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Vollbad im Glück – Impressionen vom Dorffest

Nach langen zehn Jahren hat in Würenlos wieder einmal ein Dorffest stattgefunden. Stimmungsvoll, gemütlich. Ein Festbericht der etwas anderen Art.

Seit dem letzten Dorffest war eine halbe Ewigkeit vergangen. Da ändert sich manches. Schon das Fest-Motto von 2012 könnte heute kaum mehr so formuliert werden: «Würenloser baden im Glück». Und die Frauen machen waseliwas? Reichen sie vom Bassinrand aus den Herren im Glücksbad den kühlen Schampus? Welches OK würde heute noch einen Shitstorm riskieren wegen eines – wie Sprachethiker*innen zu sagen pflegen – «generischen Maskulinums» im Festmotto. Das jetzige Fest-Motto? Nicht der Rede wert und auch unnötig. Wollen Feste gefeiert werden, braucht’s nur eines: Menschen, die krampfen, und Menschen, die feiern. Im Idealfall tun an einem Dorffest alle beides.

Ganz unbeschwert feierten wir – nach zwei lähmenden Pandemiejahren und zweimaligem Verschieben des Doffestes, das anfänglich etwas grösser geplant war als das jetzige. Endlich durften wir uns wieder mal begegnen, unmaskiert, undesinfiziert, undistanziert. Mit einer gewissen Vorsicht wagten sich die Festfreudigen in die neue Freiheit. «Let’s kiss» lautete das Festmotto jedenfalls nicht.

Ein kleines Fest, gewiss, aber gediegen und bestens organisiert. Dies attestierte uns keine Geringere als die Frau am Büchsenwurfstand: «Jetzt bin schon schon 40 Jahre jedes Wochenende auf irgendeinem Chilbiplatz, aber eine so gepflegte WC-Anlage habe ich noch nie gesehen!» Wie dieses Lob uns drei Festfreudigen die Herzen wärmte! Wir revanchierten uns, indem wir am Stand der netten Dame je einen Fünfliber investierten. Unser Glück bestand diesmal darin, keinen der Haupttreffer in Empfang nehmen zu müssen. Zu bedrohlich grinsten die Plüschviecher hoch über unseren Köpfen.

Ein Glücksbad fast ohne Ende. Kein stundenlanges Anstehen, um eine halbverkohlte Bratwurst zwischen die Zähne zu kriegen. Keine gestressten Vereinsmitglieder, die tagelang mit der Tücke der Eventgastronomie  zu kämpfen hatten. Dafür gut gelaunte Rugbyspieler*innen, die ihre Gäste nicht wie grimmige Gegner auf dem Spielfeld behandelten. Und glückliche Kinder, die sich mit dem Einsammeln und dem Retourgeld irgendwo stehen gelassener Mehrweg-Becher die nächste Karusselfahrt locker finanzierten. Eine Win-win-Situation: Kein Littering und darüber Motzende, keine quengelnden Kinder, keine genervten Eltern. 

Nur eitel Sonnenschein (bzw. Mondschein) auf den Gesichtern wie am Himmel. Alles überschaubar und bodenständig. Nichts extrem ausgefallen Originelles. Würenlos-like eben. Attraktiv offenbar auch für etwelche «fremde Fötzel» aus der Nachbarschaft». Die störten aber nicht, da gefühlt in der Minderheit.

Das Ziel war ja nicht, möglichst die Besucher-Rekorde aller Dorffeste im Limmat-, Furt. Wehn- und Surbtal zu brechen. Wir Würenloser*innen sollten und wollten uns selber begegnen. Und so geschah es auch. Charly da und Käthi dort. «Glaub ich ja nöd, du au da.» – «Was mached ihr eso?» – «Häsch’s au ghört vom Urs?»  – «Lueg, de Toni charred s’Bier i d Gmeindsbeiz.»

Alles war überschaubar, die Wege kurz und gut begehbar. Keine Mega-Protzbauten à la Badenfahrt, dafür ein Sarasani-Blachenzelt der Jubla. Keine Super-Stars auf grosser Openair-Bühne à la Gurtenfestival. Dafür Gitarrenlehrer der Musikschule mit Mundarttexten zu bekannten Melodien. Kein alles übertönender Giga-Lunapark mit irrem Freifall-Tower oder wildem Ghostrider als ultimative Kotzmaschinen. Aber zwei auf Kinder und Kindsköpfe zugeschnittene Bahnen. Wobei die nostalgischen, einzeln von Hand abzuschliessenden Zweierkabinen des «Traumflugs» von Wagemutigen mit starken Beinen immerhin zu einem vollen Überschlag gebracht werden konnten.

Wen nach mehr konsumierbarer Action gelüstete, nach mehr Gedränge, mehr Weltläufigkeit, kam anderswo ja reichlich auf seine Kosten. Hunderttausende schrille Schwitzende – Street Parade in Zürich. Aargauische Politiker*innen und Cervelatprominenz, ihr Selbstwertgefühl stärkend –  Pferdemarkt in Saignelégier. Panzerrasseln und Kampfjetgedröhn nach einem halben Jahr Krieg in Europa – «Conway to remember» in Birmenstorf. Hitparadenstürmer*innen live – Heitere Openair in Zofingen. Entzugserscheinungen nach dem Knallereiverbot am 1. August – Seenachtsfest in Rapperswil.   

Für alle anderen aus 5436 war Würenlos, Zentrumswiese, die mit Abstand beste Wahl. Danke allen, die uns – in welcher Funktion auch immer – diese zwei Tage im Glücksbad ermöglicht haben. Ihr Zeitaufwand war wegen der drei Anläufe gewiss nicht kleiner geworden. 

Ein Dorffest in dieser Grösse und diesem Rahmen dürfte durchaus  alle zwei Jahre stattfinden. Mir würden auch weiterhin zwei Tage Festbetrieb genügen. Ein Problem könnte dies höchstens bei anhaltendem Regenwetter sein, weil dann viele Besuchende fern- und die Kassen leer bleiben könnten. Bei drei Tagen wäre die Chance grösser, wenigstens einen trockenen Tag zu erwischen. 

Fragt sich nur, wo denn in Zukunft noch ein so ideales, zentrales und stimmungsvolles Gelände für ein Fest dieser Grösse zu finden wäre, wenn… Aber lassen wir die Politik jetzt mal beiseite.

“Alterszentrum darf nicht an übertriebenem Ortsbild- und Denkmalschutz scheitern” (Gastbeitrag)

Autor Matthias Rufer ist Verwaltungsrat der Alterszentrum Würenlos AG (also der Bauherrin im laufenden Baubewilligungsverfahren) und Vorstandsmitglied des Vereins Alterszentrum Würenlos. Er schreibt auch im Namen dieses Vereins.

Das Baugesuch für das Alterszentrum Würenlos ist aktuell durch eine unvollständige Stellungnahme der kantonalen Abteilung für Baubewilligungen blockiert. In den Medien und in diesem Blog wurde mit Getöse berichtet, dass die kantonale Denkmalpflege das Alterszentrum in der vorliegenden Form aus Ortsbildsicht als nicht genehmigungsfähig erachtet. Die Abteilung für Baubewilligungen hat diese Stellungnahme unreflektiert übernommen und verlangt eine Projektüberarbeitung. 

Das Amt für Baubewilligungen hat aber weder die Stellungnahmen der weiteren betroffenen kantonalen Stellen eingeholt, noch eine Güterabwägung vorgenommen und damit seine Arbeit nicht gemacht. Immerhin hat derselbe Kanton, der in Form der Denkmalpflege nun eine Bebauung der Zentrumswiese zumindest teilweise verneint, der Gemeinde Würenlos seit über 60 Jahren die Bebaubarkeit der Zentrumswiese bestätigt. Schon im Zonenplan von 1956 ist die ganze Zentrumswiese als Zone für öffentliche Bauten ausgeschieden. Es besteht ein Anspruch auf Bebauung. Der offensichtliche Widerspruch der kantonalen Beurteilungen muss durch den Kanton, durch das Amt für Baubewilligungen, gelöst werden. Dabei darf nicht nur die auf wackeligen Beinen stehende, allein defizit-orientierte Beurteilung der Denkmalpflege einfliessen, sondern es sind alle Interessen zu berücksichtigen, wie z.B. der Innenentwicklungsauftrag an Gemeinden des „urbanen Entwicklungsraums“ wie es Würenlos ist, die Schaffung einer seit langem überfälligen Infrastruktur für die Seniorinnen und Senioren von Würenlos, die durch dieses Projekt mögliche gemeinsame Verkehrserschliessung von Alterszentrum und künftiger Rössli-/Post-Bebauung und vor allem auch die massive Aufwertung der Zentrumswiese durch die Umgebungsgestaltung im Zusammenhang mit dem Alterszentrumsprojekt. Künftig wird die ganze Bevölkerung die Zentrumswiese nutzen können. Der Furtbach wird zugänglich, Wege und Sitzgelegenheiten werden geschaffen. 

Betrachtet man nüchtern, was auf der Zentrumswiese neu an Positivem geschaffen wird und was verloren geht, ist der Kampf mit Zähnen und Klauen um den freien Blick auf die nicht mehr als solche zu erkennende Alte Mühle nicht nachvollziehbar.

Für das Alterszentrumsprojekt ist es wichtig, dass der Kanton seine halbfertige Stellungnahme von Ende April 2022 nun dringlich ergänzt. Sondierungen haben ergeben, dass der Kanton dazu keinen Anlass sieht. Der Verein Alterszentrum Würenlos startete daher eine Petition zuhanden von Regierungsrat Stephan Attiger, um ihm mit einer grossen Anzahl Unterschriften das Interesse der Würenloser Bevölkerung zu dokumentieren und ihn dadurch zu veranlassen, seine Abteilung für Baubewilligungen mit dem Erstellen einer vollständigen Stellungnahme und einer echten Güter- und Interessenabwägung zu beauftragen.

Wer dieses Anliegen unterstützen möchte, kann dies auf der Plattform petitio.ch unter diesem Link machen: https://www.petitio.ch/petitions/1oAmL

Alterszentrum: Gemeinderat hat Stellung genommen

Am 21. Juni hat der Gemeinderat nun doch Stellung genommen zu dem von würenblicker publik gemachten Brief des kantonalen Departements Bau, Verkehr und Umwelt zum Projekt des Alterszentrums Würenlos. Ferienbedingt wird würenblicker erst in der ersten Julihälfte näher darauf eingehen. Auch wenn er die Stellungnahme nicht direkt erhalten hat, möchte würenblicker die Stellungnahme seinen LeserInnen, die vermutlich nicht vollzählig zur Leserschaft der AZ-Medien gehören, nicht vorenthalten. Hier die Links zur offiziellen Stellungnahme und zum Bericht im Badener Tagblatt darüber.

Alterszentrum: Möckel bestätigt “Schwierigkeiten” mit Aarau

Stich in ein Wespennest. Am Dienstag, 7. Juni, vor Tagesanbruch sind an dieser Stelle zwei Artikel zum Alterszentrum erschienen. Sie brachten ans Licht, dass beim Gemeinderat bereits Ende April ein Brief aus Aarau eingetroffen ist. Darin teilt die kantonale Abteilung für Baubewilligungen mit, dass  sie das bei ihr hängige Verfahren zum Alterszentrum vorerst aussetzt. Solange bis das Bauvorhaben auf den nördlichen und/oder westlichen Teil der Zentrumswiese verschoben ist. 

Die beiden Artikel machten das drohende Aus für das schon dritte Alterszentrum-Projekt zum Dorfgespräch. Dem Gemeinderat und der Alterszentrum Würenlos AG als Bauherrin aber hat es erst einmal acht Tage lang die Sprache verschlagen. Den von Würenblicker veröffentlichte Brief aus Aarau hätte man lieber noch unter dem Deckel gehalten.

Erst als 9 Tage später auch das «Badener Tagblatt», gestützt auf würenblicker und eigene Recherchen, das Thema aufgriff, äusserte sich erstmals auch Toni Möckel, Gemeindeammann und VR-Präsident der  Alterszentrum Würenlos AG. (Link zum zahlungspflichtigen BT-Artikel). Nicht zum Brief aus Aarau und seinem Inhalt, wegen des laufenden Verfahrens.  Aber er bestätigte laut BT, dass es «Schwierigkeiten» gebe: «Es finden Gespräche mit dem Kanton statt.» 

Hat er mit einer ablehnenden Haltung der kantonalen Denkmalpflege gerechnet, fragte das BT. Möckel: «Gerechnet nicht, das wäre ja fahrlässig gewesen. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es eine Interessenabwägung geben wird zwischen baurechtlichen und denkmalpflegerischen Aspekten. Und dass es einen Ermessensspielraum gibt. Wir hatten nie eine Klarheit darüber, dass ein Teil der Zentrumswiese nicht überbaut werden darf. Ansonsten hätte das Land ja umgezont werden müssen.»

Die Erklärung Möckels steht in teilweises Widerspruch zu Aussagen vom Kanton. Heiko Dobler von der kantonalen Denkmalpflege sagte dem BT, dass die Denkmalpflege im Frühjahr 2021 an einem Gespräch mit der Gemeinde und den Projektverfassern die Gelegenheit gehabt habe, «die denkmalpflegerische Sichtweise einzubringen». Und weiter wörtlich: «An der grundsätzlichen Einschätzung hat sich seither nichts geändert, insofern deckt sich die jetzige schriftliche Stellungnahme weitgehend mit den damaligen Aussagen.» Kommt dazu, dass die Denkmalpflege schon 2013 in einem Brief an die Gemeinde (Möckel gehörte damals schon dem Gemeinderat an und an die Ortsbildschutzkommission geschrieben hatte, ein Überbauen der Zentrumswiese sei «grundsätzlich in Frage gestellt». 

Nach dem Standortentscheid 2013 zugunsten der Zentrumswiese hatten die Stimmberechtigten (auch würenblicker) dem Gemeinderat einen grossen Vertrauensbonus gewährt. Indem sie mehrfach Ja sagten: zu zusätzlichem Landerwerb auf der Zentrumswiese, zur Gründung der Alterszentrum Würenlos AG und zum Baurecht für diese AG.

Der Vertrauensbonus scheint nun aufgebraucht  zu sein.  Zwar wurden in den letztjährigen Wahlen die vier erneut kandidierenden Gemeinderatsmitglieder komfortabel wiedergewählt, am schlechtesten allerdings Gemeindeammann Möckel. Vor und nach den Wahlen wurde der Gemeinderat 2021 aber tüchtig abgestraft:

Niederlagen im Multipack an der Dezember-Gemeindeversammlung:
1. Der Verkauf des Postareals zu dubiosen Bedingungen gestoppt;
2. Der Ausbau des Rössliweges (Ost) zurückgewiesen;
3. Der Zusatzkredit für den Gemeindehaus-Umbau in der Referendumsabstimmung abgelehnt (zuvor noch an der Gmeind mit Stichentscheid Möckels bewilligt).

Aushubdeponie Steindler torpediert: 1060 ablehnende Eingaben von WürenloserInnen zwangen den Gemeinderat richtiggehend, seinen Antrag, die Deponie auf Würenloser Boden in den kantonalen Richtplan einzutragen, zurückzuziehen.

Der Vertrauensverlust ist auch Folge der von diversen Seiten immer wieder kritisierten Kommunikationspolitik im Gemeindehaus. Sie geht so: Offenheit, wenn es darum geht, Erfolge und Wohltaten für die Bevölkerung zu zeigen. Verschweigen, schön- oder kleinreden wenn’s nicht rund läuft. Sollte es im Gemeinderatsgremium Mitglieder geben, die das anders machen würden, so setzen sie sich nicht durch. 

Mein publizistisches Vorpreschen am 7. Juni mag einige verärgert haben. Aber die Veröffentlichung des Briefes aus Aarau war überfällig. Dass dem Projekt der Alterszentrum Würenlos AG ernsthafte Gefahr droht, hätte den Eigentümern der AG sofort zur Kenntnis gebracht werden müssen. Eigentümer der AG sind weder der Gemeinderat noch der Verein Alterszentrum Würenlos noch der VR der AG. Sondern wir, die Stimmberechtigten und Steuerzahlenden.

Jetzt nimmt es die Öffentlichkeit natürlich brennend wunder, wie es weitergeht auf der Zentrumswiese. Darüber muss möglichst rasch Klarheit herrschen. Auch wenn andere Geschäfte wie die Revision der Allgemeinen Nutzungsplanung nicht weniger dringlich sind. Sollte sich abzeichnen, dass eine “Zurück an den Start”-Lösung am raschesten zu einem Alterszentrum – auf der Zentrumswiese oder woanders – führen könnte, darf vor diesem Entscheid und seiner Bekanntgabe nicht zurückgeschreckt werden. Spätestens ein planerischer Neuanfang müsste aus meiner Sicht aber von frischen, unvoreingenommenen Kräften an den wichtigsten Schaltstellen initiiert und begleitet werden.

würenblicker wurde in den letzten Tagen so stark beachtet wie noch nie in seiner bald 9-jährigen Geschichte. In den ersten 11 Tagen nach Veröffentlichung wurden rund 2400 BesucherInnen gezählt (ein Besuch sind 1 oder mehrere Aufrufe vom gleichen Endgerät aus innert 30 Minuten). Und noch nie hat ein Beitrag so viele «Likes» (Däumchen nach oben) von Lesenden erhalten wie der Gastkommentar von Heinrich Nüssli: Bis 5. Juli schon fast 400.