Der Gemässigtere macht das Rennen

Markus Hugi (FDP Die Liberalen) ist mit mit 665 Stimmen in den Gemeinderat gewählt worden. Sein Gegenkandidat, Thomas Zollinger von der SVP erzielte 554 Stimmen. Damit verteidigte die FDP ihren zweiten Gemeinderatssitz. Das absolute Mehr betrug 621 Stimmen, die Stimmbeteiligung 31,5 Prozent.

Neuer Gemeinderat ab Mitte Jahr: Markus Hugi
Neuer Gemeinderat ab Mitte Jahr: Markus Hugi

Mit der Wahl des 64-jährigen Markus Hugi setzen die Würenloser auf den gemässigteren von zwei klar bürgerlichen Kandidaten und auf die vermutlich risikolosere Variante. Hugi hat in der Vergangenheit in der Schulpflege und in der reformierten Kirchenpflege bewiesen, dass er das Zeug zum Exekutivmitglied hat und ein guter Teamplayer ist. Als neuer Finanzvorstand, als welcher der Doktor der Physik gesetzt sein dürfte, wird er ein Schlüsselressort übernehmen. Mit seiner vermittelnden, besonnenen Art und mit seinem Sachverstand kann er im Gemeinderat eine wichtige Rolle spielen. Sein auf Ausgleich gerichtetes Wesen darf ihn indessen nicht daran hindern, im Fünfergremium seine Stärken voll zur Geltung zu bringen. Dann kann die Behörde  an Offenheit, strategischem Denken und Führungsstärke gewinnen.

Die Wahl Hugis bedeutet keine Verjüngung des Gemeinderates. Der Gewählte ist 25 Jahre älter als sein nicht gewählter Gegenkandidat und 12 Jahre älter als seine zurücktretende Parteikollegin Karin Funk Blaser. Er wird zweitältestes Gemeinderatsmitglied. Nach seiner baldigen Pensionierung wird er indessen genügend Zeit haben für das arbeitsintensive Amt. Selbst wenn er – wie er in Interviews vor den Wahlen freimütig eingeräumt hat – manchmal etwas mehr Zeit benötigt, weil er den Sachen gerne auf den Grund geht.

Obwohl wählerstärkste Partei in Würenlos, hat es die SVP nicht geschafft, ihr vor anderthalb Jahren verlorenes zweites Gemeinderatsmandat zurückzuerobern. Ihr Kandidat Thomas Zollinger hat sich zwar als Vorkämpfer für mehr Ausgabendisziplin in der Gemeinde hervorgetan. Dadurch hat er sich aber auch das Image eines  unerbittlichen Sparpolitikers erworben, der den Fokus ausschliesslich auf das Finanzielle richtet. Als Organisator von Referenden gegen ein Kindergarten- und gegen ein Sportplatzprojekt hat der 39-jährige Familienvater vor allem jüngere Wählerinnen und Wähler vergrault – Leute seiner Generation also. Anders als bei den Wahlen vor anderthalb Jahren hat jedenfalls der Jugendbonus nicht gespielt. Möglicherweise kommt darin auch die Enttäuschung mancher Wähler zum Ausdruck, dass die beiden damals gewählten Youngsters bisher keinen wahrnehmbaren jugendlichen Drive in den Gemeinderat gebracht haben.

Für Thomas Zollinger bedeutet die Niederlage nicht den Rückzug aus der Lokalpolitik. Als Mitglied der Finanzkommission und als SVP-Präsident  kann er weiter dafür kämpfen, dass die Sparpolitik, die erste Früchte trägt, nicht voreilig aufgegeben wird. Und in zweieinhalb Jahren bietet sich ihm wohl die nächste Gemeinderatschance. Gut möglich, dass dann auch das Ammannamt neu zu besetzen sein wird.  Falls der Vollblutpolitiker auch dafür Ambitionen haben sollte, hätte ihn allerdings ein Wahlerfolg am heutigen Sonntag in eine günstigere Startposition gebracht.

Erstmals seit 29 Jahren sind die Würenloser Frauen ab Sommer nicht mehr im Gemeinderat vertreten – im Bezirk Baden ist Würenlos damit einmal mehr zum Sonderfall geworden. Das ist grundsätzlich bedauerlich, lässt sich aber in der nächsten Amtsperiode wieder korrigieren.

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