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Kleine Fasnächtler unterwegs im Dorf – einst und jetzt

2016 auf der oberen Dorfstrasse.

Wilde Indianer, schöne Prinzessinnen, unheimliche Gschpängschtli. Endlich wieder Fasnacht. Und das in Würenlos, das man nicht als fasnächtlichen Hotspot bezeichnen kann.

Bereits in den 1980er-Jahren hatten angefressene Fasnächtler schon einmal am Patienten Fasnacht kräftig Herzmassage betreiben müssen. Von ihren Anstrengungen  blieb später einzig der Kinderumzug erhalten, bis auch er vor einigen Jahren mangels Organisatoren sanft entschlief. Jetzt hat ein initiatives Team der Eltermitwirkung Würenlos erneut einen Anlauf unternommen, Und was sich da am Nachmittag des Samstags, 30. Januar, angefeuert durch die Klänge der Würenloser Gugge Chriesischtei-Knakker und der Gastgugge Göpfischränzer aus Glattfelden durchs Dorf bewegte, brauchte den Vergleich mit früheren Kinderumzügen nicht zu scheuen. Überzeugen Sie sich selbst. würenblicker bringt exklusiv den fotografischen Vergleich: Kinderfasnachtsumzüge 1988, 1990 und 2016.

Was der Zuschauer am Strassenrand etwas bedauert hat Die vielen bunten Kostüme und Maskeraden  wären noch schöner zur Geltung gekommen, wenn die Grossen sich etwas mehr im Hintergrund gehalten oder – noch besser – sich ebenfalls maskiert hätten. Aber Hauptsache, allen hat’s Spass gemacht.

Gleicher Ort (beim Schulhaus 1) , 1988 und...

Kinderumzug 1988 beim Schulhaus 1 (oben) und nun, 28 Jahre später, am gleichen Ort (unten).

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Weitere Bilder vom aktuellen Kinderumzug in der Galerie unten. Zum vergrössern einfach anklicken.

Weitere Bilder von 1988 und 1990 zum Abschluss.

Minenfeld Denkmalschutz

Mit diesem Artikel hätte ich wieder mal ins Schwarze getroffen, sagte die Würenloserin, die mich jüngst auf der Strasse angesprochen hat. Sie meinte den Beitrag über Mama-Taxis. Sie war mit ihrem persönlichen Feedback nicht die einzige. Wie zuvor schon eine andere Grossmutter machte sie mich darauf aufmerksam, dass die Situation beim Kindergarten Gatterächer eher noch schlimmer sei als vor der Schule.

Landstrasse 53, Schild an der Haustüre.
Landstrasse 53, Schild an der Haustüre.

Eigentlich aber brannte die Frau ein anderes Thema unter den Nägeln, das ich Ende letzten Jahres  aufgegriffen habe (Link). Und da ging sie schon weniger einig mit mir. Es sei doch ungerecht, was Eigentümern erhaltenswerter Häuser zugemutet werde. Als Beispiel nannte sie, wie zuvor schon ein Online-Kommentator, das Haus Landstrasse 53 bei der Einmündung der Dorfstrasse. Der Eigentümerin ist zwar der Abbruch des angebauten Oekonomiegebäudes und der Errichtung eines Ersatzbaues bewilligt worden, der Wohntrakt direkt an der Landstrasse muss aber stehen bleiben. Auch wenn er offenbar so marode ist, dass ein Schild an der Haustür warnt « Einsturzgefahr».

Das ausgehöhlte Wohnhaus Landstrasse 53.
Das ausgehöhlte Wohnhaus Landstrasse 53.

Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist «ortsbildprägend», wie Gemeindeschreiber Daniel Huggler in seiner Beschreibung von ortsgeschichtlich interessanten Gebäuden  in den Würenloser Blättern 2010  ausgeführt hat. Es war früher das erste Haus unseres Dorfes, das die aus Richtung Wettingen Kommenden zu Gesicht bekamen. Und es ist fast das letzte noch stehende einer ganzen Reihe von Bauernhäusern, die der Dorfstrasse bis in die 1980er-Jahre hinein ein ausgesprochen ländliches Gepräge gaben.

Aber heute ist nichts mehr mit ländlicher Idylle. Tag und Nacht braust der Autoverkehr unmittelbar vor den Fenstern des Hauses durch. Ein prominentes Gebäude also an einer eher unattraktiven Lage. Dieses Schicksal teil es mit anderen historischen Bauzeugen entlang der viel befahrenen Land- und Schulstrasse. Umso lobenswerter ist es, dass zum Beispiel das von der Eigentümerfamilie Nötzli selbst bewohnte ehemalige Weinbauernhaus an der Landstrasse 86  als Bereicherung des Ortsbilds integral erhalten blieb. Oder dass das ehemalige Doppelwohnhaus an der Schulstrasse 65 (ehemals Bauernhof Markwalder)  umfassend renoviert wurde.

Eigentümern erhaltenswerter Liegenschaften, die um- oder gar neu bauen wollen, wird tatsächlich einiges mehr abverlangt als anderen Bauherren. Der Planungsaufwand ist grösser, die Baukosten sind höher, die Auflagen strenger. Die Freiheit des Eigentümers wird zugunsten eines höher gewichteten öffentlichen Interesses noch stärker eingeschränkt als es das Baurecht sonst schon tut. Das aber ist vom Gesetzgeber – und das sind wir alle – so gewollt. Eine Ungerechtigkeit mag man darin sehen, dass der Staat den Eigentümern schützenswerter Bauten viel dreinredet, sich aber – wenn schon – in eher geringem Mass an den Mehrkosten beteiligt. An die Renovation des Dillingerhauses an der Mühlegasse etwa zahlte die Ortsbürgergemeinde 30 000 Franken aus ihrem Ortsbild- und Denkmalpflegefonds.

Gewisse  denkmalpflegerische Überlegungen sind nicht  auf den ersten Blick plausibel. Warum soll ein altes Gebälk unbedingt erhalten bleiben, wenn ein neues seinen Zweck eher besser erfüllen würde? Warum darf in der Weilerzone Oetlikon bei einem Um- oder Neubau keine unterirdische Parkgarage erstellt werden? Denkmalpfleger und Baubehörden müssen viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten, wollen sie nicht als lästige Bauvögte wahrgenommen werden. Umgekehrt darf von Eigentümern erwartet werden, dass sie die Beratung, die ihnen angeboten wird, auch in Anspruch nehmen und sich nicht völlig resistent zeigen gegen Ratschläge der Fachleute. Es braucht Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten.

Eigentümer, die ihr erhaltenswertes Haus nur als Hypothek empfinden,sollten  sich wohl besser von diesem trennen. In Würenlos, gibt es Beispiele genug, die zeigen, was aus Objekten in Liebhaberhänden Schönes werden kann. Paradebeispiel ist sicher die Alte Mühle an der Mühlegasse, deren Oekonomieteil eben durch einen architektonisch und denkmalpflegerisch überzeugenden Wohntrakt ersetzt wurde. Manchmal aber ist das mit dem Verkauf leichter gesagt als getan. Wer will denn schon ein baufälliges Haus an einer lärmigen Strasse kaufen, das mit hohen Kosten erhalten werden muss? Ortsbild- und Denkmalpflege ist und bleibt ein Minenfeld. Und in der Regel wird in einem Dorf umso verbissener um den Erhalt alter Häuser gerungen, je weniger davon noch übrig geblieben sind.

PS: Nochmals  zurück zum Thema Mama-Taxi: Man könnte doch bei der Schule und den Kindergärten grosse Spruchbänder über die Strasse hängen mit der Aufschrift «Mama-Taxi ist doof». Spätestens dann, wenn der Sprössling aus dem Kindersitzli nach vorne fragen wird, „Du Mami, was steht da geschrieben?“ werden wohl auch die Unverbesserlichsten das Auto stehen lassen.

Ein zweites Leben für den Steinhof

Noch bis 13. Februar liegt das Baugesuch für den Gasthof Steinhof in der Bauverwaltung öffentlich auf. Das eingereichte Projekt wird viele Würenloser beruhigen, für die das 1850 als Brauerei erbaute, geschichtsträchtige Wirtshaus ein unverzichtbares Stück Würenlos darstellt.

Das Steinhof-Ensemble mit Gasthof (rechts) und Mehrfamilienhaus (links) von der Landstrasse aus gesehen.
Das künftige Steinhof-Ensemble mit Gasthof (rechts) sowie Mehrfamilienhaus und Einfahrt Tiefgarage (links), von der Landstrasse aus gesehen.

Der Steinhof bleibt Gasthof mit Restaurant, Gästezimmern (insgesamt 28 Betten) und einem Saal. Erhalten bleibt der Kopfbau mit dem Restaurant im Parterre  und der Baum bestandenen Gartenwirtschaft auf die Landstrasse hinaus. Im unverändert grossen Restaurant finden 50 Gäste Platz. In den grossen Kellerräumen, in denen zur Brauereizeit das Bier gelagert wurde, wird eine Bar eingerichtet und auch ein Weinkeller soll zum gemütlichen Beisammensein einladen. Hinweis an jene, die das Baugespann vor Ort studieren wollen: Nichts zu besagen hat, dass die Profilstangen  von den Aussenmauern des Kopfbaues abgerückt sind. Die Aussenmauern bleiben. Die Profile stehen nur deshalb ausserhalb, weil man dem maroden Dachstock nicht zutraut, sie sicher tragen zu können.

Der Kopfbau (links) mit dem langen Ersatzbau, von Norden (Parkplatz) aus gesehen.
Der Kopfbau (links) mit dem langen Ersatzbau, von Norden (Parkplatz) aus betrachtet.

Abgebrochen werden die an den Kopfbau anschliessenden hinteren Gebäudeteile mit einem Teil der Küche, den Toiletten, der Bar «La cage aux folles», dem  grossen, seit langem unbenützbaren Saal im Obergeschoss sowie der Wirtewohnung. Geplant ist ein länglicher Ersatzbau mit etwa gleich grossen Kubaturen. Im Erdgeschoss ist vor allem eine unterteilbarer Saal mit Buffet geplant, im 1. Ober- und im Dachgeschoss Studios sowie wiederum eine Wirtewohnung . Der Saal soll gemäss Baueingabe künftig auch die Funktion eines Gemeinschaftsraums erfüllen, der mit der auf dem weiteren Steinhof-Land geplanten Grossüberbauung erstellt werden müsste.

Blick von Süden (Coiffeur Gruber) auf das anstelle der grossen Scheune geplante Mehrfamilienhaus.
Blick von Süden (Coiffeur Gruber) auf das anstelle der grossen Scheune geplante Mehrfamilienhaus.

Abgerissen wird auch das grosse Ökonomiegebäude, das längst nicht mehr landwirtschaftliche genutzt wurde, in dem aber das «Jägerstübli» manchem fröhlichen Festchen Platz bot. In praktisch gleicher Kubatur und mit Holz verkleideter Fassade entsteht anstelle der grossen Scheune ein Mehrfamilienhaus mit 3,5- und 2,5-Zimmer-Wohnungen und einer Tiefgarage. Ingesamt sind für den ganzen Steinhof-Komplex mit Restaurant, Bar, Hotel und Wohnungen 37 Autoabstellplätze geplant, davon 17 auf dem bestehenden Parkplatz. Die Einfahrt in die Tiefgarage soll kaum in Erscheinung treten, wird sie doch von der Landstrasse her durch einen Einschnitt in der  Erdrampe erfolgen, über die einst die Heufuder direkt in die Scheune hoch fuhren.

Projektverfasser sind Thalmann Steger Architekten, Wettingen, die schon die Überbauung Hürdli geplant haben und auch bei der Grossüberbauung auf dem noch unüberbauten Steinhof-Land am Werk sind. Die Baukosten werden im Baugesuch mit 9,1 Millionen Franken veranschlagt, zuzüglich Umgebungsgestaltung.. Bauherren sind Juan und Lisa Rodriguez. Die 2009 im hohen Alter verstorbene letzte Steinhof-Wirtin Verena Maduz hatte die gesamte Liegenschaft (inkl. Bauland) testamentarisch ihren beiden langjährigen Angestellten vermacht.

Später war für den in der Wohn- und Gewerbezone liegenden  Steinhof ein Gesuch für den vollständigen Abbruch eingereicht und von der Gemeinde auch bewilligt worden. (Link zum damaligen Artikel).  Die Befürchtung wurde laut, die Tage des  Steinhofs als Gasthof könnten gezählt sein. Jetzt  präsentiert sich die Lage anders. Allerdings dürfte  es eine ziemlich grosse betriebswirtschaftliche Herausforderung sein , die Gastronomie in dem für viel Geld um- und neu gebauten Haus erfolgreich zu gestalten. Ob die Besitzerfamilie selbst oder jemand anders den Betrieb führen wird, ist dem Vernehmen nach noch offen.

Lange Zeit war das Projekt Steinhof blockiert durch die Entwicklungsplanung  «Im Grund», die das ganze Gebiet südlich des Bahnhofs umfasst. Auch schien es lange so, als sei das Gasthof-Projekt erst finanzierbar, wenn das ebenfalls von der Familie Rodriguez geerbte Bauland im Gebiet «Im Grund» baureif sei und verkauft werden könne.    Auch darüber hat würenblicker schon berichtet. (Link dazu) Nun konnte das Schicksal des Steinhofs planerisch und offenbar auch finanziell abgekoppelt werden.

Mami mit langen Ohren

Typische Szene auf dem Trottoir an der Feldstrasse: Kleine Kinder, grosses Auto.
Anderer Tag, anderes Auto: Typische Szene auf dem Trottoir an der Feldstrasse: Kleine Kinder, grosses Auto.

Liebes Würenloser Mami mit dem schweren, dunklen Hausfrauen-Traktor. Am Montagnachmittag sah ich Sie. Und wie Sie von einem Privatparkplatz an der untersten Feldstrasse, wo sie nach Schulschluss offensichtlich auf ihr Kind gewartet hatten, rückwärts übers Trottoir hinaus auf die Strasse und weg gefahren sind – und das die ganze Zeit über ins Handy parlierend, das sie sich mit der linken Hand ans Ohr hielten.

Multitasking, das verschiedene Sachen gleichzeitig Beherrschen, sollen Frauen ja viel besser können als wir Männer. Gleichwohl, liebes Allrad-Mami, glaube ich, Sie haben sich da ein wenig überschätzt. Das hätten Sie bleiben lassen sollen. Das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung sowieso. Aber auch das Abholen ihres Kindes. Denn Mama-(und Papa)-Taxis gehören sich nicht. Sie schaffen unnötig zusätzliche Gefahren. Das Trottoir, das Sie mit der einen Hand am Handy und der anderen am Lenkrad rückwärts gekreuzt haben, war zu dieser Zeit von Kindergärtlern stark begangen. Gefährlich. Aber Hauptsache, Ihr Kind sass am Schärmen, hinter massivem Blech.

Sie waren auch nicht die Einzige. Zwei weitere Mama-Taxis warteten im Bereich untere Feldstrasse/Volg. An einem Ort, wo die Verkehrssituation für kleine Kinder auch ohne Mama-Taxis schon verwirrlich genug und damit gefährlich ist.

«Ab sofort zieht Schule Eltern die Ohren lang» – so süffig titelte das Badener Tagblatt im vergangenen
September einen Bericht. Darin gings um «zwei selbstverständliche Regeln», welche die Würenloser Schulpflege den Eltern öffentlich in Erinnerung rief: «Bringen Sie ihr Kind nicht mit dem Auto zur Schule» lautet die eine Regel.

Alles schon vergessen, liebes Handy-Mami? Wenn ich mich nicht getäuscht habe, so waren Ihre Ohren beim riskanten Fahrmanöver zwar nicht rot, aber, sehr, sehr lang. Fast so lang schon wie die Ohren jener Viecher, die in Kreuzworträtseln auch gerne Grautiere heissen und als störrisch gelten. Lieber als vor unserer Schule  beobachte  ich diese aber auf ihrer Weide bei der Mühle in Oetlikon, wenn Sie wissen, wo das ist.