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1968 in Würenlos – Zeitzeugen erinnern sich

Würenlos vor 50 Jahren. Ein neuer, knapp 20-minütiger Dokumentarfilm mit Videointerviews zeigt, was junge Würenloserinnen und Würeloser damals in der Freizeit so trieben, was sie am Dorfleben schätzten und was sie vermissten und wofür oder wogegen sie sich einsetzten.

Der spätere Unternehmer Leo Güller machte schon als Elektromechanikerstift mit einem Piratensender Radio Beromünster Konkurrenz. Die junge, noch ledige Primarlehrerin Hanna Brogle durfte ihren Schatz (und nachmaligen Ehemann) Ueli Huber auf Geheiss des Lehrerinnenseminar-Direktors nicht in aller Öffentlichkeit küssen und sah sich an ihrem ersten Arbeitstag im Schulzimmer 100 neugierigen Gesichtern gegenüber. Der junge Gärtnermeister Toni Möckel (sen.) wehrte sich gegen den Bau eines Hochhauses an der Landstrasse und hatte die Idee, an der Würenloser 1100-Jahr-Feier mit einem Festzug auf die Ortsgeschichte zurückzublicken. Und die junge Balletteuse Hildegard Koller empfand das Dorfleben als Teenager etwas langweilig; als Erstes brachte sie als 20-Jährige die ältere Generation mit dem neuartigen Altersturnen in Schwung. Später führte sie Hunderte von Mädchen in die Ballettkunst ein. Vier Würenloserinnen und Würenloser – vier Geschichten. Zu sehen jetzt im 20-minütigen Dokfilm “1968 in Würenlos – Zeitzeugen erinnern sich” von Peshraw Mirza und mir, Peter Früh.

Der Film entstand im Zusammenhang mit dem Jubiläum des Kulturkreises Würenlos, der am 10. und 11. August sein 50-jähriges Bestehen feierte. Am zweitägigen Jubiläumsfest wurde auf das geschichtsträchtige Gründungsjahr 1968 in vielfältiger Weise eingegangen. Publikumsmagnet Nr. 1 war natürlich das Konzert von “Les Sauterelles” am Samstagabend. Rund 300 Rockbegeisterte liessen sich den Auftritt der Hitparadenstürmer von einst, damals auch Swiss Beatles genannt, nicht entgehen.

Fast ebenso viele Zuschauer liessen sich in sechs Vorstellungen einer History-Show vor Augen führen, was eigentlich im weltweiten Umbruchsjahr 1968 im beschaulichen Würenlos so geschah. Wichtiger Bestandteil der Schau, deren Liveteil Albert Freuler (als Geschichtsprofessor Kurt von Furt-Bach) und und Harald Völker (als Roger, ein Würenloser 68er) bestritten, waren Ausschnitte aus Videointerviews mit vier Würenloserinnen und Würenlosern, die 1968 jung waren. Aus den vier Interviews in voller Länge ist der knapp 20-minütige, amüsante Dok-Film entstanden, der nun als Video auf YouTube angesehen werden kann.

Noch ein Wort zu Peshraw Mirza (Kamera und Schnitt des Films): Bis vor wenigen Jahren wirkte er als TV-Journalist beim grössten kurdischen TV-Sender im Irak. Nach einem IS-kritischen Bericht sah er sich gezwungen, zusammen mit Frau und zwei Kleinkindern die Heimat zu verlassen und die gefährliche Reise nach Europa anzutreten. Die dramatische Flucht übers Mittelmeer filmte er mit seinem Handy. Ausschnitte zeigte später das Fernsehen SRF in “10vor10”. Heute lebt Mirza mit seiner Familie in Neuenhof. Zusammen mit der Schule Neuenhof hat er auch ein Filmprojekt zum Thema Cybermobbing realisiert, das weit übers Limmattal hinaus Beachtung fand.

Viele Ehrungen und ein bisschen Finanzpolitik

Ein Regierungsrat, der Samichlaus samt zwei Schmutzli, das Frauenchörli und der Aargauer des Jahres 2017 – sie alle gaben sich ein Stelldichein auf der Bühne zum Abschluss der Gemeindeversammlung. Diese stand ganz im Zeichen des Abschieds und der Ehrungen. Fast beiläufig wurden das Budget 2018 mit dem neuen Gemeindesteuerfuss von 106 Prozent (bisher 109%) sowie der Kauf des früheren reformierten Pfarrhauses genehmigt.

Verweilen wir kurz beim Budget und dem neuen Steuerfuss. Viel zu reden gab dieses Traktandum nicht, die Einwohnergemeinde rechnet für nächste Jahr mit einem Ertragsüberschuss von rund einer Milllion Franken. Doch obwohl der Gemeindesteuerfuss um 3 Prozent sinkt, dürfen sich die Würenloser Steuerzahler nicht über eine Steuersenkung freuen. Denn die Gesamtbelastung durch die Kantons- und Gemeindesteuern bleibt unverändert.

Der Grund ist der neue Finanz- und Lastenausgleich, dem die aargauischen und auch die Würenloser Stimmberechtigten zugestimmt haben. Er entlastet die Gemeinden in einzelnen Bereichen, in anderen belastet er sie mehr. Weil unter dem Strich der Kanton mehr zahlt und alle Gemeinden zusammen weniger Kosten zu tragen haben, erhöht der Kanton seinen Steuerfuss um 3 Prozent. Im Gegenzug erwartet er von den Gemeinden, dass sie ihren Steuerfuss im gleichen Masse senken. Gemeinden, die beim bisherigen Steuerfuss bleiben wollen, müssen bei ihren Stimmberechtigten um eine Steuerfusserhöhung um 3 Prozent beantragen – und das machen viele Gemeinden.

Nicht so Würenlos. So erfreulich dies die meisten Steuerzahler finden mögen, ein Festhalten am bisherigen Gemeindesteuerfuss wäre rein finanzpolitisch eigentlich richtig, wie Finanzkommissions-Präsident Marco Galli sagte. Die Krux ist, dass Würenlos zu jenen Gemeinden gehört, die mit dem neuen Finanz- und Lastenausgleich schlechter fahren als mit der bisherigen Regelung.

Unter dem Strich kostet der neue Finanz- und Lastenausgleich Würenlos 215 000 Franken mehr. Dies entspricht mehr als einem Steuerprozent. Ins Gewicht fallen vor allem mehr als doppelt so hohe Zahlungen in den Finanzausgleichstopf. Statt 336 000 Franken wie 2017 sind es neu 755 000 Franken.

Würenlos rutscht deswegen aber nicht in die roten Zahlen, weshalb auch die Finanzkommission dem gemeinderätlichen Antrag auf 106% nicht opponierte. Trotz den Mehrkosten wegen des neuen Finanz- und Lastenausgleichs, trotz weiterer Mehrkosten wegen einer generellen Lohnerhöhung von 0,5% fürs Personal und trotz anhaltendem Trend zu sinkenden Pro-Kopf-Steuererträgen, wird auch 2018 die Schuldenlast etwas reduziert werden können.

Der positive Rechnungsabschluss ist aber nur wegen eines entsprechend geringen Investitionsvolumens möglich. Schon ganz anders sähe das Resultat aus, wenn der Kaufpreis von 1,85 Mio. Franken für das frühere reformierte Pfarrhaus, dessen Kauf die Gemeindeversammlung nun fast einstimmig beschlossen hat, nicht (wie mit der reformierten Kirchgemeinde vereinbart) erst im übernächsten Jahr bezahlt werden müsste. Das Investitionsvolumen wird nach der Planung des Gemeinderates in den Jahren 2019 und 2020 einen mächtigen Sprung nach oben machen: Von 2,285 auf jeweils über 5 Millionen Franken. Dann werden die Schulden wieder anwachsen. Der gemeinderätliche Finanzplan beruhigt zwar, die selbst gesetzte Schuldenobergrenze von 20 Mio. Franken werde bis 2025 kaum je überschritten. Doch die Finanzkommission glaubt das nicht. Viele Annahmen, auf welchen der Finanzplan beruhe, seien viel zu optimistisch.

Will man einen Wiederanstieg der Schulden vermeiden, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Noch mehr Sparen und Leistungsabbau, was aber auch der Gemeinderat nicht für vertretbar hält, oder Steuererhöhung. Schon in einem Jahr dürfte also eine solche ernsthaft zur Diskussion stehen. Dann wird man auch genauer und nicht bloss schätzungsweise wissen, was uns der neue Finanz- und Lastenausgleich wirklich kostet. Für finanzpolitisch unruhige Jahre dürfte jedenfalls gesorgt sein.

Keine schlaflosen Nächte mehr wird dies aber Hans Ueli Reber bereiten, dem nach 12 Jahren abtretenden Gemeindeammann. Seine letzte Gemeindeversammlung vorne auf dem Bock durfte er mit Ehrungen beenden: Verdiente Ehrungen erfuhren Mitbürger Markus Wopmann, wegen seiner Verdienste als Gründer und Leiter der Kinderschutzgruppe am Kantonsspital Baden zum Aargauer des jahres gewählt, sowie die auf Ende der Amtsperiode zurücktretenden Kommissionsmitglieder.

Schliesslich war Hans Ueli Reber selber dran. Regierungsrat Markus Dieth und Nachfolger Toni Möckel fanden für ihn nur lobende Worte. Möckel erinnerte zudem daran, dass mit Reber der wohl erste Kapitän einer Drei-Generationen-Crew von Bord gehe. Wohl zum ersten Mal in der Dorfgeschichte seien in den letzten vier Jahren drei Generationen im Gemeinderat vertreten gewesen. Und der Samichlaus? Auch er liess sein Buch der Sünden im Sack. Und statt von ihm eine Fitze gabs von den 216 anwesenden Stimmberechtigten herzlichen Applaus. Geschenke gabs natürlich auch: Einerseits erhielt Reber die absolut erste Flasche Gemeindewein vom gemeindeigenen Rebberg an der Grenze zu Oetwil (elf weitere werden folgen). Und zweitens wird er künftig mit einem E-Bike durchs Dorf flitzen können.

Ein neuer Dorfteil nimmt Gestalt an

Die Informationsveranstaltung des Gemeinderates vom Dienstagabend war ausserordentlich stark besucht. Hauptattraktion war zweifellos die Präsentation des Gestaltungsplans Steinhof. Doch waren weitere Informationen überaus interessant, so etwa solche zur Post oder zum Alterszentrum.

Die Nicht-Steinhof-News gleich vorweg:

Die Post Würenlos bleibt bis mindestens 2020 so wie sie ist. Dies sicherte die Post dem Gemeinderat in einem Schreiben zu. Begründet wird dieser Entscheid von der Post unter anderem mit dem anhaltenden Wachstum der Gemeinde. Die Zusicherung gilt, sofern die Post bis 2020 im bestehenden, von der Gemeinde erworbenen Gebäude eingemietet bleiben kann. Der künftige Gemeindeammann Toni Möckel, der anstelle seines erkrankten Vorgängers Hans Ueli Reber die Veranstaltung leitete, verdankte den grossen Einsatz der Würenloserin Sonja Vionnet, die über 1600 Unterschriften für den Erhalt der Poststelle gesammelt hat.

Die Alterszentrum Würenlos AG, zu deren Gründung die Gemeindeversammlung vor einem Jahr grünes Licht gegeben hat, ist Ende Oktober endlich gegründet worden. Präsident des Verwaltungsrates ist der künftige Gemeindeammann Toni Möckel. Weitere Mitglieder des Verwaltungsrates sind Urs Aebischer, Ursula Blaser, Alain Cornuz, Gemeinderat Markus Hugi, Matthias Rufer. Die Geschäftsstelle befindet sich bei der Forensis Treuhand AG mit Hauptsitz in Olten und einer Zweigstelle an der Grosszelgstrasse 24 in Würenlos.

Doch nun zu den Informationen über das Steinhofareal.

Für das bestehende Steinhof-Ensemble wird nur noch auf das Okay aus Aarau für die Baubewilligung gewartet. Bauherrschaft und Architekten hoffen, mit dem Um- bzw. Neubau im nächsten Frühling beginnen zu können. Der Kopfbau mit Restaurant wird umfassend saniert, der Saalanbau sowie die Scheune werden mit Neubauten ersetzt – mit einem Mehrfamilienhaus in Form der alten Scheune und einem Saal mit darüberliegenden Hotelzimmern.

Die Überbauung Steinhof von der Landstrasse aus gesehen. Weiss im Hintergrund die später folgende Überbauung Im Grund.
Ein zweiter Schritt bringt dann eine markantere Veränderung des Ortsbild. Im Wiesland um das Gasthof-Ensemble sollen 8 Mehrfamilienhäuser entstehen, sieben davon mit 4 Vollgeschossen und Attikageschoss, eines mit drei Vollgeschossen und Attika. Der Gestaltungsplan soll einerseits sicherstellen, dass das Gasthof-Ensemble von den Neubauten nicht “erdrückt” wird und seine das Ortsbild prägende Wirkung nicht verliert. Anderseits soll er ein attraktives, schönes Neubauquartier ermöglichen. Auch wenn die Höhe der Neubauten, die den Gasthof Steinhof beträchtlich überragen werden, im Dorf noch Einiges zu reden geben dürfte.

Das neue Quartier mit dem Hotel-Restaurant Steinhof oben links.
Obwohl man in der jüngeren Vergangenheit mangels breiten Diskussionen den Eindruck gewinnen konnte, es sei den Würenloserinnen und Würenloserin eigentlich ziemlich schnuppe, was im Dorf neu gebaut wird, lässt der beachtliche Aufmarsch zur Versammlung auf ein Umbesinnen schliessen. Man will nicht mehr einfach zusehen, wie auf Maximalrendite fixierte Investoren und Immobilienentwickler das Dorf nach ihrem Gusto verunstalten. Und erfreulich ist, dass der Gemeinderat die Zeichen der Zeit erkannt hat und beim Steinhofareal und ebenso bei den Arealen Grund, Grosszelg und Bahnhof – in den Planungsverfahren mehr Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes nimmt. Eine solche planerische Sorgfalt hat man in Würenlos zu lange schmerzlich vermisst. Mit dem ehemaligen Aarauer Stadtbaumeister Felix Fuchs als Fachberater und dem Wettinger Landschaftsarchitekten Ingo Golz hat der Gemeinderat diesmal wohl auch die richtigen Experten beigezogen.

Die Überbauung der Areale Steinhof und Grund bringt der Gemeinde einen neuerlichen Wachstumsschub. Wie viele neue Einwohner in den vorerst 85 Wohnungen beim Steinhof leben werden, darüber scheinen sich die Planer nicht ganz einig zu sein. Während das Badener Tagblatt, offenbar gestützt auf Informationen des Architekten Martin Thalmann der massgeblich beteiligten Thalmann und Steger in Wettingen, am Dienstag von einem “neuen Quartier für 180 Einwohner” schrieb, rechnet Felix Fuchs mit zusätzlichen 200 bis 250 Einwohnern.

500 Menschen wird das neue Quartier aber dereinst zählen. Denn im angrenzenden Gebiet Im Grund sollen in einem weiteren Schritt etwa nochmals so viele neue Wohnungen dazu kommen. Die Gestaltung wird sich an jene rund um den Steinhof anlehnen. Das Areal im Grund muss aber im Laufe der Zonenplanrevision erst von der Gewerbe- in die Wohnzone umgeteilt werden. Bis zur Baureife dauert es da noch etliche Jahre.

Ob wegen des Wachstumsschubs der Schulraum schon wieder knapp werde, wurde vom Publikum gefragt. Der Bau eines weiteren Schulhauses scheint sich wegen der Grossüberbauung zwar nicht aufzudrängen, doch der Gemeinderat ist sich im Klaren, dass bei den Kindergärten Handlungsbedarf entstehen dürfte. Westlich der Landstrasse zwischen Flüehügel und Furtbach gibt es keinen Kindergarten. Spätestens beim Gestaltungsplan für das Gebiet Im Grund werde man einen solchen einplanen müssen, sagte Toni Möckel.

Etliches Stirnrunzeln beim Publikum löste auch die Verkehrserschliessung des neuen Quartiers aus. In einer unterirdischen Parkgarage sind 140 Parkplätze für die Bewohner und 37 weitere für das Hotel-Restaurant Steinhof vorgesehen. Ein- und Ausfahrt direkt in die Landstrasse und zwar gleich neben der Liegenschaft Coiffure Gruber. Das entlastet zwar das benachbarte Quartier Hürdli, dürfte aber in den Stosszeiten einige Probleme bereiten. Nicht direkt von der Landstrasse her kann dereinst das Areal Im Grund erschlossen werden.

Positiv aufgenommen wurde das Bemühen, bei der Anordnung der Gebäude und bei der Gestaltung des Freiraumes neue Wege zu beschreiten. Die Baukörper werden so angeordnet, dass dazwischen grössere Hofräume für gemeinschaftliche Nutzung entstehen. Gewisse Flächen dürfen nicht für die Parkgarage unterkellert werden, damit auch grössere Baumgruppen gepflanzt werden können. Und die Umgebung wird naturnah gestaltet sein, mit Feldgehölzen etwa. Öffentliche Fusswege werden durch das Quartier führen. Auch zwischen den Arealen Steinhof und Im Grund wird ein 3 Meter breiter Fuss- und Veloweg verlaufen – eine willkommene Alternative zur stark befahrenen Landstrasse. Das Trassee für eine Fortsetzung bis zum Bahnhof wird mit einem eigenen kleinen Gestaltungsplan jetzt gesichert. Direkt vor dem Steinhof sind überdies zusätzliche Haltestellen für den 1er-Bus vorgesehen.

Den erwähnten BT-Artikel finden Sie hier und hier die Planungsunterlagen für das laufende öffentliche Mitwirkungsverfahren. Stellungnahmen aus der Bevölkerung sind bis 18. Dezember dem Gemeinderat schriftlich einzureichen.

Auf Anhieb Klarheit geschaffen

Die Wählerinnen und Wähler machten Nägel mit Köpfen. Sämtliche an der Urne zu wählenden Gemeindebehörden wurden am Sonntag vollzählig bestimmt. Nirgendwo kommt es zu einem zweiten Wahlgang. Im Gemeinderat machte neben den vier Bisherigen Barbara Gerster Rytz (CVP) das Rennen. Und Toni Möckel (parteilos) löst wie erwartet Hans Ueli Reber als Gemeindeammann ab. Neuer Vizeammann wird Nico Kunz (FDP).

Würenlos hat wieder eine Gemeinderätin: Barbara Gerster Rytz (CVP).
Am deutlichsten bestätigt wurde Nico Kunz. Mit 1496 Stimmen erzielte er als Gemeinderat die höchste Stimmenzahl, das letzte Mal war Toni Möckel der Überflieger gewesen. Jetzt rangiert er mit 1327 Stimmen nur noch auf Platz 2, knapp vor Markus Hugi (FDP) mit 1324 Stimmen. Mit einigem Abstand folgen Lukas Wopmann (BDP) mit 1174 und Barbara Gerster Rytz (neu) mit 1159 Stimmen. Sie eroberte für die CVP das bei den vorletzten Gemeinderatswahlen verlorene Mandat zurück. Dank ihr ist der Gemeinderat in der nächsten Amtsperiode auch kein rein männliches Gremium mehr. Für Barbara Gerster Rytz, die bisher der Finanzkommission angehört hat, ist das gute Resultat ein schöner Vertrauensbeweis. Unter dem absoluten Mehr von 800 Stimmen blieben die zwei weiteren Kandidaten: Pascal Pfeffer (SVP) mit 703 und Corinne Jakob Egger (Initiative 5436) mit 663 Stimmen.

Als Gemeindeammann erhielt Toni Möckel 1165 Stimmen, Nico Kunz immerhin 156 und die fünf weiteren Gemeinderatskandidaten gesamthaft 191 Stimmen. Nico Kunz wurde mit 1178 Stimmen als Vizeammann gewählt, auf die sechs weiteren Gemeinderatskandidaten entfielen da 322 Stimmen.

Die Ausgangslage mit sieben Kandidaten für fünf Gemeinderatssitze liess rein rechnerisch einen zweiten Wahlgang für einen order gar zwei Sitze durchaus möglich erscheinen. Doch die beiden nicht gewählten Kandidaten blieben zu weit unter dem absoluten Mehr, als dass sie den anderen hätten gefährlich werden können. Ihr grösstes Handicap war ihr geringer Bekanntheitsgrad im Dorf. Dieses Handidcap versuchten sie zwar mit optischer Präsenz auf Plakaten und in Inseraten wett zu machen. Doch das genügte offensichtlich nicht. Nicht entgegen kam ihnen der fast schon unanständig minimalistische Wahlkampf – nicht einmal ein gemeinsamer Podiumsauftritt aller Kandidaten gab es. Kein einziges Thema wurde auch nur einigermassen engagiert diskutiert. Dabei gäbe es doch so viele. Gerade hier hätten die beiden noch nicht lange hier ansässigen Kandidaten eine neue, unbefangene Sicht einbringen und sich profilieren können. Mögen die beiden, die anderswo lokalpolitische Erfahrungen gesammelt haben, jetzt nicht die Finger von unserer Gemeindepolitik lassen!

Beharrliches Weitermachen ist auch der Initiative 5436 zu wünschen. Auch wenn sie enttäuscht sein mag über das Abschneiden ihrer Kandidatin, die sich gar noch von Pascal Pfeffer, dem von der SVP förmlich aus dem Hut Gezauberten, geschlagen geben musste. Die Initiative 5436 hatte sich erst im Sommer formiert mit dem Anspruch, frischen Wind in die Gemeindepolitik zu bringen. In unserer Gemeinde mit ihrem nicht sehr regen politischen Leben ein löbliches, aber auch ein schwieriges Unterfangen. Denn entweder sind die Würenloser halt einfach schnell zufrieden gestellt – Hauptsache im Garten raucht der Grill und der Offroader ist grösser als die Garage. Dann meiden sie wohl frischen Wind so konsequent wie das Grosi den Durchzug. Oder sie trauten der sehr vorsichtig und leise auftretenden Initiative-5436-Kandidatin nicht zu, den hohen Anspruch ihrer Gruppierung einlösen zu können. Die Gruppe hatte zu Beginn ihrer Kampagne den Mund recht voll genommen, sackte dann aber ab in langweilige Bravheit. Etwas mehr Aufmüpfigkeit hätte ihr nicht geschadet – man kann doch den Bären nicht waschen, ohne ihn nass zu machen. Anstand in Ehren, aber etwas lauter trommeln muss im Politgewerbe schon, wer den Schlaf der Selbstgerechten stören will.

Immerhin stellt die junge Gruppierung in der nächsten Amtsperiode mit Katrin Brunner eine Schulpflegerin – sie ist allerdings in stiller Wahl gewählt worden. An der Urne aber haben die Wählerinnen und Wähler die Initiative 5436 regelrecht abgestraft. Das legt jedenfalls die Nichtwahl von Leonie Brogle als Ersatz-Stimmenzählerin nahe. Ihr wurde der parteilose Thomas Beusch vorgezogen, der sich erst innerhalb der Nachmeldefrist bewarb und so eine stille Wahl verhinderte. Ersatz-Stimmenzähler ist wohl das absolut unpolitischste Amt, das an diesem Sonntag zu vergeben war. Und eigentlich sollte man meinen, ein Dorf gebe einer 18-jährigen Jungbürgerin diese Chance, im Staate erste Erfahrungen zu sammeln. Es soll mir niemand mehr kommen und über das mangelnde Engagement der Jungen lamentieren!

Einflussreicher als die Stimmenzähler ist die Finanzkommission. Im fünfköpfigen Gremium traten Marco Galli und Barbara Gerster Rytz zurück. Die höchste Stimmenzahl (1330) machte nun der bisherige Andreas Schorno (CVP), gefolgt von Markus Städler (FDP, neu, 1260 Stimmen), Thomas Zollinger (SVP, bisher, 1108), Olivier Ruppen (FDP, neu, 1093) sowie Roland Frei (SVP, bisher, 933). Martin Rellstab (SVP, neu) übertraf mit 810 Stimmen das absolute Mehr von 664 Stimmen ebenfalls, fällt aber als überzählig aus der Wahl.

Alle Wahlresultate und die Würenloser Ergebnisse der eidgenössischen Volksabstimmung gibt es da.

Flapsiger Schlusspunkt nach diesem Wahlsonntag: Alles Möckel, Merkel oder was?