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Haus Berger und Centrum 68

Wo heute an der Landstrasse das Centrum 68 steht, befand sich einst das Haus Berger. Das mächtige Bauernhaus an der Landstrasse, erbaut 1555, war eines der ältesten Häuser in Würenlos. 

Die Liegenschaft Berger,  ein mächtiges Doppel-Bauernhaus.
Die Liegenschaft Berger/Moser, ein mächtiges Doppel-Bauernhaus.
Der heutige Bau mit dem Restaurant Centrum 68.
Der heutige Bau mit dem Restaurant Centrum 68.

Das Haus Berger (in der Ortsgeschichte Würenlos von Peter Witschi wird es als Liegenschaft Berger-Moser-Schaut bezeichnet) sei schon lange ein Schandflecken im Dorfe gewesen, heisst es im untenstehendem Zeitungsartikel über den Abbruch

. Würden wir heute auch so urteilen? Wahrscheinlich nicht. Es gibt viele gute Beispiele, wie alte Häuser renoviert, umgebaut und für neue Nutzungen gestaltet wurden. Wahrscheinlich wäre eine solche Lösung für das Dorfbild mindestens so schön gewesen wie die heutige «moderne» Überbauung Centrum 68.

Der Abbruch der Liegenschaft  Berger und der Bau des Centrums 68 gehören in eine Zeit des baulichen Umbruchs in Würenlos. Das Alte war nicht mehr «in», die «modern time» war auch in Würenlos angebrochen. Der modernen Post mussten 1967 alte Häuser an der Landstrasse weichen und mit einer in die Zukunft weisenden Zentrumsplanung wollte man dem erwarteten Wachstum der Gemeinde Rechnung tragen.

Modell für die Zentrumsplanung, wie sie sich Architekt Walter Moser im Jahre 1969 vorgestellt hat.
Modell für die Zentrumsplanung, welches Architekt und Ortsplaner Walter Moser im Jahre 1969 der Gemeinde präsentiert hat.
Luftaufnahme des Dorfzentrums (vermutlich ca. 1960) mit der Liegenschaft Berger, oben links der Landstrasse.
Luftaufnahme des Dorfzentrums (vermutlich ca. 1960) mit der Liegenschaft Berger, oben links an  der Landstrasse.

Die Überbauung Centrum 68 ist  ein Kind der Ortskernplanung in den 1960er-Jahren. Dem Neubau musste  das Alte weichen. Der Architekt, der diese Überbauung realisierte, übernahm die Stellung der Bauten mit den Pultdächern, wie sie in einem Richtmodell des Ortsplaners Walter Moser dargestellt worden waren und nach den Vorstellungen Mosers noch bei anderen Neubauten im Dorfkern hätten zur Anwendung kommen sollen (siehe Foto des Modells). Das Centrum 68  blieb lange Zeit der höchste und am wenigsten dörfliche Baukomplex entlang der noch sehr ländlichen Landstrasse.

Dass es auch als altes Gebäude noch nützlich sein konnte, stellte das Haus Berger unter Beweis, indem es sich als Übungsobjekt der  Feuerwehr darbot. Diese Löschübung verlief  nicht ganz nach Wunsch, wie Zeitzeugen berichten. Weil das Haus nicht richtig brennen wollte, wurde Brandbeschleuniger (wahrscheinlich Benzin), verwendet. Die Würenloser und die Wettinger Feuerwehr brachten den Brand danach aber nicht mehr unter Kontrolle. Das Haus wurde so gründlich zerstört, wie die Bilder unten zeigen.

Bericht im Badener Tagblatt über die Feuerwehrübung am Bergerhaus. ( 1967/68).
Bericht im Badener Tagblatt über die Feuerwehrübung am Bergerhaus. ( 1967).
So präsentierte sich die Liegenschaft Berger nach der nur teilweise geglückten Löschübung der Feuerwehr.
Die Liegenschaft Berger nach der nur teilweise geglückten Löschübung.

Die beiden Centrum 68-Häuser jetzt. Nachträglich hinzugefügt wurden die beiden Lifttürme aus Glas.

Die  Centrum 68-Häuser jetzt. Nachträglich angefügt wurden die beiden Lifttürme aus Glas.

Sommerquiz: Das Lösungswort hiess WIEMEL. Als Gewinnerinnen ausgelost wurden Lydia Amacher, Tina Fischer und Kathrin Mathys. Herzliche Gratulation!

Der direkte Weg

P1020077Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Für einmal lassen wir den Blick über die Gemeindegrenze wandern. Am Trampelpfad – nennen wir ihn Würenloser Wegli – zum Bahnhof Killwangen-Spreitenbach zeigt sich wunderschön, dass Menschen zu Fuss etwas gar nicht gerne machen: Umwege. 

Links und rechts des Kiesfeldes könnten die Passanten zwar auch asphaltierte Wege benützen, um von der Limmatbrücke zur Bahnhofunterführung zu gelangen oder umgekehrt, Aber diese Wege wären einige Dutzend Meter länger. Und die Zeitersparnis zählt, vor allem auf dem Weg zum Bahnhof.

Eine Zeitlang war das Würenloser Wegli nicht passierbar, als das Brachland zwischen Autobahn und SBB-Gleisen als Lager- und Installationsplatz für den Neubau der Kläranlage diente. Kaum war das Areal geräumt – und mit grossen Steinblöcken vor Wildparkierern geschützt – wählten die Fussgänger wieder den direkten Weg und dieser war schon nach kürzester Zeit deutlich als solcher erkennbar. Wenn sich gesunder Menschenverstand doch nur häufiger so leichtfüssig über planerisches Unvermögen hinwegsetzen würde!

Irgendwie wundert man sich ja, dass nach dem zig-Millionen teuren Kläranlagenbau nicht einige 1000 Franken locker gemacht wurden, um das viel begangene Würenloser Wegli  etwas komfortabler auszugestalten. Denn es liegt an exakt der richtigen Stelle. Das sage nicht ich, sondern das Bundesamt für Strassen (ASTRA). In seinem Handbuch für die Fusswegnetzplanung sagt es, attraktive Fusswege zeichneten sich durch dreierlei aus: 1. direkte Verbindungen, 2.hohen Gehkomfort, 3. Umfeldqualität.

«Fussgängerinnen und Fussgänger möchten ihr Ziel direkt erreichen. Weil sie  zudem den Einwirkungen von Wetter und Verkehr ausgesetzt sind, reagieren sie sensibel auf Wartezeiten und Umwege. Deshalb sind die Wege mit Blick auf eine möglichst kurze Gehzeit direkt zu führen. (…) In der kleinräumigen Betrachtung zeigt sich, dass Umwege von 5 bis 10 m von vielen bereits nicht mehr akzeptiert werden. Trampelpfade durch Grünanlagen  oder Spuren im Schnee zeugen von dieser geringen Umwegakzeptanz; so werden auch bei Einmündungen zurückversetzte Fussgängerstreifen nicht benutzt.» Das ist ein Zitat aus dem erwähnten Handbuch des Bundesamtes für Strassen.

Die Direktheit der Verbindung scheint von den drei Attraktivitätskriterien für Fusswege das wichtigste zu sein. Denn weder mit dem Gehkomfort kann das Würenloser Wegli punkten noch mit der Gegend, durch welche es führt. Ja, ungastlicher als dieser Winkel zwischen Auto- und Eisenbahn und schäumenden Abwasserbecken könnte ein Ort nicht sein. Aber wir Würenloser müssen da nun halt mal durch.

Was lehrt uns das Würenloser Wegli? Dass Fusswegverbindungen wohl überlegt sein wollen und dass Fussgängern weniger Umwege zuzumuten sind als Auto- und Velofahrern.  Es lohnt  sich, beim nächsten Gang durchs Dorf einmal darauf zu achten, wie sehr diesen Erkenntnissen in Würenlos nachgelebt wurde und wird. Würenlos hat viele attraktive Fussverbindungen (zum Beispiel  Rössli- und  Chileweg bei der Zentrumswiese, Haselstrasse zwischen Gatterächer und Zelglistrasse, Buechzelgliweg beim Kindergarten Buech, die öffentlichen Treppenwege am Limmathang,  Schulrain zwischen Schul- und Bachstrasse, neue Fusswege im Gebiet Huebacher). Diesen Fussverbindungen ist Sorge zu tragen und bei bei künftigen Neuüberbauungen grösserer Areale ist auf kurze, attraktive und – wichtig vor allem für ganz junge und betagte Benützer – auch sichere Fusswege besonders zu achten.

Die Lösung im Sommerquiz noch nicht eingesandt? Nicht vergessen, am 3. August ist Einsendeschluss!

 

Sommerquiz

Egal, ob zu Hause an einem Schattenplätzchen, in den Bergen oder am Strand: Einige Minuten die Hirnzellen aktivieren schadet nichts. Machen Sie mit bei unserem Sommerquiz. Es gibt etwas zu gewinnen! 

Die Aufgabe ist einfach: Sechs Fragen sind zu beantworten. Die zur jeweils richtigen Antwort gehörenden Buchstaben ergeben aneinandergereiht ein sommerliches Lösungswort. Dieses mailen Sie bis 3. August und unter Angabe Ihres Namens und ihrer Adresse an    kontakt@wuerenblicker.ch

43461_43112616fbd6293dcd11944f7e79f87d_555x3141. Wie viele Pferde, Ponies, Maultiere/-esel, und Esel (nur vierbeinige) lebten 2014 in Würenlos?

77: A
63: L
48: W

 

 

2. Wie viele Frauen gehörten seit Einführung des Frauenstimmrechts vor 44 Jahren jemals dem Gemeinderat an?

5: B
3: I
2: P

3. Von welchem grossen Schweizer Unternehmen wohnt der gegenwärtige Verwaltungsratspräsident von Kindsbeinen an  in Würenlos? 

UBS: T
Swisscom: E
Novartis: W

448px-Grenzstein_Wettingen-Würenlos_02b4. Mit wie vielen anderen Gemeinden hat Würenlos eine gemeinsame Grenze? 

5: U
6: D
7: M

 

 

5. Wie hiessen die Gemeinden, die 1899/1900 mit Würenlos zur heutigen Gemeinde Würenlos fusionierten?

Kempfhof und Oetlikon: E
Kempfhof und Bick-Oberbick: I
Oetlikon und Bünten: Z

6. Welches der folgenden Gebäude besteht aus Würenloser Sandstein  (gebrochen im hiesigen Steinbruch)?

330px-Bundeshaus_Bern_2009,_FlooffyBundeshaus in Bern: N

 

 

 

 

220px-Nationalbank_Zürich_1922Nationalbank in Zürich: L

 

 

 

 

170px-Baden_Pfarrkirche_vorneStadtkirche in Baden: E

 

 

 

 

Einsendeschluss: Montag, 3. August 2015.

Unter den Einsendern des richtigen Lösungsworts werden verlost:

  • 2 Gutscheine für je zwei  Eintrittskarten für das Openair-Kino Würenlos 2015, Vorstellungen am Freitag, 7. oder Samstag,  8. August. Einzulösen an der Abendkasse.
  • 1 Flasche Bicker Blauburgunder Auslese

Die Gewinner werden direkt benachrichtigt und in der ersten Augustwoche auf würenblicker.ch veröffentlicht.

Viel Spass und weiterhin schöne Sommertage!

 

Der weisse Olivenbaum

Was haben der Battery Park in New York und die Bachwiesenstrasse in Würenlos gemeinsam? Unter freiem Himmel aufgestellte  Baumskulpturen des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone. Gleich mehrere Exemplare waren es 2007 in New York, eines ist’s  nun in Würenlos.

Skulptur im Garten des Hauses Rondinone an der Bachwiesenstrasse.
Skulptur im Garten des Hauses Rondinone an der Bachwiesenstrasse.

Neugierig äugten neulich zwei ältere Frauen durch die Hecke entlang der Bachwiesenstrasse und versuchten einen Blick zu erhaschen auf das schneeweisee Etwas, das da seit Kurzem im Garten des Hauses Rondinone steht. Als hätte es Hans Arnold geahnt: In seinem würenblicker-Beitrag «Zwei Künstler im Schattenloch» stellte er im Mai einen Bezug her zwischen den alten, teils knorrigen Bäumen rund ums Haus Rondinone und den Baumskulpturen des Hausherrn Ugo Rondinone, mit denen er die Schweiz schon an der Biennale von Venedig 2007 vertreten hat. Der rund 1,5 Tonnen schwere Aluminium-Abguss eines Olivenbaums, der nun in seinem Garten steht,  dürfte die kostbarste Skulptur sein, die je auf Würenloser Boden stand. Rondinone gilt nicht nur als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler der Schweiz, er erzielt mit seiner Kunst auch Höchstumsätze.

Die Skulptur wurde nicht zufällig gerade jetzt in Würenlos aufgestellt . Während der Art Basel, der grossen Kunstmesse, die am Sonntag zu Ende ging, stand Rondinones Studio House in Würenlos Kunstinteressierten an wenigen Tagen zur Besichtigung offen. An drei Tagen betrieb die Zürcher Galerie Eva Presenhuber, die Rondinone in der Schweiz vertritt,  einen Shuttle-Dienst von Basel nach Würenlos, am ersten Tag konnte das Haus frei besichtigt werden. Nur wusste das kaum jemand, hatte die Galerie  doch nur mit Flyern an der Art Basel und in ihren Zürcher Raumlichkeiten darauf aufmerksam gemacht.

Das Haus erfüllte so einige Tage lang den Zweck, für den es eben auch gebaut worden sein dürfte: um einer potenten Käuferschaft Werke Rondinones in stilvollem Ambiente zeigen zu können. Nur als temporäre Absteige für den hauptsächlich in New York lebenden Künstler und seine Gäste wäre das Gebäude reichlich überdimensioniert. Das von den Zürcher Architekten Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler zusammen mit dem Bauherrn entworfene, mit Eternit verkleidete Holzhaus ist, wie ein Rundgang der beiden würenblicker-Blogger Arnold und Früh zeigte, extravagant und voller Gegensätze. Wer sich das auf Fotos ansehen möchte, findet solche hier auf der Homepage der Architekten Fuhrimann und Hächler.

Verschwenderisch grosse Räume kontrastieren nicht nur mit viel kleineren, intim wirkenderen Zimmern, sondern auch mit dem betont schlichten Ausbaustandard. Statt Lampen leuchten durchwegs nur Glühbirnen, die meisten Stromleitungen sind offen, über dem Putz verlegt, die Böden bestehen aus schlichten Planken, die weissen WCs mit schwarzen Brillen könnten aus einem Wohnblock der Siebzigerjahre stammen. Vieles ist Understatement. Es ist erlesen und kostet viel, nur sieht man’s nicht. So verbirgt ein Chuchichäschtli mit Knaufgriffen an den Schubladen, wie es unsere Grosseltern kannten, modernste Küchenbautechnik.

Das Wohnzimmer istso gross wie eine Turnhalle,  zwei Geschosse hoch mit riesiger Fensterfront ins Grüne. Winzig  dagegen die mit einem Vorhang abgetrennte Schlafkoje des Künstlers, der sich von aussen nicht erkennbar ein grosszügiges Badezimmer mit Sauna anschliesst. Geradezu intim auch die Bibliothek mit Schreibtisch. Über 100 Quadratmeter gross  wiederum ein Gästezimmer im Obergeschoss. In dieses hinauf führt vom Erdgeschoss  eine giftgrün gespritzte Holztreppe.  Als Besucher staunt man immer wieder über den Mut zur frechen Kombination.

Die Art Basel ist vorbei. Nun wird das Haus wohl wieder in den Dornröschenschlaf versinken. Der weisse Olivenbaum soll aber noch eine Zeitlang stehen bleiben, so die Auskunft einer Angestellten der Galerie Presenhuber.