Archiv der Kategorie: Planen, bauen, wohnen

Ein zweites Leben für den Steinhof

Noch bis 13. Februar liegt das Baugesuch für den Gasthof Steinhof in der Bauverwaltung öffentlich auf. Das eingereichte Projekt wird viele Würenloser beruhigen, für die das 1850 als Brauerei erbaute, geschichtsträchtige Wirtshaus ein unverzichtbares Stück Würenlos darstellt.

Das Steinhof-Ensemble mit Gasthof (rechts) und Mehrfamilienhaus (links) von der Landstrasse aus gesehen.
Das künftige Steinhof-Ensemble mit Gasthof (rechts) sowie Mehrfamilienhaus und Einfahrt Tiefgarage (links), von der Landstrasse aus gesehen.

Der Steinhof bleibt Gasthof mit Restaurant, Gästezimmern (insgesamt 28 Betten) und einem Saal. Erhalten bleibt der Kopfbau mit dem Restaurant im Parterre  und der Baum bestandenen Gartenwirtschaft auf die Landstrasse hinaus. Im unverändert grossen Restaurant finden 50 Gäste Platz. In den grossen Kellerräumen, in denen zur Brauereizeit das Bier gelagert wurde, wird eine Bar eingerichtet und auch ein Weinkeller soll zum gemütlichen Beisammensein einladen. Hinweis an jene, die das Baugespann vor Ort studieren wollen: Nichts zu besagen hat, dass die Profilstangen  von den Aussenmauern des Kopfbaues abgerückt sind. Die Aussenmauern bleiben. Die Profile stehen nur deshalb ausserhalb, weil man dem maroden Dachstock nicht zutraut, sie sicher tragen zu können.

Der Kopfbau (links) mit dem langen Ersatzbau, von Norden (Parkplatz) aus gesehen.
Der Kopfbau (links) mit dem langen Ersatzbau, von Norden (Parkplatz) aus betrachtet.

Abgebrochen werden die an den Kopfbau anschliessenden hinteren Gebäudeteile mit einem Teil der Küche, den Toiletten, der Bar «La cage aux folles», dem  grossen, seit langem unbenützbaren Saal im Obergeschoss sowie der Wirtewohnung. Geplant ist ein länglicher Ersatzbau mit etwa gleich grossen Kubaturen. Im Erdgeschoss ist vor allem eine unterteilbarer Saal mit Buffet geplant, im 1. Ober- und im Dachgeschoss Studios sowie wiederum eine Wirtewohnung . Der Saal soll gemäss Baueingabe künftig auch die Funktion eines Gemeinschaftsraums erfüllen, der mit der auf dem weiteren Steinhof-Land geplanten Grossüberbauung erstellt werden müsste.

Blick von Süden (Coiffeur Gruber) auf das anstelle der grossen Scheune geplante Mehrfamilienhaus.
Blick von Süden (Coiffeur Gruber) auf das anstelle der grossen Scheune geplante Mehrfamilienhaus.

Abgerissen wird auch das grosse Ökonomiegebäude, das längst nicht mehr landwirtschaftliche genutzt wurde, in dem aber das «Jägerstübli» manchem fröhlichen Festchen Platz bot. In praktisch gleicher Kubatur und mit Holz verkleideter Fassade entsteht anstelle der grossen Scheune ein Mehrfamilienhaus mit 3,5- und 2,5-Zimmer-Wohnungen und einer Tiefgarage. Ingesamt sind für den ganzen Steinhof-Komplex mit Restaurant, Bar, Hotel und Wohnungen 37 Autoabstellplätze geplant, davon 17 auf dem bestehenden Parkplatz. Die Einfahrt in die Tiefgarage soll kaum in Erscheinung treten, wird sie doch von der Landstrasse her durch einen Einschnitt in der  Erdrampe erfolgen, über die einst die Heufuder direkt in die Scheune hoch fuhren.

Projektverfasser sind Thalmann Steger Architekten, Wettingen, die schon die Überbauung Hürdli geplant haben und auch bei der Grossüberbauung auf dem noch unüberbauten Steinhof-Land am Werk sind. Die Baukosten werden im Baugesuch mit 9,1 Millionen Franken veranschlagt, zuzüglich Umgebungsgestaltung.. Bauherren sind Juan und Lisa Rodriguez. Die 2009 im hohen Alter verstorbene letzte Steinhof-Wirtin Verena Maduz hatte die gesamte Liegenschaft (inkl. Bauland) testamentarisch ihren beiden langjährigen Angestellten vermacht.

Später war für den in der Wohn- und Gewerbezone liegenden  Steinhof ein Gesuch für den vollständigen Abbruch eingereicht und von der Gemeinde auch bewilligt worden. (Link zum damaligen Artikel).  Die Befürchtung wurde laut, die Tage des  Steinhofs als Gasthof könnten gezählt sein. Jetzt  präsentiert sich die Lage anders. Allerdings dürfte  es eine ziemlich grosse betriebswirtschaftliche Herausforderung sein , die Gastronomie in dem für viel Geld um- und neu gebauten Haus erfolgreich zu gestalten. Ob die Besitzerfamilie selbst oder jemand anders den Betrieb führen wird, ist dem Vernehmen nach noch offen.

Lange Zeit war das Projekt Steinhof blockiert durch die Entwicklungsplanung  «Im Grund», die das ganze Gebiet südlich des Bahnhofs umfasst. Auch schien es lange so, als sei das Gasthof-Projekt erst finanzierbar, wenn das ebenfalls von der Familie Rodriguez geerbte Bauland im Gebiet «Im Grund» baureif sei und verkauft werden könne.    Auch darüber hat würenblicker schon berichtet. (Link dazu) Nun konnte das Schicksal des Steinhofs planerisch und offenbar auch finanziell abgekoppelt werden.

Weder Ballenberg noch Disneyland

Vor zwei Wochen erschien zu meinem Beitrag «Altes weicht Neuem» ein Kommentar von Guido Müller. Er vertritt die Meinung, dass der Abbruch erhaltenswerter Häuser erleichtert werden sollte, wenn das Äussere des Ersatzbaues einigermassen dem Vorgängerbau entspricht.

Ich fände das nicht gut. Solche Ersatzbauten befriedigen architektonisch oft nicht, ihr historischer Wert ist gering. Wiederaufbau statt Sanierung lässt zwar keinen Ballenberg entstehen, dafür aber ein Disneyland – es wird einem etwas vorgegaukelt. Auf diese Art sind schon zu viele erhaltenswerte Gebäude in Würenlos verschwunden. Die historische Bausubstanz und das Bild unseres Dorfes hat übermässig gelitten. Obwohl die Ortsteile, um die es geht, oft in der sogenannten Dorfzone mit Bauvorschriften liegen, die strenger sind als für die übrigen Bauzonen.

Oft machen eben Details und verborgene Kostbarkeiten, wie ein Gewölbekeller oder ein Kachelofen, das Cachet eines alten Hauses aus. Sie lassen spätere Generationen nachvollziehen, wie früher in solchen Häusern gewohnt und gearbeitet wurde. Ersatzbauten können das selten. Und wenn, dann sind es Rekonstruktionen, die sehr, sehr teuer sind, indem zum Beispiel auf Normbauteile oder moderne Baustoffe verzichtet wird und spezialisierte Handwerker zum Zuge kommen.

Was erinnert an den früheren bäuerlichen Charakter der Dorfstrasse? Die unschönen, billigen Palisadenzäune ganz sicher nicht.
Blieb hier die Eigenart der einstigen Dorfstrasse erhalten?  Mit den beliebigen Spitzgiebeln wohl kaum und der scheusslich-billigen Sichtschutzwand ganz sicher nicht.

Statt eines halbbatzigen Ersatzbaus, der auf hilflose Weise versucht, doch noch irgendwie einem Bauernhaus zu ähneln, und sei es auch nur mit einem putzigen Ziegeldächli über der Rampe zur Tiefgarage, wäre ein moderner Neubau oft ehrlicher und überzeugender. Natürlich müsste er von hoher architektonischer Qualität sein und sich in die Umgebung einfügen – mit moderner Formensprache, ohne Anbiederung. In einer solchen Umgebung kämen auch die verbliebenen alten Bauten besser zur Geltung.

Die Sichtweise der Denkmal- und Ortsbildpflege hat sich verändert. Das zeigt sich am Wakkerpreis, mit dem seit 1972 alljährlich eine Ortschaft mit vorbildlichem Ortsbild ausgezeichnet wird. Wurden im ersten Jahrzehnt ab 1972 noch Postkartenidyllen wie Stein am Rhein, Guarda oder Ernen (VS) ausgezeichnet, so erhielt 2002 Turgi den begehrten Preis, weil es seine Verantwortung für das frühindustrielle Bauerbe und für hochwertige zeitgenössische Architektur erkannt habe. Und 2011 folgte die Gemeinde Fläsch im Churer Rheintal. Fläsch hat seinen Charakter als Weinbaudorf vorbildlich zu erhalten gewusst, indem es auch auf architektonisch qualitätsvolle, zeitgemässe Neubauten setzte.

In unseren alten Dorfteilen dagegen ist zu viel Geschmäcklerisches und Überangepasstes entstanden, aber zu wenig architektonisch Qualitätsvolles. Dabei hatte es mit dem mutigen Bau der neuen katholischen Kirche vor bald 79 Jahren so gut begonnen. Aber schon 1995, als in der Buchreihe «Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau» der Band VII erschien, stand da, die Würenloser Kernzone habe wesentliche Teile ihrer Altsubstanz durch Hausabbrüche oder einschneidende Umbauten verloren und sei «mit neuen, zum Teil sehr fragwürdigen Gebäuden» durchsetzt. Trotzdem, so wurde damals festgestellt, sei «die einstige Struktur der Kernzone an einer Anzahl intakt gebliebener Landwirtschaftbauten noch ablesbar».

So marode, dass es fast schon pitoresk wirkt: Das seit Jahrzehnten schamlos dem Verfall preisgegebene Bauernhaus am Furtbach, oberhalb der Dorfstrassen-Brücke.
So marode, dass es fast schon pitoresk wirkt: Das seit Jahrzehnten schamlos dem Verfall preisgegebene Bauernhaus am Furtbach, oberhalb der Dorfstrassen-Brücke.

Heute ist sie es kaum noch. Denn seit 1995 sind viele der Landwirtschaftsbauten verschwunden und weitere werden in absehbarer Zeit wohl noch folgen. Eine aussterbende Gattung sind die für Würenlos einst typischen «Mittertenderhäuser» – Kleinbauernhäuser, die unter einem Dach Wohntrakt, Stall und dazwischen das Tenn vereinen. Während einzelne wenige Eigentümer ihre Gebäude mit viel Liebe in Schuss halten, haben andere «zielstrebig nichtstuend» ihre Häuser bis zur Abbruchreife verlottern lassen.

 

Entstanden sind anstelle der platt gemachten Bauten meist relativ simple Mehrfamilienhäuser.  Die Dorfzone soll, so die Bauordnung,  «wertvolle Ortsteile in ihrer baulichen Einheit und Eigenart erhalten». Dieser Zweck wurde oft krass verfehlt. Die in der in der Bauordnung für die Dorf- und für die Kernzone vorgeschriebenen Satteldächer haben sich eher als Handidcap erwiesen. Weil die grösstmögliche Dachneigung von 50 Prozent aus Rentabilitätsgründen fast überall ausgenützt wurde, ergab sich ein Siedlungsbild, das mit dem früheren,  von ganz unterschiedlich hohen Gebäuden  geprägten wenig mehr gemeinsam hat und viel uniformer wirkt. Einigermassen ihren Zweck erfüllt haben die Spezialvorschriften der Dorfzone nur im Gebiet Mühlegasse/Dorfstrasse (ab Speicher bis Schulstrasse), beidseits des Furtbachs oberhalb der Dorfstrassenbrücke und grösstenteils im Kempfhof.

Dorfstrasse: Abgebrochen worden ist soeben das Haus, in dem einst der Konsum (heute Coop) untergebracht war, bevor er in die heutige Kinderoase umzog.
Dorfstrasse: Abgebrochen worden ist soeben das Haus, in dem einst der Konsum (heute Coop) untergebracht war, bevor er in die heutige Kinderoase umzog.

Die «bauliche Einheit und Eigenart» verloren hat die Dorfstrasse zwischen Land- und Haselstrasse. Hier gehört die eine Strassenseite zur Kern- und die andere zur Dorfzone – an sich schon eine Fragwürdigkeit.

Wie in der Dorfzone  gebaut werden darf, offenbart sich am augenfälligsten ausserhalb des Dorfzentrums, wo vor allem frühere Obstgärten und überflüssüg gewordene landwirtschaftliche Bauten dran-glauben mussten: An der Schulstrasse (einst der ausgesiedelte Bauernhof Markwalder) und an der Bachstrasse im Kempfhof stehen nun hohe Wohnblöcke mit spitzen Giebeln militärisch stramm in Kolonne – unter einem Dorf stellt man sich etwas ganz anderes vor.

Die Vorschriften für die Kern- und für die Dorfzone  sind revisionsbedürftig. Sie entstanden in der Zeit, als das Dorf noch ein anderes war. Laut Bauordnung ist die  Dorfzone unter anderem für die  Landwirtschaft bestimmt.  Anders als damals, als diese Definition verfasst wurde, gibt es aber in der gesamten Dorfzone nur gerade noch einen aktiven Landwirtschaftsbetrieb – jenen von Isidor Moser bei der Kempfhof-Barriere. Alle anderen noch bewirtschafteten Landwirtschaftsbetriebe liegen ausserhalb des Baugebietes oder im streng geschützten Weiler Oetlikon.

Neubauten an der Schulstrasse in Reih und Glied: Oed und langweilig, als stünden sie in der ehemaligen DDR.
Neubauten an der Schulstrasse in Reih und Glied: Oed und langweilig, als stünden sie in der ehemaligen DDR.
Wenns der Liebe Hergott bzw. die katholische Kirchgemeinde will, läutet auch für das einsrückliche und seltene Hochstudhaus mit dem heutigen Blumenladen (ehemals Chilemetzg) dereinst auch das Totenglöcklein.
Wenns der Liebe Hergott bzw. die katholische Kirchgemeinde will, läutet auch für das eindrückliche  Hochstudhaus mit dem  Blumenladen (ehemals Chilemetzg) das Totenglöcklein.

Die Nagelprobe kommt für die Dorfzone, wenn die katholische Kirchgemeinde ihre Absicht in die Tat umsetzen will, das Hochstudhaus (ehemals Chilemetzg) an der Schulstrasse durch einen Neubau zu ersetzen. Das ehemalige Doppelbauernhaus bildet mit den Kirchenbauten eines der reizvollsten Ensembles im ganzen Dorf; neben dem Haus Dorfstrasse 19 (mit Speicher) ist es sicher das imposanteste ehemalige Bauernhaus im alten Dorf. Ein Ersatzbau wird architektonisch alles, was in der Dorfzone je neu gebaut worden ist, um Klassen übertreffen müssen, wenn die Verantwortlichen der Kirche und der Baubehörden nicht direkt ins Fegefeuer wandern wollen.

Profilstangen beim Steinhof-Kopfbau un der daneben stehenden Scheune zeigen: Hier soll sich was tun.
Profilstangen beim Steinhof-Kopfbau un der daneben stehenden Scheune zeigen: Hier soll sich was tun.

Auch ausserhalb der Kern- und Dorfzone stehen Gebäude, die fürs Dorf wichtig und identitätsstiftend sind., wie der der  Steinhof (in der Wohn- und Gewerbezone). Er soll bis auf den Kopfbau mit dem Restaurant ebenso wie die  daneben stehende Scheune abgerissen werden. Auch hier ist es fraglich, ob zum Beispiel der Ersatzbau für die Scheune  dieser in der Form unbedingt ähneln soll (wie ein gestelltes Bauprofil andeutet), oder ob nicht ein spannender baulicher Gegensatz die ganze Gebäudegruppe aufwerten würde.

(Im würenblicker wird die Planung im Dorfzentrum  2016 einen thematischen Schwerpunkt bilden.)

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Trauermarsch und Tunnelblick

Trauermarsch: Sie passt zur leisen Melancholie jedes, auch des sonnigsten Herbstes, die Ankündigung der Musikgesellschaft Würenlos. Sie oder genauer die vor zehn Jahren gebildete Spielgemeinschaft Würenlos-Neuenhof wird im nächsten Frühling ihren Betrieb einstellen. Zu gross seien die Besetzungssorgen und Nachwuchs-Schwierigkeiten. Mit fehlendem Nachwuchs begründete jüngst auch die Jugendmusik Wettingen die Einstellung ihres Probenbetriebes. Blasinstrumente seien bei den Jungen nicht mehr so in wie früher , sagte Matthias Rufer, Präsident der MG Würenlos und der Spielgemeinschaft, in einem Artikel des «Badener Tagblatts». Und jene Blasmusiker, die es noch gebe, auch ältere, seien nicht mehr gewillt, ihre Ferien und Termine nach dem Spiel- und Probeplan eines Musikvereins zu gestalten. Einen weiteren Grund sieht Rufer im grossen Angebot an Vereinen und Freizeitaktivitäten in urbanen Regionen wie dem Limmattal. Viele Hobbymusiker seien in mehreren Vereinen tätig, hätten Familie und einen Job. «Irgendwann wird es zu viel und sie geben die Spielgemeinschaft auf», so Rufer.

Am 22. November findet nun das letzte Kirchenkonzert in Würenlos und im April dann das eigentliche Abschiedskonzert statt. Das Kirchenkonzert im Spätherbst und das Jahreskonzert im Frühsommer waren seit vielen Jahren fester Bestandteil des Würenloser Veranstaltungsprogramms. Und ungezählt sind die anderen Dorfanlässe, die die Musikgesellschaft auch noch musikalisch begleitet hat. Für Aussenstehende kam die Ankündigung vom Aus überraschend, denn die Spielgemeinschaft mit den Neuenhofern und die Besetzung des Doppel-Präsidiums MGW und Spielgemeinschaft durch Matthias Rufer schienen eine zukunftsträchtige Lösung zu sein. An den letzten Konzerten wehte sicht- und hörbar ein frischer Wind. würenblicker dazu im Sommer 2014.. Zudem stärkte seit etlichen Jahren ein 140 Mitglieder zählender Gönnerverein der Musikgesellschaft den Rücken.

Eine kleine Gruppe aktiver Musiker will zwar laut Rufer unter neuem Namen, mit neuem Konzept und ausgedünntem Spielplan weiter musizieren. Aber das ändert letztlich nichts daran, dass mit der aktiv musizierenden Musikgesellschaft ein Stück Dorftradition verschwindet. Mit Gründungsjahr 1892 ist die Musikgesellschaft der zweitälteste Dorfverein, nur die Schützengesellschaft ist noch älter.

 *

Tunnelblick: Wenige Tage, nachdem Bernhard Guhl als Ständeratskandidat gescheitert und als Nationalrat bestätigt worden war, präsentierte der BDP-Mann in der AZ seine Lösung für die Verkehrsprobleme in den Regionen Baden-Wettingen und Brugg-Windisch: Eine Schnellstrasse von der A1-Ausfahrt Wettingen Ost bis Hunzenschwil, entlang der Limmat und der Aare. Dafür möchte Guhl unter anderem die Landstrasse in Wettingen untertunneln. Bei einigen von der AZ befragten Politikern, so beim Wettinger Gemeindammann Markus Dieth (CVP), ist der Vorschlag auf mässige Begeisterung gestossen. Nicht nur der vermutlich horrenden Kosten wegen. Aus Würenloser Sicht darf die Idee als unausgereift, wenn nicht gar als Schnapsidee bezeichnet werden. Wenn Guhl zur Begründung seines Vorschlags auf die Überlastung der A1 verweist, übersieht er , dass der fast allabendliche Stau vor dem Baregg in Richtung Bern-Basel jeweils im Nu zurück bis Dietikon reicht. Und was dann passiert, wissen wir nur zu gut. Der Verkehr auf der Landstrasse durch unser Dorf schwillt lawinenartig an. Daran würde die neue Schnellstrasse, die ja erst bei der Furttalkreuzung bei der Ausfahrt Wettingen Ost begänne, nicht ändern. Im Gegenteil. Es würden wohl noch mehr Schlaumeier den vermeintlich schnelleren Schleichweg durch Würenlos wählen.

Ein neues Wohnquartier

Die Überbauung von einer der letzten grossen Baulandreserven in Würenlos rückt näher. Der Gemeinderat hat kürzlich den Gestaltungsplan Huebacher verabschiedet. Gibt nun auch der Regierungsrat noch sein Okay, dann wird der Bau eines neuen Quartiers mit 40 bis 50 Wohneinheiten zwischen der Bachwiesenstrasse und der Gärtnerei Möckel konkreter.

Auch dieses Planungsvorhaben hat eine längere Geschichte. Es ist Teil einer grösseren Arealüberbauung, zu der auch der Rosenpark sowie die daran angrenzenden Mehrfamilienhäuser ob der Bachstrasse (alle bereits realisiert) gehören. Schon 2010 hat die Gemeindeversammlung einen Bruttokredit von 2,13 Millionen Franken für die Erschliessung bewilligt. Effektiv zu übernehmen hat die Gemeinde aber nur ein Drittel der Kosten, zwei Drittel bezahlen die Grundeigentümer. Die Erschliessungsbauten (insbesondere eine Stichstrasse in T-Form ab der Buechzelglistrasse sowie ein Teil der Fusswege) sind längst erstellt.

2010 wurde zudem festgelegt, dass für das jetzt zur Diskussion stehende Land in der Zone E 2 ein Gestaltungsplan ausgearbeitet werden muss. Es war dies eine Lehre aus der ziemlich missglückten Arealüberbauung Bickacher –im Volksmund Baumusterzentrale oder Hässlikon genannt. Der Gestaltungsplan für den Huebacher, dem eine Bebauungsstudie und ein Referenzprojekt von Walker Architekten AG Brugg zugrunde liegt, lag bereits vor einem Jahr öffentlich auf. Es gab dagegen relativ wenig Einwendungen, die zu gewisse Änderungen  am Gestaltungsplan führten. Sie betreffen unter anderem die grössere Parzelle im nordöstlichsten Teil des Planungsgebietes (vis-à-vis der bereits erstellten Mehrfamilienhäuser). Link zu den Planungsunterlagen, in denen auch Pläne und Modelle zu finden sind.

Entstehen soll im im ruhigen Huebacher ein qualitativ hochwertiges Quartier mit unterschiedlich grossen Wohneinheiten für eine vielfältige Käuferschaft. Als Gebäudetypen vorgesehen sind Einfamilienhäuser, Duplexhäuser und Geschosswohnungen – alle mit Flachdächern, die entweder begehbar oder begrünt sind. In den Einfamilienhäusern sind Einliegerwohnungen möglich. Dies entspricht der Forderung nach Verdichtung und kann dazu beitragen, den Mangel an Kleinwohnungen in Würenlos zu mildern. Die Parkierung erfolgt grösstenteils zentral und unterirdisch.

Dass Ausarbeitung und Bereinigung des Gestaltungsplans mehrere Jahre dauerten, ist aus Sicht der Gemeinde wohl ein Segen. Eine frühere Überbauung des Areals hätte zum Beispiel die Schülerzahlen noch mächtiger anschwellen lassen. Jetzt ergibt sich zumindest eine gewisse zeitliche Staffelung bei der Fertigstellung der letzten  grösseren Wohnüberbauungen, die gemäss dem aktuellen Zonenplan noch möglich waren und sind. Zuerst wurden das Hürdli, dann der Flüehügel bezugsbereit, jetzt ist es Gatterächer West, als Nächstes dürfte  der Huebacher folgen und schliesslich Gatterächer Ost und Steinhof/Im Grund. Sollte diese Staffelung den Verzicht auf zusätzliche Kindergärten und Schulräume ermöglichen, so würde  dies  zur weiteren Gesundung der Gemeindefinanzen beitragen.