Archiv der Kategorie: Planen, bauen, wohnen

Strassenbau-Euphoriker in Sommerlaune

Limmattaler Kreuz heute.
Der Direktor des Bundesamtes für Strassen (Astra), Jürg Röthlisberger, dachte in diesem Hitzesommer gleich über zwei Ideen öffentlich nach, welche Würenlos und die übrigen Gemeinden im oberen Limmattal zur erhöhten Wachsamkeit veranlassen sollten. Die eine würde das Limmattal noch viel mehr zum Verkehrskanal machen – mit allen damit verbundenen Nachteilen. Und die andere wäre eine reine Kapitulation vor der Unvernunft.

Die Überlastung gewisser Autobahnabschnitte ist eine Tatsache. An ganzen 22 Tagen im Jahr ist das Limmattaler Kreuz gänzlich staufrei (Quelle: www.limmatstadt.ch) Sich Gedanken zu machen, wie die Anzahl der Staustunden reduziert werden könnte, gehört wohl zum Pflichtenheft eines Astra-Direktors. Von mehreren Ideen zur Leistungssteigerung der Autobahnen, die Röthlisberger in einem Artikel der “NZZ am Sonntag” erwähnte, sorgte vor allem eine für Aufsehen. Im Limmattal, wo aus Platz- oder Naturschutzgründen zusätzliche Fahrspuren nicht überall möglich sind, prüft das Astra den Bau von doppelstöckigen Autobahn-Abschnitten (Link zum Bericht der SRF-Tagesschau) Ganz neu ist die Idee nicht, zuvor hatten schon SVP-Nationalrat Ueli Giezendanner und Andreas Burgener, der Verbandsboss der Autoimporteure, ins gleiche Horn gestossen.

Das Astra sieht bezüglich Doppelstock-Autobahnen laut Röthlisberger noch offene Fragen bei der Raumplanung und der Umweltverträglichkeit. Diese Fragen sind keine Lappalien, da geht es sehr Grundsätzliches – um die Zukunft des Lebensraums Limmattal. Ob zweistöckige Autobahn oder acht Fahrspuren nebeneinander, das macht letztlich kaum einen Unterschied. Die betroffenen Regionen kämen so oder so zunehmend unter die Räder. Das relativ enge Limmattal kann doch nicht ewig immer mehr Verkehr aushalten.

In den limmatseitigen Ortsteilen von Würenlos ist die Lärmbelastung trotz nachträglichem Bau von Lärmschutzwänden noch immer sehr hoch. Und erst die Landschaft: Beim seinerzeitigen Bau der A1 im Limmattal vor 50 Jahren ist das Trassee ohne Rücksicht auf Verluste festgelegt worden. Gerade im einstmals idyllischen Limmatbereich vor Würenlos sind Eingriffe ins Landschaftsbild erfolgt (zum Beispiel mit der 600 Meter langen Limmatbrücke), die man schon 20 Jahre später tunlichst vermieden hätte. Die Zürcher Nord- und Westumfahrung sind jedenfalls wesentlich landschaftsschonender gebaut worden. .

Man wagt sich ja kaum vorzustellen, wie unser Limmatraum aussehen würde, wenn noch weitere Fahrspuren hinzukämen oder die A1 gar doppelstöckig geführt würde. Wie hoch müssten die Lärmschutzwände sein? Müssten Wohngebiete wie am Würenloser Schliffenenweg für unbewohnbar erklärt werden? Zunichte gemacht würden in jedem Fall die in den letzten Jahren intensivierten Anstrengungen der Anrainergemeinden, den Limmatraum als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung aufzuwerten.

Und alle diese Nachteile nur, um für eine Wirkungsdauer von wenigen Jahren die Zahl der Staustunden zu reduzieren. Denn soviel ist klar: Die Vorteile der A1-Ausbauten wurden regelmässig nach kurzer Zeit durch die Verkehrszunahme zunichte gemacht. Immer breitere oder mehrgeschossige Autobahnen schaffen zudem anderswo neue Probleme. Denn irgendwann verlässt jedes Auto die Autobahn. Die Gleichung ist einfach: Je mehr Autos auf der Autobahn desto mehr Autos auch auf den Kantons-, Ortsverbindungs- und Gemeindestrassen.

Aber die Lösung dieses Problems könnte Röthlisbergers zweite Hundstage-Idee sein: Breitere Strassen. Die Strassenbaunormen müssen entsprechend geändert werden, denn die Autos (SUVs!) würden schliesslich auch immer breiter. Der Astra-Direktor folgt da einer Logik, die der Menschheit nicht zutraut, ein bisschen vernünftiger zu werden. Denn das Mami-Taxi, mit dem der 20 Kilo wiegende Kindergärtler herumgekarrt wird, muss ja nicht unbedingt 2500 Kilogramm wiegen.

Breitere Strassen? Wie das in Würenlos ginge, wo doch schon heute um jeden zusätzlichen Zentimeter zugunsten des Langsamverkehrs (Fussgänger, Velos) gerungen werden muss? In einem Punkt könnte Röthlisbergs Vorschlag aber durchaus sein Gutes haben: Müssten die öffentlichen Parkfelder in Städten. Dörfern und in Parkhäusern breiter werden, stünden auch weniger davon zur Verfügung. Wenigstens in diesem Punkt würde sich die (Auto-)Schlange in den Schwanz beissen.

Wäre es da nicht zielführender und zukunftsträchtiger, wenn alle im Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation am gleichen Strickende ziehen würden? Wenn alle Chefbeamten von Bundesrätin Doris Leuthard sich prioritär solchen Lösungsansätzen zuwenden würden, mit welchen der Teufelskreis «Immer mehr Strassen – immer mehr Verkehr» durchbrochen würde und die einen schonungsvolleren Umgang mit der Bevölkerung in der dichtbesiedelten Agglomeration versprechen?

Immerhin hält es auch das Astra für möglich, dass sich mit automatisierter Mobilität (fahrerlose Autos) die Kapazität der Autobahnen merklich erhöhen liesse. Der Verkehrsfluss würde ruhiger und die Fahrzeugabstände könnten kleiner sein. Und es gibt auch konkrete Ideen, welche die Kapazitäten auf der Ost-Westachse erhöhen würden, ohne das obere Limmattal zum lebensfeindlichen Landstrich verkommen zu lassen.

Da wäre einmal das Projekt Cargo sous Terrain, eine unterirdische Güterbahn, die im Endausbau den Lastwagenverkehr auf Schweizer Strassen um bis zu 40 Prozent senken könnte. Die erste Etappe würde von Zürich nach Härkingen-Niederbipp führen. An Investitionen in die Planung sind interessierte Schweizer Firmen wie Migros, Coop, Credit Suisse oder Schweizerische Post ebenso beteiligt wie ausländische Investoren. Oder für den Personenverkehr ein neuer 28 Kilometer langer Eisenbahntunnel von Zürich-Altstetten bis Aarau. Die Fahrzeit Zürich – Bern würde dadurch nochmals um rund eine Viertelstunde kürzer – das Auto könnte da kaum mehr mithalten.

Autobahn-Weiterausbau: Ja oder Nein – stimmen Sie ab, in der Randspalte rechts

Hoffnungsvoller Auftakt

Die Revision der Nutzungsplanung ist angelaufen.

Wer hätte das gedacht! Als letztes Jahr der Gemeinderat Würenloserinnen und Würenloser suchte für die Mitarbeit an der Gesamtrevision der Nutzungsplanung, staunte er nicht schlecht: Auf die Ausschreibung hin gingen nicht weniger als 40 Bewerbungen ein. Von wegen lokalpolitischem Desinteresse!

Dabei geht es ja nicht um einen unverbindlichen Karaoke- oder Kleidertauschabend, sondern um ein längeres Engagement mit grösserem Zeitaufwand – und um eine ziemlich wichtige Sache. Es gibt also noch Bürgerinnen und Bürger, welche die Zukunft ihres Wohnumfeldes mitgestalten wollen und sie nehmen ihre Mitarbeit ernst. Zur Startveranstaltung der Gesamtrevision im Gmeindschäller erschienen sie vollzählig – ohne Ausnahme.

Gut, hat der Gemeinderat – anders als anfänglich beabsichtigt – keine Auswahl aus all den Bewerbungen getroffen. Weil man längst nicht alle Bewerber gekannt habe, wäre dies auch schwer gefallen, sagt Gemeindeammann Toni Möckel. Für alle fand sich ein Plätzchen in einem Gremium.

Ich kam in der Arbeitsgruppe Verkehr unter, in dieser Gruppe als einziges Mitglied im Rentenalter übrigens. Die Arbeitsgruppe leistet Vorarbeiten für einen Kommunalen Gesamtplan Verkehr. Meinungsbildung und Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind vertraulich, ich werde darüber an dieser Stelle nicht berichten. Die Nutzungsplanung dürfte trotzdem immer wieder Thema im würenblicker sein.

Die Nutzungsplanung ist kompliziert. Vorbereitet, gesteuert und begleitet wird sie denn auch von einem Team aus Fachleuten (Raum- und Verkehrsplaner, Juristen, Landschaftsarchitekt usw.). Primavista überzeugt deren Auswahl. Man könnte aufgrund früherer Erfahrungen (etwa in der Bürgergruppe der Testplanung 2009/10) befürchten, die Bürgermitwirkung bleibe eine reine Alibiübung. Ich glaube das nicht. Denn mittlerweile scheint beim Gemeinderat die Einsicht vorhanden zu sein, dass engagierte Bürger ernst genommen werden wollen und mit konstruktiven Beiträgen viel zum guten Gelingen komplexer Planungsprozesse beitragen können.

Letztlich muss in einer Demokratie ja die Bevölkerung sagen, welche Entwicklung die Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten nehmen, welches Gesicht sie erhalten soll. Spätestens ums Jahr 2021 wird die Stunde der Wahrheit kommen, wenn die neue Bau- und Nutzungsordnung den Demokratietest an der Gemeindeversammlung bestehen muss.

Die jetzige Totalrevision unterscheidet sich von der letzten markant – in der Sache wie im Vorgehen. Materiell steht nicht länger die Ausweitung des Baugebiets im Vordergrund, sondern die Entwicklung nach innen: Im jetzigen Siedlungsgebiet sollen dereinst mehr Menschen wohnen als heute – wie viele mehr, das ist eine der Fragen, die gemeinsam zu klären sind.

Für den Einbezug der Bevölkerung wurde mit der Ausschreibung ein gänzlich neuer Ansatz gewählt. Das letzte Mal noch war die Spezialkommission weitgehend mit Parteileuten und Interessenvertretern besetzt. Dies hat meiner Ansicht nach zu einigen fragwürdigen und unzweckmässigen Festlegungen geführt.

Wie werden nun all die interessierten Bürger mitwirken?
– als Mitglied der Spezialkommission, die das ganze Geschäft bis zur Abstimmungsreife bringt, oder
– als Mitglied einer der drei thematischen Arbeitsgruppen (Natur + Landschaft/Landwirtschaft, Bau- und Nutzungsordnung, Verkehr) oder
– als Mitglied der Resonanzgruppe, welche die Arbeitsergebnisse der anderen Gremien laufend beurteilt, damit ja nicht an der Bevölkerung vorbei geplant wird.
Der Zeitaufwand ist unterschiedlich. Für Kommissionsmitglieder ist er erheblich grösser als für uns in einer Arbeitsgruppe.

Die Auftaktveranstaltung im Gmeindchäller hat mich hoffnungsvoll gestimmt. Ein breiter Mix von Leuten hatte sich da versammelt: Weniger der «üblichen Verdächtigen», denen man an lokalpolitischen Anlässen sonst begegnet. Um gefühlte 10 bis 20 Jahre niedriger war der Altersdurchschnitt als an einer durchschnittlichen Gemeindeversammlung, an der es nicht gerade um Schulbauten oder Sportanlagen geht.

Erfreulich viele Leute traf ich, die erst in den letzten Jahren zugezogen sind. Dass sie ihren neuen Wohnort mitgestalten wollen, ist sehr wertvoll, können sie das doch unbelastet von Vorgeschichten tun. Auch Frauen sind glücklicherweise dabei. Ihr Anteil hätte aber noch etwas grösser ausfallen dürfen, sind Frauen doch von raumplanerischen Entscheiden auf Gemeindeebene oft stärker betroffen als Männer – zum Beispiel als Mütter oder Konsumentinnen, die täglich im Dorf unterwegs sind.

Klar, der Tatbeweis ist erst noch zu erbringen, dass die gewählte offene Form der Bürgerbeteiligung zu einem guten Ergebnis führt. Aber die Vorfreude auf spannende und fruchtbare Diskussionen war im Gmeindschäller bei allen spürbar– auch beim Gemeinderat. Und das ist doch schon mal nicht wenig.

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie haben sich aus irgendwelchen Gründen nicht um die Mitarbeit an der Nutzungsplanung beworben, möchten sich aber trotzdem in die Diskussion einbringen? Schreiben Sie als Gastautorin oder -autor einen Beitrag auf würenblicker! Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf, damit wir die Modalitäten besprechen können. (Kontaktformular in der Kopfleiste).

Ein Plätzchen als Schätzchen

Aufwertung für die Dorfstrasse, das neue Plätzchen bei der Einmündung der Haselstrasse.
Wie mit planerischer Sorgfalt und mit relativ geringem Aufwand das Ortsbild verschönert und der Aufenthalt im öffentlichen Raum erfreulicher gestaltet werden kann, zeigt sich nun an der Dorfstrasse. Bei der Einmündung der Haselstrasse ist in den letzten Wochen ein schmuckes Plätzchen entstanden.

Das teils gekieste, teils gepflästerte Plätzchen ist zurückhaltend «möbliert»: Ein Baum samt Sitzbank rundherum, ein alter Brunnen, zwei mächtige Holzbalken und ein Steinkreis als weitere Sitzgelegenheiten und einige Steinblöcke gegen Wildparkierer. Sponsoren der Sitzbalken sind die Ortsbürger, es wird darauf diskret für vermehrte Verwendung einheimischen Holzes geworben. Der Brunnen ist eine Leihgabe des früheren Brunnenmeisters Felix Brunner.

Das Auge des Dorfflaneurs nimmt das Plätzchen mit Dankbarkeit wahr. Statt mit öden Sicht- und Lärmschutzwänden (wie gleich gegenüber an der Dorfstrasse) abgewertet, ist hier der Strassenraum aufgewertet worden. Eine neue Wegmarke ist entstanden. Im vordersten Teil der Überbauung Gatterächer West hat zwar das einstige Bauernhaus Haselstrasse 1 weichen müssen. «… mit seinem grossen (inzwischen verwilderten) Vorgarten trägt es wesentlich zum lebendigen und abwechslungsreichen Strassenraum bei», schrieb Martin Brogle in den Würenloser Blättern 2010 in seinem zusammen mit Felix Wyss verfassten Beitrag «Fünf vor zwölf für die Dorfstrasse». Nun hat der Vorgarten wenigstens einen würdigen Ersatz gefunden.

Das neue Plätzchen ist nicht nur Schmuck, es hat auch eine Funktion. Es macht es attraktiver, zu Fuss im Dorf unterwegs zu sein. Denken wir nur an die älteren und alten Menschen, die in immer grösserer Zahl anzutreffen sind. Auf ihrem Spaziergang oder Einkaufsweg schätzen es viele von ihnen gewiss, da kurz ausruhen zu können. Wenn der Baum im Sommer ausreichend Schatten spenden wird, werden vielleicht auch junge Mütter mit Kindern hier verweilen. Und die Kindergärtler vom Gatterächer werden wohl dank des Brunnens öfters nässer nach Hause kommen, als es die Wetterlage erwarten liesse. Das mag die Eltern nicht erfreuen, steigert aber den von Pädagogen hoch gepriesenen Erlebniswert des Schulwegs ungemein.

Zu lange sind in Würenlos die Strassenräume gestalterisch ziemlich vernachlässigt worden. Wie gut täte doch eine gestaltete Freifläche wie hier an der Ecke Dorf-/Haselstrasse dem «zusammengemosteten» Bickackerquartier! In seinem Leitbild zur Gemeindentwicklung von 2015 hatte es sich der Gemeinderat zum Ziel gesetzt, der Gestaltung des Strassenraumes mehr Aufmerksamkeit zu schenken und so die qualitative Entwicklung zu fördern sowie die Verkehrssituation im Dorf zu verbessern. Mit dem Plätzchen an der Dorfstrasse ist ein Anfang gemacht worden.

Musste der Neuüberbauung Gatterächer West weichen: Das Bauernhaus Haselstrasse 1 mit seinem zuletzt verwilderten Vorgarten.

Ein neuer Dorfteil nimmt Gestalt an

Die Informationsveranstaltung des Gemeinderates vom Dienstagabend war ausserordentlich stark besucht. Hauptattraktion war zweifellos die Präsentation des Gestaltungsplans Steinhof. Doch waren weitere Informationen überaus interessant, so etwa solche zur Post oder zum Alterszentrum.

Die Nicht-Steinhof-News gleich vorweg:

Die Post Würenlos bleibt bis mindestens 2020 so wie sie ist. Dies sicherte die Post dem Gemeinderat in einem Schreiben zu. Begründet wird dieser Entscheid von der Post unter anderem mit dem anhaltenden Wachstum der Gemeinde. Die Zusicherung gilt, sofern die Post bis 2020 im bestehenden, von der Gemeinde erworbenen Gebäude eingemietet bleiben kann. Der künftige Gemeindeammann Toni Möckel, der anstelle seines erkrankten Vorgängers Hans Ueli Reber die Veranstaltung leitete, verdankte den grossen Einsatz der Würenloserin Sonja Vionnet, die über 1600 Unterschriften für den Erhalt der Poststelle gesammelt hat.

Die Alterszentrum Würenlos AG, zu deren Gründung die Gemeindeversammlung vor einem Jahr grünes Licht gegeben hat, ist Ende Oktober endlich gegründet worden. Präsident des Verwaltungsrates ist der künftige Gemeindeammann Toni Möckel. Weitere Mitglieder des Verwaltungsrates sind Urs Aebischer, Ursula Blaser, Alain Cornuz, Gemeinderat Markus Hugi, Matthias Rufer. Die Geschäftsstelle befindet sich bei der Forensis Treuhand AG mit Hauptsitz in Olten und einer Zweigstelle an der Grosszelgstrasse 24 in Würenlos.

Doch nun zu den Informationen über das Steinhofareal.

Für das bestehende Steinhof-Ensemble wird nur noch auf das Okay aus Aarau für die Baubewilligung gewartet. Bauherrschaft und Architekten hoffen, mit dem Um- bzw. Neubau im nächsten Frühling beginnen zu können. Der Kopfbau mit Restaurant wird umfassend saniert, der Saalanbau sowie die Scheune werden mit Neubauten ersetzt – mit einem Mehrfamilienhaus in Form der alten Scheune und einem Saal mit darüberliegenden Hotelzimmern.

Die Überbauung Steinhof von der Landstrasse aus gesehen. Weiss im Hintergrund die später folgende Überbauung Im Grund.
Ein zweiter Schritt bringt dann eine markantere Veränderung des Ortsbild. Im Wiesland um das Gasthof-Ensemble sollen 8 Mehrfamilienhäuser entstehen, sieben davon mit 4 Vollgeschossen und Attikageschoss, eines mit drei Vollgeschossen und Attika. Der Gestaltungsplan soll einerseits sicherstellen, dass das Gasthof-Ensemble von den Neubauten nicht “erdrückt” wird und seine das Ortsbild prägende Wirkung nicht verliert. Anderseits soll er ein attraktives, schönes Neubauquartier ermöglichen. Auch wenn die Höhe der Neubauten, die den Gasthof Steinhof beträchtlich überragen werden, im Dorf noch Einiges zu reden geben dürfte.

Das neue Quartier mit dem Hotel-Restaurant Steinhof oben links.
Obwohl man in der jüngeren Vergangenheit mangels breiten Diskussionen den Eindruck gewinnen konnte, es sei den Würenloserinnen und Würenloserin eigentlich ziemlich schnuppe, was im Dorf neu gebaut wird, lässt der beachtliche Aufmarsch zur Versammlung auf ein Umbesinnen schliessen. Man will nicht mehr einfach zusehen, wie auf Maximalrendite fixierte Investoren und Immobilienentwickler das Dorf nach ihrem Gusto verunstalten. Und erfreulich ist, dass der Gemeinderat die Zeichen der Zeit erkannt hat und beim Steinhofareal und ebenso bei den Arealen Grund, Grosszelg und Bahnhof – in den Planungsverfahren mehr Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes nimmt. Eine solche planerische Sorgfalt hat man in Würenlos zu lange schmerzlich vermisst. Mit dem ehemaligen Aarauer Stadtbaumeister Felix Fuchs als Fachberater und dem Wettinger Landschaftsarchitekten Ingo Golz hat der Gemeinderat diesmal wohl auch die richtigen Experten beigezogen.

Die Überbauung der Areale Steinhof und Grund bringt der Gemeinde einen neuerlichen Wachstumsschub. Wie viele neue Einwohner in den vorerst 85 Wohnungen beim Steinhof leben werden, darüber scheinen sich die Planer nicht ganz einig zu sein. Während das Badener Tagblatt, offenbar gestützt auf Informationen des Architekten Martin Thalmann der massgeblich beteiligten Thalmann und Steger in Wettingen, am Dienstag von einem “neuen Quartier für 180 Einwohner” schrieb, rechnet Felix Fuchs mit zusätzlichen 200 bis 250 Einwohnern.

500 Menschen wird das neue Quartier aber dereinst zählen. Denn im angrenzenden Gebiet Im Grund sollen in einem weiteren Schritt etwa nochmals so viele neue Wohnungen dazu kommen. Die Gestaltung wird sich an jene rund um den Steinhof anlehnen. Das Areal im Grund muss aber im Laufe der Zonenplanrevision erst von der Gewerbe- in die Wohnzone umgeteilt werden. Bis zur Baureife dauert es da noch etliche Jahre.

Ob wegen des Wachstumsschubs der Schulraum schon wieder knapp werde, wurde vom Publikum gefragt. Der Bau eines weiteren Schulhauses scheint sich wegen der Grossüberbauung zwar nicht aufzudrängen, doch der Gemeinderat ist sich im Klaren, dass bei den Kindergärten Handlungsbedarf entstehen dürfte. Westlich der Landstrasse zwischen Flüehügel und Furtbach gibt es keinen Kindergarten. Spätestens beim Gestaltungsplan für das Gebiet Im Grund werde man einen solchen einplanen müssen, sagte Toni Möckel.

Etliches Stirnrunzeln beim Publikum löste auch die Verkehrserschliessung des neuen Quartiers aus. In einer unterirdischen Parkgarage sind 140 Parkplätze für die Bewohner und 37 weitere für das Hotel-Restaurant Steinhof vorgesehen. Ein- und Ausfahrt direkt in die Landstrasse und zwar gleich neben der Liegenschaft Coiffure Gruber. Das entlastet zwar das benachbarte Quartier Hürdli, dürfte aber in den Stosszeiten einige Probleme bereiten. Nicht direkt von der Landstrasse her kann dereinst das Areal Im Grund erschlossen werden.

Positiv aufgenommen wurde das Bemühen, bei der Anordnung der Gebäude und bei der Gestaltung des Freiraumes neue Wege zu beschreiten. Die Baukörper werden so angeordnet, dass dazwischen grössere Hofräume für gemeinschaftliche Nutzung entstehen. Gewisse Flächen dürfen nicht für die Parkgarage unterkellert werden, damit auch grössere Baumgruppen gepflanzt werden können. Und die Umgebung wird naturnah gestaltet sein, mit Feldgehölzen etwa. Öffentliche Fusswege werden durch das Quartier führen. Auch zwischen den Arealen Steinhof und Im Grund wird ein 3 Meter breiter Fuss- und Veloweg verlaufen – eine willkommene Alternative zur stark befahrenen Landstrasse. Das Trassee für eine Fortsetzung bis zum Bahnhof wird mit einem eigenen kleinen Gestaltungsplan jetzt gesichert. Direkt vor dem Steinhof sind überdies zusätzliche Haltestellen für den 1er-Bus vorgesehen.

Den erwähnten BT-Artikel finden Sie hier und hier die Planungsunterlagen für das laufende öffentliche Mitwirkungsverfahren. Stellungnahmen aus der Bevölkerung sind bis 18. Dezember dem Gemeinderat schriftlich einzureichen.