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Ziemlich aufs Auto fixiert

Es geht auch ohne Auto. Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut, zumindest in den Agglomerationen boomt er.  Immer mehr junge Menschen erlernen das Autofahren nicht. Erste autofreie Wohnsiedlungen entstehen.  In Würenlos allerdings ist man noch ziemlich aufs eigene Auto fixiert.  

Ein halbes Auto pro Würenloser - ob Säugling oder Urgrossmutter.
Ein halbes Auto pro WürenloserIn – ob Säugling oder Urgrossmutter.

Man stelle sich vor: 1200 Personenwagen, Stossstange an Stossstange. Auf der Landstrasse von der der Furttalkreuzung bis zur Kantonsgrenze bei Oetwil und auf der Schulstrasse vom Raiffeisenkreisel bis zum Grenzstein bei Hüttikon würden sie stehen, auf einer Gesamtlänge von 5 Kilometern. Warum gerade 1200 Autos? Soviele weniger wären in Würenlos zugelassen, wenn wir die gleich geringe Autodichte hätten wie die Stadt Zürich.

In Würenlos entfallen auf jeden Einwohner – ob Säugling oder Urgrossmutter – mehr als die Hälfte (0,55) eines Personenwagens. In der Stadt Zürich ist es bloss ein Drittel ( 0,34) . In Würenlos waren 2013 (neue Zahlen nicht veröffentlicht) insgesamt 3262 PWs zugelassen. Bei einer Autodichte wie in Zürich wären es bloss 2000 PWs, also 1200 Autos weniger als in Wirklichkeit. Das reibt man sich die Augen!

Der Verkehr durch unser Dorf ist zu einem schönen Teil hausgemacht. Natürlich besagt der Besitz eines Autos nicht alles: Die jährliche Fahrleistung spielt auch eine grosse Rolle. Doch noch immer benützen sehr viele Würenloserinnen und Würenloser das Auto für den täglichen Arbeitsweg. Nicht umsonst wird in Immobilienanzeigen die verkehrsgünstige Lage von Würenlos angepriesen. Viele Arbeitsplätze sind aber von uns aus noch immer wesentlich schneller mit dem Auto zu erreichen als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Man denke etwa an die gesamte Flughafen-Region oder das Freiamt .

Auch vom Lebensstil und -gefühl seiner Bewohner her ist Würenlos noch immer eine ziemlich autolastige Gemeinde. Man legt Wert, auf mindestens ein eigenes Auto pro Haushalt. So hält sich auch das Interesse am Car-Sharing in engen Grenzen. Seit Jahr und Tag ist am Bahnhof Würenlos ein einziges Mobility-Fahrzeug stationiert (zwischenzeitlich waren es  einmal zwei). Die gesamtschweizerische Mobility-Flotte umfasst mittlerweile 2900 Autos, durchschnittlich eines pro 2900 Einwohner. In Würenlos kommt ein Mobility-Auto auf momentan 6300 Einwohner.

Je dichter ein Ort bebaut, je städtischer er ist, desto weniger Autos haben heute die Leute. Und das nicht nur deshlab, weil sich mit dem Auto im Stadtverkehr kaum vorwärtskommen lässt und die Abstellplätze sündhaft teuer sind. In seinem Plädoyer für autofreie Siedlungen hat Hans Arnold mit Recht darauf hingewiesen, dass gerade bei jungen Städtern der Autobesitz kaum noch eine Prestigeangelegenheit ist.

Gemäss dem soeben vorgestellten neuen  Leitbild des Gemeinderates zur Entwicklung unserer Gemeinde soll Würenlos in den nächsten 15 Jahren «moderat» auf maximal 7300 Einwohner wachsen. Das wird nicht ohne bauliche Verdichtung gehen, Wachstum auf Kosten des Kulturlandes wird nur noch sehr beschränkt möglich sein. Schon heute ist an Neubauten die Entwicklung weg vom dörflichen Gepräge ablesbar. Sie liesse sich nur aufhalten, wenn die Nachfrage nach Wohnraum und damit auch die Bodenpreise drastisch sinken würden. Und wer in unserer Gemeinde mit ihren vielen Eigenheimbesitzern wünscht sich einen derartigen Vermögensschwund?

Fast zwangsläufig wird sich so das Verkehrsverhalten der Würenloser jenem der städtischen Bevölkerung annähern. Im neuen Leitbild  äussert sich der Gemeinderat auch zum Verkehr. Seine Stossrichtung ist richtig: Anstreben will der Gemeinderat einen gestalteten Strassenraum, in dem sich der Individualverkehr «siedlungsverträglich» abwickeln kann, ein dichtes und vielfältiges Wegnetz für den Fuss- und Veloverkehr, einen öffentlicher Verkehr, der einen «möglichst grossen Verkehrsanteil» bewältigt. Ob dies mehr als Lippenbekenntnisse sind, wird sich bei hängigen Planungsgeschäften zeigen.

In der Vergangenheit ist Einiges falsch gelaufen, Vieles aber auch richtig. Fast schon vergessen ist, dass Würenlos eine der ersten Gemeinden weit und breit war mit Tempo 30 auf nahezu allen Quartierstrassen. Soll nun die Gemeinde, wie das Hans Arnold anregt, wieder pionierhaft vorangehen, indem sie bei gewissen Ein- und Umzonungen  nur noch autofreie Siedlungen zulässt? Autofreies Wohnen funktioniert wohl nur,  wenn sowohl Bauherren wie Bewohner die Autofreiheit wollen – sprich, wenn ein Markt für diese Wohnformvorhanden ist. In den Städten spielt dieser Markt schon. Angesichts der hohen Autodichte und-abhängigkeit vermute ich aber, dass es  in Würenlos noch nicht so weit ist.

Was noch nicht ist, kann noch werden. Darum finde ich, dass bei der anstehenden Revision der Bau- und Nutzungsordnung die Möglichkeit autofreien Wohnens rechtlich verankert werden soll.  Bauherren  von Mehrfamilienhäusern und grösseren Überbauungen  sollen weniger Autoabstellplätze erstellen müssen als eigentlich vorgeschrieben wären, wenn sie Autofreies Wohnen gemäss einem bewährten Konzept anbieten wollen. Das stünde meiner Meinung nach im Einklang mit dem kantonalen Baugesetz (§55). Im gemeinderätlichen Leitbild lautet ein Punkt der Stossrichtung bezüglich Verkehr: «Wir lassen unkonventionelle Lösungen zu.» Voila!

Eine autofreie Siedlung – Utopie oder Vision?

Am 3. Mai orientierte der Gemeinderat  über verschiedene aktuelle Geschäfte, so auch über die Planungen fürs Steinhofareal und das angrenzende Gebiet Im Grund. Viel hat man über den Stand dieser Planungen nicht erfahren, schon gar nicht wie diese Baugebiete erschlossen werden sollen. In dem letztes Jahr veröffentlichten Entwicklungsrichtplan des Gemeinderates (hier berichtete würenblicker darüber) ist vorgesehen, die Neubaugebiete Im Grund sowie Steinhof (Wiesland hinter dem Gasthof und der Scheune) über die Lättenstrasse/Hürdlistrasse zu erschliessen. Es ist zu erwarten, dass sich die Bewohner im bestehenden Wohngebiet gegen das neue Verkehrsaufkommen wehren werden. Also was tun?

Schaut man sich die Situation in Bezug auf die Erschliessung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln genau an, stellt man fest, das Wohngebiet ist hervorragend erschlossen. Beim Steinhof ist eine Bushaltestelle für den 1er und den 11er-Bus geplant, die S6 führt ohne Umsteigen nachZürich HB und verbindet zudem Würenlos mit Wettingen/Baden und von dort aus Richtung Bern/Brugg-Basel. Der 11er-Bus fährt zum Bahnhof Killwangen-Spreitenbach und findet dort Anschluss nach Zürich oder Lenzburg/Aarau/Bern/Basel.. Die erwähnten Bushaltestellen und der Bahnhof Würenlos sind vom Neubaugebiet gefahrlos innert wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Auf dem Bahnhofplatz gibt es zudem einen Mobility-Standort (Car-Sharing). Auch Post, Coop, Drogerie, Bäckerei etc. sind in naher Gehdistanz.

Also warum ein Auto benutzen? Warum nicht eine autofreie Siedlung planen? Die Idee klingt vielleicht etwas utopisch, trotzdem lohnt es sich darüber nachzudenken. Vielleicht kommt man zur Erkenntnis, dass es nicht eine Utopie, sondern eine realistische Vision ist. Visionen, wie sich etwas entwickeln könnte oder sollte, gab es schon immer. War nicht die Idee einer demokratischen Gesellschaft oder eines solchen Staates einmal eine Vision? Weil immer mehr Leute daran glaubten, entwickelte sich die Gesellschaft in diese Richtung. Die Vision wurde Realität.

Der Sihlbogen in Zürich-Leimbach, die bisher grösste autofreie Überbauung in der Schweiz.
Der Sihlbogen in Zürich-Leimbach, die bisher grösste autofreie Überbauung in der Schweiz. Alle 220 Mieter mussten sich verpflichten, auf ein Privatauto zu verzichten bzw. in der Überbauung und in deren Umkreis von 300 Metern keine Parkplätze zu belegen. Dafür gibts eine S-Bahn-Station gleich nebenan, grosszügige Velo-Parkings sowie Mobility-Autos und genossenschaftseigene Elektroautos zum Ausleihen. Mehr über autofreies Wohnen und über  die ersten Erfahrungen mit dem autofreien Sihlbogen gibts hier und hier zu lesen.

Autofreie Siedlungen gibt es schon, in Zürich wie auch in Bern.Sich eine  solche ausserhalb der Stadt, «auf dem Land», vorzustellen ist vielleicht erst eine Vision. Ich bin aber überzeugt, dass die Idee auch ausserhalb grosser Städte Zukunft hat. Für junge Leute hat das Auto nicht mehr den gleich hohen Prestigewert wie in früheren Zeiten. Immer mehr Junge haben kein Auto oder keinen Führerschein. In der Stadt Bern z.B. verzichten 54% der Einwohner auf ein eigenes Auto. Diese Tendenz wird zunehmen, sei es aus Gründen des Umweltschutzes oder weil mehr Autos uns im dicht besiedelten Gebiet nicht mobiler machen, sie produzieren nur mehr Verkehr.

Einige werden sagen, ich will weiterhin mein Auto «vor der Türe» haben. Das sollen sie auch haben dürfen, Sie können weiterhin in Siedlungen wohnen, die für den privaten Autoverkehr erschlossen sind. Es gibt aber auch Leute, die kein Auto besitzen und die grossen Wert auf eine Wohnlage legen, die vollständig frei vom Auto ist. Ihnen sollte man diese Möglichkeit anbieten.

Im Siedlungsgebiet Steinhof könnte eine solche Lösung ernsthaft geprüft werden. Natürlich kann der Gemeinderat so etwas nicht verlangen, denn in der geltenden Bauordnung werden Parkplätze vorgeschrieben und darauf können sich die Bauherren berufen. Eine autofreie Siedlung auf diesem Gebiet kann also nur im Einverständnis mit den Bauwilligen geschehen. Ihr Vorteil : die Erschliessung wäre wesentlich einfacher zu lösen und sie würden Bewohner ansprechen, die heute noch kaum die Wahl eines solchen Wohnortes haben.

Anders verhält es sich mit dem Baugebiet Im Grund. Dieses Land ist in der Gewerbezone. Der Gemeinderat will es aus guten Gründen in eine Wohnzone umwandeln. Hier könnte also eine Umzonung mit der Auflage verbunden werden, eine Siedlung ohne Autoverkehr zu planen.

In der bevorstehenden Revision der Bau- und Zonenordnung sollte diese Möglichkeit jedenfalls angeboten werden. Warum nicht den Mut aufbringen und in die Zukunft investieren?

Ist es ein Privileg der Jugend, über eine bessere Zukunft nachzudenken, Visionen zu haben? Ganz und gar nicht. Es hält jung, auch  in reiferen Jahren offen zu sein für Neues und sich auch für unkonventionelle Ideen zu engagieren. Der Autor des obigen Beitrags ist Beweis dafür. Er trug und trägt mit seinen Anregungen viel zur Wohnlichkeit unseres Dorfes bei. So gehörte er auch zu den Vorkämpfern des Ortsbusses, dessen Erfolg sich viele nicht vorstellen konnten. Am 15. Mai feiert Hans Arnold seinen 80. Geburtstag. Herzliche Gratulation, Hans! Ich freue mich auf noch viele anregende Beiträge von und Diskussionen mit dir. Peter Früh

Fussweg-Lücke bald schliessen

Mit einem kurzen Weglein vom Kohlgrubenweg zur Landstrasse könnte das Fusswegnetz im Dorf optimiert werden. Es entstünde eine neue, attraktive Fussverbindung von der Dorfstrasse zum Bahnhof.

Ein schön angelegter öffentlicher Fussweg führt durch die neue Überbauung Gatterächer West.
Ein schön angelegter öffentlicher Fussweg führt durch die neue Überbauung Gatterächer West.

Die Wohnüberbauung Gatterächer West ist fertig gebaut. Bald werden auch die letzten Wohnungen bezogen sein. Dann haben über 100 junge und alte Menschen ein neues Zuhause mitten im Dorf gefunden  – nahe der Läden, nahe der Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (Bus, S-Bahn), und mit Kindergärten sowie Kinderkrippe und –hort in nächster Nähe.

Zu den Bewohnern werden auch mein Blogger-Kollege Hans Arnold und seine Frau Margrit gehören. Ihnen, die bisher ein Einfamilienhaus im Buechquartier bewohnten, haben es nicht nur das Konzept und die Architektur der Überbauung angetan, sondern eben auch die zentrale Lage. Sie ist ideal für aktive Menschen im etwas fortgeschritteneren Alter, die nicht aufs Auto angewiesen sein wollen. Aber auch für jüngere Berufstätige, die mit dem öffentlichen Verkehr in den Raum Zürich oder nach Wettingen/Baden pendeln, sind die Wohnungen gut gelegen.

Die Gemeinde hat erfreulicherweise erwirkt, dass ein öffentlicher Fussweg quer durch die Überbauung von der Haselstrasse zum Kohlgrubenweg führt – eine wertvolle Ergänzung des Wegnetzes für den Langsamverkehr, von der das ganze Dorf profitiert. Die neue Fussverbindung hat aber noch einen Schönheitsfehler. Sie endet am Kohlgrubenweg. Es fehlt ein kurzes Verbindungsstück zur Landstrasse. Wer zu Fuss zum Bahnhof und dessen Umgebung gelangen will, muss weiterhin einen ziemlich grossen Umweg via Zebrastreifen bei der Bäckerei Schwab und die Landstrasse machen.

In der neuen Fussweg-Verbindung zwischen Dorf- und Landstrasse fehlt das kurze Teilstück zwischen den roten Pfeilen.
In der neuen Fussweg-Verbindung zwischen Dorf- und Landstrasse fehlt das kurze Teilstück zwischen den roten Pfeilen.

Hans Arnold hat darum in einem Brief an den Gemeinderat angeregt, die Lücke zur Landstrasse (Höhe Steinhof) möglichst bald zu schliessen. Wenn das Geld für eine definitive Lösung fehle, erfülle auch ein einfacher Kiesweg als Provisorium den Zweck. In einem vor Jahren erarbeiteten Gestaltungskonzept für die Landstrasse ist bei der Einmündung des vorgeschlagenen Fusswegs in die Landstrasse (vis-à-vis Steinhof-Parkplatz) eine Haltestelle für die RVBW-Busse vorgesehen. Hans Arnolds Vorschlag steht somit keineswegs quer in der Landschaft. Beim Aufwand für ein Provisorium ist aber zu bedenken, dass für ein sicheres Queren der Landstrasse (Zebrastreifen, allenfalls gar Mittelinsel) gesorgt werden müsste. Diese Investition käme aber auch den Anwohnern der Landstrasse auf der heute Trottoir-losen Seite zugute.

Inzwischen hat Bauverwalter Markus Roth mit einem Mail bereits auf Arnolds Schreiben reagiert: «Ich habe Ihr Anliegen aufgenommen und werde es abklären, es wird aber noch etwas dauern. Ich melde mich wieder, wenn ich etwas Neues weiss.» (Abschnitt ergänzt am 13.2.16)

Der Vorschlag für eine einfach gestaltete Wegverbindung erinnert an einen namenlosen Kiesweg, der früher von der Lättenstrasse zur Hürdlistrasse in Richtung Bahnhof geführt hat. Dieser Weg war von Bahnpendlern angeregt worden und trug darum im Volksmund den Namen Professorenwegli. Zustande kam der Weg, der bis zur Ablösung durch die neue Hungerbüelstrasse sehr rege benützt wurde, auch dank kooperativem Verhalten der Landbesitzer.

Minenfeld Denkmalschutz

Mit diesem Artikel hätte ich wieder mal ins Schwarze getroffen, sagte die Würenloserin, die mich jüngst auf der Strasse angesprochen hat. Sie meinte den Beitrag über Mama-Taxis. Sie war mit ihrem persönlichen Feedback nicht die einzige. Wie zuvor schon eine andere Grossmutter machte sie mich darauf aufmerksam, dass die Situation beim Kindergarten Gatterächer eher noch schlimmer sei als vor der Schule.

Landstrasse 53, Schild an der Haustüre.
Landstrasse 53, Schild an der Haustüre.

Eigentlich aber brannte die Frau ein anderes Thema unter den Nägeln, das ich Ende letzten Jahres  aufgegriffen habe (Link). Und da ging sie schon weniger einig mit mir. Es sei doch ungerecht, was Eigentümern erhaltenswerter Häuser zugemutet werde. Als Beispiel nannte sie, wie zuvor schon ein Online-Kommentator, das Haus Landstrasse 53 bei der Einmündung der Dorfstrasse. Der Eigentümerin ist zwar der Abbruch des angebauten Oekonomiegebäudes und der Errichtung eines Ersatzbaues bewilligt worden, der Wohntrakt direkt an der Landstrasse muss aber stehen bleiben. Auch wenn er offenbar so marode ist, dass ein Schild an der Haustür warnt « Einsturzgefahr».

Das ausgehöhlte Wohnhaus Landstrasse 53.
Das ausgehöhlte Wohnhaus Landstrasse 53.

Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist «ortsbildprägend», wie Gemeindeschreiber Daniel Huggler in seiner Beschreibung von ortsgeschichtlich interessanten Gebäuden  in den Würenloser Blättern 2010  ausgeführt hat. Es war früher das erste Haus unseres Dorfes, das die aus Richtung Wettingen Kommenden zu Gesicht bekamen. Und es ist fast das letzte noch stehende einer ganzen Reihe von Bauernhäusern, die der Dorfstrasse bis in die 1980er-Jahre hinein ein ausgesprochen ländliches Gepräge gaben.

Aber heute ist nichts mehr mit ländlicher Idylle. Tag und Nacht braust der Autoverkehr unmittelbar vor den Fenstern des Hauses durch. Ein prominentes Gebäude also an einer eher unattraktiven Lage. Dieses Schicksal teil es mit anderen historischen Bauzeugen entlang der viel befahrenen Land- und Schulstrasse. Umso lobenswerter ist es, dass zum Beispiel das von der Eigentümerfamilie Nötzli selbst bewohnte ehemalige Weinbauernhaus an der Landstrasse 86  als Bereicherung des Ortsbilds integral erhalten blieb. Oder dass das ehemalige Doppelwohnhaus an der Schulstrasse 65 (ehemals Bauernhof Markwalder)  umfassend renoviert wurde.

Eigentümern erhaltenswerter Liegenschaften, die um- oder gar neu bauen wollen, wird tatsächlich einiges mehr abverlangt als anderen Bauherren. Der Planungsaufwand ist grösser, die Baukosten sind höher, die Auflagen strenger. Die Freiheit des Eigentümers wird zugunsten eines höher gewichteten öffentlichen Interesses noch stärker eingeschränkt als es das Baurecht sonst schon tut. Das aber ist vom Gesetzgeber – und das sind wir alle – so gewollt. Eine Ungerechtigkeit mag man darin sehen, dass der Staat den Eigentümern schützenswerter Bauten viel dreinredet, sich aber – wenn schon – in eher geringem Mass an den Mehrkosten beteiligt. An die Renovation des Dillingerhauses an der Mühlegasse etwa zahlte die Ortsbürgergemeinde 30 000 Franken aus ihrem Ortsbild- und Denkmalpflegefonds.

Gewisse  denkmalpflegerische Überlegungen sind nicht  auf den ersten Blick plausibel. Warum soll ein altes Gebälk unbedingt erhalten bleiben, wenn ein neues seinen Zweck eher besser erfüllen würde? Warum darf in der Weilerzone Oetlikon bei einem Um- oder Neubau keine unterirdische Parkgarage erstellt werden? Denkmalpfleger und Baubehörden müssen viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit leisten, wollen sie nicht als lästige Bauvögte wahrgenommen werden. Umgekehrt darf von Eigentümern erwartet werden, dass sie die Beratung, die ihnen angeboten wird, auch in Anspruch nehmen und sich nicht völlig resistent zeigen gegen Ratschläge der Fachleute. Es braucht Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten.

Eigentümer, die ihr erhaltenswertes Haus nur als Hypothek empfinden,sollten  sich wohl besser von diesem trennen. In Würenlos, gibt es Beispiele genug, die zeigen, was aus Objekten in Liebhaberhänden Schönes werden kann. Paradebeispiel ist sicher die Alte Mühle an der Mühlegasse, deren Oekonomieteil eben durch einen architektonisch und denkmalpflegerisch überzeugenden Wohntrakt ersetzt wurde. Manchmal aber ist das mit dem Verkauf leichter gesagt als getan. Wer will denn schon ein baufälliges Haus an einer lärmigen Strasse kaufen, das mit hohen Kosten erhalten werden muss? Ortsbild- und Denkmalpflege ist und bleibt ein Minenfeld. Und in der Regel wird in einem Dorf umso verbissener um den Erhalt alter Häuser gerungen, je weniger davon noch übrig geblieben sind.

PS: Nochmals  zurück zum Thema Mama-Taxi: Man könnte doch bei der Schule und den Kindergärten grosse Spruchbänder über die Strasse hängen mit der Aufschrift «Mama-Taxi ist doof». Spätestens dann, wenn der Sprössling aus dem Kindersitzli nach vorne fragen wird, „Du Mami, was steht da geschrieben?“ werden wohl auch die Unverbesserlichsten das Auto stehen lassen.