einen Schluck Punsch und denkt nach: Einzelne, eher kleine Lichter, die aus dem Dunkeln leuchten, haben es mir mehr angetan als Lichtermeere, die halbe Gärten füllen. Hat da Geltungsdrang den Auslöser gegeben, oder muss es einfach grösser sein als die Beleuchtung vom Nachbarn? Oder braucht der Besitzer in dieser hektischen Zeit einfach ganz viel Licht? Und dann diese blauen Wunder mit blitzenden Leuchten, die ganze Fassaden füllen. Ob das blaue Licht wirklich weihnachtliche Stimmung auslöst? Und was denken die Nachbarn, deren Fassaden während Wochen in blaues Licht gehüllt werden? Wurden sie in die Entscheidung einbezogen?

Eigentlich würde es den Samichlaus auch wundernehmen, ob es in der zweiten Hälfte der Nacht dann doch noch ganz dunkel wird und sich die Natur erholen kann. Das Thema Lichtverschmutzung passt halt nicht so recht in die Weihnachtszeit. Fragen über Fragen, der Samichlaus kann sie nicht beantworten, er ist halt zu wenig unter den Leuten. Und ein weiterer Schluck Punsch hilft auch nicht weiter.

Sicher ist er sich allerdings, dass es in Würenlos ganz viele besonders freundliche Menschen gibt. Denn wenn er so durch die Strassen und Wege geht, zünden sich von selbst an ganz vielen Orten die Lichter an und beleuchten seinen Weg. Aha, das sind diese Bewegungsmelder, eigentlich gedacht für Licht auf dem Weg zur Haustüre. Offensichtlich haben sie aber eine zu grosse Reichweite, sodass sie teilweise sogar auf vorbeifahrende Autos reagieren können. Praktisch, das TBW wird’s freuen. Wie viele Bewegungen sie wohl pro Nacht registrieren? Und dann waren da noch diese wunderbaren weissen Kugellampen, die teilweise die ganze Nacht brennen und so nicht nur den Fussboden, sondern auch den Himmel beleuchten.

Ha, denkt der Samichlaus, nächstes Jahr werde ich auch mal die Fitze auspacken und ein paar Bemerkungen über sinnvollen Stromverbrauch machen. Er greift nach seinem Notizbuch, hält inne, denkt nach – und legt es wieder weg. Ich geh ja zu Kindern, sagt er sich, und wenn die es nicht von den Eltern lernen, was soll ich da schimpfen. Würenlos muss ja sowieso sparen, dann kommt das (vielleicht) von selber.

Nachtrag der Redaktion: Kurz vor dem Jahreswechsel wurde ein Urteil des Bundesgerichtes veröffentlicht, welches sich zu privaten Beleuchtungen im Allgemeinen und in der Weihnachtszeit äussert. In einem konkreten Fall aus dem aargauischen Möhlin erklärt das oberste Schweizer Gericht, dass es im öffentlichen Interesse liege, Lichtemissionen nach 22 Uhr so weit als möglich zu reduzieren. Im konkreten Fall müssen die Lichterketten und übrigen Zierlampen des Wohnhauses um 22 Uhr abgeschaltet werden, lediglich zwischen dem 1. Advent bis 6. Januar dürfen die Lichter bis 1 Uhr früh brennen. Mehr dazu in diesem Artikel des Tages-Anzeigers.

Die Würenloserinnen und Würenloser des Jahres 2013

Etwas Versöhnliches zum Jahresausklang! In dieser total subjektiven Auswahl werden weder Extremsportler nochr Politstars geehrt, weder Wirtschafts- noch Geistesgrössen. Sondern Menschen wie Du und ich, deren Beitrag ans Dorfleben aber nicht hoch genug einzuschätzen ist. Ausschliesslich Gruppen sind es; zusammen gehts  leichter und machts mehr Spass! Als Preis gibt es weder einen vergoldeten Doppelzwiebelturm noch eine Gedenktafel am höchsten Punkt der Gemeinde im Gmeumeriwald. Eine einfache Erwähnung muss genügen – und  vielleicht kommt ja gelegentlich noch ein anerkennendes Wort von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser hinzu?

Tusch…  hier sind sie, die Besten von 2013:

1. Die Organisatorinnen des Chrischtchindli-Märts: Brigitte Markwalder, Margrit Wieser und Karin Egloff (löste nach der Premiere 2011 Hans Strässle im OK ab). Weil sie mit viel Herzblut einen Adventsanlass geschaffen haben, den schon nach der dritten Austragung niemand mehr missen möchte. Dieses Jahr war der Märt noch grösser und mit der Krippenausstellung um eine Attraktion reicher. Wiederum sind sich ungezählte Würenloserinnen und Würenloser begegnet und fühlten sich wohl. Hoch anzurechnen ist dem OK auch, dass es das Juwel Zentrumsscheune samt Umgebung jeweils für kurze Zeit aus dem Dornröschenschlaf weckt. Dieser Ort taugt definitiv zu mehr als zur Abstellkammer.

2. Stellvertretend für die über 140 Frauen, Kinder und Männer, die am Freilichtspiel «Die Teufelsuhr» im Mittleren Steinbruch mitgearbeitet haben: Beatrix Lorenzana, Sigi Zihlmann und Urs Gebistorf (Vorstand TheaterGemeinschaft Würenlos), Silvia Riolo und Antonio Mestre (musikalische Leitung), Dodo Riolo (Regieassistenz/Inspizient), Albert Freuler (Hauptdarsteller). Sie haben gegen anfänglich grosse Skepsis und Zurückhaltung in der Bevölkerung bewiesen, dass sich mit Leidenschaft und Engagement Grosses zum Erfolg bringen lässt. Auch wenn die Zeiten längst vorbei sind, in denen ein Ereignis wie «Die Teufelsuhr»  das ganze Dorf ins Premierenfieber versetzte.

3. Die Schülerinnen und Schüler der 3. Sek b (Klassenlehrer Patrick Tanner), die zehn Tage nach dem verheerenden Taifun Haiyan auf den Philippinen übers Wochenende zu Hause Kuchen und andere Leckereien gebacken und am folgenden Montag vor dem Coop zugunsten der Katastrophenopfer verkauft haben. Mit ihrer Aktion und Solidarität hat die Schulklasse bewiesen, dass ihre Generation gewillt ist, ihren Beitrag an eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht zu leisten und Verantwortung zu übernehmen.

4. Die reformierte Kirchenpflege, hier repräsentiert durch Bernhard Meyer (Präsident) und Markus Hugi (Ressort Liegenschaften). Ziekstrebig hat sie die Lösung eines lange schwelendes Liegenschaftenproblems gefunden, von der nun das ganze Dorf profitiert. Drei Fliegen auf einen Streich sozusagen: 1. dient das alte Pfarrhaus – an die Gemeinde vermietet – nun der Schule und dem Kindergarten. 2. ist das in erstaunlich kurzer Zeit realisierte neue Kirchgemeindehaus ein Beispiel dafür, wie sich moderne Architektur gut ins Ortsbild einfügen lässt. Und 3. ist es schön, dass es Kirchgemeinden gibt, die verantwortungs- und qualitätsbewusst mit der ihr anvertrauten Bausubstanz umgehen – keine Selbstverständlichkeit!