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Toni ante portas (vor den Toren)

Für die sieben Gemeinderatskandidatinnen und –kandidaten naht die Stunde der Wahrheit. Angesichts der relativ grossen Kandidatenauswahl pöpperlet wohl auch bei manchem Bisherigen das Herz etwas schneller. Nur einer hält sich auffallend still.

Weder Inserate in der Presse noch Plakate am Strassenrand, ein Flyer nur zusammen mit den drei wiederkandidierenden Kollegen, die kürzesten aller Antworten auf Fragen an die Kandidaten in der «Limmatwelle». Da fühlt sich einer sehr sicher. So sicher, dass er sogar kokettieren kann: «Ich brauche das Amt nicht, um mein Ego aufzupolieren.»

Toni Möckel.
Toni Möckel darf dem Wahltag gelassen entgegen sehen. Als Parteiloser ist er vor 8 Jahren mit der zweithöchsten Stimmenzahl in den Gemeinderat gewählt und 2011 mit der höchsten Stimmenzahl glorios bestätigt worden. Nun ist er auch einziger offizieller Kandidat fürs Amt des Gemeindeammanns. Auch dieses ist ihm so gut wie sicher.

Bedauerlich aber, dass wir ausgerechnet beim wichtigsten Posten, der am 24. September zu besetzen ist, keine Auswahl haben. Nicht, dass Toni Möckel das Zeug zum Ammann fehlen würde. Aber den absolut idealen Ammann gibt es nicht. Man kann dieses Amt auf verschiedene Art erfolgreich ausfüllen. Einer wie Möckel schlägt aus seinen vielen Beziehungen Kapital, ein anderer hat gerade darum Erfolg, weil er nicht in Beziehungen verstrickt ist.

Ein Zweikampf von valablen Bewerbern hätte diese aus der Reserve gelockt. Die Konturen ihrer Person, ihrer Absichten und Ansichten wären deutlicher geworden. Wissen wir, wohin die Reise mit Möckel gehen wird? Auf die Frage der «Limmatwelle», was er in der Gemeinde bewirken wolle, sagte er lapidar: «Die Gemeinde in eine gute Zukunft führen und die Lebensqualität erhalten.» Unverbindlicher geht’s nicht! Da waren die Antworten der sechs anderen Kandidatinnen und Kandidaten wenigstens eine Spur konkreter. Gerade vom künftigen Gemeindeammann aber möchte man’s schon genauer wissen. Zum Beispiel, mit welchen Ideen und Massnahmen er die Lebensqualität in unserer sich stürmisch verändernden Gemeinde erhalten will.

«Die Menschen im Dorf machen die Politik, der Gemeinderat erfasst die Anliegen, prüft sie und unterbreitet sie dem Volk.» So beschreibt Möckel in der «Limmatwelle» die politischen Abläufe. Doch stimmt das Bild? Vergleichsweise kommen in Würenlos wenige Ideen aus dem Volk aufs politische Tapet. Gross ist die Zahl der politischen Abstinenzler, darum sind Ortsparteien so schmalbrüstig. Der Gemeinderat mit dem Ammann als Coach darf also nicht einfach darauf warten, dass Anregungen aus dem Volk kommen – oder eben nicht. Er muss auch als Ideenentwickler agieren. Sonst ist Stillstand vorprogrammiert.

Möckel ist weniger der Vordenker als der Macher. Am liebsten packt er gleich selber an. Je handfester ein Problem ist, desto sicherer wirkt er. So wird, seit er im Gemeinderat fürs Schwimmbad zuständig ist, dieses kaum mehr in Frage gestellt. Die abgeschlossene Beckensanierung ist ein erfreuliches Beispiel für haushälterischen Umgang mit knappem Geld. Möckel ist sich auch nicht zu schade, den Betagten höchstpersönlich Filme vorzuführen. Solches kommt gut an. Aber sind, wenn so viele knifflige Probleme einer Lösung harren wie in Würenlos, die Prioritäten dann richtig gesetzt?

Ein Pluspunkt Möckels ist, dass sein Herz auch für Menschen auf der Schattenseite des Lebens schlägt. Insofern war das Ressort Soziales in den letzten acht Jahren bei ihm in guten Händen. Auch wenn man sich vielleicht gewünscht hätte, nach einem Jahr sei eine bessere Unterkunft für die Asylsuchenden die unterirdische Zivilschutzanlage gefunden.

Möckel bezeichnet sich als «gut vernetzt» und ausgestattet mit «einem guten Gespür für die Anliegen der Bevölkerung». Aber hat nicht er vor vier Jahren überraschend den Standortwechsel fürs Alterszentrum ins Spiel gebracht, von dem die Bevölkerung aber gar nichts wissen wollte? Doch er ist ein guter Kommunikator. Er trifft meistens den richtigen Ton. Selbst wenn er Unangenehmes zu verkünden hat, kommt’s noch gut rüber. Wie er vor einem Jahr die Würenloser auf den Einzug von Asylbewerbern in die Zivilschutzanlage vorbereitet hat – das hätte wohl keiner besser hingekriegt.

Manchmal will der begabte Kommunikator lieber nichts sagen und spielt diskret im Hintergrund den Strippenzieher. Dass die gemeinderätliche Informationspraxis trotz einiger Fortschritte noch immer nicht befriedigen kann, hat Möckel mitzuverantworten. Als Gemeindeammann wird er, will er die Gemeinde in eine gute Zukunft führen, da gehörig Schub geben müssen. Das Gesellenstück für eine offenere Informationspolitik und mehr Transparenz wird die Revision der allgemeinen Nutzungsordnung sein. Aber auch beim Thema Alterszentrum hätten weniger Geheimniskrämerei und eine häufigere Information über die Arbeit der Steuergruppe und die planerischen Vorarbeiten das Vertrauen in die Behörden gestärkt.

Überhaupt, Möckel und das Alterszentrum. Es hat eigentlich nur bis 2013 in seinen gemeinderätlichen Zuständigkeitsbereich gehört. Aber hat irgendwer mal nicht ihn, sondern den nun eigentlich Zuständigen Lukas Wopmann öffentlich darüber referieren gehört? Liegt das nur an Wopmanns vielen zeitlichen Unpässlichkeiten? Oder behält Möckel einfach zu gerne alle Fäden in der Hand?

Gewiss, seine Dossierkenntnisse sind hoch. Doch wie verträgt sich sein Führungsanspruch in diesem Thema mit seinem Sitz im Verwaltungsrat des Wettinger Alterszentrums St. Bernhard? Drohen da nicht massive Interessenkonflikte, zumal Möckel auch noch Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG werden wird? Der Interessenkonflikt scheint vorprogrammiert:
– Das St. Bernhard war auch schon als Betreiberin unseres Alterszentrum im Gespräch. Ist da angesichts von Möckels Doppelrolle ein faires Submissionsverfahren überhaupt denkbar?
– Weil es mittlerweile eher zu viele als zu wenige Betten in Alterseinrichtungen gibt, sind das Alterszentrum Würenlos und das St. Bernhard künftige Konkurrenten. Die Würenloser wollen ein Alterszentrum im eigenen Dorf, sie werden es ebenso gut auslasten müssen wie das St. Bernhard seinen teuren Neubau. Insofern profitiert St. Bernhard, wenn es in Würenlos noch lange nicht vorwärts geht.

Fragt sich auch, ob ausgerechnet der ohnehin zeitlich schon stark beanspruchte Gemeindeammann im Verwaltungsrat des Alterszentrums Einsitz nehmen soll. Wäre es nicht weiser, das Mandat einem Gemeinderatskollegen zu überlassen, der sich schwergewichtig diesem Grossvorhaben widmen könnte? Ohnehin geht die Tendenz in solchen staatsnahen Gesellschaften dahin, die Politiker aussen vor zu lassen. Es geht dann effizienter zu und her.

Die Post geht, Möckel kommt

Die  Post schaltet in Würenlos auf Sparmodus und Toni Möckel will Nachfolger von Hans Ueli Reber als Gemeindeammann werden.

Kaum hat die Gemeinde den Kauf des Postgebäudes beschlossen, will die Post ihre Schalter darin schliessen.



Gehört Würenlos auch zu den Todeskandidaten? Das fragte man sich, als unlängst die Pläne der Schweizerischen Post bekannt wurden, in den nächsten vier Jahren weitere 600 Poststellen im ganzen Land zu schliessen. – Jetzt ist klar, auch die Tage der Postfiliale in Würenlos sind gezählt.

Der Gemeinde hat soeben eine Medienmitteilung der Post und eine Stellungnahme dazu veröffentlicht. Darin erklärt die Post, die Nutzung unserer Poststelle sei rückläufig und auf einem tiefen Niveau Deshalb, so die Post, werde nun die Möglichkeit geprüft, die wichtigsten Postdienstleitungen zusammen mit einem lokalen Partner anzubieten. Dabei werde eine bediente Lösung favorisiert. In einem Partnergeschäft (früher Postagentur genannt) würden die Postkunden an einer separaten Theke von geschultem Personal des Partners bedient. In Kürze will die Post Gespräche mit potenziellen Partnern aufnehmen.

Wer wird der lokale Partner dereinst sein? Die Drogerie Russi (die Konkurrenz an der Landstrasse schliesst im Sommer)? Die neue Landi hinterm Bahnhof, so sie denn überhaupt kommt? Die Bäckerei Schwab? Optiker Huber? Coop? Häufig spannt die Post mit Volg zusammen, doch wo soll im Volg an der Schulstrasse noch eine Post-Theke Platz finden? Hoffentlich bleibt uns das Schicksal von Killwangen erspart, wo die Post gar keinen Partner fand.

Postagenturen oder Partnergeschäfte mögen zwar auch Vorteile haben, so etwa längere Öffnungszeiten. Doch in ihnen sind längst nicht alle Geschäfte möglich, die heute am Postschalter erledigt werden können. Einzahlungen mit Bargeld – nix da, nur möglich mit PostfinanceCard oder Maestrokarte einer Bank. Bargeldbezug: nur mit der PostfinanceCard. Münzwechsel: Denkste. Betroffen sein wird vor allem das Gewerbe: Rasch noch etwas Münz holen für die Beiz oder den Laden, die Tageseinnahmen am nahen Postschalter aufs Postfinancekonto einzahlen – vergiss es.

Gewisse Sendungen können in einer Postagentur nicht abgeholt werden, wenn man den Brief- oder Paketboten zu Hause verpasst hat. Aus Sicherheits- und Datenschutzgründen müssen Zahlungsanweisungen sowie Betreibungs- und Gerichtsurkunden, Sendungen mit Nachnahme oder mit Zolltaxen bei der sogenannten Domizilpoststelle abgeholt werden. Das dürfte wohl die Poststelle Wettingen 1 (beim Bahnhof) sein – von Würenlos aus per S-Bahn gut, mit dem Bus aber miserabel erreichbar.

Der Gemeinderat nimmt nicht gerade kämpferisch, aber wohl realistisch Stellung.  Er sei «gewiss nicht erfreut» über den Schliessungsentscheid und er bedauere diesen sehr. Bislang sei er der Meinung gewesen, unsere Gemeinde  sei genügend gross für eine eigene Poststelle. Auf zweierlei legt der Gemeinderat besonderes Gewicht: Erstens soll die Ersatzlösung im Dorfzentrum gesucht werden und zweitens sollen die Postfächer in Würenlos bleiben (doch selbst in der Zürcher Innenstadt hebt die Post ihre Fächeranlagen auf, was viele Geschäftskunden verärgert).

Der Schliessungsentscheid ist insofern ein Affront für die Gemeinde, als diese erst im vergangenen Dezember dem Kauf des Postgebäudes zugestimmt hat. Zwar sollte damit in erster Linie die Erschliessung des geplanten Alterszentrums verbesert werden. Doch den Stimmberechtigten wurde vom Gemeinderat in Aussicht gestellt, die Poststelle bleibe vorderhand im bisherigen Gebäude und später werde sie  allenfalls in einem der Neubauten im Zentrum Platz finden. Geharnischte Proteste hatte es gehagelt, als die Post im Januar 2014 in einer Nacht- und Nebelaktion verkündete, die Poststelle werde an den Ländliweg, vis-à-vis der Raiffeisenbank verlegt. Damit sabotierte die Post förmlich die Bemühungen der Gemeinde, das Dorfzentrum aufzuwerten.

Doch die Post blamierte sich gewaltig. Der Umzug war stümperhaft geplant und rasch beerdigt, als klar wurde, dass die erforderliche Baubewilligung kaum erteilt werden würde. Doch das damals verteilte Flugblatt illustriert, wie rasch die Post ihre Strategie wechselt. Vollmundig versprochen wurde damals ein moderner Auftritt mit zwei offenen Schaltern und einer einladenden, grösseren Kundenzone sowie einer breiten Dienstleistungspalette. So werde ein Schwerpunkt  bei den Einzahlungen liegen («sowohl mit Bargeld als auch mit der PostFinance Card»). Zwei Jahre später nun das pure Gegenteil. Leistungsabbau vor Ort.

Was halten Sie vom Entscheid der Post? Stimmen Sie ab, in der rechten Spalte oder senden Sie einen Kommentar. Besten Dank. 

Toni Möckel will Gemeindeammann werden.

Die Ausgangslage für die Gemeindewahlen im Herbst klärt sich, wie das Badener Tagblatt am Mittwoch meldete. Als Gemeindeammann kandidiert der heutige Vize Toni Möckel (parteilos)  und Nico Kunz (FDP) bewirbt sich um das Amt des Vizeammanns. Auch die Gemeinderäte Lukas Wopmann (BDP) und Markus Hugi (FDP) treten nochmals an. Gemeindeammann Hans Ueli Reber (SVP) hatte seinen Rücktritt auf Ende der Amtsperiode schon länger angekündigt. Wie spannend die Wahlen am 24. September werden, hängt wohl davon ab, ob es zu einer Kampfwahl um den fünften Gemeinderatssitz kommt. Verteidigt die SVP ihren frei werdenden Sitz und will die CVP wieder in die Gemeindeexekutive? Gibt es Frauenkandidaturen oder bleibt unser Gemeinderat ewig eine Männerbastion? Treten weitere parteilose BewerberInnen auf den Plan?

 

Eine AG für das Alterszentrum

Bis das Alterszentrum auf die Zielgerade einbiegen kann, sind noch einige Knacknüsse zu bewältigen.
In kleinen, aber wichtigen Schritten geht es vorwärts in Richtung Alterszentrum.

Am 8. Dezember fallen an der Gemeinde-
versammlung wichtige
Entscheide zum Alterszentrum. Erstens die Gründung einer gemeinnützigen, im Besitz der Einwohnergemeinde bleibenden Aktiengesellschaft. Sie wird das Alterszentrum projektieren und bauen und es dann  an einen Betreiber vermieten. Und zweitens der Kauf des Postgebäudes – zwecks besserer Erschliessung des Alterszentrums.

Den Bau des Alterszentrum einem privaten Investor zu überlassen, wie auch schon erwogen, ist kein Thema mehr. Möglich als Bauträgerin wären aber auch ein Verein oder eine Stiftung. Doch der Gemeinderat zieht die AG vor und begründet dies unter anderem wie folgt:

  • Sehr gut geeignete und flexible Leitungs- und Aufsichtsstruktur;
  • Rasche Entscheidungswege;
  • detaillierte gesetzliche Regelung und umfassende Best-Practice-Regeln (vorbildliche Methoden und Praktiken zur Unternehmensführung);
  • Haftungsbeschränkung.

Als einzigen Nachteil erwähnt der Gemeinderat einen tendenziell höheren administrativen Aufwand. Als gemeinnützig wird die AG übrigens darum bezeichnet, weil sie einem gemeinnützigen Zweck dient und nicht gewinnorientiert, aber dennoch wirtschaftlich handelt. In dieser Rechtsform organisiert sind zum Beispiel auch das Alterszentrum Kehl in Baden und das St. Bernhard in Wettingen.

Woher kommt das Kapital für die neue AG? Vorab vom sogenannten Altersheimfonds, in welchem sich in all den jahren rund 4 Millionen Franken angesammelt haben. Die Gemeindeversammlung muss einen entsprechenden Verpflichtungskredit beschliessen. Das Gründungskapital der AG beträgt 1,5 Mio. Franken, weitere 2,5 Mio. werden nach Erteilung der Baubewilligung einbezahlt.

Zudem soll die Gemeindeversammlung später darüber entscheiden, ob das fürs Alterszentrum benötigte Gemeindeland (ca. 6000 Quadratmeter) als Sacheinlage in die AG eingebracht oder  im Baurecht (vernünftigerweise  zu einem  symbolischen Baurechtszins) überlassen wird. Wahrscheinlich wäre  die Sacheinlage geringfügig vorteilhafter, ich halte aber beide Wege für gangbar. Mit der Sacheinlage erhielte die AG mehr Eigenmittel, bei der Abgabe im Baurecht bliebe die Gemeinde dem Grundsatz treu, möglichst kein eigenes Land zu veräussern. Das Land bleibt so oder so faktisch Gemeindeland, weil die Gemeinde zu 100% Eigentümerin der AG bleiben soll. Gelegentlich hört man, bei einem Baurecht müsse die AG fürs benötigte Fremdkapital mehr bezahlen – doch gross kann der Unterschied nicht sein angesichts rekordtiefer Zinsen.

Sagt die Gemeindeversammlung Ja zur Aktiengesellschaft, so wird der Gemeinderat  den Verwaltungsrat bestimmen müssen. Alles andere als eine Formsache. Die gemeinnützige AG kann ihre Vorteile nur dann voll ausspielen, wenn der Verwaltungsrat nicht zu gross ist und seine Mitglieder primär nach fachlichen Kompetenzen und nicht nach politischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Verwaltungsrat dieser AG zu sein, darf  kein Ehren- und Kopfnickerpöschtli sein. Heutige Verwaltungsräte bringenaus ihrer beruflichen Tätigkeit  ein hohes Mass an Kompetenz in einem Bereich ein (z.B. im Finanzwesen, im Rechtswesen, im Bau und im Betrieb von Alters- und Pflegeeinrichtungen).

Aufhorchen lässt in diesem Zusammenhang, dass dem Verein Alterszentrum Würenlos in den Statuten der AG das Recht eingeräumt wird, zwei Verwaltungsräte zu stellen. Auch diese werden besonders qualifiziert sein müssen, da steht der Verein Alterszentrum in der Pflicht. Sinnvollerweise ist auch der Gemeinderat im Verwaltungsrat vertreten, damit der direkte Informationsfluss zwischen Verwaltungsrat und Gemeinderat sichergestellt ist. Ein Verschleiss knapper Ressourcen wäre es aber, gleich mehrere Gemeinderäte in dieses arbeitsintensive Gremium zu wählen. Eine Entlastungsmöglichkeit bietet sich da, die der Gemeinderat wahrnehmen sollte!

Wer das Alterszentrum betreiben wird– allenfalls auch als Filiale –, darüber wird ebenfalls erst später entschieden. Zwischen der Gemeinde und dem Betreiber wird eine Leistungsvereinbarung getroffen. Das Auswahlverfahren muss  ergebnisoffen sein. Sich vorschnell und ohne mehrere Offerten seriös geprüft zu haben, auf einen Betreiber festzulegen, wäre nicht im Interesse der Bevölkerung.Dennoch hört man bereits immer wieder den Namen St. Bernhard. Im Verwaltungsrat dieser AG sitzt (noch immer) der Würenloser Vizeammann Toni Möckel – ein zu grosser Interessenkonflikt, wie ich meine. Auch bei striktester Einhaltung der Ausstandsregeln.

Bis zur Eröffnung des Alterszentrums werden noch Jahre vergehen. Bis dahin muss auch auf planerischer Ebene noch viel passieren: Studienauftrag, Gestaltungsplan für das ganze Zentrumsgebiet (inklusive Post und Rössli), Detailprojekt, Baubewilligungsverfahren. Mögliche Stolpersteine noch und noch.

Wenigstens, was die Erschliessung des Alterszentrums betrifft, kann die Gemeindeversammlung nun einen Pflock einschlagen. Das Areal mit der heutigen Post soll für 1,9 Mio. Franken erworben werden – ein «vernünftiger Preis», der in der Mitte zweier unabhängiger Schätzungen liege, so der Gemeinderat. Warum der Kauf? Die Haupterschliessung des Alterszentrum kann nur über die Poststrasse erfolgen, doch die Verkehrssituation beim Coop ist heute schon unbefriedigend und würde sich künftig weiter zuspitzen. Kann das Postareal in die Planung einbezogen werden, ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Poststelle soll vorerst im jetzigen Gebäude bleiben. Wo sie dereinst hinkommt, soll die erwähnte Gesamtplanung aufzeigen. Falls die Post dann überhaupt noch eigene Geschäftsstellen betreibt…

Den Traktandenbericht zur Einwohnergemeindeversammlung finden Sie hier.

Keine Insel mehr im Flüchtlingsstrom

Würenlos steht vor einer Herausforderung. Der Kanton will unserer Gemeinde ab 2. November bis zu 22 zusätzliche Asylsuchende zuweisen. Untergebracht werden sie in der unterirdischen Zivilschutzanlage Wiemel beim Feuerwehrmagazin. Eine Informationsveranstaltung für die Anwohner und die ganze Bevölkerung stiess auf  grosses Interesse und verlief erfreulich ruhig.

Alles andere als eine Luxusbleibe: Schlafraum in der Zivilschutzanlage Wiemel.
Alles andere als eine Luxusbleibe: Schlafraum in der Zivilschutzanlage Wiemel.

Es musste schnell gehen: Am 27. September beschied der Kanton unserer Gemeinde, dass sie ab 2. November bis  zu 22  Asylsuchende aufnehmen muss.  Bisher lebten gerade mal deren 4 in der Gemeinde. Unverzüglich hat der Gemeinderat abgeklärt, wo so viele Menschen untergebracht werden können. Kurzfristig bot sich laut Sozialvorsteher und Vizeammann Toni Möckel  einzig  die Zivilschutzanlage an. Die Anwohner im Büntenquartier hat man  am 4. Oktober mit einem Brief informiert, die übrige Bevölkerung zwei Tage darauf mit einer Mitteilung in der «Limmatwelle». Und nun also noch die Veranstaltung vor Ort, an der sich schätzungsweise 80 Personen näher informieren liessen.

Würenlos wird künftig  keine Insel im Flüchtlingsstrom mehr sein. Dabei hatte man auf der sicheren Seite gewähnt – dank einer Vereinbarung, die Würenlos und weitere Regionsgemeinden 2015 mit Neuenhof abgeschlossen hatten. Da Neuenhof weit mehr Asylsuchende beherbergt, als es gemäss kantonalem Verteilschlüssel aufnehmen müsste, hofften die Vertragspartner, so auf eigene Unterkünfte verzichten zu können. Der Kanton vertritt nun aber die Auffassung, Würenlos und drei weitere Gemeinden könnten sich mit diesem Vertrag nicht von der Aufnahmepflicht befreien. Eine Beschwerde gegen die Verfügung aus Aarau, wie sie der Gemeinderat offenbar erwägt, hat keine aufschiebende Wirkung. Die 22 Plätze müssen bis 2. November bereitgestellt werden. Ausser, man würde sich freikaufen, ganz nach dem schlechten Vorbild der Gemeinde Oberwil-Lieli unter ihrem SVP-Gemeindeammann, dem Scharfmacher Andreas Glarner,

Die Bezahlung einer Ersatzabgabe  kommt für unseren Gemeinderat löblicherweise nicht in Frage. Man will sich solidarisch zeigen mit allen anderen Gemeinden, die auch Asylsuchende aufnehmen, . Eine solche Ersatzabgabe ginge finanziell überdies ins dicke Tuch. Würenlos müsste 883 300 Franken pro Jahr bezahlen. Die Aufnahme der Leute mit Unterbringung in der Zivilschutzanlage wird laut  Toni Möckel einen Bruchteil davon kosten. Vorläufig gehe man von jährlichen Kosten um die 120 000 Franken aus.

Soeben gab der Kanton bekannt, dass nach Würenlos ausschliesslich männliche Asylsuchende kommen werden. Aus welchen Ländern sie stammen werden, steht noch nicht fest. Und  am 2. November werden wohl nicht gleich 22 im Wiemel einziehen. Ausschliesslich Männer sind es wohl auch darum, weil für Familien, die als weniger problematisch gelten, unterirdische Unterkünfte denkbar ungeeignet sind. Jeder Schweizer, der im Militärdienst schon mal das Vergnügen hatte, eine Woche oder zwei in einer unterirdischen Zivilschutzanlage zu hausen, weiss: Auch für Männer ist das kein Schleck, erst recht, wenn sie viele Monate darin zubringen müssen.

Darum will der Gemeinderat die Asylsuchenden nicht einfach sich selbst überlassen, Eine professionelle und erfahrene Betreuungsperson  soll die Unterkunft leiten. Und allenfalls werden sich  für gewisse Betreuungsaufgaben auch Freiwillige aus dem Dorf finden. Auch Sport- und andere Vereine könnten um Mithilfe gebeten werden, so ein Vorschlag aus dem Publikum.

Die  unterirdische Wohnsituation entschärfen will der Gemeinderat mit einem oberirdischen Aufenthaltsraum aus Bürocontainern samt abgegrenztem Umgelände auf dem hintersten Teil des Schwimmbad-Parkplatzes  (das Baugesuch soll noch in diesem Monat ausgeschrieben werden). Für die Asylunterkunft wird nur ein Teil der Zivilschutzanlage benötigt. Kleinere bauliche Anpassungen sind geplant im Duschraum, wo es künftig auch Warmwasser geben soll, sowie in der Küche, wo die Asylsuchenden auf Rechauds selber kochen werden. Einkaufen (jeder erhält rund 8 Franken pro Tag für den täglichen Bedarf)., Kochen, Waschen und Reinigen der Unterkunft sind willkommene Beschäftigungen für Asylsuchende, die noch keiner bezahlten Arbeit nachgehen dürfen. Den Leuten eine Tagesstruktur zu geben, wird wichtig sein. So sinkt das Risiko, dass sie auf Langeweile einfach irgendwo «herumhängen».

Aus dem Kreis der Bevölkerung wurden am Informationsabend zahlreiche kritische oder skeptische Fragen gestellt.  Wird die Gemeinde mit dieser Aufgabe nicht überfordert sein? Gibt es einen Sicherheitsdienst oder zumindest häufigere Polizeipatrouillen?Werden sich Frauen im Dorf noch unbehelligt bewegen können?  An wen wird man sich bei Problemen wenden können? Da offenbarten sich Ängste, wie sie praktisch immer zum Ausdruck kommen, wenn irgendwo eine Asylunterkunft entstehen soll. Und glücklicherweise erweisen sie sich in den meisten Fällen als unbegründet oder übertrieben.

Während die baulichen Fragen  schon geklärt seien, müssten für viele betriebliche Fragen Lösungen erst erarbeitet werden.  Klar sei aber, sagte Toni Möckel, dass vor Inbetriebnahme klare Regeln aufgestellt sein müssten, an die sich die Asylsuchenden zu halten hätten (z.B. wann sie sich abends in der Unterkunft einzufinden haben).

Möckel warnte aber auch zu Recht davor, hinter jedem der Asylsuchenden einen Kriminellen oder gar Terroristen zu sehen. Und Susanne Voser, Gemeindeammann in Neuenhof, versicherte,  man beherberge in ihrer Gemeinde über 100 Asylsuchende und das ohne grössere Probleme,  – Es ist wahrscheinlich schon so, wie auch einige Stimmen aus dem Publikum meinten: Je offener wir diesen Menschen begegnen, desto wohlwollender werden auch sie uns gegenüber treten. Es soll nichts schön geredet werden. Die kulturellen Unterschiede zwischen uns und den meisten dieser Asylsuchenden sind gross, Missverständnisse  und wohl auch Enttäuschungen im Zusammenleben werden unvermeidlich sein. Wir haben diese Menschen nicht gerufen. Doch die meisten befinden sich – was immer auch ihr Fluchtgrund gewesen sein mag – in einer prekären,  belastenden Situation.

Der ruhige Verlauf der Informationsveranstaltung lässt hoffen, dass das Verständnis dafür in unserer Bevölkerung vorhanden ist.Und so bin ich zuversichtlich, dass es Würenlos gelingen wird, was vielen anderen Gemeinden schon gelungen ist: Diese Herausforderung  mit Anstand und Menschlichkeit zu meistern.