Archiv der Kategorie: Planen, bauen, wohnen

Verkehrschaos dank neuer Landi?

Südlich des Bahnhofs plant die Landi einen grossen neuen Laden. Die Verkehrserschliessung ist heikel. Eine erste Weiche gestellt wird mit einer Nutzungsplanänderung, für die ein öffentliches Mitwirkungsverfahren noch bis 7. April läuft. Schliesslich wird die Gemeindeversammlung darüber befinden.

Die fusionierte Genossenschaft Landi Furt- und Limmattal will die Filiale eingangs Bahnhofstrasse an einen neuen Standort in der Gewerbezone Grosszelg (anstelle der Lagerschuppen südlich des Bahnhofs) verlegen. Geplant sind eine Verkaufsfläche von total 1730 m² (einschliesslich eines Tankstellenshops), eine neue Tankstelle und 75 Parkplätze. Eine öffentlicher Fussweg wird das langgestreckte Firmenareal teilen.

Das Bauvorhaben ist an sich zonenkonform. Das jetzige Verfahren braucht es, weil Verkaufsnutzungen dieser Grösse im Nutzungsplan zwingend als solche bezeichnet werden müssen. Es geht also also darum, ob die Gemeinde eine so grosse Verkaufsfläche an diesem Ort überhaupt will. Details zur Änderung der Nutzungsordnung findet man auf der Homepage der Gemeinde, so auch ein Planungsbericht sowie ein 2011 erstelltes Gutachten zur Verkehrsverträglichkeit.

Achillesferse des Projekts ist die Erschliessung über den Knoten Land-/Bahnhofstrasse. Wegen der SBB-Barriere und der Strassengestaltung ist die dortige Situation  prekär für alle Verkehrsteilnehmer. Die Verkehrsströme sind kaum getrennt, die Situation ist unübersichtlich, teilweise chaotisch.

Seit 2010 liegt ein Verkehrs-, Betriebs- und Gestaltungskonzept für die Landstrasse vor. Laut Planungsbericht empfiehlt der Gemeinderat, zur ausreichenden Erschliessung der neuen Landi den Knoten Land-/Bahnhofstrasse auf der Basis dieses Konzeptes umzugestalten: Die Landstrasse würde ausgebaut, beidseitig mit einem Trottoir und einer Linksabbiegespur aus Richtung Dorf versehen. Beim Steinhof wären Buchten für neue Bushaltestellen vorgesehen und in der Bahnhofstrasse (bei der heutigen Landi) ein Fussgängerstreifen samt Mittelinsel. Nicht klar ersichtlich ist, was für die Sicherheit der Velofahrer (Bezirksschüler und SBB-Passagiere) vorgekehrt wird.

75 Parkplätze, etwa 7x mehr als heute – die Landi rechnet also am neuen Ort mit einer viel grösseren Autokundschaft. Laden und Tankstelle generieren zwar heute schon  einigen Verkehr, doch der Knoten Land-/Bahnhofstrasse würde künftig deutlich mehr belastet. Das Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2010 rechnet für die neue Landi mit  durchschnittlich 1080 Autofahrten pro Tag.

Doch dem Knoten Land-/Bahnhofstrasse soll in Zukunft noch mehr zugemutet werden. Aus dem Planungsbericht geht hervor, dass die künftige Steinhof-Wohnüberbauung und neu auch der Gasthof via Bahnhofstrasse-Grundstrasse erschlossen werden sollen. Wie entwickelt sich das Verkehrsgeschehen, wenn Landi und Steinhofareal über den neuralgischen Punkt bei der SBB-Barriere erschlossen werden?

Die Berechnungen des Verkehrsgutachtens von 2011 sind kaum zum Nennwert zu nehmen. Doch schon dieses Gutachten kam zum Schluss, dass sich in Spitzenstunden  eine ungenügende Situation ergeben wird, namentlich für die Linksabbieger aus Richtung Dorf. Ihre Zeitverluste werden in der Morgenspitze auf 46 und in der Abendspitze auf 65 Sekunden geschätzt. Betroffen davon ist auch der Ortsbus mit knappem Anschluss an die S6 und – kommt’s zum Stau auf der Landstrasse, auch die RVBW-Linie 1.

Viele offene Fragen. Wir Stimmbürger wollen keine Katze im Sack kaufen und uns am Schluss die Augen reiben über eine Verkehrsentwicklung, die wir so nie gewollt haben. Immerhin wird die Strassen- und Knotenkapazität im Rahmen einer parallel zum jetzigen Mitwirkungsverfahren laufenden Vorprüfung durch kantonale Stellen überprüft. Um die Entwicklung im fraglichen Gebiet besser steuern zu können, haben wir im Juni 2012 einen Kredit von 202 000 Franken bewilligt für eine Entwicklungssstudie «Im Grund».  Sie wurde für Herbst 2013 versprochen, ist bisher aber nicht veröffentlicht worden. Vielleicht schafft sie mehr Klarheit.

Zahlbare Mietwohnungen sind rar

Selten zu sehen: Plakat eines Vermieters an der Altwiesenstrasse.
Selten zu sehen: Plakat eines Vermieters an der Altwiesenstrasse.

Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Viele ehemalige WürenloserInnen möchten mit ihrer Familie gerne hierher zurückkommen, andere Leute haben Familienangehörige hier und möchten in deren Nähe ziehen. Sie alle haben grosse Mühe, etwas Geeignetes zu finden. Gleich ergeht es älteren Menschen, die nicht mehr in ihrem Einfamilienhaus wohnen können oder wollen. Auch sie finden nur mit Glück eine geeignete Wohnung. Ganz besonders prekär ist die Situation bei Mietwohnungen. Und es gibt viele gute Gründe, weshalb jemand lieber eine Wohnung mietet statt kauft – auch wenn die heutigen Hypothekarzinsen eher für einen Kauf sprechen mögen.

Zahlbare Mietwohnungen sind im Dorf Mangelware. Es wird zwar viel gebaut, aber grossmehrheitlich entstehen Eigentumswohnungen. Nur ganz selten werden Mietwohnungen erstellt und wenn, sind es meist hochpreisige Wohnungen. Es werden auch Eigentumswohnungen vermietet, diese sind aber meistens ebenfalls im Hochpreissegment. Der freie Markt löst ein dringendes Problem nicht. Der Bau von Eigentumswohnungen ist offensichtlich finanziell interessanter als das Erstellen von Mietwohnungen.

Wie kann man dieses Problem mildern? Soll die Gemeinde Mietwohnungen bauen, oder gibt es eine andere Lösung? Genossenschaftlicher Wohnungsbau ist eine vorteilhafte Alternative. Genossenschaften erstellen keine Luxuswohnungen im oberen Komfortbereich. Schon die Baukosten sind daher in der Regel etwas tiefer. Zudem wird eine Kostenmiete verlangt: Der Mietzins richtet sich nicht nach Nachfrage und Angebot, sondern er deckt die Kapitalzinsen, die Unterhaltskosten- und den Abschreibungsbedarf. Im Vergleich zu den Marktmieten werden Kostenmieten längerfristig tendenziell immer günstiger.

Sollen die Gemeinde oder  engagierte Würenloser nun eine Wohnbaugenossenschaft gründen? Ich meine nein. Wir haben in der Region sehr gute und kompetente Wohnbaugenossenschaften, wie die Baugenossenschaft Lägern in Wettingen. Mit einer solchen Genossenschaft könnte man zusammenarbeiten und ihr Bauland im Baurecht abgeben. Anstelle einer Genossenschaft wäre auch die Ortsbürgergemeinde denkbar. Vertraglich sollte geregelt werden, wer bei einer Vermietung Vorrang hat, zum Beispiel bereits ansässige Würenloser oder frühere Würenloser, die gerne zurückkämen.

Die Gemeinde besitzt im Gebiet Gatterächer Ost ca. 9800 m² Bauland. Darauf könnten etwa 30-35 Wohnungen unterschiedlicher Grösse erstellt werden. Dieses Land entspricht einem Kapital von gegen 10 Mio. Franken. Nun könnte man denken, verkaufen wir dieses Land und bauen wir damit unsere Schulden ab. Mit dieser Lösung haben wir zwar weniger Schulden, zahlen also weniger Schuldzinsen, aber unser Problem mit den Mietwohnungen ist nicht gelöst.

Die Abgabe im Baurecht ist die nachhaltigere Lösung. Die Gemeinde muss und darf ihr Tafelsilber nicht verkaufen, sie bleibt Landeigentümerin. Und wir entschärfen gleich zwei Probleme: den Mangel an preisgünstigen Wohnungen und die hohe Schuldenlast. Der Baurechtszins ist Kapitalertrag und entspricht mindestens der Zinseinsparung, die entsteht, wenn das Land verkauft und damit Schulden abgebaut werden.

 

Sozialwohnungen, oder was?

Wenn im oben stehenden Beitrag Hans Arnold eine Lanze bricht für den «genossenschaftlichen Wohnungsbau», so sind einige Vorbemerkungen unerlässlich. Denn selbst in Würenloser Behörden soll der Wissenstand zu diesem Thema teilweise nicht gerade gross sein.

Offiziell ist heute meistens vom gemeinnützigen Wohnungsbau die Rede. Denn Bauträgerinnen können nicht nur Genossenschaften sein, sondern auch Stiftungen, gemeinnützige Aktiengesellschaften, Ortsbürger- und Einwohnergemeinden. Auf dem Wohnungsmarkt sind sie Akteure wie andere auch. Doch im Unterschied zu Privaten, Pensionskassen oder Immobiliengesellschaften streben sie nicht nach Gewinn, sondern bemessen die Mieten aufgrund der Kosten (Prinzip der Kostenmiete). Ihre Wohnungen sind daher in der Regel günstiger, insbesondere mittel- und langfristig.

Im gemeinnützigen Wohnungsbau entstehen nicht automatisch Sozialwohnungen für Minderbemittelte, gebaut wird meistens für den Mittelstand. Nur 10 % des Gesamtbestands im gemeinnützigen und sozialen Wohnungsbau sind Sozialwohnungen, die vom Staat direkt subventioniert sind und für deren Mieter strikte Einkommens- und Vermögensobergrenzen gelten. 

Denken mit zwei Beinen statt vier Rädern

Wir bewegen uns alle immer wieder auf vier Rädern, aber auch auf zwei Beinen sind wir öfters unterwegs. Der Langsamverkehr geht allerdings bei der Planung des öffentlichen Raums häufig vergessen, sollte aber unbedingt miteinbezogen werden. Dass man auf zwei unterschiedliche Resultate kommen kann, wenn man mit vier Rädern oder mit zwei Beinen denkt, will ich am Beispiel der Strasse zwischen dem Kreisel Schul-/Landstrasse und der Abzweigung Buechzelgli-/Buechstrasse aufzeigen.

Folgen Sie mir auf vier Rädern: Nach der Kreiselausfahrt wurde die Kurve ausgebaut, die Strasse verbreitert und ich kann hier nun zügig durchfahren. Rechts der Strasse ist die Überbauung Rosenpark entstanden. Auch hier wurde etwas für uns ‚Vierrädrige‘ getan, drei Längsparkplätze sind entstanden. Das erlaubt mir, mein Fahrzeug in nächster Nähe zum Rosenpark abzustellen. Für Parkplätze und Trottoir war der Platz zwar etwas knapp, sodass das Trottoir nun im Zick-Zack um die Parkplätze herumgeführt wird.

Rosenpark
Zickzacklauf um die Parkplätze.

Dies finde ich nicht weiter schlimm, denn meine Bedürfnisse als Autofahrer nach genügend Parkmöglichkeiten und möglichst kurzer Fusstrecke wurden berücksichtigt. Die Fussgänger werden die zackige Kurve im Gänsemarsch nehmen und Kinder auf Rollbrettern oder Trottinets können notfalls auf die Strasse ausweichen.

Weiter geht’s zum Knoten Huebacher. Hier treffen sich drei Strassen. Damit die ‚vielen‘ LKW‘s und PW‘s reibungslos kreuzen können, wurde ein grosszügiger Platz geschaffen. Mich als Autofahrer freut’s und ich gebe Gas. Die Fussgänger sind bei dieser Lösung leider vergessen gegangen. Nachträglich wurde für sie aber ein Trottoir in einem grossen Bogen um den Knoten gebaut.

Der Knoten Huebacher beim neuen Kindergarten (rechts hinten). Da an die schwächsten Verkehrsteilnehmer nicht gedacht worden war, musste gleich nach Inbetriebnahme nachgebessert werden.
Der Knoten Huebacher beim neuen Kindergarten (rechts hinten). Da an die schwächsten Verkehrsteilnehmer nicht gedacht worden war, musste gleich nach Inbetriebnahme nachgebessert werden.

Das kostete Einiges, aber für Fussgänger sind wir gerne bereit etwas Geld auszugeben. Und diese werden den kleinen Umweg sicher gerne machen, wenn sie in sicherem Abstand zum ‚gefährlichen‘ Dino den Knoten umgehen können.

Folgen Sie mir nun auf zwei Beinen: Ich gehe von der Passarelle kommend Richtung Buech. Ein Bub überholt mich mit seinem Rollbrett. Mit ziemlichem Tempo nimmt er die neuerdings so enge Kurve beim Übergang auf das Trottoir der Buechzelglistrasse. Was wenn er die Kurve verfehlt? Weiter geht‘s Richtung Buech auf dem schmalen Trottoir neben der vielbefahrenen Strasse. Dies ist einer der meistbegangenen Schulwege von Würenlos und ich überlege mir, wie die Sicherheit an dieser Stelle hätte erhöht werden können.

Das Trottoir entlang der  neuen Überbauung Rosenpark hätte auch mit einem Grünstreifen von der stark befahrenen Buechzelglistrasse abgetrennt werden können.
Das Trottoir entlang der neuen Überbauung Rosenpark hätte auch mit einem Grünstreifen von der stark befahrenen Buechzelglistrasse abgetrennt werden können.

Wenn statt der drei Parkplätze und der Strassenverbreiterung ein Grünstreifen zwischen Strasse und Trottoir erstellt worden wäre. Es hätte nicht mehr gekostet und nicht mehr Platz beansprucht als die realisierte Lösung. Es wäre sogar eine Win-Win-Situation entstanden: Mehr Sicherheit für die Schulkinder, ein attraktiver Zugang zum Buchquartier für Fussgänger und Autofahrer und die Bewohner des Rosenparkes hätten sicher auch nichts gegen etwas mehr ‚Privatsphäre‘ zur Autostrasse hin einzuwenden gehabt.

Wir befinden uns nun wiederum beim Knoten Huebacher. Wegen seiner Dimension muss ich annehmen, dass sich hier die drei wichtigsten Strassen von Würenlos treffen. Als Fussgänger wäre ich nun gezwungen, entgegen meinem Gefühl, einen grossen Bogen um den Huebacher zu machen um ins Buech zu gelangen. Da ich zügig unterwegs bin, überquere ich die Asphaltwüste jedoch kurzerhand auf direktem Weg. Wohl ist mir dabei nicht und ich hoffe, dass mich keine Schulkinder beobachten und meinem schlechten Beispiel folgen. Wenn es nach meinem ‚Fussgänger-Naturell‘ ginge, würde ich sowieso am liebsten zwischen dem Dino und dem kleinen Eckhaus durchgehen. Das wäre der direkte und logische Weg und er wäre für wenig Geld zu haben gewesen.

Warum ich diese zwei Geschichten erzähle? Um aufzuzeigen, zu welch unterschiedlichen Lösungen man kommen kann, je nachdem ob man mit zwei Beinen oder vier Rädern denkt. Mit zwei Beinen zu denken kostet nicht mehr, wie diese Beispiele zeigen, sondern sogar weniger Geld und es ist gleichzeitig allen gedient. An die Behörde gerichtet möchte ich sagen: nehmen Sie nicht alles kritiklos hin, was Ihnen die Verkehrsplaner vorlegen, diese denken meistens mit vier Rädern. Und wir Stimmbürger? Haben wir, als es um die Erschliessung Huebacher ging, nicht auch mit vier Rädern gedacht? Hätte man verlangt, dieses Strassenstück in die Planung miteinzubeziehen, wäre dies für die Planer des Rosenparks eine Randbedingung gewesen, auf die sie sich problemlos hätten einstellen können.

Nachtrag: Offensichtlich hat man den problematischen Zick-Zack-Kurs des Trottoirs erkannt und mit Zementplatten einen der Zick-Zack gemildert.