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Wo Kartonberge sich erheben – Umfrage

«Bei uns türmen sich bis zur nächsten Sammlung Berge von Karton, die dann dazu verleiten, mit dem Auto zu einer Sammelstelle zu fahren, um dort den Berg loszuwerden. Das ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll. » Das schreibt dem würenblicker  der regelmässige Leser P.P.  «Sinnvoller wäre, wenn dies mit einem Fahrzeug mit einer höheren Regelmässigkeit eingesammelt würde» findet er und meint: «Ob dies im Interesse der Bevölkerung ist, könnten wir beispielsweise mit einer Umfrage auf Würenblicker in Erfahrung bringen.»

Gute Idee, machen wir doch! Doch werfen wir zuerst einen Blick in die Entsorgungskalender 2022 unserer Nachbargemeinden

– 4x pro Jahr: Ennetbaden und Killwangen wobei Altpapier und Karton in Ennetbaden auch bei der öffentlichen Wertstoffsammelstelle zusammen mit anderen Abfällen (wie Altglas, Weissblech/Alu usw.) abgegeben werden kann.

– 6x pro Jahr: Otelfingen

– 8x pro Jahr: Wettingen und Spreitenbach, wobei an beiden Orten auch die Abgabemöglichkeit in Wertstoffsammelstellen (öffentlich oder privat) bestehen. 

– 9x pro Jahr: Würenlos

– 10x pro Jahr: Neuenhof

In einer Mehrheit der nächsten Regionsgemeinden wäre der Kartonberg von P.P. also noch höher. In Baden übrigens wird Altpapier und Karton auch 8x pro Jahr eingesammelt, allerdings nicht zusammen, sondern an unterschiedlichen Daten.

Ein Blick in die Rechenschaftsberichte der Einwohnergemeinde Würenlos zeigt überdies, dass die Gesamtmenge an eingesammeltem Altpapier und Karton seit längerem zurückgeht. Betrug die Gesamtmenge 2013 noch 451 Tonnen, betrug sie im letzten Vorpandemiejahr 2019 gerade noch 350 Tonnen. Doch die Entwicklung verläuft bei Altpapier und Karton gegenläufig: die Altpapiermenge geht stark zurück (immer weniger und dünnere Zeitungen und Zeitschriften, weniger Briefe, immer mehr Stopp-Werbung-Kleber an den Briefkästen). Die Kartonmenge aber nimmt zu (Trend zu immer mehr Online-Einkäufen, der sich in der Coronazeit noch verstärkt hat) und Karton braucht mehr Platz als Altpapier.

Dass keine Regionsgemeinde mehr als 10x pro Jahr Altpapier und Karton einsammelt, hat auch damit zu tun, dass in unserer Gegend die Dorfvereine in die Sammlungen eingespannt sind und so ihre Vereinskasse füllen können. Vor allem in den Zeiten, in denen viele Leute Ferien machen, hätten sie wohl Mühe, genügend Helfer zu finden. Zwischen den Sammlungen am 14. Juni und am 27. August dieses Jahres war der zeitliche Abstand mit 10 Wochen aber zu gross.

Doch nun ist Ihre Meinung gefragt: Abstimmen können Sie in der rechten Randspalte.

Deponie Steindler definitiv begraben

Nach gescheiterter Mediation hat der Gemeinderat Würenlos den sistierten Antrag zur Standortfestsetzung für die Aushubdeponie Steindler definitiv zurückgezogen. Dies hat laut “BT” der Planungsverband Baden Regio mitgeteilt. In der kantonalen Vernehmlassung zur Änderung des kantonalen Richtplans waren über 3000 ablehnende Eingaben eingegangen, davon die meisten aus Otelfingen und Würenlos. Die Erfolgschancen der Mediation waren von Anfang gering.

Dazu eine Zuschrift: Das Thema Alterszentrum überschattet momentan den Beachtungserfolg, welcher die IG Nein Zur Aushubdeponie Steindler/Teufermoos erreicht hat. Der Gemeinderat hat endlich einen Schlussstrich gezogen und das Vorhaben begraben. Wir Würenloser haben unseren Nachbarn aus Otelfingen viel zu verdanken, denn nur dank deren Hartnäckigkeit, hohem Engagement und der eigens dafür gegründeten IG, aus welcher Aktionen wie die Ballonmarkierung und Unterschriftensammlung hervorgingen, konnte das Vorhaben abgewendet werden. Gerne möchte ich mich bei den Initianten und der IG mit einem kleinen Anlass bedanken und würde mich freuen, wenn sich Unterstützer einer solchen Aktion bei mir melden. Schliesslich möchte ich mich auch beim Gemeinderat bedanken, welcher nach zähem Ringen nun doch zur Einsicht gekommen ist und den Willen der Bevölkerung über die Partikularinteressen der Industrie gestellt hat. Roby Blarer 079/418 71 73

Gemeinderat im Deponie-Dilemma

Jede sechste Würenloserin, jeder sechste Würenloser hat sich mit einer Eingabe  gegen die geplante Aushubdeponie im Gebiet Steindler/Teufermoos ausgesprochen. Blöd für den Gemeinderat, der der Deponie zugestimmt hat, ohne sich vorher beim Volk rückversichert zu haben . Der Vorwurf, er habe die eigene Bevölkerung miserabel vertreten, wenn nicht gar verraten, steht im Raum.

Fuss- und Spazierweh entlang des Steindlerbachs. Mit Ballonen markierte  die IG Nein zur Aushubdeponie Sendler/Teufermoos die Auffüllhöhe der geplanten Deponie.
Der Feld- und Spazierweg entlang des Steindlerbachs. Mit Ballonen hatte die IG Nein zur Aushub-
deponie Steindler/Teufermoos die Auffüllhöhe der geplanten Deponie markiert. (Bild würenblicker)

Mit einer so hohen Zahl von Eingaben hat selbst die «IG Nein zur Aushubdeponie Steindler/Teufermoos» nicht gerechnet: Total 3150 Eingaben sind gegen die die Festsetzung der Deponie im kantonalen Richtplan beim Departement für Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) in Aarau eingegangen. Es waren mehrheitlich von der gegnerischen IG vorformulierte, aber auch individuell abgefasste Eingaben.

Laut BVU-Sprecherin Simone Britschgi  stammen 1060 Eingaben aus Würenlos selber, weitere 1200 aus Otelfingen («Badener Tagblatt, BT»  vom 26. März). Aus dem Aargau insgesamt gab es 1150 Eingaben, aus Zürcher Gemeinden deren 1900. Die Ablehnung ist also dies- und jenseits der Kantonsgrenze gross. Es waren ja auch aargauische Natur- und Vogelschutzkreise, die eine Online-Petition im BT lanciert hatten, die in Kürze 314mal unterzeichnet worden ist.

Trotz der vielen Eingaben hält das Departement BVU an der Deponie fest, so Britschgi im BT. Nicht erstaunlich! Somit ist davon auszugehen, dass als Nächstes der Grosse Rat über den Eintrag der Deponie im kantonalen Richtplan entscheiden wird. Ob er sich von der unerwartet grossen Ablehnung in den betroffenen Gemeinden beeindrucken lässt? Wenn nicht, wird die Würenloser Gemeindeversammlung später die Notbremse ziehen und die für die Deponie erforderliche Umzonung verweigern können. 

Der zeitliche Ablauf lässt unseren Gemeinderat nicht gut aussehen. Schon am 14. Mai 2018 hat er laut Planungsbericht (S. 6) seinen Antrag auf Festsetzung der Deponie im kantonalen Richtplan gutgeheissen. Ohne vorher die Stimmung in der eigenen Bevölkerung seriös erkundet zu haben. Erst ein halbes Jahr später, im November 2018, wurde die Bevölkerung an einer Orientierungsversammlung im Gmeindschäller vor die vollendete Tatsache gestellt: Der Gemeinderat will eine Deponie in unserem Naherholungsgebiet! Übrigens ist auch der Nachbarkanton Zürich erst im November 2018 über das Vorhaben direkt an seiner Grenze informiert worden, wie das «BT» am 10. April enthüllt hat. 

Mit dem vorschnellen Ja zur Deponie hat sich unser Gemeinderat in einen Loyalitätskonflikt hinein manöveriert. Was auch immer seine Motive gewesen sein mögen, jedenfalls wurde er Opfer einer krassen politischen Fehleinschätzung. Will er die beteiligten Tiefbaufirmen, die anderen Regionsgemeinden und den Kanton nicht desavouieren, muss der Gemeinderat die Deponie durch alle Böden hindurch verteidigen. Gleichzeitig steht ihm eine starke lokale Gegnerschaft gegenüber, die sich von ihm nicht ernst genommen fühlt.

Auf die Belehrungen und Beschuldigungen, mit denen der Gemeinderat und Gemeindeammann Toni Möckel persönlich in zwei langen BT-Artikeln Anfang Februar auf die Eingabenflut reagierten, sei hier nicht näher eingegangen. Zu hilflos wirkten diese zu einem Zeitpunkt, als längst eine ernsthafte Auseinandersetzung mit gegnerischen Argumenten angezeigt gewesen wäre. 

Bis anhin vermitteln die Behördenreaktionen eher den Eindruck, die skeptische Bevölkerung werde  vor allem als Störfaktor gering geschätzt. Doch die Bevölkerung sorgt sich – wie hier schon mehrmals aufgezeigt – nicht grundlos um ihre Lebensqualität, um ein Naherholungsgebiet, um das Landschaftsbild sowie um die Tier- und Pflanzenwelt.

Roland Kuster, Präsident von BadenRegio (und Wettinger Ammann), streute im BT-Artikel vom 26. März vor allem Beruhigungspillen unters Volk. Im Verfahren nach dem Richtplaneintrag könnten «all die Fragen bezüglich Wirkung auf die Umwelt, verträgliche Ausgestaltung, harmonische Einbettung und so weiter beantwortet und verbindlich geregelt werden», liess er im BT verlauten – Jawohl, Herr Kuster, sofern dann überhaupt jemand von den involvierten Behörden und Amtsstellen bereit ist, die Forderungen und Kritikpunkte aufzugreifen. Überschätzen Sie Ihre Glaubwürdigkeit in dieser Sache nicht! Die Bevölkerung erwartet verbindliche Zugeständnisse jetzt, und nicht erst, wenn der Mist im Grossen Rat geführt ist und es heissen wird: Sorry, nun ist der Zug abgefahren…

Mut macht, dass trotz dieser Hinterrücksli- und Salamitaktik das Volk erwacht und somit die Chance intakt ist, die Deponie an der Würenloser Gemeindeversammlung begraben zu können.

Bald im würenblicker: Weshalb die Bezeichnung «Regionale Aushubdeponie» für das Steindler-Projekt ein riesiger Etikettenschwindel ist und wie der Begriff korrekt zu verwenden wäre (Beispiel aus der Praxis). 

Von Geheimniskrämern und Salzschmugglern – Adventliches Allerlei (2)

Grosstransparent eingangs Würenlos (Bettlen)

Damit haben die treibenden Kräfte hinter der geplanten Aushubdeponie Steindler wohl nicht gerechnet. Im öffentlichen Auflageverfahren sind rund 2000 Eingaben gegen den beantragten Richtplaneintrag und damit gegen die geplante Aushubdeponie auf Würenloser Boden eingegangen. Ein Warnsignal für den Regionalplanungsverband BadenRegio und für unseren Gemeinderat, die zusammen beim Kanton den Richtplaneintrag verlangen. 

Es schien alles so schlau arrangiert: in einer der entlegensten Ecken des Bezirks und des Kantons glaubte man den idealen Standort für eine Regionale Aushubdeponie gefunden zu haben. Hauptbetroffen: eine ausserkantonale Gemeinde – super!  Angeblich fast gar nicht betroffen: Die Standortgemeinde Würenlos – super! Doch ohalätz! Jenseits der Kantonsgrenze liess man sich nicht so leicht über den Tisch ziehen. Und auch in Würenlos dämmerte es vielen. Zu lange war es ruhig geblieben, nachdem der Gemeinderat vor zwei Jahren die Katze vorsichtig aus dem Sack gelassen hatte und die Deponiepläne publik machte – im Rahmen einer mit anderen Themen vollgespickten Info-Veranstaltung im Gmeindschäller, vor wenigen Dutzenden Interessierter.   

Doch massiv unterschätzt worden ist offenbar, welch hohen Wert die Bevölkerung im unteren Furttal der Erhaltung ihres Naherholungsgebietes und des vertrauten Landschaftsbildes beimisst. Sonst wären nicht so viele Eingaben zusammen gekommen – auch aus Würenlos, eine individuelle Eingabe auch vom Verfasser dieses Artikels. Die zuerst nur in Otelfingen aktive «IG Nein zur Aushubdeponie Steindler/Teufermoos» leistete Erstaunliches: Informationsmaterial samt vorgedruckter Eingabe zu tausenden gestreut, Riesentransparente an den Eingängen der Dörfer, mit roten Ballonen das Höhenprofil der Deponie im Gelände markiert und die regionalen Medien geschickt einbezogen… Und sie vernetzte sich über die Kantonsgrenze hinweg. So lancierten hiesige Naturschutzkreise eine Petition im «Badener Tagblatt», die Grünliberalen des Bezirks Baden sprangen auf den gegnerischen Zug auf – so geht Lokal- und Regionalpolitik 2020! Und das ist gut so.

Die Deponiegegner kritisieren BadenRegio und unseren Gemeinderat scharf. «Sie wollten die Bevölkerung umgehen, indem sie die Deponie erst im Richtplan festsetzen und erst danach informieren» wetterte der Alt-SVP-Nationalrat, ehemalige Otelfinger Gemeindepräsident und IG-Mitbegründer Ernst Schibli im «BadenerTagblatt». Die Kritik mag nicht nicht hundertprozentig zutreffen. Aber wer den veröffentlichten Planungsbericht studiert, staunt. So haben BadenRegio und Gemeinderat Würenlos Hand geboten zu einer unsäglichen Geheimniskrämerei. Für einem Standortvergleich sind andere Standorte geprüft worden, aber wir dürfen nicht erfahren, wo diese Areale liegen. Der Vergleich, in dem dem der Standort Steindler/Teufermoos mit kleinem Abstand am besten abgeschnitten haben soll, ist für uns Bürger so schlicht nicht überprüfbar.

Vorweihnächtliche Stimmung will bei einer älteren Würenloserin einfach nicht aufkommen. Das Ja der Gemeindeversammlung zum Baurecht fürs Alterszentrum lässt ihr keine Ruhe. So besorgte sie sich 50 Unterschriftenbogen auf der Gemeindekanzlei, um das Referendum zu ergreifen. Doch nachdem sie einmal darüber geschlafen hatte, schrieb sie dem Gemeinderat, pandemiebedingt könne sie ihr Recht, die Unterschriften zu sammeln – 420 bräuchte es – doch nicht wahrnehmen. Sie bitte aber «um konstruktive Vorschläge, wie ein Referendum, beziehungsweise eine anschliessende briefliche Abstimmung trotz Pandemie erreicht werden kann.» 

Der Gemeinderat antwortete postwendend. Der Bundesrat habe das Sammeln von Unterschriften für Initiativen und Referenden keineswegs unterbunden, und Unterschriften müssten auch nicht zwingend physisch vor Ort gesammelt werden. So könnten Unterschriftenbögen auch zum Herunterladen ins Internet gestellt werden. – Selbst wenn sich Einiges geändert hat, seit besagte Würenloserin vor 25 Jahren wesentlich daran beteiligt war, das erste Altersheimprojekt mit einem Referendum zu bodigen, so schleckt es doch keine Geiss weg, dass das Sammeln der nötigen Unterschriften bis 18. Januar wegen Corona und den Festtagen alles andere als ein Kinderspiel wäre. «Zum Glück» werden die einen sagen, «leider» die andern. 

Wegen den Deponieplänen ist unser Verhältnis mit den anderen Furttalgemeinden momentan ziemlich zerrüttet. «Zleid gwerched» hat man sich schon in früheren Zeiten, allerdings auf lustigere Weise. Davon berichtet das neueste Mitteilungsheft der Heimatkundlichen Vereinigung Furttal. Der Autor Kurt Bannwart spürt darin dem Wandel des Detailhandels im Furttal inklusive Würenlos nach.

Auch die Würenloser Bäckerei Ernst an der Mühlegasse lieferte ihr Brot mit einem Hundegespann aus (rechts Lina Ernst). Um 1900.
Um 1900 in Würenlos. Die Bäckerei Ernst an der Mühlegasse lieferte ihr Brot mit einem Hundegespann aus (rechts Lina Ernst).

Bis 1973 war der Verkauf von Salz kantonal geregelt und nur auserwählten Verkaufsstellen vorbehalten. Die Salzpreise unterschieden sich von Kanton zu Kanton. Davon profitierte, wie schon der verstorbene Hans Ehrsam in den Würenloser Blättern 1994 beschrieben hat, lange Zeit das Gasthaus Alpenrösli. Noch um 1937 ernannte die Aargauische Finanzdirektion die Alpenrösli-Wirtin Witwe Markwalder zum «Salzauswäger», was eine Abbildung im Heft belegt. 

Die Bauern benötigten für ihr Vieh viel Salz. Dass sie dieses im Alpenrösli holen mussten, kam ihnen sehr gelegen, hatten sie doch so einen guten Grund für einen Beizenbesuch. Weil das Salz im Kanton Zürich teurer war als im Aargau, deckten sich auch Däniker, Hüttiker und Otelfinger im Alpenrösli mit dem «weissen Gold» ein und schmuggelten es über die Kantonsgrenze. Das war an sich verboten. Die Würenloser machten sich einen Spass daraus, die Salzschmuggler auf ihre Weise zu bestrafen. So belud an einem Fasnachtsmontag eine Gruppe maskierter Würenloser Jungmänner ein Fuhrwerk mit Salzsäcken, die allerdings nur Sägemehl enthielten. Dieses streuten sie den Schmugglern aus dem Züribiet in die Stuben und liessen sich erst nach üppiger Verpflegung mit gehörig Most, Brot und Speck wieder vertreiben.  

Das 130-seitige Heft kann bestellt werden bei Françoise Roth, Lettenring 29, 8114 Dänikon, E-Mail Philippe.roth@bluewin.ch, Tel. 044 844 20 61, Preis Fr. 20.–.