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Wahlspekulationen: Wer wird der oder die Fünfte?

Vier von fünf Gemeinderäten stellen sich im Herbst erneut zur Wahl. Wer wird den
freiwerdenden Sitz von Markus Hugi (FDP) besetzen? (Foto: Homepage Gemeinde)

Gemeinderat Markus Hugi (FDP) tritt auf Ende der Amtsperiode, also Ende 2021, zurück.Es treten nochmals an: Gemeindeammann Toni Möckel (parteilos), Barbara Gerster Rytz (CVP), Vizeammann Nico Kunz 8 (FDP) und Lukas Wopmann (bisher BDP). Sofern Bisherige nicht noch beim Klauen silberner Löffel im Gemeinderatszimmer ertappt werden, darf von ihrer Wiederwahl ausgegangen werden. Somit ist also bei den Wahlen im September ein Sitz neu zu vergeben. Dazu einige kühne Spekulationen, bevor sich das Karussel mit Kandidaten und Kandidatinnen ernsthaft zu drehen beginnt.

Die FDP müsste eigentlich alles daran setzen, ihren zweiten Sitz zu verteidigen. Nur mit wem? In jüngerer Zeit hat sich kaum jemand aus ihren Reihen ins lokalpolitische Rampenlicht geschoben. Unter den bisherigen FDP-Amtsträgern käme wohl vor allem Markus Städler in Frage. Der 39-jährige Unternehmer sitzt seit 2017 in der Finanzkommission.

Seit dem Ausscheiden des ehemaligen Gemeindeammanns Hans Ueli Reber, der nach geschaffter Wiederwahl zur SVP gewechselt hatte, ist die wählerstärkste Ortspartei nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Ihre beiden Aushängeschilder haben beide schon mal erfolglos als Gemeinderäte kandidiert – Ortsparteipräsident Thomas Zollinger 2015 und sein Vize Pascal Pfeffer 2017. Nimmt einer von beiden einen neuen Anlauf. Oder holt eine neue Kraft der SVP die Kohlen aus dem Feuer?

Zu nennen wären da etwa Martin Rellstab. Für die SVP kandidierte er 2017 als Mitglied der  Finanzkommission und nun am 7. März als Friedensrichter. Beide Male erfolglos. In der Friedensrichterwahl ist er zwar der Wettinger Grünliberalen Andrea Kleger unterlegen. In Würenlos aber hat er ein Drittel mehr Stimmen erzielt als sie. Im Wahlkampf unterstützte ihn Vizeammann und FDP-Vizepräsident Nico Kunz mit Leserbriefen. Ein Annäherungsversuch der FDP an diesen potentiellen Kandidaten, der als Flugkapitän wohl noch für einige Zeit über ausreichend Zeitressourcen verfügen dürfte.  

«Dank» Corona ihren Bekanntheitsgrad markant gesteigert haben die Würenloser Steven Schraner und Robert Blarer. Mit ihrer Online-Petition gegen die Schutzmaskenpflicht an Aargauer Primarschulen, die 3500 Personen unterzeichneten, haben sie für Aufsehen gesorgt. Sie sind politisch nicht leicht zu verorten, doch mit ihrem Gedankengut wären sie in der SVP kaum Aussenseiter. Und politische Schützenhilfe bekamen sie ja von zwei SVP-Grossrätinnen. Er überlege sich eine Kandidatur als Gemeinderat hat Anlageberater Schraner  gegenüber der AZ/Badener Tagblatt bereits erklärt. Wenn, dann dürfte sein Abschneiden wesentlich davon abhängen, wie sehr er mit seinem Masken-Anliegen in der Würenloser Wählerschaft gepunktet hat. 

Thematisch breiter profiliert hat sich Robert Blarer. Er ist auch bei der vom Natur-und Vogelschutzverein Würenlos lancierten Online-Petition gegen die Aushubdeponie im Steindler in Erscheinung getreten. Bei der Übergabe der auch in Würenlos erfolgreichen Petition trat Metallwaren-Unternehmer Blarer ziemlich überraschend, aber medienwirksam als Vertreter der Würenloser Unterzeichner vor die Kameras.

2017 hat die noch junge Gruppierung Initiative 5436 versucht, mit einer Frauenkandidatur einen Gemeinderatssitz zu ergattern. Ohne Erfolg. Probiert sie’s noch einmal? Nun, die Gruppierung hat politisch noch nicht richtig Tritt gefasst und Gelegenheiten verpasst, um sich als Alternative mit Profil und frischen Ideen zu empfehlen. Allerdings: der Gemeinderat wird ab 2022 Aufgaben der dann abgeschafften Schulpflege übernehmen. Da könnte Schulpflegerin Katrin Brunner, das einzige vom Volk gewählte Behördenmitglied der Initiative 5436, ihr schulisches Knowhow  im Gemeinderat einbringen. Ob noch weitere «arbeitslos» werdende Schulpflegemitglieder Lust auf eine Gemeinderatskandidatur haben, wird sich weisen.

Bleibt noch die Die Mitte, ex CVP. Obwohl sie in ihren Reihen durchaus valable Kandidatinnen und Kandidaten hätte, dürfte sie sich wohl mit dem Sitz von Barbara Gerster Rytz begnügen– und mit jenem von Lukas Wopmann, den sie dank Fusion mit der BDP quasi geschenkt bekommt. Falls Wopmann nicht in einer anderen Ortspartei oder als Parteiloser weitermacht.  («Wohin zieht es BDP-Gemeinderat Lukas Wopmann?» fragt die «Limmatwelle» in ihrer neuesten Ausgabe und sie hat mit dem Würenloser «Finanzminister» gesprochen. Ergänzung vom 1.4.)

Sollte sich diese Aufzählung von «Papabili» als völlig unvollständig oder als «voll daneben» herausstellen – umso besser. Die Lokalpolitik kann etwas Feuer vertragen, nach der schon lange anhaltenden Covid-19-Schläfrigkeit.

Thema in einer Woche: Warum allergrösste Skepsis angebracht ist, wenn Roland Kuster, der Präsident von BadenRegio und Wettinger Gemeindeammann, zur Deponie Steindler sagt: Im Verfahren nach dem Richtplaneintrag könnten «all die Fragen bezüglich Wirkung auf die Umwelt, verträgliche Ausgestaltung, harmonische Einbettung und so weiter beantwortet und verbindlich geregelt werden» (AZ/BT vom 26. März).

Der Wahltag naht

Am 24. September werden die Gemeindebehörden für die Amtsdauer 2018 – 2021 neu gewählt. An der Urne zu wählen sind der Gemeinderat, der Gemeindeammmann und der Vizeammann, die Finanzkommission sowie drei Ersatz-Stimmenzähler. Wie zufrieden sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit der Auswahl beim Gemeinderat? Stimmen Sie ab in der Rubrik Abstimmungen in der rechten Randspalte.

Weil nicht mehr Kandidaten gemeldet wurden als zu wählen sind, kam es bei der Schulpflege, der Steuerkommission und bei den Stimmenzählern zu stillen Wahlen. Gewählt sind:
– Schulpflege: Roland Hausherr (parteilos, bisher), Markus Geissmann (parteilos, bisher), Rainer Kirchhofer (parteilos, bisher), Katrin Brunner (Initiative 5436, neu) sowie Martin Sekinger (SVP, neu).
– Steuerkommission: Andrea Keller-Baumgartner (CVP, bisher), Robert Nötzli (SVP, bisher) und Roman Waller (FDP, bisher).
– Steuerkommission-Ersatz: Ruth Niggli Renaud-dit-Louis (CVP, bisher)
– Stimmenzähler: Regula Karner-Näf (SVP, bisher), Verena Städler-Merki (parteilos, bisher) und Doris Willi-Schabrun (CVP, bisher)
In einer ersten Fassung des Artikels wurden hier unter “Stimmenzähler-Ersatzmitglieder” die drei Kandidatinnen, die sich innerhalb der ordentlichen Frist angemeldet hatten – Beatrice Rüegg-Meier (parteilos), Leonie Brogle (Initiative 5436) und Marion Müller-Strasser (parteilos) – irrtümlich als in stiller Wahl gewählt bezeichnet. Zusätzlich kandidiert nun auch Thomas Beusch (parteilos), womit es zur Urnenwahl kommt.

Auf würenblicker wird vor den Wahlen noch ein abschliessender Artikel der Redaktion erscheinen. Publiziert worden sind Carte-Blanche-Beiträge von SVP, Lukas Wopmann, Initiative 5436, FDP und CVP.

Konsumenten statt Bürger


Die Dorfgemeinschaft lebt vom Engagement jener, die in der Gemeindepolitik  oder in den Vereinen aktiv mitarbeiten. Doch viele wollen das Gemeindeleben nur noch konsumieren.

Die Würenloser sind kein Völklein, in dem alle mit Begeisterung anpacken, wenn es gilt, das Dorf voran zu bringen. Noch weniger sind sie ein leidenschaftlich politisierendes Völklein. Da lädt der Gemeinderat am letzten Maiabend in den Gmeindschäller, um über die Traktanden der bevorstehenden Gemeindeversammlung und noch einige andere aktuelle Themen mehr zu informieren. Und dann sitzen 24 Nasen im Schulhauskeller unten, die Hälfte davon Mitglieder der Behörden und der Verwaltung.

Gut, an der Gemeindeversammlung selbst sind es dann – obschon keines der Geschäfte hohe Wellen wirft – doch über 100 Stimmberechtigte. Ob aus Pflichtgefühl oder weil der anschliessende Apero lockt, bleibt offen. Diskussionsfreudig jedenfalls werden die Würenloser erst beim Apéro, an der Versammlung selbst gibt es kaum Wortmeldungen.

Am 20. Juni laden die drei Ortsparteien SVP, FDP und CVP in den Steinhof. Sie wollen im Vorfeld der Gemeindewahlen vom Herbst über die verschiedenen Möglichkeiten zur Mitarbeit in der Gemeinde informieren und dazu ermuntern, ein Amt anszustreben.. Ein lobenswertes Unterfangen. Sogar einen Promi hat man als Referenten und Zugpferd gewonnen – den neuen kantonalen Finanzdirektor Markus Dieth.

40 Personen kommen – nicht schlecht. Doch es sind zumeist bekannte  Gesichter aus der kleinen lokalen Politszene: aktive und ehemalige Behördenmitglieder, Parteipräsidenten, dazu einige Seniorinnen und Senioren, die kaum mehr auf ein Ämtli spienzeln. Ein gutes Dutzend mögen Interessierte sein, die sich möglicherweise zur Mitarbeit in Behörden und Kommissionen motivieren lassen.

Vielleicht halten sich viele ja  nur darum von der Dorfpolitik fern, weil sie zufrieden damit sind, wie es läuft in der Gemeinde. Und es super finden, dass es ohne sie läuft, ohne ihren Einsatz. Aber das wünscht man sich ja nicht unbedingt in der direkten Demokratie: Bürger, die sich als blosse Konsumenten staatlicher Leistungen sehen, für die sie schliesslich – reichlich widerwillig –Steuern bezahlen. – Gut, es gibt ja nicht nur das politische Engagement. Wer sich in einem Verein ehrenamtlich engagiert, leistet seinen Beitrag an die Dorfgemeinschaft ebenso. Aber die vielen anderen?

Zweifellos gibt  es  auch solche, die aus lauter Bequemlichkeit die Behörden und die aktiveren Mitbürger einfach machen lassen. Und die sich dann wundern, wen es mal nicht so läuft, wie sie es  für sich ganz privat gerne hätten. Es bestehe in der heutigen Zeit die Gefahr, dass die Bürger zwar ausrufen, dann aber doch nichts unternehmen, warnt Markus Dieth. Und der CV-Regierungsrat mahnt:.«Wer nicht handelt, wird behandelt.». Doch seine Mahnung erreicht jene nicht, die sie eigentlich betrifft. Jene mit null Bock auf Gemeindepolitik. Insbesondere die vielen, die  in den letzten Jahren zugezogen sind, glänzen  fast völlig mit Abwesenheit. «Als Einzelner kann man ohnehin nichts ausrichten», wird sich der eine oder die andere sagen. Aber warum  sich nicht zusammentun mit Gleichgesinnten, in einer der Ortsparteien oder in einer neuen Gruppierung?

Im September wird gewählt. Im Steinhof betonen die Ortsparteipräsidenten, es sei keine Wahl- sondern eine Informationsveranstaltung. Sie scheinen ein Herz und eine Seele zu sein. Die Harmonie stören könnte einzig die neue Gruppierung Initiative 5436, die ihr Kommen in der Lokalpresse angekündigt und damit bei den Parteien einige Nervosität ausgelöst hat. Doch keine Angst, die «Neuen» pfuschen den Organisatoren nicht ins Konzept. Man ist in Würenlos ja so lieb zueinander. Dürfen wir später überhaupt einen Wahlkampf erwarten – oder eher einen Liebesreigen?

Mitarbeiten statt nur profitieren.  Die Vier von der Initiative 5436, die neu für ein Behördenamt kandidieren: Achim Lück (Finanzkommission), Katrin Brunner (Schulpflege), Corinne Jakob Egger (Gemeinderat), Leonie Brogle (Stimmenzählerin).

Immerhin prescht die Initiative 5436 insofern vor, als sie schon jetzt jene nennt, die für sie ins Rennen steigen werden. Neben der bereits früher als Gemeinderatskandidatin nominierten Corinne Jakob Egger kandidieren Achim Lück für die Finanzkommission, Katrin Brunner für die Schulpflege und Leonie Brogle als Stimmenzählerin.

Zu einem anderen, verwandten Thema. Der Jugendtreff steckt in der Krise. An sich kein  Aufreger. Denn das liegt in der Natur der Sache. Hochs und Tiefs lösen sich ab. Jugendtreffs sind für Jugendliche nur eine kurze Zeit lang interessant. Kaum hat sich die eine Benützergeneration eingelebt und wäre sie vielleicht bereit, Mitverantwortung zu übernehmen, folgt schon die nächste. Im Gegensatz zu dem aus Erwachsenen bestehenden Trägerverein, der Geld beschafft, hat sich der aus Jugendlichen gebildete Betriebsverein denn auch vor einiger Zeit aufgelöst. Seither ist die Jugendarbeiterin Brigitte Walder allein verantwortlich für den Betrieb. Weil sie sich von den Jugendlichen zu wenig unterstützt sieht, ist der Jugendtreff nun noch einmal im Monat geöffnet statt an jedem Freitag.

Die Teens würden vielleicht schon mithelfen, aber nur gegen Bezahlung, wird Brigitte Walder in der «Limmatwelle» zitiert. Freiwilligenarbeit sei bei ihnen halt eher unbeliebt. Womit wir wieder beim ersten Thema sind: Wo das Elternhaus für gesellschaftliches Engagement nichts übrig hat, kann von den Kindern kaum eine andere Einstellung erwartet werden.

Wer für den Gemeinderat oder eine der Kommissionen kandidieren will, kann sich bis 11. August, 12.00 Uhr  bei der Gemeindekanzlei anmelden. Genauere Infos dazu und Anmeldeformular gibts hier.