Schlagwort-Archive: Verein Alterszentrum Würenlos

Tempounterschiede

Von «Künstlerpech› habe ich geschrieben (Link zum damaligen Artikel), als vor einem halben Jahr die Bauarbeiten für den neuen Sportplatz im Tägerhard nach knapp zwei Monaten gestoppt wurden. Weil der Baugrund unstabiler war als erwartet. Zuvor hatte es stets geheissen, Messungen hätten ergeben, dass im fraglichen Bereich der ehemaligen Kiesgrube der Untergrund ausreichend stabil sei für den Bau eines Sportplatzes.

Schon beim Baustopp, war abzusehen, dass das neue Spielfeld nicht mehr 2017 bereit stehen würde. Nun kennen wir auch die entstehenden Mehrkosten: Um die 240 000 Franken (Link zur Pressemitteilung des Gemeinderates). Der von der Gemeindeversammlung genehmigte Verpflichtungskredit von 1,25 Mio Franken dürfte also um 20 Prozent überschritten werden. Das ist unschön, zumal der Kredit aus Schiss vor dem Souverän drastisch herunterfrisiert worden war. So waren die Reserven für Unvorhergesehenes  äusserst knapp bemessen. Die Vorlage wurde in einem für Würenlos ungewöhnlich hohen Tempo ausgearbeitet und zur Abstimmung gebracht. Auf einen Projektierungskredit verzichtete man. Ein Jahr zuvor war ein solcher für einen Kunstrasenplatz  in einer Referendumsabstimmung klar verworfen worden war (die Baukosten von 2,8 Mio. Franken hielt die Mehrheit der Stimmenden angesichts der damaligen eher misslichen Finanzlage für untragbar).

Diese Kröte, die Mehrkosten, werden wir schlucken müssen. Wahrscheinlich wäre der Kredit im Dezember 2015 auch angenommen worden, wenn die Bodenprobleme damals schon bekannt gewesen wären und darum ein Kredit von 1,5 statt 1,25 Millionen verlangt worden wäre.

Gut, dass der Gemeinderat eine genaue Untersuchung darüber verspricht, wie es zur unerfreulichen Situation kommen konnte. Unter anderem interessiert doch sehr, ob die Senkungsmessungen nach allen Regeln der Baukunst vorgenommen worden sind. Und geschludert worden sein könnte ja auch beim Wiederauffüllen der Kiesgrube. Könnte allenfalls die Ortsbürgergemeinde als Landeigentümerin die Firma haftbar machen, welche seinerzeit  Kies abgebaut und die Grube wieder aufgefüllt hat?

Im Rollatortempo vorwärts in Richtung Alterszentrum..

Konnte es also 2015 beim zweiten Anlauf für den neuen Sportplatz nicht schnell genug gehen, pressiert’s offenbar weniger bei den Vorarbeiten für das Alterszentrum. Seit über 120 Tagen ist der Beschluss der Gemeindeversammlung rechtskräftig, eine Aktiengesellschaft für den Bau des Alterszentrum zu gründen. Gegründet ist noch nichts. Dabei wäre dazu wohl mehr als genug Zeit zur Verfügung gestanden. Denn spätestens nachdem der Gemeinderat den Antrag zuhanden der Gemeindeversammlung verabschiedet hatte, hätte man alle juristischen Fragen rund um die Gründung klären und die Suche nach qualifizierten Verwaltungsräten starten können. Jetzt hört man, es werde wohl Spätsommer oder Herbst werden, bis die AG gegründet sei.

Das gemächliche Tempo enttäuscht. Darf man sich doch – nimmt die AG erst mal ihren Betrieb auf –  eine Beschleunigung des Vorhabens Alterszentrum erhoffen. Der Verwaltungsrat der AG könnte auch den Gemeinderat von einem gewichtigen Teil des Dossiers Alterszentrum  entlasten – was offenbar bitter nötig scheint. Hat der Gemeinderat Angst vor einem Machtverlust? Das gemächliche Tempo bei der Umsetzung des Gemeindeversammlungsbeschlusses vom Dezember letzten Jahres ist jedenfalls höchst erklärungsbedürftig.  Denn der Auftrag des Volkes ist klar und eindeutig: Nochmals 50 Jahre warten, bis das Alterszentrum steht, will man nicht.

Wer sich  wenigstens vom Verein Alterszentrum Würenlos, ein paar erhellende Informationen verspricht – schliesslich soll dieser Verein ja auch künftig eine wichtige Rolle in der AG als Bindeglied zur Bevölkerung spielen – wird bitter enttäuscht. Zumindest was die Kommunikation betrifft, krankt der Verein ebenfalls an Morbus Schlendrian: Öffnet man auf der Website des Vereins die Rubrik «Aktueller Stand des Projekts Alterszentrum Würenlos», so datiert der letzte Eintrag vom Dezember 2015

Eine AG für das Alterszentrum

Bis das Alterszentrum auf die Zielgerade einbiegen kann, sind noch einige Knacknüsse zu bewältigen.
In kleinen, aber wichtigen Schritten geht es vorwärts in Richtung Alterszentrum.

Am 8. Dezember fallen an der Gemeinde-
versammlung wichtige
Entscheide zum Alterszentrum. Erstens die Gründung einer gemeinnützigen, im Besitz der Einwohnergemeinde bleibenden Aktiengesellschaft. Sie wird das Alterszentrum projektieren und bauen und es dann  an einen Betreiber vermieten. Und zweitens der Kauf des Postgebäudes – zwecks besserer Erschliessung des Alterszentrums.

Den Bau des Alterszentrum einem privaten Investor zu überlassen, wie auch schon erwogen, ist kein Thema mehr. Möglich als Bauträgerin wären aber auch ein Verein oder eine Stiftung. Doch der Gemeinderat zieht die AG vor und begründet dies unter anderem wie folgt:

  • Sehr gut geeignete und flexible Leitungs- und Aufsichtsstruktur;
  • Rasche Entscheidungswege;
  • detaillierte gesetzliche Regelung und umfassende Best-Practice-Regeln (vorbildliche Methoden und Praktiken zur Unternehmensführung);
  • Haftungsbeschränkung.

Als einzigen Nachteil erwähnt der Gemeinderat einen tendenziell höheren administrativen Aufwand. Als gemeinnützig wird die AG übrigens darum bezeichnet, weil sie einem gemeinnützigen Zweck dient und nicht gewinnorientiert, aber dennoch wirtschaftlich handelt. In dieser Rechtsform organisiert sind zum Beispiel auch das Alterszentrum Kehl in Baden und das St. Bernhard in Wettingen.

Woher kommt das Kapital für die neue AG? Vorab vom sogenannten Altersheimfonds, in welchem sich in all den jahren rund 4 Millionen Franken angesammelt haben. Die Gemeindeversammlung muss einen entsprechenden Verpflichtungskredit beschliessen. Das Gründungskapital der AG beträgt 1,5 Mio. Franken, weitere 2,5 Mio. werden nach Erteilung der Baubewilligung einbezahlt.

Zudem soll die Gemeindeversammlung später darüber entscheiden, ob das fürs Alterszentrum benötigte Gemeindeland (ca. 6000 Quadratmeter) als Sacheinlage in die AG eingebracht oder  im Baurecht (vernünftigerweise  zu einem  symbolischen Baurechtszins) überlassen wird. Wahrscheinlich wäre  die Sacheinlage geringfügig vorteilhafter, ich halte aber beide Wege für gangbar. Mit der Sacheinlage erhielte die AG mehr Eigenmittel, bei der Abgabe im Baurecht bliebe die Gemeinde dem Grundsatz treu, möglichst kein eigenes Land zu veräussern. Das Land bleibt so oder so faktisch Gemeindeland, weil die Gemeinde zu 100% Eigentümerin der AG bleiben soll. Gelegentlich hört man, bei einem Baurecht müsse die AG fürs benötigte Fremdkapital mehr bezahlen – doch gross kann der Unterschied nicht sein angesichts rekordtiefer Zinsen.

Sagt die Gemeindeversammlung Ja zur Aktiengesellschaft, so wird der Gemeinderat  den Verwaltungsrat bestimmen müssen. Alles andere als eine Formsache. Die gemeinnützige AG kann ihre Vorteile nur dann voll ausspielen, wenn der Verwaltungsrat nicht zu gross ist und seine Mitglieder primär nach fachlichen Kompetenzen und nicht nach politischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Verwaltungsrat dieser AG zu sein, darf  kein Ehren- und Kopfnickerpöschtli sein. Heutige Verwaltungsräte bringenaus ihrer beruflichen Tätigkeit  ein hohes Mass an Kompetenz in einem Bereich ein (z.B. im Finanzwesen, im Rechtswesen, im Bau und im Betrieb von Alters- und Pflegeeinrichtungen).

Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang, dass dem Verein Alterszentrum Würenlos in den Statuten der AG das Recht eingeräumt wird, zwei Verwaltungsräte zu stellen. Auch diese werden besonders qualifiziert sein müssen, da steht der Verein Alterszentrum in der Pflicht. Sinnvollerweise ist auch der Gemeinderat im Verwaltungsrat vertreten, damit der direkte Informationsfluss zwischen Verwaltungsrat und Gemeinderat sichergestellt ist. Ein Verschleiss knapper Ressourcen wäre es aber, gleich mehrere Gemeinderäte in dieses arbeitsintensive Gremium zu wählen. Eine Entlastungsmöglichkeit bietet sich da, die der Gemeinderat wahrnehmen sollte!

Wer das Alterszentrum betreiben wird– allenfalls auch als Filiale –, darüber wird ebenfalls erst später entschieden. Zwischen der Gemeinde und dem Betreiber wird eine Leistungsvereinbarung getroffen. Das Auswahlverfahren muss  ergebnisoffen sein. Sich vorschnell und ohne mehrere Offerten seriös geprüft zu haben, auf einen Betreiber festzulegen, wäre nicht im Interesse der Bevölkerung.Dennoch hört man bereits immer wieder den Namen St. Bernhard. Im Verwaltungsrat dieser AG sitzt (noch immer) der Würenloser Vizeammann Toni Möckel – ein zu grosser Interessenkonflikt, wie ich meine. Auch bei striktester Einhaltung der Ausstandsregeln.

Bis zur Eröffnung des Alterszentrums werden noch Jahre vergehen. Bis dahin muss auch auf planerischer Ebene noch viel passieren: Studienauftrag, Gestaltungsplan für das ganze Zentrumsgebiet (inklusive Post und Rössli), Detailprojekt, Baubewilligungsverfahren. Mögliche Stolpersteine noch und noch.

Wenigstens, was die Erschliessung des Alterszentrums betrifft, kann die Gemeindeversammlung nun einen Pflock einschlagen. Das Areal mit der heutigen Post soll für 1,9 Mio. Franken erworben werden – ein «vernünftiger Preis», der in der Mitte zweier unabhängiger Schätzungen liege, so der Gemeinderat. Warum der Kauf? Die Haupterschliessung des Alterszentrum kann nur über die Poststrasse erfolgen, doch die Verkehrssituation beim Coop ist heute schon unbefriedigend und würde sich künftig weiter zuspitzen. Kann das Postareal in die Planung einbezogen werden, ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Poststelle soll vorerst im jetzigen Gebäude bleiben. Wo sie dereinst hinkommt, soll die erwähnte Gesamtplanung aufzeigen. Falls die Post dann überhaupt noch eigene Geschäftsstellen betreibt…

Den Traktandenbericht zur Einwohnergemeindeversammlung finden Sie hier.

Warten auf Nägel mit Köpfen

Der Gemeinderat lud zur Informationsveranstaltung. Angekündigt waren unter anderem Infos über den Stand der Arbeiten fürs Alterszentrum und über die Planungen im Gebiet Steinhof/Im Grund. Spannend fanden das  viele Würenloserinnen und Würenloser, sie füllten den Gmeindschäller fast bis auf den letzten Platz. Doch sind sie jetzt auch klüger als zuvor? Zwar war von vielen «offenen Baustellen», Absichten und Schwierigkeiten die Rede,  konkrete Ergebnisse der vielen Bemühungen wurden aber kaum präsentiert.

Beispiel Alterszentrum: Zwar  haben die Stimmberechtigten vor Jahresfrist einem Landabtausch mit den Ortsbürgern zugestimmt und so die Einwohnergemeinde zur alleinigen Eigentümerin der Zentrumswiese gemacht. Wäre das nicht geschehen, wäre die ganze Planung noch komplizierter als sie es   ohnehin ist. Abgesehen von diesem Landtausch aber ist noch kein einziger Nagel mit Kopf  gemacht worden seit der legendären Gemeindeversammlung vor drei Jahren, als die Gemeinde mit grossem Mehr beschloss, am Standort Zentrumswiese festzuhalten. Von den wichtigsten Fragen, die  damals der Klärung harrten, ist auch heute  keine einzige endgültig beantwortet. Das ist ernüchternd. Vor allem für jene, die 2013 für den Standort Zentrumswiese gestimmt haben, weil sie meinten, hier lasse sich das Alterszentrum rascher realisieren als am Alternativstandort Wiemel. (Dieser Abschnitt wurde noch am 4.5. geändert und ergänzt.)

Immer noch offen ist mit Stand 3. Mai 2016:
♦wer Bauherr des Alterszentrums sein wird. Die Gemeinde selbst will es ja nicht sein.
wer Betreiber das Alterszentrum  wird.
Wie gross das Alterszentrum wird. Aus Kostengründen seien Anpassungen am ursprünglichen Raumprogramm nötig, sagte Vizeammann Toni Möckel im Gmeindschäller.
♦Wie der Gestaltungsplan aussehen wird für das  Gebiet Zentrumswiese inklusive Rössli,  Post und Zentrumsscheune.
♦ wie das Gebiet besser erschlossen werden und zu welchem Preis dazu das  Postgebäude gekauft werden kann.

Niemand durfte erwarten, dass alle diese Punkte bis zum heutigen Tag geklärt seien. Aber gleich kein einziger?  Als erster konkreter Schritt drängt sich der Entscheid über den Bauträger auf. Vor drei Jahren kam’s darob zum Streit zwischen Verein Alterszentrum und Gemeinderat. Jener favorsierte eine gemeinnützige Aktiengesellschaft, dieser einen privaten Investor. In der Folge dann vor einem Jahr grosser Personalwechsel im Vorstand des Vereins Alterszentrum. Und Einsetzung eines Steuerungsausschusses, gebildet aus je drei Vertretern des Gemeinderates und des Vereins.

Dieser Steuerungsausschuss scheint nun wieder auf eine gemeinnützige AG zu setzen, wie laut «Limmatwelle» an der Generalversammlung des Vereins Alterszentrum im April bekannt wurde. Im Gmeindschäller war dazu nur zu erfahren, dass Anfang Juni die Planungs- und die Finanzkommission, der Verein Alterszentrum sowie die ebenfalls involvierte Spitex über die Pläne des Steuerungsausschusses informiert werden und  dann Bis Ende Juni dazu Stellung nehmen können. Anschliessend will der Gemeinderat eine Vorlage an die Gemeindeversammlung ausarbeiten. Es dürfte laut Möckel eine ausserordentliche Gemeindeversammlung sein. Einen Termin habe ich nicht gehört.

Bis dahin muss auch Klarheit darüber bestehen, was mit dem angehäuften Altersheimfonds passiert und in welcher Form die Einwohnergemeinde das Bauland fürs Alterszentrum zur Verfügung stellt: Erteilt sie ein Baurecht oder bringt sie ihr Land als Sacheinlage in eine gemeinnützige AG ein?

Zu den Planungen Steinhof/Im Grund war auch nur wenig Neues zu erfahren. Zur Baueingabe für den Um- und Neubau des Steinhof-Ensembles (Gasthof und Scheune) habe es eine Einwendung des Aargauischen Heimatschutzes gegeben. Und die Stellungnahme des Kantons stehe noch aus.

Was den Landi-Neubau südlich des Bahnhofs betrifft, soll zwischen Gemeinde und Landi eine Vereinbarung getroffen werden, worüber genau wurde nicht gesagt, wohl auch, weil die entscheidende Verhandlung noch ausstand. Weiterhin vage blieben auch Aussagen über eine Lösung im Strassenbereich bei der Barriere, wo wegen der neuen Landi mit mehr Ab- und Einbiegeverkehr zu rechnen ist. Dafür legte Gemeindeammann Hans Ueli Reber ein flammendes Bekenntnis zur Barriere ab. Eine Tieferlegung der Bahn sei nicht finanzierbar und der Bau einer Unterführung wäre ein zu grosser Eingriff ins Ortsbild.

Die Landstrasse zwischen Steinbruch-Kreisel und Barriere soll ab nächstem Jahr bis Sommer 2018 saniert werden. Geplant sind zum Schutz der Anwohner auch Lärmschutzwände. Wie diese zu vereinbaren sind mit einer attraktiveren Gestaltung des Strassenraumes, die gemäss dem am Dienstag ebenfalls vorgestellten Leitbild zu Gemeindentwicklung anzustreben ist, steht auf einem anderen Blatt. Wie sagte doch der Gemeindeammann im Gmeindschäller? «Uns dominiert der Verkehr».– Wie wahr, aber auch wie resignativ!

«Hüsli»-Schweiz pur?

Man kann Würenlos durchwandern und hat das Gefühl, da reihe sich Einfamilienhaus an Einfamilienhaus.  Doch trifft das Bild eines ausgeprägten Einfamilienhaus-Dorfes noch zu? Ist Würenlos ein Dorf der typischen Hüsli-Schweiz, überwuchert von einem Einfamilienhaus-Teppich?

DSC_0004
Wegen des damit einhergehenden Landverbrauchs geisselt etwa Publizist und Architekturkritiker Benedikt Loderer seit langem das «Hüsli» als Landeskrankheit. Er ist kein einsamer Rufer in der Wüste mehr. Auch Bund und Kantone setzen in ihrer Raumplanung Zeichen gegen die Zersiedelung und den galoppierenden Landverbrauch.

Die 6067 Menschen, die zu Beginn dieses Jahres in Würenlos lebten, wohnten in rund 2600 Wohnungen. Von all diesen Wohnungen sind 38.5 Prozent Einfamilienhäuser. Dieser Einfamilienhausanteil ist, betrachtet man den ganzen Bezirk Baden, in der Tat überdurchschnittlich hoch. In 13 Bezirksgemeinden – die meisten davon im Limmattal – leben die Menschen häufiger in Mehrfamilienhäusern als bei uns. In Killwangen und Oberrohrdorf ist der Einfamilienhausanteil gleich hoch wie in Würenlos, höher ist er in 10, meist deutlich ländlicheren Bezirksgemeinden*.

Künftig werden wohl immer mehr Würenloserinnen und Würenloser in einem Mehr- statt in einem Einfamilienhaus wohnen. Es werden tendenziell weniger neue Einfamilienhäuser bewilligt als früher. Wie dem soeben erschienenen Rechenschaftsbericht 2014  der Gemeinde  zu entnehmen ist, wurden letztes Jahr gerade mal noch 5 neue Einfamilienhäuser bewilligt, das ist der tiefste Wert seit 2008. Schon 2013 war die Zahl der bewilligten Einfamilienhäuser nur noch halb so gross wie im Vorjahr. Immer mehr  neu bezogene Wohneinheiten befinden sich in Mehrfamilienhäusern, so etwa in den Überbauungen Hürdli, Rosenpark, Flüehügel, oder Gatterächer West.

Ist diese Entwicklung nun gut oder schlecht? Aus meiner Sicht überwiegen die Vorteile – nicht nur, weil meine Kinder in Mehrfamilienhäusern aufgewachsen sind und davon keinen Schaden davon getragen haben. Nein, die Entwicklung darf auch als Zeichen gesehen werden für einen haushälterischeren Umgang mit unserem in jeder Hinsicht kostbaren Boden. Ein grösseres Angebot an Wohnungen begünstigt zudem die Verjüngung der in die Jahre gekommenen Einfamilienhausquartiere: Ältere Ehepaare, deren Kinder flügge geworden sind, können vermehrt aus Einfamilienhäusern in praktischere Wohnungen wechseln und  jungen Familien Platz machen . Architektonisch gut gestaltete Mehrfamilienhäuser  beeinträchtigen zudem das Ortsbild nicht mehr als das vielerorts anzutreffende Mischmasch aus verschiedensten Einfamilienhaustypen mit minimal-Umschwung und überdimensionierten Flächen für die Autoparkierung. Und sie erzeugen weniger dorfinternen Autoverkehr.

Die Entwicklung kann für die Gemeinde auch finanziell interessant sein kann. Denn ausgedehnte Einfamilienhausquartiere verursachen generell höhere Kosten, etwa für Strassenunterhalt und Schneeräumung, Wasser- und Kanalisationsleitungen. Interessant wirds auch, wenn man die Einfamilienhausquote mit der Steuerkraft pro Einwohner vergleicht. Da zeigt sich in den beiden anderen Bezirksgemeinden mit ähnlich hohem Einfamilienhausanteil wie in Würenlos ein ganz unterschiedliches Bild. In Bergdietikon ist die Steuerkraft mit 4518 Franken um die Hälfte höher als in Würenlos (2013: 3037 Franken), in Killwangen ist sie mit 2656 Franken um fast 15 Prozent tiefer. Nur in vier der 10 Bezirksgemeinden, in denen anteilsmässig mehr Leute in Einfamilienhäusern wohnen als in Würenlos ist die Steuerkraft höher. Und in fünf von 13 Gemeinden mit tieferer Einfamilienhausquote ist sie höher als bei uns. Womit die alte Mär widerlegt sein dürfte, wonach die Finanzlage einer Gemeinde sich automatisch bessere, wenn vor allem Einfamilienhäuser gebaut würden.

*Gemeinden im Bezirk Baden mit höherem Einfamilienhaus-Anteil: Bellikon, Bergdietikon, Birmenstorf, Freienwil, Künten, Mägenwil, Remetschwil, Stetten, Wohlenschwil, Würenlingen.