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Alterszentrum: Baugesuch abgewiesen, jetzt sind die Juristen dran

Der Gemeinderat hat das Baugesuch der Alterszentrum Würenlos AG für das Alterszentrum abgewiesen. Gezwungenermassen. Die Abteilung für Baubewilligungen beim kantonalen Departement für Bau, Verkehr und Umwelt verweigerte die Zustimmung zum Baugesuch. 

Eine aktuelle Informationstafel an der Ecke Rössligasse/Chileweg informiert über das nun auf der Zentrumswiese ausgesteckte Projekt für das Alterszentrum.
Bauprofile und Informationstafel für das Alterszentrum. Die Chancen, dass hier so gebaut
wird, wie die Profile zeigen, liegen bei knapp 50 %.

Es war kein Freudentag für all jene, die darauf hoffen, das Alterszentrum werde bald gebaut. Gemeinderat und Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG (im folgenden AZ AG) orientierten am Dienstagabend über den aktuellen Stand der Dinge. Wie schon im letzten Sommer absehbar war, hat der Kanton die Ampel für die Erteilung der Baubewilligung durch den Gemeinderat auf Rot gestellt. Die kantonale Denkmalpflege (angesiedelt im Departement Bildung, Kultur und Sport) macht geltend, das Projekt Margerite auf dem Furtbach-seitigen Teil der Zentrumswiese beeinträchtige die Umgebung der kantonalen Schutzobjekte Alte Mühle und Kirchturm zu stark. Andere Dienstabteilungen des Kantons, die auch mitzureden haben, z.B. wegen des Furtbachs oder der Verkehrserschliessung, hatten gegen eine Baubewilligung nichts einzuwenden.

Am Info-Abend war zu erfahren, dass sich der Gemeinderat und der Verwaltungsrat der AZ AG an einer gemeinsamen Sitzung, moderiert durch eine Mediatorin, mit der entstandenen Situation auseinandergesetzt haben. Für das weitere Vorgehen sehen sie vier Optionen:  

  1. Beschwerde der AZ AG beim Regierungsrat gegen den Entscheid der Abteilung für Baubewilligungen.
  2. Neues Projekt auf der Zentrumswiese, aber an anderer Stelle (wie es die Denkmalpflege schon im Sommer empfahl).
  3. Neues Projekt an einem anderen Standort (z.B. Wiemel).
  4. Totalabbruch der Planung für ein Alterszentrum. 

Option 4 will will niemand. Die Optionen 1 – 3 sind alle mit erheblichen Risiken behaftet. Die AZ AG selbst schätzt ihre Chancen bei einem Weiterzug (Option 1) auf «knapp 50%»

Doch Gemeinderat und AZ AG mussten sich für das ihrer Meinung nach geringste Übel entscheiden: Die AZ AG wird den Rechtsweg beschreiten mit dem Ziel, dass der Regierungsrat oder wenn nötig später das Verwaltungsgericht oder erst das Bundesgericht den Weg frei macht zur Erteilung der Baubewilligung. Das ist mit erheblichen Kosten für Anwälte, Gerichts- und andere Gebühren verbunden und es dauert. Unterliegt die AZ AG in letzter Instanz, so ist man in 5, 6 Jahren gleich weit wie heute. 

Sollte aber die AZ AG beim Regierungsrat obsiegen, so machte Heinrich Nüssli als Sprecher von Einwendern am Info-Abend unmissverständlich klar, dass sie sich damit nicht abfinden und den Rechtsweg beschreiten würden.  (Folgen siehe letzter Absatz). Wortmeldungen aus dem Publikum machten deutlich, dass viele Würenloserinnen und Würenloser in ihrer Enttäuschung Mühe haben, sich damit abzufinden, dass sich der Kampf ums Alterszentrum nun definitiv auf die juristische Ebene verlagert hat. Mit emotionalen Argumenten, wie sie seit Jahrzehnten die Thematik belasten, ist nun kein Stich mehr zu holen. Und «Aarau» ist nicht an allem schuld.

Gemeinderat und AZ AG gaben sich verhalten selbstkritisch. Ihre vier wichtigsten Einsichten: Die Denkmalpflege sei nicht frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden worden, im Spannungsfeld zwischen effizienten Betriebsabläufen im Alterszentrum und der denkmalpflegerischen Sichtweise sei keine befriedigende Lösung gefunden worden, der Planungsperimeter fürs Alterszentrum sei zu kleinflächig festgelegt worden und im Verwaltungsrat sei die Kostenkontrolle zu kurz gekommen, worauf der Bauherrenvertreter zu wenig darauf aufmerksam gemacht habe.

Es gibt im Planungsprozess mehrere solcher Episoden, die das Vertrauen der Würenloserinnen und Würenloser in die Alterszentrum-Planung nicht eben gefördert haben. Eine weitere, für das weitere Verfahren wohl belanglose Geschichte gab am Info-Abend zu reden. Die kantonale Denkmalpflege hat schon 2013 in einem Brief an die örtliche Ortsbildschutzkommission ein Überbauen der Zentrumswiese «grundsätzlich in Frage gestellt». Er habe diesen Brief nie gesehen, sagte Möckel erst. Nachdem Heinrich Nüssli sowie SVP-Vizepräsident Pascal Pfeffer belegen konnten, dass er und das VR-Mitglied Matthias Rufer seinerzeit sehr wohl eine Briefkopie erhalten hätten, bat Möckel um Verständnis für seine Erinnerungslücke. 

Eine wichtige Quelle allen Übels ist der Umstand, dass wegen des Alterszentrum bei der Entwicklung des Areals Zentrumswiese vom normalen Planungsablauf abgewichen wurde – wohl in der nichterfüllten Hoffnung, Zeit zu sparen. Ein Sondernutzungsplan für die gesamte Zentrumswiese, inklusive Post, Rössli und Zentrumsscheune wurde in Angriff genommen, aber dann nicht weiterverfolgt. Eine solche Sondernutzungsplanung (Gestaltungsplan, Erschliessungsplan) hätte denkmalpflegerische Aspekte früher in den Fokus gerückt und der Bevölkerung Gelegenheit geboten, über die Positionierung des Alterszentrums auf der Zentrumswiese mitzureden. 

Es war überraschend, dass der frühere Gemeindeammann Hans Ueli Reber  – wie zuvor schon Heinrich Nüssli von der Einwenderseite – dem Gemeinderat dringend empfahl, den schwierigen Weg über einen Sondernutzungsplan doch noch zu beschreiten. – Nicht auszuschliessen, dass ein zeitraubender Sondernutzungplan der Königsweg sein wird, irgendwann doch noch zu einem Alterszentrum auf der Zentrumswiese zu kommen.

In einer weiteren Folge wird sich würenblicker unter anderem mit den Organisationsstrukturen beim Alterszentrum Würenlos und mit der umstrittenen Doppelrolle von Toni Möckel als Gemeindeammann und VR-Präsident der AZ AG befassen.

Alterszentrum in bedrohlicher Schieflage

Dramatische Entwicklung beim Alterszentrum: Als der Gemeinderat am 10. Mai an seinem Informationsabend über den Stand des Vorhabens informierte, erweckte er den Anschein, zur Erteilung der Baubewilligung gelte es nur noch das längst fällige Okay des Kantons zum Projekt abzuwarten. Dabei wusste der Gemeinderat zu jenem Zeitpunkt seit über einem Monat, dass das Verfahren in Aarau sistiert ist. Denn die kantonale Denkmalpflege will das grosse Bauwerk auf jenem Teil der Zentrumswiese, auf dem es jetzt geplant ist, nicht zulassen.

Eine aktuelle Informationstafel an der Ecke Rössligasse/Chileweg informiert über das nun auf der Zentrumswiese ausgesteckte Projekt für das Alterszentrum.
Der geplante Standort fürs Alterszentrum passt der kantonalen Denkmalpflege ganz und gar nicht. Sie verlangt, dass das künftige Alterszentrum auf die vom Furtbach abgewandte Seite der Zentrumswiese verschoben wird.

Bevor der Gemeinderat über das Baugesuch der gemeindeeigenen Alterszentrum Würenlos AG entscheiden kann, braucht er grünes Licht von mehreren kantonalen Amtsstellen. Diese haben mitzureden, wenn es etwa um den Furtbach, die Verkehrserschliessung oder den Ortsbildschutz geht. Die Abteilung für Baubewilligungen beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt koordiniert und sammelt die Stellungnahmen der einzelnen Ämter und ist für den Gemeinderat der Ansprechpartner.

Nun liegt würenblicker ein Schreiben der Abteilung für Baubewilligungen an den Gemeinderat vom 25. April vor. Darin wird mitgeteilt, dass das Geschäft beim Kanton sistiert ist bis das Alterszentrum vom Furtbach weg verschoben sei. Die kantonale Denkmalpflege opponiert dem Bau am vorgesehenen Ort.

Im Schreiben mit dem harmlosen Titel «Unterlagenergänzung» folgt der Hammer am Schluss der 2 A4-Seiten füllenden Erwägungen: «Die Neubauten sind auf den nördlichen und/oder westlichen Arealteil zu konzentrieren.» Das ist exakt das, was die Einwender unter anderem fordern. Andere ihrer Argumente stehen dem Okay aus Aarau offenbar nicht im Wege. Für die Einwender ist der Brief aus Aarau trotzdem ein weiterer Teilerfolg. Sie sehen sich ihrem Ziel, das Alterszentrum auf der Zentrumswiese mindestens entlang dem Furtbach zu verhindern, wieder ein Stück näher. Und einige ihrer Exponenten fordern jetzt schon personelle Konsequenzen (Link zum nachfolgenden Gastkommentar).

Das Schreiben aus Aarau schliesst mit dem Satz: «Wir danken Ihnen für die umgehende Unterlagenergänzung, damit das Geschäft behandelt werden kann.» – «Umgehend» werden die Unterlagen wohl nicht ergänzt werden können. Das  aktuelle Projekt auf dem Computer huschhusch auf den nördlichen und westlichen Teil der Zentrumswiese zu verschieben, geht kaum. Dem steht die Geländebeschaffenheit entgegen. Aber auch der Zonenplan: Der neue Standort befände sich grösstenteils nicht mehr in der Zone für öffentliche Bauten, sondern in der Kernzone. In dieser sind so voluminöse Bauten wie die geplante nur möglich, wenn vorgängig ein Gestaltungsplan erstellt wird. Einen solchen gibt es nicht, die Erarbeitung dauert rasch einmal Jahre.

Dem Ziel, möglichst rasch zu einem Alterszentrum zu kommen, wurde insbesondere von der Alterszentrum Würenlos AG unter Leitung ihres VR-Präsidenten. Gemeindeammann Toni Möckel, und dem Lobbyverein Alterszentrum Würenlos alles andere untergeordnet. Und der Gemeinderat schaute zu. Von einem ursprünglich angekündigten Gestaltungsplan für die Zentrumswiese inklusive Rössli- und Postareal wurde sang- und klanglos abgesehen und stattdessen hurtig ein Studienwettbewerb nur fürs Alterszentrum ausgeschrieben: Siegerprojekt Margerite.  Bei dessen Bekanntgabe konnte nicht genug betont werden, Margerite haben eben gerade den Vorzug , dass nur Land in der Zone für öffentliche Bauten beansprucht und so ein Gestaltungsplan entbehrlich werde. 

Welche Ironie des Schicksals! Die Beschleunigung des Planungsprozesses kehrt sich spätestens jetzt ins Gegenteil. Das Alterszentrum verzögert sich weiter, ja droht gar zu scheitern. Denkmalpflegerische Aspekte wurden bei der Planung von Anfang an zu wenig beachtet. Dabei hatte die kantonale Denkmalpflege schon 2013 in einem Brief an den Gemeinderat die gleiche Haltung wie heute vertreten. Später kam ein vom Gemeinderat bestelltes Ortsbildgutachten zum Schluss, dass Margerite abgespeckt werden müsse, was dann auch erfolgte. Doch das genügte offenbar nicht. 

Hauptproblematik beim aktuellen-Projekt ist für die kantonale Denkmalpflege, «dass die vorgesehene Platzierung der Neubauten die Zentrumswiese in eine Restfläche nördlich des Rössliweges und in einen verhältnismässig schmalen Bereich entlang des Furtbach teilt.» Die Identität der historischen Zentrumswiese ändere sich dadurch «fundamental»: Der Furtbach wäre nicht mehr Teil der Zentrumswiese. Diese stelle aber seit je her das Vorfeld der Mühle, des Ortskerns jenseits am Furtbach und den darüber sich erhebenden Kirchenbauten samt dem einzigartigen Turm dar. Mühle wie Turm stehen unter kantonalem Schutz.

Ihren Entscheid stützt die kantonale Denkmalpflege ab auf das aargauische Kulturgesetz (samt Verordnung dazu). Demnach können Bauten in der Umgebung von unter Schutz gestellten Denkmälern untersagt werden, wenn sie ein Denkmal in seiner Wirkung beeinträchtigen. «In nicht ausreichendem Ausmass in die Planung eingeflossen» sind laut Denkmalpflege die Erkenntnisse des vom Gemeinderat beschlossenen und für ihn verbindlichen Masterplans Plus «Zentrum Würenlos» vom März 2019. Der weise explizit darauf hin, dass die Zentrumswiese mit dem Furtbach und dem historischen Ortskern mit Schutzobjekten räumlich-visuell verknüpft bleiben sollte.

Es ist zu vermuten, dass hinter den Kulissen bereits lobbyiert wird, damit die kantonale Denkmalpflege von ihrer Haltung abrückt. Doch auch wenn der Gemeinderat letztlich das Okay erhielte, die Baubewilligung zu erteilen, so wäre das Alterszentrum längst noch nicht gebaut. Für die Einwender im Baubewilligungsverfahren ist der Brief der Abteilung für Baubewilligungen allemal eine «Steilvorlage». Er erhöht ihre Chancen auf dem allenfalls zu beschreitenden Weg durch die Beschwerdeinstanzen markant.

Gemeinderat und Alterszentrum Würenlos AG wurden am Samstag, 4. Juni, 18 h, per Mail um Stellungnahmen zum Brief aus Aarau ersucht. Bis18. Juni, 18h, ist keine offizielle Reaktion erfolgt.

Alterszentrum: Projekt verbessert – Gegner besänftigt?

Eine aktuelle Informationstafel an der Ecke Rössligasse/Chileweg informiert über das nun auf der Zentrumswiese ausgesteckte Projekt für das Alterszentrum.
Eine aktuelle Informationstafel an der Ecke Rössligasse/Chileweg informiert über das nun auf der Zentrumswiese ausgesteckte Projekt für das Alterszentrum. (Bild würenblicker)

Nach 33-jähriger Planungsgeschichte ist es endlich geschafft: Zum ersten Mal ist ist ein Baugesuch für ein Alterszentrum in Würenlos eingereicht worden. Zwei frühere Projekte waren bereits vorher gescheitert.

In seinen öffentlichen Äusserungen ist Toni Möckel – in Personalunion Gemeindeammann und Präsident des Verwaltungsrates der Alterszentrum Würenlos AG – die Erleichterung und auch der Stolz darüber anzuhören, es bis zu diesem Punkt geschafft zu haben. Das eingereichte Baugesuch mag Möckel auch ein Stück weit darüber hinweg trösten, dass für ihn und seine Gemeinderatskollegen im vergangenen Jahr Etliches nicht rund gelaufen ist. 

Die Desavouierung des Gemeinderates durch die Bevölkerung im Falle der Aushubdeponie Steindler war selbstverschuldet und die Blamage hätte sich mit mehr politischem Gespür und Mut vermeiden lassen. Nicht wie gewünscht lief es auch an der Dezember-Gemeindeversammlung. Der Verkaufsvertrag fürs Postgebäude und der Ausbau Rössliweg Nord wurden zur Nachbesserung an den Gemeinderat zurückgewiesen. Und zu einem dritten Geschäft, dem Zusatzkredit für einen weiteren Ausbau des Gemeindehauses, wird noch eine Urnenabstimmung stattfinden. Die SVP gab ebenfalls zum Jahresbeginn bekannt, sie habe die nötige Zahl von Unterschriften für das Referendum innert zwei Wochen zusammengebracht. – In all dem, aber auch in der Ablehnung des Gemeindehauskredites durch die Finanzkommission offenbart sich eine gewisse Vertrauenskrise.

Doch zurück zum Alterszentrum. Bevor die Bauprofile aufgestellt und die Bauauschreibung in der «Limmatwelle» Nr. 1/2022 erfolgt ist , wurde eine Informationsbroschüre der Alterszentrum Würenlos AG in alle Haushalte verteilt. Die Broschüre gibt einen guten Überblick darüber, was auf der Zentrumswiese aktuell geplant ist und zwar neben den Hochbauten fürs Alterszentrum auch eine Renaturierung des Furtbachs und eine Verbesserung des Hochwasserschutzes entlang des Alterszentrums sowie die Gestaltung der Zentrumswiese ausserhalb des Alterszentrumareals. Diese Umgebungspläne sind Teil des Auflageprojekts. Leider wird in der Info-Broschüre nicht genauer erläutert, für welche Umgebungsarbeiten die Einwohnergemeinde selber als Bauherrin auftreten wird und dass dafür die Einwohnergemeinde-Versammlung noch entsprechende Kredite zu genehmigen haben wird.

Abgesehen davon wird das Info-Heft, dem weitere folgen sollen, sehr professionell konzipiert, gestaltet und redigiert. Es hebt sich positiv von allem ab, was in jüngerer Zeit in Würenlos von amtlicher oder (wie beim Alterszentrum) halbamtlicher Seite informationsmässig geboten wurde. 

Klugerweise wird im Heft kein Zeitplan für die weiteren Realisierungsschritte genannt.  Schon zu oft haben sich die Alterszentrum Würenlos AG und ihr VR-Präsident Möckel mit zu optimistischen Terminplänen in die Nesseln gesetzt. Im Sommer 2019 stand schon mal  ein Baugespann fürs Alterszentrum. Damals wollte sich die Alterszentrum Würenlos AG in einem Vorentscheid vom Gemeinderat wichtige Elemente ihres Projektes Margerite vorab bewilligen lassen. Mehr als ein Jahr später wurde das Gesuch zurückgezogen. Man strebe jetzt gleich die eigentliche Baubewilligung an, hiess es. In der Zwischenzeit waren von mehreren Anwohnern Einwendungen gemacht worden, die sich nicht einfach unter den Tisch wischen liessen. Der Gemeinderat bestellte unter anderem ein Ortsbild-Gutachten. Dieses kam zum Schluss, dass ein Alterszentrum am vorgesehenen Standort nahe des Furtbachs zwar denkbar, das ursprüngliche Margerite-Projekt aber wohl nicht bewilligungsfähig sei.

Ausgesteckt ist nun ein klar besseres, redimensioniertes Projekt. Das gesamte Gebäudevolumen wurde um 15% reduziert. Die 44 Einzel-Pflegezimmer blieben, die Zahl der Alterswohnungen mit Dienstleistungsangebot wurde um 12 auf 32 reduziert. Einzelne Trakte sind um ein Stockwerk niedriger. Kein Gebäudeteil mehr ist fünf-geschossig, die höchsten Trakte sind jetzt viergeschossig. Zudem wurde der sehr lange Gebäuderiegel in zwei Gebäude aufgeteilt. Der teilweise überdachte Zwischenraum ist eine Sicht- und Durchgangsachse.

Auch nach dem Rückzug des Vorentscheid-Gesuchs haben sich einige Gegner wiederholt zu Wort gemeldet und sowohl den Planungsablauf wie auch den Standort auf dem Furtbach-seitigen Teil der Zentrumswiese grundsätzlich in Frage gestellt. Dass dem nun stark verbesserten Auflageprojekt gar keine Opposition mehr erwächst, ist deshalb nicht zu erwarten. “Ich wäre nicht überrascht, wenn es Einsprachen geben würde. Allerdings rechne ich nicht mit einer grossen Anzahl”, zitiert die “Limmatwelle” dazu Gemeindeammann Möckel.

Selbst wenn die bisherige Front der Gegner bröckeln sollte, die Zahl der Einsprachen gegen das Auflageprojekt ist nicht so wichtig. Das Baurecht ist sehr kompliziert geworden, und das erst recht bei so grossen und komplexen Bauvorhaben wie einem Alterszentrum. Ein oder mehrere Einsprecher, die über genügend Ausdauer und Geld verfügen, können ein solches Bauvorhaben zwar vielleicht nicht verhindern, aber zumindest erheblich verzögern. Ein gewiefter Bauanwalt wird bei jedem Projekt irgendwo eine oder mehrere Schwachstellen finden, über die sich durch den ganzen Instanzenzug hindurch herrlich streiten lässt. Unter den möglichen Einsprechern hat es durchaus solche, welche die genannten Voraussetzungen zu erfüllen scheinen.

Möglicherweise wird nach Ablauf der Auflage- und Einsprachefrist am 8. Februar etwas klarer sein, ob Toni Möckels Hoffnung, “dass im Jahr 2025 die ersten Senioren im Würenloser Alterszentrum einziehen können” (“Limmatwelle”) mehr ist als ein leiser Hoffnungsschimmer.

Nur noch 25 Betagte leben in auswärtigen Alterszentren
Aktuell leben gemäss der verteilten Info-Broschüre 25 Würenloserinnen und Würenloser auswärts in einem Alters- und Pflegeheim. Ende 2015 waren es noch 36 Personen, wie damals in einem Informationsblatt des Vereins Alterszentrum Würenlos zu lesen war. Ist die angesichts einer leichten Zunahme der Bevölkerung in den letzten 6 Jahren erstaunliche Abnahme ein blosser Zufall? Oder ist eine mögliche Erklärung, dass seit Beginn der Corona-Pandemie Betagte mit dem Eintritt in eine Alters- und Pflegeeinrichtung noch länger zuwarten als vorher? Jedenfalls melden seither Alterszentren häufiger eine tiefe und betriebswirtschaftlich problematische Belegung. 

5G-Antennen: Traben statt galoppieren

Um diese Mobilfunkantenne auf einem Geschäftshaus am Rande des Gewerbegebietes im Grund, südlich des Bahnhofs, geht es im hängigen Baubewilligungsverfahren. (Foto: würenblicker)

7 Baueinsprachen sind meines Wissens im Mai gegen den 5G-Ausbau der Mobilfunk-Antenne auf dem Geschäftshaus an der Grundstrasse 1 eingegangen. In wenigen Tagen sind diese Einsprachen mit gegen 200 Begleitunterschriften bekräftigt worden. Dies obwohl die Unterschriften nur im erlaubten Einsprache-Umkreis von maximal 629 Metern gesammelt wurden. Wieso diese eindrücklichen Zahlen? Was bewegt unsere Miteinwohner*innen dazu?

Das Thema 5G ist sachlich komplex. Welchen Experten ist zu vertrauen? Schliesslich gilt jede Fachperson solange als Experte oder Expertin, bis sie widerlegt wird. Dies war schon in der Antike so, als die Menschheit zu wissen glaubte, die Erde sei eine Scheibe

Bei der 5G-Technologie sind viele Fachspezialisten am Erforschen verschiedenster Aspekte. Um nur einige davon hervorzuheben (ohne die anderen als weniger wichtig taxieren zu wollen): 

  • Wie sind die Beeinträchtigungen der menschlichen und tierischen Gesundheit? Gibt es schädliche biologische Effekte (Gefahr von Krebs, oxidativem Stress, DNA-Schäden), schädliche thermische Effekte (Nachteile für Menschen mit medizinischen Hilfsmitteln wie Herzschrittmachern oder Hörgeräten)? Wer haftet für diese Beeinträchtigungen?
  • Was sind die Einflüsse auf den Wert von Liegenschaften? Erhöht oder vermindert eine Antenne in der Nähe den Wert einer Liegenschaft? Momentan ist zu beobachten, dass 5G eher wertmindernd wirkt, doch wird dies so bleiben? Wer haftet für diese Minderungen? 
  • Welche noch fehlenden technischen Verfahren werden entwickelt, um Strahlenbelastungen und das Einhalten von Grenzwerten zu garantieren? Welche noch nicht vorhandenen Schweizer Immissionsgrenzwerte werden hier definiert?

Angesichts der verbreiteten Vorbehalte in unserem Wohngebiet stellt sich mir zudem die Frage: Wer ist in Würenlos in die Entscheidungen 5G-Ausbau einbezogen und wer nicht? Eignen sich dazu unsere Baugesuchs-Verfahren? Mir scheinen diese für diese Anlagen unzureichend. Zu meinem Erstaunen wurde mir gesagt, dass bereits 4 Antennen in unserer Gemeinde ausgebaut sind. Wer hat dies entschieden? 

Trauen wir Einspracheberechtigten oder der Bauverwaltung Kenntnisse über Strahlenschutz zu, wenn sich solche nicht einmal der Bundesrat zutraut? Er hat im April 2020 beschlossen, dass zunächst Tests notwendig sind, um Transparenz für die Bevölkerung darüber zu schaffen, wie stark 5G-Antennen den Menschen tatsächlich belasten. Erste Resultate werden bis Ende 2021 erwartet (https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/elektrosmog/mitteilungen.msg-id-78857.html ).  

Ausgeschlossen vom Entscheid zu sein, verärgert mindestens einen Teil der Bürger inklusive mir. Ich bin überzeugt davon, dass eine breite Akzeptanz der Antennen-Entscheide erst gegeben sein wird, wenn das Vorgehen bei den (positiven oder negativen) Entscheiden über Bewilligungen solcher Antennen demokratisch akzeptiert ist. Die Unterschriften bezeugen, dass die Bevölkerung mitentscheiden möchte

Was könnten wir aus ähnlichen Entwicklungen in der Vergangenheit lernen? Als vor über 140 Jahren das Kabeltelefon seine ersten Anhänger suchte, war ein solcher Apparat ‘des Teufels’. Heute ist er nicht wegzudenken. Wir sprechen immer wieder von neuen Technologien. Das Neue lockt, und wir sind im Glauben “ja, das kommt schon gut”.  Dabei gibt es noch keine festgelegten Grenzwerte, geschweige denn bewährte Methoden, um diese Grenzwerte zu messen.

Aus meinem beruflichen aviatischen Kontext, weiss ich, dass ohne zertifizierte Prüfverfahren und -methode kein neues Fluggerät zugelassen wird. So ist gegenwärtig das Drohnenthema heiss diskutiert, doch solange die Qualitätssicherung lückenhaft ist, wird keine kommerzielle Drohne über ihre Testphase hinwegkommen. Das wird noch Jahre und unzählige Ingenieurstunden beanspruchen. 

Wieso haben wir es also in Würenlos so eilig, Antennen auszubauen, wo wir (und auch die Fachexperten) nicht mal wissen, wo die Lücken sind? Wer hat Interesse, uns als Bewohner von Würenlos als «Versuchskaninchen» zu gebrauchen für diese neuen Antennen? Umso mehr, da in anderen Kantonen und Gemeinden (Beispiel Neuenhof) Moratorien bestehen.

Wenn es andere (Swisscom) so eilig haben mit 5G, ist die Frage gewiss berechtigt, ob es jetzt nicht angezeigt wäre, statt mit zu galoppieren langsamer zu traben nach dem Motto ‘Würenlos baut nicht aus und beobachtet jetzt mal’? 

Demokratie braucht Menschen, die miteinander reden. Von den Initiant*innen der Unterschriftensammlung wurde angekündigt, dass sie bestrebt sind, baldmöglichst eine fachliche Informationsveranstaltung für die Bevölkerung zu organisieren. Um auf diese Weise Sachverhalte und viele offene Fragen klären zu können. Ich freue mich darauf!

Wie denken Sie über die 5G-Problematik? Auch Ihre Meinung interessiert. Benützen Sie die Kommentarfunktion unter dem Titel dieses Gastbeitrages von Alessandro Camisani.