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Umfrage zum würenblicker

würenb(l)icker 2013.
würenb(l)icker 2013.

Am 14. Januar hat würenblicker leicht verspätet sein einjähriges Bestehen gefeiert. In der Steinhof-Bar «La cage aux folles» wurde auf die stetig steigenden Leserzahlen angestossen und darüber diskutiert, was würenblicker noch besser machen könnte. Hans Arnold brachte zur Feier des Tages eine ganz besondere Flasche mit: einen «würenb(l)icker,  2013 gereift am sonnenhang von würenlos. mundet nicht immer allen, ist aber trotzdem empfehlenswert als würze zum mittagsmenue am donnerstag.»

Falls Sie an diesem Abend nicht dabei sein konnten, interessiert uns Ihre Meinung trotzdem brennend. Bitte laden Sie diesen Fragebogen herunter und füllen Sie ihn aus, indem Sie bei den Antworten das jeweilige Feldchen anklicken. Dann abspeichern und mailen an: kontakt@wuerenblicker.ch oder ausdrucken und einsenden an Peter Früh, Feldstrasse 31B, 5436 Würenlos. Herzlichen Dank fürs Mitmachen!

Ticketautomat sollte man sein

Wow, die haben’s gut. Bei jedem Wetter ein Plätzchen am Schärmen oder im Schatten und alle Jahre dank regelmässigen Tariferhöhungen mehr Geld im Sack. Ja, SBB-Billettautomat sollte man sein.

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).

Vor einiger Zeit habe ich lobend über den zügig voran schreitenden Umbau des Bahnhofs Würenlos berichtet. Mit dem Resultat der Arbeiten darf man allerdings getrost weniger zufrieden sein. Darauf hat ein würenblicker-Leser, mit dem  geschärften Blick eines Planungskommissionsmitglieds, schon im Kommentar zu meinem ersten Beitrag hingewiesen.

Mich ärgert der fehlende Witterungsschutz auf dem Perron in Fahrtrichtung Zürich. Neu gebaut worden ist dort ein offener Unterstand in Hundehütteformat, in dem auch noch der Ticketautomat Platz finden musste. Hoffnungen, dass das alte Wartehäuschen zusätzlich bestehen bleibe, wie sie Hans Eppenberger hier geäussert hat, wurden enttäuscht. Das alte Wartehäuschen ist weg. Weil zudem die neuen Perronuhren auch Wochen nach Abzug der  Bauarbeiter stets nur 12.00 Uhr anzeigten, wandte ich mich mit zwei Fragen an die SBB-Pressestelle:

  1. Warum ist in der Hauptfahrrichtung Zürich nur gerade ein offener Personenunterstand mit minimalsten Ausmassen und erst noch am vorderen Perronende aufgestellt worden? In Fahrtrichtung Baden, wo das Passagieraufkommen etwa halb so gross sein dürfte, schützt dagegen ein etwa 20 Meter langes Dach die Wartenden.
  2. Warum sind die Bahnhofuhren auf beiden Perrons auch Wochen nach Abzug der Bauleute noch nicht in Betrieb?

Es vergingen keine 24 Stunden, und ich erhielt Antwort: Lea Meyer, Presseprecherin der SBB in Zürich, schrieb zur ersten Frage:

«Für die Ausstattung der Perronanlagen werden auf dem Netz der SBB einheitliche Grundsätze angewendet. Ein wichtiges Kriterium ist unter anderem die Anzahl der Reisenden, welche im Bahnhof Ein- und Aussteigen. Aus diesem Grund wird in Würenlos beim Gleis 2 ein überdachtes Kundencenter und beim Gleis 3 wie bisher eine Wartehalle platziert sein. Die bestehende Wartehalle beim Gleis 3 war in einem baulich sehr schlechten Zustand, weshalb sie ersetzt wurden musste. Dies erlaubte uns eine Neuplatzierung, welche aus unserer Sicht den Bedürfnissen der Kunden besser entsprechen sollte. Das Häuschen steht nun unmittelbar beim Rampenaufgang und näher beim Dorf als vorher. Es befindet sich im Haltebereich sämtlicher Züge in Würenlos. Eine vertauschte Platzierung (Kundencenter mit grosser Überdachung beim Gleis 3 und ein kleiner Unterstand beim Gleis 1) war aus Platzgründen leider nicht möglich. Eine geänderte Gleisbenützung der S-Bahn Züge ist aus betrieblichen Gründen zurzeit leider ebenfalls nicht möglich.»

Und zu den stillstehenden Uhren: «Eine Uhr ist in Betrieb. Bei der zweiten Uhr ist leider zurzeit ein Kabel beschädigt und muss repariert werden. Dies wird demnächst erledigt.»

Jetzt wissen wir’s also. SBB-Normen liessen nichts Kundenfreundlicheres zu. Wollen in der Hundehütte zwei, drei Reisende eine Fahrkarte lösen, hat gerade noch eine Handvoll Wartende Platz. Doch es ist Norm, die Kunden im Regen stehen zu lassen. Sollen die doch einen Schirm dabei haben. Nur – wohin mit dem Knirps, wenn man dann im Zug sitzt? Legt man ihn auf den noch freien Sitz nebenan, wird schon bald ein unschuldiges Opfer ein nasses Füdli haben, legt man ihn auf die Hutablage, wird man auch noch im Zug verschifft.

Schon beim nächsten Halt macht der Zürich-Reisende Waggonräder-grosse Augen. Beim  Bahnhof in Otelfingen hat es für eine grosszügige Perronüberdachung gereicht, obwohl das Passagieraufkommen nicht wahnsinnig viel grösser ist. Ob’s daran liegt, dass die Gemeinde Otelfingen seinerzeit eine Million Franken an den Bahnhofumbau bezahlt hat? Nun, dafür hätte Würenlos erstens momentan gar kein Geld gehabt und zweitens ja noch keine klare Vorstellung davon, wie die Umgebung unseres Bahnhofs in der Zukunft aussehen soll. Es wird seit Jahren geplant…

Ja, Billettautomat sollte man sein. Soeben lese ich im «Badener Tagblatt», dass sich einige RVBW-Fahrgäste sorgen, weil in unserem Ortsbus nun auch ein Ticketautomat installiert wird. Der Chauffeur soll vom Billettverkauf entlastet werden. Tatsächlich ist in Spitzenzeiten das Minibüsli, das wegen der engen Strassen und der Brücke offenbar kein grösseres sein darf, restlos überfüllt. Für einen Billettautomat scheint kein Raum zu sein. Aber eben: Für sie hat’s immer ein geschütztes Plätzchen.

Das erste Jahr

Seit einem Jahr ist der stark verjüngte Gemeinderat im Amt. Zeit für ein Zwischenzeugnis, ein ungeschminktes.

Im Wahljahr 2013 war das politische Klima in Würenlos auf den Gefrierpunkt gesunken.

  • Die vom alten Gemeinderat überraschend ins Spiel gebrachte Standortvariante fürs Alterszentrum hatte bei vielen Bürgern das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Behörde erschüttert.
  • Der Versuch der FDP, ihren bisherigen Gemeindeammann Hans Ueli Reber auszubooten und durch Gemeinderätin Karin Funk Blaser zu ersetzen, hatte persönliche Blessuren hinterlassen.
  • Die angespannte Finanzlage und die im ersten Anlauf verweigerte Steuererhöhung liessen schmerzvolle Verteilkämpfe und Sparübungen erwarten.

Mit diesen Hypotheken trat das neu gewählte Gremium seine Amtszeit an. Dazu kam, dass die beiden neuen, mit Jahrgang 1984 jüngsten Ratsmitglieder Nico Kunz (FDP) und Lukas Wopmann (BDP) keinerlei Erfahrung aus politischen Ämtern mitbrachten und sich erst in die Dossiers  einarbeiten mussten. Der schwierigen Ausgangslage zum Trotz hat der neue Gemeinderat funktioniert.

Gute Note für die Finanzpolitik. Der Gemeinderat deutete die Zeichen richtig und legte den Fokus seiner Arbeit auf die Sanierung der Gemeindefinanzen. Dem Thema widmete er sich so intensiv, dass zeitweilig der Eindruck entstand, er befinde sich in Dauerklausur und andere Geschäfte kämen eher zu kurz. Es ist glaubhaft, dass in der ganzen Gemeindeverwaltung heute ein ganz anderes Kostenbewusstsein herrscht als früher. Gewissenhaft kam der Rat der Strafaufgabe nach, am Budget 2014 Kürzungen vorzunehmen. Einige der Korrekturen mögen zwar diskutabel und wenig nachhaltig gewesen sein, aber generelle Sparaufträge des Souveräns à la «Wir wissen zwar auch nicht wo, aber spart mal schön!» sind ja auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss.

Konsequent und mutig war die ablehnende Haltung zur Sportplatzprojektierung. Nur fragt sich, ob der Gemeinderat die Sportvereine nicht hätte davor bewahren können, ins offene Messer zu laufen. Vielleicht hätte er noch ein bisschen mehr Mut aufbringen und die Vorlage noch eine Zeitlang in der Schublade ruhen lassen müssen. Der Sportplatz hätte so rascher wieder aufs Tapet kommen können als jetzt nach dem klaren Volks-Nein, das auch als generelle Ablehnung einer neuen Sportanlage gedeutet werden könnte.

Bei anderen wichtigen Geschäften wurden wenige echte Fortschritte erzielt. So entwickelte der Gemeinderat bei der Planung im Gebiet Steinhof/Gewerbegebiet/
Bahnhof und beim Alterszentrum im letzten Jahr durchaus rege Aktivitäten. Sie führten aber noch nicht zum Ziel. Beim Alterszentrum rumorte es hinter den Kulissen erneut gehörig, woran der Gemeinderat nicht ganz unschuldig war. Zusätzlich irritierte, dass Vizeammann Toni Möckel, zuständig für die Altersbetreuung, sich in den Verwaltungsrat des Wettinger Alterszentrums St. Bernhard wählen liess. Dieses kommt – nebst anderen bewährten Institutionen – als künftiger Betreiber des Alterszentrums Würenlos in Frage.  Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

Von Aufbruchstimmung ist insgesamt wenig zu spüren und der Regierungsstil ist weitgehend der alte geblieben. Bei den Gemeinderatswahlen hatten die Würenloserinnen und Würenloser ihrem Wunsch nach frischem Kräften und neuem Schwung Ausdruck gegeben. Betrieben wird aber weiterhin eine introvertierte Kabinettspolitik.  Zu wenig Wert wird darauf gelegt, breite Bevölkerungskreise in die Entscheidungsprozesse einzubinden. Für Ideen von aussen ist man nur bedingt offen, manchmal scheint der Gemeinderat auch beratungsresistent zu sein. In einer Agglomerationsgemeinde mit über 6000 Einwohnern ist dies alles nicht sehr zielführend.

Auch dieser Gemeinderat informiert schlecht. Dabei ist eine offensive und kontinuierliche Information die halbe Miete im politischen Geschäft. Nur wenn eine Behörde Transparenz schafft und bereit ist, ihr Tun der Öffentlichkeit ständig und ungefragt zu erklären, gewinnt sie Vertrauen. Wer Bürger vor vollendete Tatsachen stellt, riskiert totale Ablehnung. 2014 verzichtete der Gemeinderat gänzlich auf sein zu kostspieliges Sprachrohr «Würenloser Nachrichten». Das war sinnvoll. Nur hätte man sich überlegen müssen, wie die entstehende Informationslücke zu schliessen sei.

Am Einsatz aller fünf Ratsmitglieder hat es gewiss nicht gefehlt. Die Arbeit in der Exekutive ist anspruchsvoll. Der Zeitaufwand für dieses Amt ist gross. Gerade die beiden Neuen hatten ihn wohl gehörig unterschätzt. Aber Mitleid wäre fehl am Platz.  Zu hoffen ist, dass die Umsetzung der Verwaltungsanalyse den Gemeinderäten ermöglicht, ihren Blick vermehrt über die Tagegeschäfte hinaus in die Zukunft zu richten. Denn da besteht das grösste Defizit.

Der Gemeinderat lässt uns im Unklaren darüber, wie er die Zukunft der Gemeinde gestalten will. In dieser Frage muss er die Führungsrolle übernehmen. Wohl mögen unsere Gemeinderäte vom Typ her eher Macher als Gestalter oder gar Visionäre sein. Aber nur wenn sie eine gemeinsame Vorstellung von Würenlos in 20, 30 Jahren haben,  müssen sie nicht ständig wie die «alte Fasnacht» der von anderen vorangetriebenen Entwicklung hinterher hächeln. Nur dann sind gute Entscheide möglich, die über den Tag hinaus Bestand haben.

Auf den Gemeinderat wartet also weiterhin viel Arbeit. Schade, dass die Teambildung nicht abgeschlossen ist und ein Verlust an Finanz-Know-how droht. Im Sommer verlässt Karin Funk Blaser vorzeitig den Rat. Am 26. April ist ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger zu wählen.

Holidays on Ice

«Schade, dass Sie sich nicht zum reduzierten Winterdienst äussern. Damit will ja der Gemeinderat ca. 15 500 Fr. sparen, was bei einer Schuld von 20 Mio. Fr. nicht einmal einem Promille entspricht. Selbstverständlich bin auch ich der Meinung, dass Kleinvieh Mist macht, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass dem Gemeinderat der gesunde Menschenverstand fehlt.»

Dies hat mir vor einem Jahr ein jüngerer würenblicker-Leser geschrieben. Ich griff damals das Thema nicht auf. Selbst Petrus schien den Würenloser Sparappell  erhört zu haben. Den ganzen Winter 2013/14 über verirrte sich kaum ein Schneeflöcklein bis in unsere Höhenlage hinunter.

Doch in den letzten Tagen des Jahres machte Petrus den Würenlosern dann doch noch einen Strich durch die Milchmädchenrechnung. Dorf und Landschaft präsentierten sich  endlich wieder einmal im wunderschönsten Winterkleid, am Schlittelhang am Gipf herrschte fröhliches Treiben, und wenn sich zwischendurch gar mal die Sonne zeigte, fühlte man sich auf dem Feiertagsspaziergang wie in Arosa oder St. Moritz.

Doch plötzlich war auch wieder Schneeräumung angesagt. Die dafür für die meisten Strassen definierte Schneehöhe von 10 Zentimetern war mehr als erreicht. Voll zum Tragen kam vom Winterdienst-Sparkonzept also bloss noch die stark reduzierte Schwarzräumung mit Streusalz. Arschglatt waren viele Quartierstrassen und Fusswege und das während Tagen. Man merke sofort, ob man noch in Wettingen oder schon in Würenlos sei, sagte unser Postbote. Er rückt ja jeden Tag mit seinem Elektro-Dreirad von Wettingen her an und muss es wissen.

Anfang Dezember hatte die Gemeinde nochmals über ihr Winterdienst-Konzept informiert. «Gehwege, Fusswege, Treppen und die Bereiche der Bushaltestellen werden ebenfalls wie bis anhin in der gleichen Qualität unterhalten», steht da. Der Haken ist nur: Viele Quartierstrassen haben kein Trottoir.

Weisse Quartierstrassen, so schön sie tags und abends anzusehen sind, haben ihre Tücken. Bleibts kalt, wird ihre Fahrbahn im Nu glatt und glätter. Das Nachsehen haben nicht die Automobilisten. Die müssen einfach noch vorsichtiger fahren. Das Nachsehen haben all jene, die nicht rasch das Auto nehmen können oder wollen, um irgendwohin im Dorf zu gelangen. Das Unfallrisiko steigt für sie markant. Die Sturzgefahr ist gross, und auch die Gefahr angefahren zu werden steigt wegen des längeren Bremswegs. Schwere Tage etwa für Seniorinnen und Senioren. Viele von ihnen bewegen sich sonst täglich mit bewundernswerter Ausdauer zu Fuss durchs Dorf, oft mit dem Rollator oder anderen Gehhilfen. Sie hatten rund um den Jahreswechsel tagelang amtlich verordneten Hausarrest.

Der eingangs zitierte Leser hat natürlich Recht. Diese Sparmassnahme ist Verhältnisblödsinn und Budgetkosmetik in reinster Form. Und reine Augenwischerei obendrein. Denn wenn Petrus bestimmt, ob gespart werden kann oder nicht, dann kann man gerade so gut im Budget schon mal die Steuereinnahme aus einem Euro-Millions-Supergewinn eines Würenlosers einplanen. Fortuna wird’s schon richten – oder eben nicht.

Selbst wenn das Bauamt mit dem Sparkonzept letztlich weniger ausgeben muss, bleibt es allemal fraglich, ob die Allgemeinheit etwas spart. Schon wenn ein einziger älterer Mensch auf vereister Strasse seine Knochen bricht, kann uns dies rasch so viel kosten wie manche Tonne Streusalz. Wir erwarten keinen Winterdienst de luxe, aber wenn auf ergiebige Schneefälle längere Kälteperioden folgen, darf ein Winterdienst-Konzept, das in der warmen Amtsstube und von mehrheitlich auf vier Rädern im Dorf verkehrenden Leuten beschlossen wurde, nur bedingt Gültigkeit haben. Situatives Handeln und gesunder Menschenverstand sind dann gefragt.

Nicht vergessen: Wie soll es weiter gehen mit würenblicker? Wie wäre der Würenlos-Blog zu verbessern? Was macht er falsch? Das möchten wir gerne mit Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, diskutieren – für einmal nicht online, sondern von Angesicht zu Angesicht. würenblicker lädt Sie alle herzlich ein zu einem verspäteten Geburtstag-Apéro am Mittwoch, 14. Januar 2015. Zwischen 18 und 19.30 Uhr in der Steinhof-Bar «la cage aux folles».