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Steindler soll in die Höhe wachsen

Die Senke im Steindler: Links hinten das gleichnamige Gehöft an der Furttalstrasse, rechts hinten das Dorf Otelfingen. Die Deponie würde zwischen der Furttalstrasse und dem parallel zu ihr verlaufenden Feldweg (Bildmitte) durchs Teufermoos angelegt.

Nachbarn im zürcherischen Furttal haben schon vor Monaten Alarm geschlagen. Nun hat auch unser Gemeinderat die Katze aus dem Sack gelassen. An seiner Informationsveranstaltung neulich informierte er erstmals offiziell über den Plan, entlang der Furttalstrasse im Würenloser Gebiet Steindler eine Deponie für sauberen Aushub einzurichten. Diese Deponiepläne dürften auch diesseits der Kantonsgrenze noch viel zu reden geben.

«Es ist schon paradox», meinte ein Würenloser beim Apéro nach der Orientierungsversammlung, an der auch über die Renaturierung des Furtbaches zwischen dem Kempfhof und der Abwasserreinigungsanlage bei Otelfingen/Hüttikon informiert worden war. An einem Ort werde die Landschaft mit erheblichem Aufwand aufgewertet, an einem anderen auf Jahre hinaus aber in Mitleidenschaft gezogen. In der Senke des Teufermoos – im äussersten Zipfel unserer Gemeinde gegen das Dorf Otelfingen hin – sollen dereinst rund 1,8 Millionen Kubikmeter sauberen Aushubmaterials abgelagert werden.

Die Deponie würde etwa zehn Jahre lang betrieben – etappenweise. Nicht das ganze Areal wäre also 10 Jahre lang eine Wunde in der Landschaft. Schliesslich wird die ganze Fläche wieder zu Kulturland. Im besten Fall wird der Eingriff ins Landschaftsbild später kaum erkennbar sein. Anstelle der Senke wird sich ein flacher Hügel erheben.

Seit rund sechs Jahren evaluiert Baden Regio zusammen mit regionalen Aushubfirmen mögliche Standorte für eine Aushubdeponie. Federführend beim Standort Steindler ist die Wettinger Kies- und Erdbaufirma Eduard Meier AG. Das Vorgehen entspricht dem Prozedere laut Aargauischem Abfallkonzept. Zwischen den Landeigentümern und der Eduard Meier AG sollen bereits Verträge bestehen.

In erster Linie werden mit Aushubmaterial ausgebeutete Kiesgruben wieder aufgefüllt. Ein Bedarf an zusätzlichen Aushubdeponien zeichnet sich ab, weil seit einigen Jahren der Landschaft weniger Kies und Sand entnommen wird als Aushubmaterial bei Neubauten anfällt. Zudem sind die Kiesabbaugebiete ungleichmässig übers Land verteilt, weshalb aus gewissen Gebieten der Aushub über weite Distanzen weggeführt werden muss.

Trotzdem stellen sich Fragen zum Bedarf. Mit der regen Bautätigkeit in Würenlos selber hat das Vorhaben herzlich wenig zu tun. Das meiste Aushubmaterial wird aus dem Kanton Zürich stammen. An der Versammlung wies Sigi Zihlmann darauf hin, dass im Raum Würenlos-Wettingen noch grosse Kieslöcher klaffen, ein ziemlich grosses Ablagerungsvolumen für Aushub also vorhanden ist. Ein Fragezeichen hinter Aushubdeponien darf man auch setzen, weil die Recyclingtechnik laufend weiter entwickelt wird. In der Schweiz gibt es bereits Firmen (darunter die aargauische Erne-Gruppe) , welche die wertvollen Rohstoffe Kies und Sand aus Aushub gewinnen, in dem sie diesen brechen, waschen und sieben. Vielleicht nicht die billigste Lösung, sicher aber die ökologischste.

Für die Aushubanlieferung werde mit bis zu 80 Lastwagenfahrten pro Tag gerechnet, wurde an der Orientierungsversammlung gesagt. Ein Vorteil des Standorts Steindler ist die günstige Verkehrslage. Die Furttalstrasse führt direkt am Areal vorbei. Und der Wert des Gebiets Steindler als Naherholungsgebiet ist schon heute erheblich vermindert durch die lärmige Furttalstrasse sowie die grossflächigen Kulturen unter Glas und Plastic dies- und jenseits der Kantonsgrenze. Was kümmert es uns also, wenn auch noch in dieser Ecke der Gemeinde (und nicht nur im Tägerhard) die Landschaft etwas zu leiden hat?

In Otelfingen dagegen hat das Deponievorhaben bereits beträchtlich Staub aufgewirbelt. Der ehemalige SVP-Nationarat und frühere Otelfinger Gemeindepräsident Ernst Schibli (der mit dem Geissbock Zottel) und ein weiterer Otelfinger haben schon im September von ihrem Gemeinderat mit einer Initiative Unterstützung im Kampf gegen die Deponie verlangt. Darüber berichtete damals die Regionalzeitung «Zürcher Unterländer» (Link) in grosser Aufmachung. Die Initianten schrieben in einer Medienmitteilung, die mit dem grossen Lastwagenverkehr verbundenen «Immissionen und Emissionen aller Art verunmöglichen ein qualitativ vernünftiges Leben und Wohnen».

Inzwischen hätten Gespräche mit den Opponenten jenseits der Kantonsgrenze stattgefunden und die Wogen hätten sich etwas geglättet, sagte Gemeindeammann Toni Möckel an der Orientierungsversammlung. Er beruhigte die Zürcher in ihrer Regionalzeitung seinerzeit damit, es sei ja noch keineswegs sicher, dass die Deponie komme, und wenn schon, würden bis dahin noch Jahre vergehen. Jetzt laufe ja erst das Richtplanverfahren und das Projekt werde noch von diversen Stellen geprüft. Im Gmeindschäller sagte Möckel, irgendwann werde das Geschäft auch vor die Gemeindeversammlung kommen. Mal sehen. Mitspielen mag bei der Opposition aus Otelfingen, dass zwar die Gemeinde Würenlos und die Würenloser Landbesitzer an den Deponiegebühren beteiligt sein werden, nicht aber Otelfingen.

Auch die Würenloser Dorfbevölkerung tut indes gut daran, das weitere Geschehen aufmerksam und mit Skepsis zu verfolgen. Denn mögen im Steindler sich auch Fuchs und Hase gute Nacht sagen und die Verkehrserschliessung an sich gut sein, unter Umständen kann auch unser Siedlungsgebiet von der Deponie direkt betroffen sein. Nämlich dann, wenn der Lastwagenverkehr durch unser Dorf zunähme. Im Auge zu behalten ist insbesondere die Anlieferung aus der Stadt Zürich und dem zürcherischen Limmattal. Idealerweise wird diese via A 1, Furttalkreuzung und Furttalstrasse erfolgen. Der Lebensqualität im Dorf höchst abträglich wäre es, wenn die Chauffeure bei Stau auf der A 1 die Schleichroute via Oetwil und Landstrasse bis zur Furttalkreuzung wählen würden.

Dies gilt es unter allen Umständen zu verhindern. Auch Würenlos tut gut daran, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Wie ein Experte an der Orientierungsversammlung bestätigte, können in der Bewilligung dem Deponiebetreiber exakte Routen für die Zu- und Wegfahrten vorgeschrieben werden. Die Deponieanlieferung wird überwacht und Zuwiderhandlungen mit hohen Konventionalstrafen geahndet werden müssen. Die Deponiepläne könnten darüber hinaus auch der Idee Auftrieb verleihen, mit Pförtneranlagen dem Verkehr durchs Dorf wirkungsvoller als heute Einhalt zu gebieten.

Dümmer geworden?

Die Bezirksschule in Wettingen.

Ein Bericht der «Schweiz am Wochenende» hat womöglich Würenloser Eltern verunsichert. Es geht um den Anteil der Schüler, die nach der 6. Primarklasse an die Bezirksschule übertreten. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren im Bezirk Baden gesamthaft gestiegen, in Würenlos aber gesunken. Sind die Würenloser Schüler schwächer oder die Schule schlechter geworden?

Der Bericht vom 21. April wirft im Fall Würenlos mehr Fragen auf als er beantwortet. Eigentlich ging der Journalist Pirmin Kramer der Frage nach, ob der Wechsel von 5 auf 6 Jahre Primarschule den Bezirksschüler-Anteil signifikant verändert hat. Signifikant änderte sich nichts, wie aus dem bisher unveröffentlichtem Zahlenmaterial hervorgeht, das Statistik Aargau dem Autor zur Verfügung gestellt hat. Der Bezschüler-Anteil ist über den ganzen Bezirk Baden betrachtet minim gestiegen, von 44,7 % auf 46,7 %. Der Anstieg erstaunt Elisabeth Abassi, Präsidentin des Aargauer Lehrerverbands. Man habe wegen der Abschaffung der Aufnahmeprüfung, welcher sich «Zweifelsfälle» stellen konnten, eher eine sinkende Quote erwartet, sagte sie der «Schweiz am Wochenende».

Etwas Anderes, Erstaunliches offenbarte aber das Zahlenmaterial: Riesige Unterschiede beim Anteil der Bezirksschüler in den einzelnen Gemeinden. Ein geradezu absurder Ausreisser ist das Steuerparadies Bergdietikon: In den Jahren 2015 – 17 traten nicht weniger als 81 % aller Oberstufenschüler an die Bezirksschule über. In den beiden Jahren zuvor waren es erst 54,4% gewesen. Am unteren Ende der Skala steht Neuenhof mit einem Bezschüler-Anteil von gerade mal 24,7 %; immerhin hat sich hier die Quote wie im ganzen Bezirk um 2 Prozentpunkte erhöht.

Anders in Würenlos. Mit einem um 2,4 Prozentpunkte auf 42,6 % gesunkenen Bezschüler-Anteil liegt unsere Gemeinde nun unter dem Bezirksdurchschnitt und in der hinteren Hälfte aller 26 Bezirksgemeinden: 16 Gemeinden haben einen höheren Bezschüler-Anteil, nur gerade 9 einen tieferen. In den letzten beiden Jahren mit dem alten System (5 Jahre Primar-/4 Jahre Oberstufe) lag Würenlos mit einem Bezschüleranteil noch knapp über dem Bezirksdurchschnitt; nur 11 Gemeinden hatten einen höheren Bezschüler-Anteil.

Die Bezquote sinkt, wie den Rechenschaftsberichten der Einwohnergemeinde zu entnehmen ist, in Würenlos seit längerem, wenn auch nicht dramatisch. Besuchten im Schuljahr 2009/10 noch 46 % aller Oberstufenschüler die Bez, so sind es jetzt noch 42,6 %. Pro Jahrgang sind einige wenige Schüler betroffen. Aber weshalb ist der Bezschüler-Anteil in Wettingen um 9 Prozentpunkte auf 51,6% gestiegen oder in Ehrendingen um 6 Prozentpunkte auf 50,8%? Um nur zwei Gemeinden zu nennen, die Würenlos überflügelt haben.

Lehrerverbands-Präsidentin Abassi führt den leicht höheren Bezschüler-Anteil im Bezirk darauf zurück, dass Eltern ihre Kinder je länger je mehr in die die höhere Schulstufe pushen – mit Zusatzunterricht an Privatschulen und Nachhilfestunden. Dies darum, weil sie überzeugt seien, die Bez werde einen direkten Einfluss auf den späteren Lebensstandard ihrer Kinder haben.

Sind Würenloser Eltern weniger ambitioniert? Oder vielleicht auch bloss vernünftiger, weil es nur allzu rasch zu einer Überforderung der Kinder führen kann, wenn sie auf Teufel komm raus in den obersten Schultyp gepusht werden? Aber was, wenn sich zusätzlich geförderte Kinder in der Bez halten können? Muss man dann nicht an der Begabtenförderung in der Primarschule oder am Selektionsverfahren zweifeln?

Dass Gemeinden mit hohem Ausländeranteil und relativ vielen günstigen Wohnungen wie Neuenhof und Spreitenbach am unteren Ende der «Rangliste» stehen, überrascht wenig. Der Neuenhofer Schulpräsident Jürg Amrein weist in der «Schweiz am Sonntag» zu Recht auf den höheren Anteil von Kindern aus bildungsfernen Familien an seiner Schule hin. Kinder aus bildungsfernen Familien sind an der Bez (und auch an Mittelschulen) untervertreten.

Je teurer der Wohnraum, desto bildungsnäher die Familien und desto höher der Bezschüler-Anteil? Ein Trugschluss, wenigstens im Falle von Würenlos. Das Wohnen hier ist ziemlich teuer, teurer jedenfalls als in Ehrendingen oder Fislisbach. Dort ist die Bez-Quote aber höher als bei uns. Sind Fislisbacher oder Ehrendinger Kinder gescheiter als die unsrigen? Ist unsere Bevölkerung gar nicht so toll, wie wir gerne meinen?

Doch zurück zu politisch korrekteren Fragen. Der Wettinger Schulpflegepräsident Thomas Sigrist sieht einen Grund für die in seiner Gemeinde kräftig angestiegene Bez-Quote darin, dass seit ein paar Jahren alle 5.- und 6.-Klässler zentral in einem Schulhaus unterrichtet werden. Der vermehrte Austausch der Lehrer und der Schüler untereinander habe einen positiven Einfluss auf das Niveau, vermutet er. – In Würenlos werden die Primarschüler seit Jahrzehnten zentralisiert unterrichtet. Die Bez-Quote liegt dennoch 9 Prozentpunkte tiefer als Wettingen.

Liegt’s womöglich an der Bez Wettingen, die im Vergleich mit anderen Bezirksschulen als ziemlich streng gilt? Schicken Würenloser Eltern und Primar-Lehrpersonen die Kinder deshalb lieber in die Sek? Aber die Kinder könnten ja wie die Bergdietiker auch die Bez Spreitenbach besuchen. Die Bergdietiker Familien schätzen diese Schule offensichtlich – stellt sie vielleicht etwas weniger hohe Anforderungen?

Wie gesagt, Fragen über Fragen.

Fluglärm – ein verflixtes Thema

Das Thema Fluglärm ist in der Region wieder einmal aktuell. Soeben hat auch eine Würenloserin eine Online-Petition «Schluss mit Lärmbelastung im Kanton Aargau» gestartet. würenblicker reiht sich nicht ein in die Anti-Fluglärm-Front. Denn er schreibt nicht gerne über Dinge, die so kompliziert sind, dass er ihre Tragweite beim besten Willen nicht abschätzen kann.

Ein Blog ist verführerisch. Zu allem, wirklich allem, kann ein Blogger seinen Senf dazu zu geben, ohne auf das Wohlwollen anderer, zum Beispiel irgendwelcher Redaktionen, angewiesen zu sein. Fragt sich nur, ob man auch alles tun soll, was man tun kann. Soll man also zu allem seinen Senf  geben? Auch wenn man dabei Gefahr läuft, notgedrungen aus dem hohlen Bauch heraus argumentieren zu müssen?

Der  Fluglärm ist für mich so ein Thema, bei dem ich wohl ewig im Blindflug unterwegs sein werde und von dem ich darum lieber die Finger lasse. Zu komplex, zu technisch alles! Mehr als 25 Jahre meiner aktiven Journalistenzeit habe ich mich mit dem Grossraum Zürich befasst. Und da kochte  die Themen Flughafen und Fluglärm immer wieder hoch. Gut, wusste stets eine Kollegin oder ein Kollege auf der Redaktion im Thema tausendmal besser Bescheid.

Meine Leserinnen und Leser mögen vielleicht mitbekommen haben, dass – und jetzt bitte 300prozentige Konzentration! – ein „Anhörungsverfahrens zu den neuen Festlegungen im angepassten Objektblatt zum Flughafen Zürich des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt SIL“ läuft. Das liest sich nicht nur gottvergessen kompliziert – es ist es auch. Weder nach der Lektüre unserer Regionalpresse noch der zum Thema veröffentlichten Unterklagen auf der offiziellen Website des Flughafens Zürich habe ich den Durchblick. Und so mögen meine Leserinnen und Leser vielleicht auch verstehen, weshalb ich zweifellos wichtige Thema nicht rascher aufgegriffen habe.

Die neuen Festlegungen stehen im Zusammenhang mit einem zu ändernden Abflugverfahren. Wenn ich auch nur einigermassen richtig verstanden habe, geht es  unter anderem darum, dass irgendwann mal die Hauptabflugroute nach Westen ab der Piste 28 (Pistenschwelle bei Rümlang) geändert werden soll. Dies aber offenbar auch erst, nachdem die besagte Piste verlängert worden ist – ein im Standortkanton Zürich hoch umstrittenes Vorhaben. Die Flugzeuge sollen künftig entlang der Lägern bis Wettingen fliegen (wo die Routen aufgefächert werden), statt wie gegenwärtig schon auf der Höhe Buchs in Richtung Limmattal und Heitersberg abzudrehen.

Ostaargauische Politiker wehren sich dagegen, eine Motion im Grossen Rat fand breite Unterstützung.. Auf dem Portal «petitio.ch» der AZ Medien wurden Online-Petitionen lanciert, soeben eine auch von der Würenloserin Marianne Steiger. Nach fünf Tagen hatte sie allerdings erst vier Unterstützer gefunden. Link zu dieser Petition hier.

Würde Würenlos  in Zukunft viel häufiger direkt überflogen,  und wäre die Lärmbelastung effektiv grösser als heute? In einer Mitte Dezember veröffentlichten Pressemitteilung schreibt der Gemeinderat, unsere Gemeinde sei vom neuen Abflugregime «negativ betroffen», der Fluglärm werde sich stark in den Aargau verlagern. Der aargauische Baudirektor Stephan Attiger aber wies in der in der «AZ»  darauf hin, dass gewisse aargauische Gebiete auch entlastet würden, so Spreitenbach. Und Spreitenbach liegt ja nicht weiter von Würenlos entfernt als Wettingen. Zudem wird unser Dorf  zeitweise von startenden Flugzeugen auch direkt überflogen und das seit langer Zeit. Die Flugzeuge sind leiser geworden. Viele Würenloser haben noch die alten, lauten Flieger – etwa die Coronados, Caravelles oder DC 9 im Ohr und empfinden den heutigen Fluglärm als weniger störend. Wer unlängst aus einer Gegend mit wenig Fluglärm hierher zog, mag das anders empfinden.

Am störendsten finde ich heute die paar schweren Langstreckenmaschinen im Tiefflug, die unser Dorf seit Jahrzehnten regelmässig um 23 Uhr oder später beglücken. Nachtflüge seien, so der Gemeinderat in seiner Stellungnahme zuhanden des Bundesamts für Zivilluftfahrt, auf das absolute Minimum zu beschränken. Keinesfalls dürfe der Nachtbetrieb gar ausgeweitet und dazu benützt werden, um  Verspätungen abzubauen, die im regulären Tagesbetrieb entstehen. Diese Forderung halte ich für gerechtfertigt.

Darüber hinaus mag ich ich mich aber nicht an dem auch im Aargau beliebten Spiel beteiligen, den Schwarzen Peter Fluglärm anderen Gebieten unterzujubeln. Beispiel: Soll doch die reiche Zürcher Goldküste mehr Südabflüge bekommen, zumal sie schwächer besiedelt sei als der Ostaargau (so SP-Grossrat Jürg Caflisch, Baden). Wie wenn bei einem Südstart nicht unmittelbar nach der Pistenschwelle das dichtest besiedelte Gebiet Wallisellen/Zürich-Schwamendingen überflogen würde.

Nein – das Thema ist zu komplex, als dass ich eine klare Meinung formulieren könnte. Solange Würenlos und der Ostaargau als Wirtschaftsraum vom nahen Flughafen enorm profitieren und nicht nachgewiesen ist,  dass Aargauer häufiger  auf Ferien-, spassige Städte- und unnötige Geschäftsflüge verzichten als andere Schweizer, hat für mich die Parole «weniger Fluglärm für den Aargau» etwas Heuchlerisches. So, damit sei das Thema wenigstens für mich einstweilen erledigt.

Sicher gibt es aber Leserinnen und Leser, die in diesem Thema mehr Durchblick haben. Von guten Argumenten und leicht verständlichen Erklärungen lasse ich mich gerne überzeugen. Benützen Sie die Kommentarfunktion unter der Titelzeile!

Spitex auf Solotour

Die Spitex in den Nachbargemeinden Killwangen, Neuenhof, Spreitenbach und Wettingen soll zu einer Organisation verschmolzen werden. Die Fusion kommt in Killwangen und Spreitenbach an die Winter-Gemeindeversammlungen, sie ist heftig umstritten. Eine Würenloserin hat sich schriftlich beim Gemeinderat erkundigt, weshalb Würenlos sich nicht am Projekt der Nachbargemeinden beteiligt habe.

Der Würenloserin war aufgefallen, dass die fast doppelt so grosse Gemeinde Spreitenbach 2014 für die ambulante Krankenpflege rund 400’000 Franken bezahlte, das kleinere Würenlos aber annähernd 500’000 Franken. Eine ziemlich erklärungsbedürftige Differenz – auch wenn neben der Einwohnerzahl noch viele andere Faktoren (zum Beispiel das Angebot bei den nicht kassenpflichtigen Leistungen, die Alters- oder Siedlungsstruktur  einer Gemeinde) die Spitexkosten beeinflussen.

Seit längerem ist in der ganzen Schweiz eine Welle von Fusionen in der öffentlichen (nicht gewinnorientierten) Spitex zu beobachten. Auch im Aargau haben sich zahlreiche lokale Spitex-Organisationen zu grösseren Einheiten zusammengeschlossen, so etwa in der Regionen Brugg, Heitersberg, Mutschellen und Suhrental.

Die Fragestellerin hat Antwort bekommen in einem ausführlichen, von Gemeindeammann Hans Ueli Reber und Gemeindeschreiber Daniel Huggler unterzeichneten Schreiben. Zudem nahm nun Gemeinderat Nico Kunz, der auch den Spitex-Verein Würenlos präsidiert, in der AZ Stellung. Link zum Artikel. Die Stellungnahme des Gemeinderates lässt sich so zusammenfassen: Vom Fusionsprojekt habe man sich ferngehalten, weil die Gemeinde mit der Spitex Würenlos über eine Organisation verfügt, die eine sehr gute Leistung erbringt und eine sehr zufriedene Kundschaft hat. Es sei nicht erwiesen, dass die Gemeinde bei einer Beteiligung an der regionalen Spitex sparen könnte. Statt einer Fusion werde die betriebliche Integration der Spitex Würenlos ins Alterszentrum angestrebt. Sollte dieses nicht zustande kommen, könne sich die Gemeinde später immer noch an einer regionalen Spitex beteiligen.

Die betriebliche Integration der Spitex in das Pflegezentrum ist eine in der Schweiz nicht sehr verbreitete, aber denkbare Organisationsform. Nur scheint es mir ziemlich risikoreich zu sein, die weitere Entwicklung der Spitex mit dem Schicksal des Alterszentrums zu verknüpfen. Bis ein Alterszentrum den Betrieb aufnehmen wird, dürfte noch viel Wasser den Furtbach hinab fliessen. Und die sehr dynamische Entwicklung im Gesundheitswesen kann durchaus schon früher zu Handlungsbedarf bei der Spitex führen. Spitex-Strukturen dürfen nicht unantastbar sein.

Es sind nicht allein die Spitexdefizite, welche die Fusionswelle ausgelöst haben. Ebensosehr sind es höhere betriebliche und fachliche Anforderungen, die etwa in der kantonalen Pflegeverordnung an die Spitex-Organisationen gestellt werden (z.B. Pflegeangebot auch in den Abendstunden, Psychiatriepflege, Ausbildungspflicht). Ins Kraut geschossen ist zudem die Bürokratie im Verkehr zwischen Spitex und Krankenkassen.

Zu Unrecht werde oft davon ausgegangen, dass sich mit Fusionen Kosten sparen liessen, erklärte der Organisationsexperte Johannes Zuberbühler, der auch das Fusionsprojekt in unserer Nachbarschaft begleitet, schon vor einigen Jahren in der Fachzeitschrift «Schauplatz Spitex». Die Summe aller Beiträge , welche die beteiligten Gemeinden an die Spitex zu bezahlen haben, sinkt nach einer Fusion kaum. Meistens ist es auch so, dass einige Gemeinden nach der Fusion mehr und andere dafür weniger bezahlen müssen. An diesem Umstand scheitern Fusionsprojekte nicht selten.

Grösster Ausgabenposten ist das Personal. Da eine fusionierte Spitex  ja nicht weniger Klienten und Klientinnen zu versorgen hat als zuvor die kleineren Organisationen zusammen, lässt sich mit Fusionen kaum Personal in grösserem Stil abbauen. In der Region Brugg fiel nach der Fusion gerade mal eine Stelle in der Administration weg.

Doch ein Zusammenschluss kann eben positive Effekte nicht finanzieller Art haben – selbst dann, wenn eine lokale Spitex sehr gut geführt ist und alles daran setzt, ihre Leistungen auch effizient zu erbringen. Der Bericht der Steuergruppe für das regionale Spitexprojekt in unserer Nachbarschaft zählt solche Vorteile auf. Link zum Bericht. Bei Fusionsentscheiden werden diese  Effekte gerne untergewichtet, andere  dafür zu stark gewichtet. So ist es für die allermeisten Klienten völlig unwichtig, ob sich der Spitex-Stützpunkt in der eigenen oder in einer Nachbargemeinde befindet. Und wie viele verschiedene Pflegekräfte eine Klientin oder einen Klienten betreuen, hängt nicht von der Grösse der Spitex-Organisation ab, sondern von deren Betriebskonzept.

Der Würenloser Alleingang lässt sich im Moment ausreichend begründen. Interessant wäre es aber schon gewesen, wir hätten bei der Fusionsvorbereitung mitgemacht und wüssten nun– wie die Spreitenbacher oder Killwangener – , was uns die ambulante Pflege im Rahmen einer fusionierten Spitex kosten würde. Wird das Fusionsprojekt in Killwangen und Spreitenbach abgelehnt, hätte Würenlos zwar keine Chance vertan. Kommt’s aber zur Fusion, wird die Spitex Würenlos künftig  unter schärferer Beobachtung stehen. Wird sie leistungs- und kostenmässig mithalten können?