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Am liebsten gar kein Wachstum

Würenlos ist gut, so wie es ist. So wenig Bevölkerungswachstum und so wenig Veränderung wie möglich in den nächsten 20 Jahren – dies die Quintessenz des Ziel-Workshops für die Bevölkerung im Rahmen der Gesamtrevision der Allgemeinen Nutzungsplanung.

Thema Nutzungsplanung

Die Gesamtrevision bestimmt ein Stück weit die Zukunft unseres Dorfes. Die Spezialkommission für das Vorhaben ist seit März dieses Jahres an der Arbeit. Am Workshop vom 20. Oktober hat sie erste Resultate vorgestellt: neben einer Analyse aller Quartiere auch den Entwurf eines räumlichen Entwicklungsleitbildes. Seine sechs Hauptziele sind:
1. Erhalten und Entwickeln der Standortattraktivität und der Identität als eigenständige, gut vernetzte Gemeinde unter Berücksichtigung der vorhandenen dörflichen Strukturen.
2. Weiterführung einer kontinuierlichen Bevölkerungsentwicklung, welche mit gut in die dörflichen Strukturen integrierten Bauten erreicht wird und sich primär an qualitativen Wachstumszielen orientiert.
3. Erhaltung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze im kleinteiligen dörflichen Kontext wie auch in den beiden grossflächigen Arealen Grosszelg und Tägerhard.
4. Qualitative und massvolle (innere) Siedlungsentwicklung.
5. Gesamthaft optimierte Abstimmung Siedlung und Verkehr, in welcher eine sorgfältige und gleichberechtigte Abwägung der funktionalen, wirtschaftlichen und gestalterischen Belange vorgenommen wird.
6. Beibehaltung der vielfältigen Kulturlandschaften und Naturräume sowie des breiten Freizeit- und Erholungsangebotes.

Ein Musterbeispiel für verständliche, anschauliche Sprache sind diese Formulierungen gewiss nicht. Gleichwohl haben die Workshop-Teilnehmer die Hauptziele in zehn Diskussionsgruppen engagiert diskutiert. Im grossen Ganzen stiess die Stossrichtung auf Zustimmung, auch wenn da und dort die Akzente von den Bürgerinnen und Bürgern etwas anders gesetzt und die Formulierungen präziser gewählt worden wären.

Einhellig – so scheint es – wünscht man, dass Würenlos einen dörflichen Charakter behält. «Keine Urbanisierung, auch wenn wir Agglo sind» brachte es der Sprecher einer Gruppe auf den Punkt. Grosse Einigkeit auch darüber, dass sich das Wachstum im vergangenen Jahrzehnt in der kommenden Planungsperiode nicht in gleichem Masse fortsetzen darf. Die Bevölkerungsentwicklung solle darum nicht «kontinuierlich» weitergeführt werden. Eine Atempause täte dem Dorf ab und zu gut, findet man.

Wie viele Menschen sollen Deiner Meinung nach im Jahre 2035 in Würenlos wohnen können? Jetzt abstimmen in der rechten Randspalte.

Diese Haltung passt nicht unbedingt zu dem, was die kantonale Raumplanung für Würenlos vorsieht: Urbaner Entwicklungsraum sollen wir sein. Und das sind wir wohl bereits, wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selber sind. Unser Lebensstil ist näher bei jenem in Zürich-Höngg als bei jenem in Mettau oder Zeiningen. Vom urban-dörflichen Bau-Mischmasch ganz zu schweigen.

Der Gemeinderat hatte die Stimmung in der Bevölkerung wohl richtig erfasst, als er vor zwei Jahren in seinem Leitbild zwar nicht gerade von Null-Wachstum, aber doch von einem «quantitativ moderaten Wachstum» in den nächsten 15 Jahren sprach und von einer Obergrenze von 7300 Einwohnern. Dagegen wäre eine Bevölkerung von etwa 8400 Einwohnern, wie sie eine kantonale Bevölkerungsprognose von 2013 fürs Jahre 2044 voraussagt – offenbar der blanke Horror. Zum Glück ist es nur eine Prognose und nicht etwa ein vom Kanton diktiertes Ziel.

Eine Vorgabe gibt der kantonale Richtplan aber doch: Die Dichte im Siedlungsgebiet soll neu 70 Einwohner pro Hektare betragen, heute sind es in Würenlos 60 Einwohner/ha, bei einer Bauzonenfläche von 107 ha. Rechne: Für etwa 7500 Einwohner müsste geplant werden. Mit dem Wachstumsziel des Gemeinderates würde die verlangte Dichte um wenige Prozentpunkte verfehlt. Im Entwicklungsleitbild der Spezialkommission ist Verdichtung des überbauten Baugebietes durch grossflächige Aufzonierungen, z. B. W 3 statt W 2, nicht vorgesehen.
Wird der Kanton im Laufe des Genehmigungsverfahrens darauf bestehen, dass wir in unserer Nutzungsplanung die höhere Dichte erreichen?

Ein noch geringeres Wachstum als das vom Gemeinderat anvisierte, wäre vollends unrealistisch. Denn 7300 Einwohner werden laut Paul Keller, dem Projektleiter für die Nutzungsplanrevision, schon erreicht, wenn alle heute angedachten und in Planung befindlichen Überbauungen realisiert sein werden (v.a. Steinhofareal, Im Grund, Gatterächer). Totalrevision der Nutzungsplanung hin oder her.

Zu Beginn des Workshops hatten die Teilnehmenden die Ergebnisse der oben erwähnten Quartieranalysen diskutiert – dies in Gruppen, die vorwiegend aus Bewohnern des jeweiligen Quartiers bestanden. Die Spezialkommission scheint die Stärken und Schwächen der Quartiere recht gut eruiert zu haben. Mal empfanden die Quartierbewohner eine Schwäche ihres Quartiers als weniger gravierend, mal beurteilten alteingessenene Bewohner ihr Quartier gnädiger als neu zugezogene, mal kamen innerhalb eines Quartiers Bewohner von Mehrfamilienhäusern zu einem anderen Befund als Bewohner von Einfamilienhäusern. Das zeigt, wie anspruchsvoll eine mehrheitsfähige und in sich schlüssige Nutzungsplanung ist.

Auffallend war, wie oft die Lärmbelastung (Auto-, Flug-, Bahnverkehr) als Schwachpunkt mancher Quartiere genannt worden ist. Unter den Nägeln brannte auch das Thema Verkehr, obwohl es an diesem Samstag nicht im Vordergrund stand. Es wird Schwerpunkt eines weiteren Workshops für die Bevölkerung im Frühling 2019 sein. Ob dann die originellsten zwei Vorschläge dieses Samstags _ ein Dampfschiff-Shuttle auf dem Furtbach und ein Lift von der Mühlegasse zum Areal der katholischen Kirche – nochmals zur Sprache kommen?

Leider reichte die Zeit nicht, um die Quartieranalysen vertiefter zu studieren. Das wird die Spezialkommision sicher berücksichtigen müssen, wenn sie die Rückmeldungen aus dem Workshop in ihre Arbeit einfliessen lässt. Zu beachten haben wird sie auch, dass am Ziel-Workshop – wie ein Teilnehmer richtig bemerkte – die 20- bis 40-Jährigen eher schwach vertreten waren.

Gleichwohl ist es positiv, wieviel Interesse die Bevölkerung an der oft abstrakten und komplexen Nutzungsplanung zeigt. Das Echo war schon gross, als Mitglieder für die Spezialkommission und die Arbeitsgruppen gesucht wurden. Und dass nun an diesem ersten Workshop rund 80 Frauen und Männer teilnahmen, hat Projektleiter Paul Keller nach ganz anderen Erfahrungen in ähnlich grossen Gemeinden überrascht.

Verdichten

Hohe Dichte vereint mit hoher Wohnqualität: Die 2015/16 erstellte Überbauung Gatterächer West mit der vielfältig nutzbaren, grossen Freifläche im Zentrum.

In einem weiteren Beitrag zu der in Würenlos bevorstehenden Gesamtrevision der kommunalen Nutzungsplan folgen nun Gedanken zum Thema Wachstum nach innen – oder Verdichtung – aus Sicht eines Architekten.

In seinem Artikel vom 6.5. geht Peter Früh auf die vom Gemeinderat prognostizierte Bevölkerungsentwicklung ein. Er weist darauf hin, dass es Gestaltungswille und Mut braucht um die Veränderung in gute Bahnen zu lenken. Ich gehe mit Peter einig, bei der vorgesehenen «Totalrevision der Allgemeinen Nutzungsordnung» geht es im wesentlich um diese Fragen.

Verdichten ist beinahe zum Schimpfwort verkommen, weshalb nun der Begriff Entwicklung nach Innen verwendet wird. Warum haben wir denn Angst vor dem Verdichten? Hat es vielleicht mit der Angst vor der «Masseneinwanderung» zu tun, wurde hier doch der Begriff Dichtestress politisch missbraucht. Parallel zur Angst vor der Verdichtung geht die Angst vor der Zersiedelung unserer Landschaft einher.

Verdichten war, bevor es Autos, Eisenbahnen und Autobahnen gab, eine selbstverständliche Bebauungsart. Die meisten Leute gehen heute gerne in Städte, also in Orte mit einer hohen Verdichtung. Leiden alle diese Leute, die dort wohnen unter Dichtestress?

Sicher haben die modernen Fortbewegungsmittel einen grossen Einfluss auf die Zersiedelung unserer Landschaft. Ist es aber nicht zu einfach, die Ursache nur hier zu suchen? In einem Gespräch sagte der Architekt Jacques Herzog: «Architekten haben es tatsächlich nicht geschafft, glaubhaft Bilder zu liefern, mit denen Menschen überzeugt werden können, beispielsweise in einer verdichteten oder stärker urbanisierten Umgebung zu wohnen statt in individuellen, in der Landschaft verstreuten Häusern.»

Wie Peter Früh darauf hinweist, findet die Verdichtung schon heute statt und wird sich in Zukunft noch beschleunigen, nicht weil ein Befehl für die Verdichtung von oben kommt, sondern weil es eine zwangsläufige Entwicklung ist. Warum? Viele Häuser mit ihren Bewohnern kommen ins Alter, ihre Liegenschaften werden verkauft oder weitervererbt. Die neuen Besitzer haben andere Bedürfnisse. Die Häuser werden abgebrochen oder vergrössert und die zulässige Ausnützung voll ausgeschöpft, denn Bauland ist heute zu teuer um nur als hübschen Garten genutzt zu werden.

Wollen wir dieser Entwicklung freien Lauf zu lassen oder sie steuern? Oder folgen wir dem Slogan, der im Buch «Achtung Schweiz» nachzulesen ist: «Die Freiheit! Die schweizerische Freiheit! Die besteht doch gerade darin, dass jeder Schweizer bauen kann, wo er will und wie er will, und dass er keine Planung will, nur keine Planung, sondern Freiheit.»

Wir haben die Wahl, unsere Siedlungen zu verdichten oder die Landschaft weiter zu zerstören. Man wird mir entgegnen, mit einem Stopp der Einwanderung sei dies zu verhindern. Das ist aber eine Illusion, nur mit einer Mauer um die ganze Schweiz könnte das verhindert werden. Selbst wenn wir die Einwanderung stark reduzieren könnten, würde das Problem der Zersiedelung nur gemildert, nicht beseitigt. Eine Studie aus dem Jahre 2014 zeigt zudem: die Zersiedelungen wächst stärker als die Bevölkerung.

Es stellt sich also die Frage, wie kann man die Verdichtung so planen, dass die Wohnqualität erhalten oder verbessert wird und das Dorf ein Dorf bleibt und nicht als Siedlungsbrei die Landschaft zerstört?

«Gute Architektur muss dienen, ihren Benutzern, der Nachbarschaft, der Gesellschaft, auch der Umwelt», schreibt Hans-Ulrich Obrist, künstlerischer Direktor der Serpentine Galleries in London, in einem Text über den Stararchitekten Norman Foster. Architektur, das könne man von Foster lernen, sei kein egoistisches Geschäft. «Sie bedeutet – in Abwandlung eines anderen, derzeit leider rücksichtslos in die Tat umgewandelten Spruchs – nicht: May building first. Sondern sie übernimmt Verantwortung», so Obrist in «Das Magazin».

Verdichtung auf eher chaotische Art: Das vor wenigen Jahren ohne Gestaltungsplan entwickelte Gebiet Bickacker.

In Würenlos ist aus der Erfahrung mit der Überbauung Bickacher  die Lehre gezogen worden, dass nicht zuerst eine Erschliessungsstrasse gebaut werden soll, an dessen Ränder dann die Häuser aufgereiht werden dürfen.  Mit einem vorgängigen Gestaltungsplan kann aufgezeigt werden, wie ein Baugebiet am sinnvollsten erschlossen wird, ohne dass der Verkehr die Siedlungsstruktur bestimmt, aber die Kinder wieder auf den internen Wegen einen Spielbereich finden.

Ein gutes Beispiel ist dafür die Überbauung Gatterächer West, welche aufgrund eines Gestaltungsplans entstanden ist. Die Siedlung mit 45 Wohnungen ist intern vollständig verkehrsfrei und der zentrale «Dorfplatz» ist ideal als Spielort für Kinder und als Treffpunkt für die Bewohner. Dass aber nicht nur die Bewohner sich hier wohl fühlen, ohne  unter der «Verdichtung» zu leiden, zeigt sich darin, dass auch nicht Quartierbewohner die Fusswege nutzen, um die Siedlung zu durchqueren. Die Ausnützung inklusive Attikageschosse liegt bei ca. 0.7.

Die bestehende Siedlung Klosterbrüel: Eine Aneinanderreihung uniformer Wohnblöcke.

Dass mit einem Gestaltungs-planverfahren eine bauliche Verdichtung möglich und gleichzeitig die Siedlungs- und Wohnqualität erhöht werden kann, ist am Beispiel der Erneuerung der Siedlung Klosterbühl in Wettingen gut sichtbar.

Die bestehende Siedlung, ist eigentlich keine Siedlung, sondern eine Aufreihung gleicher Häuser.

Grundriss der künftigen Überbauung Klosterbrüel in Wettingen: Trotz höherer Ausnützung differenzierter undspannungsreicher als die heutige Siedlung.

Die neu geplante Siedlung hingegen ist differenziert, bietet spannende Innenräume und ist auch für Fussgänger erlebnisreich. Die alte Siedlung hat eine Ausnützungsziffer von ca. 0.6 und die neue eine solche von 1.1, also fast eine Verdoppelung der Baudichte.

Sie denken nun, das ist schön und recht, wenn ein Gebiet neu überbaut wird oder ein Investor allein entscheiden kann. Wie ist es aber bei einem schon bebauten Gebiet?

Nehmen wir das Beispiel einer älteren Einfamilienhaussiedlung, bei der mit einer gelegentlichen Erneuerung der Bausubstanz gerechnet werden kann. Hat das Gebiet eine angemessene Grösse, könnte auch hier das Gestaltungsplanverfahren angewendet werden. Natürlich darf diese Planung nicht  von oben herab diktiert werden, sie müsste zusammen mit den Bewohnern der Siedlung erarbeitet werden. Dabei ist zu  beachten , dass für den Einzelnen kein Handlungszwang entsteht. Er soll aber wissen, wie und was er einmal bauen darf. Erkennen die beteiligten Eigentümer, dass so ein Verfahren auch ihnen Vorteile bringt und sie ihre eigenen Bedürfnisse einbringen können, werden sie mehrheitlich Bereitschaft zum Mitmachen zeigen. Als Belohnung sollte eine höhere Ausnützung zulässig sein. Eine solche Siedlung könnte an optischer Wirkung und an Wohnqualität gewinnen, trotz grösserer Baudichte.

Im Zuge der Revision der Nutzungsordnung sollten die heute gültigen Bauzonen überprüft werden. Wo es sinnvoll wäre, sollten die Nutzungsdichte und die Geschosszahl erhöht werden. Mit einer hochwertigen Planung wären beide Ziele zu erreichen, Schutz der Landschaft vor Zersiedelung und Erhöhung der Wohnqualität im Dorfinnern.

In den ersten Stunden nach Aufschaltung dieses Artikels wurde in der Kopfzeile irrtümlich ein falscher Autor genannt. Verfassser ist Hans Arnold. Sorry, Hans!

7300 sind zu wenig

Wie gross soll Würenlos noch werden? In der Bevölkerung dürften die Vorstellungen darüber weit auseinander gehen. Umso wichtiger ist eine breite Diskussion zur Gemeindeentwicklung und zwar jetzt. Bevor die Revision der Nutzungsplanung beginnt.

Blau: Die Bevölkerungsentwicklung 2002 – 2017
Rot: Das Wachstumsziel gemäss Leitbild bis 2031

 

Wenn es nach dem Gemeinderat geht, soll Würenlos bis 2030/31 auf 7300 Einwohner anwachsen. Dieses Ziel schrieb er Anfang Januar 2016 in sein Leitbild für die nächsten 15 Jahre. Das Planungsziel ist nicht belanglos. Die Infrastruktur (z.B. Schulraum, Wohnen im Alter) wird darauf ausgerichtet. Die Gefahr von teuren Hauruckübungen, um einer unerwarteten Bevölkerungsentwicklung Rechnung zu tragen, verringert sich.

Ist das Ziel von 7300 Einwohnern bis 2030 richtig? Nach einer stürmischen Wachstumsphase zählten wir Ende letzten Jahres 6361 Einwohner. Der Zuwachs in den letzten 15 Jahren betrug 1478 Personen. Noch 939 Personen soll er gemäss Gemeinderat in den nächsten 15 Jahren betragen. Einigen Leserinnen und Lesern mag ein solches Wachstum immer noch zu gross sein. Sie vermissen das dörflich gemütliche von früher.

Aber Würenlos liegt ja nicht in der Pampa. Für die Statistiker des Bundes gehört unsere Gemeinde aufgrund gewisser statistischen Kriterien (z.B. Pendlerströme) zur Agglomeration Zürich – und nicht etwa zur kleineren Agglomeration Baden. Für die aargauische Raumplanung zählt Würenlos zum urbanen Entwicklungsraum. Hier soll die Entwicklung dynamischer verlaufen als im kantonalen Durchschnitt. Kommt es nicht zu einem drastischen Konjunktureinbruch, werden mehr Leute in Würenlos wohnen wollen. Selbst wenn die Einwanderung als Wachstumstreiber längerfristig abflauen sollte, bleibt die Grossagglomeration Zürich als Arbeits- und Wohngegend hoch attraktiv.

Das Bevölkerungswachstum um 939 Personen relativiert sich, wenn man sich vor Augen hält, was momentan in Bau oder konkret geplant ist – und zwar im Rahmen der jetzigen Bau- und Zonenordnung und damit politisch kaum mehr beeinflussbar. Je über ein Dutzend Wohneinheiten entstehen momentan im Buechzelgli und auf dem Sägereiareal Kempfhofstrasse. Viele weitere werden in naher Zukunft hinzukommen: Auf den Arealen Gatterächer Ost und Huebacher, für die Gestaltungspläne bereits vorliegen, und auf den Arealen Steinhof/Im Grund und Zentrumswiese/Rössli/Post (mit Alterszentrum), für welche die planerischen Leitplanken hoffentlich in absehbarer Zeit montiert werden.

Werden die genannten Areale innert – sagen wir mal – 7 Jahren überbaut, so entstehen mindestens 220 Wohneinheiten, was etwa 500 zusätzlichen Einwohnern entspricht. Dazu kommt, dass schon heute und in den nächsten Jahren in den Wohnquartieren verdichtet wird, was das Zeug hält. Das Potential ist da. Auf Spaziergängen stösst man öfters auf relativ kleine Häuser in grossen Gärten, die förmlich nach Ersatzbauten rufen. Es erscheint somit nicht ausgeschlossen, dass das Wachstumsziel von 7300 Einwohnern  wesentlich früher als 2030 erreicht wird. Und dann wäre Würenlos gebaut?

Das ist unrealistisch. Und wer glaubt, auf diese Weise werde unser Dorf seinen heutigen Charakter am ehesten bewahren, könnte sich irren. Ohne Willen zu starken Lenkungsmassnahmen könnte bei diesem Szenario die Wohnlichkeit im Dorf stark leiden. Um überhaupt noch bauen zu können, würden gesetzliche Gebäudeabstände bis auf den letzten Zentimeter ausgereizt oder mit erkauften Näherbaurechten unterschritten. Vorgärten würden Autoabstellplätzen und Velogaragen  – ohne Kompensation durch Grünflächen im öffentlichen Raum würde das Dorf weniger grün. Eine solche Entwicklung, wie wir sie in den letzten Jahren an einigen Orten im Dorf erlebten, wäre bedauerlich, da minderwertig. Zudem würden bei anhaltend grosser Nachfrage nach Wohnraum die Landkosten und die Mietzinsen übermässig ansteigen. Das kann zur Verdrängung der angestammten Wohnbevölkerung durch finanzkräftigere Zuzüger führen, wie sich etwa im ganzen Kanton Zug zeigt.

Verdichtung ist nicht zum vornherein des Teufels. Sie kann zu sehr befriedigenden Lösungen führen, wenn wir echten Gestaltungswillen und Mut zeigen. Bei der Totalrevision der Allgemeinen Nutzungsplanung, die nun anläuft, wird es genau darum gehen. Und nicht wie bei früheren Totalrevisionen darum, das Siedlungsgebiet nach Lust und Laune der Kulturlandbesitzer auszudehnen. Bund und Kanton setzen Einzonungen enge Grenzen. Zwar billigt die kantonale Raumplanung unserer Gemeinde wegen der hohen Bautätigkeit in jüngster Vergangenheit die Einzonung von 25 000 Quadratmetern Bauland bis 2040 zu. Doch im Vordergrund steht das Wachstum nach innen. Man kann dem auch Verdichtung sagen.

Ein höheres Wachstumsziel von mehr als 7300 Einwohnern bis 2030 wäre eine planerische Herausforderung. Es würde die Gemeinde zwingen, sich intensiver mit der baulichen Entwicklung auseinanderzusetzen. Statt einfach den Ist-Zustand fortzuschreiben, müsste um Lösungen gerungen werden, mit denen sich auch bei erheblich grösserer Bevölkerung die Wohnqualität gesamthaft erhalten oder gar steigern liesse. In späteren Beiträgen wird würenblicker zeigen, wie das möglich wäre. Zum Beispiel mit höheren Bauten an ausgewählten Lagen.