Die Post geht, Möckel kommt

Die  Post schaltet in Würenlos auf Sparmodus und Toni Möckel will Nachfolger von Hans Ueli Reber als Gemeindeammann werden.

Kaum hat die Gemeinde den Kauf des Postgebäudes beschlossen, will die Post ihre Schalter darin schliessen.



Gehört Würenlos auch zu den Todeskandidaten? Das fragte man sich, als unlängst die Pläne der Schweizerischen Post bekannt wurden, in den nächsten vier Jahren weitere 600 Poststellen im ganzen Land zu schliessen. – Jetzt ist klar, auch die Tage der Postfiliale in Würenlos sind gezählt.

Der Gemeinde hat soeben eine Medienmitteilung der Post und eine Stellungnahme dazu veröffentlicht. Darin erklärt die Post, die Nutzung unserer Poststelle sei rückläufig und auf einem tiefen Niveau Deshalb, so die Post, werde nun die Möglichkeit geprüft, die wichtigsten Postdienstleitungen zusammen mit einem lokalen Partner anzubieten. Dabei werde eine bediente Lösung favorisiert. In einem Partnergeschäft (früher Postagentur genannt) würden die Postkunden an einer separaten Theke von geschultem Personal des Partners bedient. In Kürze will die Post Gespräche mit potenziellen Partnern aufnehmen.

Wer wird der lokale Partner dereinst sein? Die Drogerie Russi (die Konkurrenz an der Landstrasse schliesst im Sommer)? Die neue Landi hinterm Bahnhof, so sie denn überhaupt kommt? Die Bäckerei Schwab? Optiker Huber? Coop? Häufig spannt die Post mit Volg zusammen, doch wo soll im Volg an der Schulstrasse noch eine Post-Theke Platz finden? Hoffentlich bleibt uns das Schicksal von Killwangen erspart, wo die Post gar keinen Partner fand.

Postagenturen oder Partnergeschäfte mögen zwar auch Vorteile haben, so etwa längere Öffnungszeiten. Doch in ihnen sind längst nicht alle Geschäfte möglich, die heute am Postschalter erledigt werden können. Einzahlungen mit Bargeld – nix da, nur möglich mit PostfinanceCard oder Maestrokarte einer Bank. Bargeldbezug: nur mit der PostfinanceCard. Münzwechsel: Denkste. Betroffen sein wird vor allem das Gewerbe: Rasch noch etwas Münz holen für die Beiz oder den Laden, die Tageseinnahmen am nahen Postschalter aufs Postfinancekonto einzahlen – vergiss es.

Gewisse Sendungen können in einer Postagentur nicht abgeholt werden, wenn man den Brief- oder Paketboten zu Hause verpasst hat. Aus Sicherheits- und Datenschutzgründen müssen Zahlungsanweisungen sowie Betreibungs- und Gerichtsurkunden, Sendungen mit Nachnahme oder mit Zolltaxen bei der sogenannten Domizilpoststelle abgeholt werden. Das dürfte wohl die Poststelle Wettingen 1 (beim Bahnhof) sein – von Würenlos aus per S-Bahn gut, mit dem Bus aber miserabel erreichbar.

Der Gemeinderat nimmt nicht gerade kämpferisch, aber wohl realistisch Stellung.  Er sei «gewiss nicht erfreut» über den Schliessungsentscheid und er bedauere diesen sehr. Bislang sei er der Meinung gewesen, unsere Gemeinde  sei genügend gross für eine eigene Poststelle. Auf zweierlei legt der Gemeinderat besonderes Gewicht: Erstens soll die Ersatzlösung im Dorfzentrum gesucht werden und zweitens sollen die Postfächer in Würenlos bleiben (doch selbst in der Zürcher Innenstadt hebt die Post ihre Fächeranlagen auf, was viele Geschäftskunden verärgert).

Der Schliessungsentscheid ist insofern ein Affront für die Gemeinde, als diese erst im vergangenen Dezember dem Kauf des Postgebäudes zugestimmt hat. Zwar sollte damit in erster Linie die Erschliessung des geplanten Alterszentrums verbesert werden. Doch den Stimmberechtigten wurde vom Gemeinderat in Aussicht gestellt, die Poststelle bleibe vorderhand im bisherigen Gebäude und später werde sie  allenfalls in einem der Neubauten im Zentrum Platz finden. Geharnischte Proteste hatte es gehagelt, als die Post im Januar 2014 in einer Nacht- und Nebelaktion verkündete, die Poststelle werde an den Ländliweg, vis-à-vis der Raiffeisenbank verlegt. Damit sabotierte die Post förmlich die Bemühungen der Gemeinde, das Dorfzentrum aufzuwerten.

Doch die Post blamierte sich gewaltig. Der Umzug war stümperhaft geplant und rasch beerdigt, als klar wurde, dass die erforderliche Baubewilligung kaum erteilt werden würde. Doch das damals verteilte Flugblatt illustriert, wie rasch die Post ihre Strategie wechselt. Vollmundig versprochen wurde damals ein moderner Auftritt mit zwei offenen Schaltern und einer einladenden, grösseren Kundenzone sowie einer breiten Dienstleistungspalette. So werde ein Schwerpunkt  bei den Einzahlungen liegen («sowohl mit Bargeld als auch mit der PostFinance Card»). Zwei Jahre später nun das pure Gegenteil. Leistungsabbau vor Ort.

Was halten Sie vom Entscheid der Post? Stimmen Sie ab, in der rechten Spalte oder senden Sie einen Kommentar. Besten Dank. 

Toni Möckel will Gemeindeammann werden.

Die Ausgangslage für die Gemeindewahlen im Herbst klärt sich, wie das Badener Tagblatt am Mittwoch meldete. Als Gemeindeammann kandidiert der heutige Vize Toni Möckel (parteilos)  und Nico Kunz (FDP) bewirbt sich um das Amt des Vizeammanns. Auch die Gemeinderäte Lukas Wopmann (BDP) und Markus Hugi (FDP) treten nochmals an. Gemeindeammann Hans Ueli Reber (SVP) hatte seinen Rücktritt auf Ende der Amtsperiode schon länger angekündigt. Wie spannend die Wahlen am 24. September werden, hängt wohl davon ab, ob es zu einer Kampfwahl um den fünften Gemeinderatssitz kommt. Verteidigt die SVP ihren frei werdenden Sitz und will die CVP wieder in die Gemeindeexekutive? Gibt es Frauenkandidaturen oder bleibt unser Gemeinderat ewig eine Männerbastion? Treten weitere parteilose BewerberInnen auf den Plan?

 

3 Gedanken zu „Die Post geht, Möckel kommt“

  1. Die “Pro Service Public”-Initiative wurde abgelehnt. Jetzt müssen wir die Konsequenzen tragen. Für mich kommt der Entscheid nicht sehr überraschend.

    1. Frau Brunner Sie haben recht und einmal mehr haben wir das was wir verdienen aber nicht das was wir brauchen. Aber die Poststelle mit einer offiziellen Postangestellten ist doch für Würenlos kein Problem.
      a) Wir kaufen das Postgebäude mit dem super Standort ja sowieso. Wenn wir das Land, welches wir für eine normale Erschliessung für Coop, Alterszentrum und den Rest der Zentrumswiese vom Postgebäude entnommen haben, findet Würenlos keinen interessanten Käufer mehr fürs Postgebäude.
      b) Es zügelt eine Verwaltungsabteilung (Betreibungsamt, Finanzabteilung) für einfache Mithilfe am
      Postschalter ins Postgebäude mit Grossraumbüro ohne Klimaanlagen hinter den Schaltern. Würenlos gibt der Post die Garantie, dass wir das jährliche Postschalterdefizit mit einer offiziellen Postangestellten übernehmen.
      c) Wenn wir sicher sein wollen, dass diese Aushilfe von 7 – 18 Uhr funktioniert, so muss halt im Gottes Namen die Arbeitsweise von unserem technischen Betrieb übernommen werden. Immer Top-Service ohne Schalterstunden. Wir haben immer Strom, Wasser und auch das Abwasser – alles funktioniert immer bestens. Freundliche Bedienung, und der Chef tritt nicht als Wichtigtuer auf, sondern er hat Fachkompetenz. Ist in einem kleinen Büro, das er noch mit einem Mitarbeiter teilt, wobei die Türe immer offen ist.

  2. Als ich von der Postschliessung erfuhr, habe ich mich gefragt, wie weit ich daran mitschuldig bin. Ich schreibe kaum noch Briefe, sondern e-Mails, ich erledige meine Zahlungen per Onlinebanking und bin deshalb nur gelegentlich Kunde der Post. Das machen heute die meisten Leute so.
    Dass die Post sich den neuen Gegebenheiten anpassen muss, ist im ersten Moment nachvollziehbar. Trotzdem will ich nachfolgend einige Überlegungen dazu machen.Die Post sei unter grossem Druck und man habe Mühe, gute Finanzergebnisse zu erzielen, sagte der Verwaltungsratspräsident kürzlich, und man überlege sich auch im Ausland zu engagieren. Es ist aber nicht Aufgabe der Post, Gewinne zu machen. Ihre Hauptaufgabe ist es, der Bevölkerung und der Wirtschaft einen guten Service zu bieten, denn sie ist eines der wichtigsten Dienstleistungsunternehmen im Service-Publik-Bereich der Schweiz. Daran soll die Post gemessen werden und nicht am Gewinn. Wenn heute Poststellen geschlossen werden, hat das leider nur mit Letzterem zu tun.
    Für junge Leute ist die Postschliessung kaum ein Problem. Sie sind agil und mobil, könne Postgeschäfte unterwegs oder per Internet erledigen.
    Wie ist es aber mit alten oder behinderten Menschen, die in der digitalen Welt nicht zu Hause sind? Gehen diese bei solchen Überlegungen vergessen? Sind nicht gerade sie auf eine volle und gute Dienstleistung der Post angewiesen? Wie Peter Früh schreibt, ist bei einer Postagentur der Umfang der Dienstleistungen sehr beschränkt. Viele dieser wegfallenden Leistungen sind aber für diesen Personenkreis von grosser Bedeutung, um möglichst weiterhin selbständig leben zu können. Darum muss dieser Personenkreis vermehrt in die Überlegungen miteinbezogen werden. Es ist die Aufgabe der Post, nach Lösungen zu suchen, die diesen treuesten Kunden dienen.

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