Archiv der Kategorie: Dorfpolitik

Auch Würenlos weist SVP in die Schranken

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Im Einklang mit Bund, Kanton und Bezirk hat Würenlos die Durchsetzungsintiative der SVP abgelehnt. Mit 59% Nein-Stimmen ist die Ablehnung zwar deutlicher als im Aargau insgesamt (56% Nein), aber geringer als im Bezirk Baden (62% Nein). Wie bei den letzten Nationalratswahlen reiht sich Würenlos damit unter jene Gemeinden im Bezirk ein, in welchen die SVP starken Rückhalt geniesst.

Die Stimmbeteiligung war auch in Würenlos sehr hoch. Mit gut 69 % lag sie erheblich höher als 2010 bei der Ausschaffungsinitiative (57%) und 2014 bei der Masseneinwanderungsintiative (60%). Diese beiden SVP-Initiativen hatten in unserer Gemeinde ziemlich klare Zustimmung gefunden. Auch in Würenlos hat nun aber die starke Mobilisierung von Stimmberechtigten, die sonst eher der Urne fernbleiben, das Pendel in die andere Richtung ausschlagen lassen: 1652 Nein gegen 1152 Ja. Die Zivilgesellschaft ist erwacht und das ist gut so. Die SVP ist mit ihrer Politik, unseren Rechtsstaat schleichend zu demontieren, in die Schranken gewiesen worden. Das war dringend nötig und gibt der SVP hoffentlich Anlass, mit dem Initiativrecht künftig sorgfältiger umzugehen.

Nicht aus der Reihe tanzte Würenlos auch bei den anderen eidgenössischen Vorlagen: Der zweiten Röhre für den Gotthard-Strassentunnel wurde mit 1867 Ja gegen 907 Nein klar zugestimmt, knapper fiel das Ja bei der CVP-Initiative gegen die Heiratsstrafe aus: 1480 Ja gegen 1257 Nein (diese Vorlage scheiterte zwar auf Bundesbene ganz knapp, der Aargau aber stimmte zu). Die Initiative gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln wurde mit 1796 Nein gegen 889 Ja abgelehnt.

Die weiteren Abstimmungen: Die Wahl des Gemeindeammmanns und des Vizeammanns findet künftig gleichzeitig mit jener des Gemeinderates statt. Die entsprechende Änderung der Gemiendeordnung, die auf einen Vorstoss der FDP-Ortspartei zurückgeht, ist mit 2200 Ja gegen 227 Nein überaus deutlich angenommen worden. Würenlos hatte bisher zur kleinen Minderheit aargauischer Gemeinden gehört, welche die Gemeinderegierung noch in zwei Etappen durchführen. Künftig sind weniger Wahlgänge nötig, was Wahlberechtigte und Parteien entlastet.

Bei der Wahl von zwei Friedensrichtern im Friedensrichterkreis, zu dem Würenlos gehört, schwang in unserer Gemeinde  Carla Ferrari Benz von der SVP, Unternehmerin aus Spreitenbach, mit 1008 Stimmen obenaus.  Fabienne Fonti (GLP, Baden) erzielte, 650 Stimmen, Christian Oberholzer (SP, Wettingen) deren 616 Stimmen. Die neuen Friedensrichter heissen dennoch Fonti und Oberholzer, da sie im ganzen Wahlkreis mehr Stimmen machten als Ferrari Benz.

In der kantonalen Abstimmung lehnte Würenlos die Initiative «Weg mit dem Tanzverbot» mit 1396 Nein gegen 1188 Ja relativ knapp ab. Gesamtkantonal ist die Initiative, welche entgegen ihres Titels nur die für alle Gastwirtschaftsbetriebe eingeschränkten Öffnungszeiten an hohen Feiertagen beseitigen wollte, ebenfalls abgelehnt worden.

Würenloser Wo-Fragen

Offener Unterstand im Miniformat (mit Billettautomat).
Offener Unterstand im Miniformat.

Wo kommt sich Würenlos näher? In der Mini-Wartehalle auf dem Würenloser SBB-Perron in Fahrtrichtung Zürich. Den knappen Platz in der knapp 10 Quadratmeter grossen Hundehütte teilen sich in diesen Wochen bei Regen oder Schneetreiben am frühen Morgen rasch einmal ein Dutzend Würenloserinnen und Würenloser den wenigen Platz mit 1. einer dreiplätzigen Sitzbank, 2. einem Billetautomaten, 3. einem Billettentwerter und 4. einem grossen Abfalleimer. Oh SBB, wir danken dir für deine Grosszügigkeit!

Wo sind die Würenloser Grünliberalen? Offenbar in den Startlöchern – allerdings so tief drunten, dass man sie bisher nicht orten konnte. Doch der Präsident der Grünliberalen Partei im Bezirk Baden, der Wettinger Einwohnerrat Orun Palit, hat in der «Schweiz am Sonntag» angekündigt, er wolle «in den Gemeinden Würenlingen, Würenlos und Killwangen eine Orts-GLP aufbauen.» Ob dies gelingen wird? Man hat so seine Zweifel. Natürlich können auch einige wenige zu 150 Prozent Engagierte eine neue Ortspartei in Schwung bringen. Doch gibt es diese? Der Wähleranteil der GLP bei den jüngsten Nationalratswahlen betrug in unserer Gemeinde gerade mal 5,5 %. Die SP mit einem mehr als doppelt so hohen Wähleranteil von 13,5 % jedenfalls hat es bisher nicht geschafft, die vor Jahren sanft entschlafene Ortssektion wieder zu beleben. (Mehr zum Thema Ortsparteien hier. )

Wo wird in Würenlos die Entschleunigung gelebt? In allen jenen Häusern, in deren Gärten weihnächtlich geschmückte Bäumchen im Garten auch noch an der Fasnacht glitzern und wo an liebevoll dekorierten Weihnachtsfenstern wohl auch noch zur Schwimmbad-Saisoneröffnung die Schneesterne prangen werden. 

Weder Ballenberg noch Disneyland

Vor zwei Wochen erschien zu meinem Beitrag «Altes weicht Neuem» ein Kommentar von Guido Müller. Er vertritt die Meinung, dass der Abbruch erhaltenswerter Häuser erleichtert werden sollte, wenn das Äussere des Ersatzbaues einigermassen dem Vorgängerbau entspricht.

Ich fände das nicht gut. Solche Ersatzbauten befriedigen architektonisch oft nicht, ihr historischer Wert ist gering. Wiederaufbau statt Sanierung lässt zwar keinen Ballenberg entstehen, dafür aber ein Disneyland – es wird einem etwas vorgegaukelt. Auf diese Art sind schon zu viele erhaltenswerte Gebäude in Würenlos verschwunden. Die historische Bausubstanz und das Bild unseres Dorfes hat übermässig gelitten. Obwohl die Ortsteile, um die es geht, oft in der sogenannten Dorfzone mit Bauvorschriften liegen, die strenger sind als für die übrigen Bauzonen.

Oft machen eben Details und verborgene Kostbarkeiten, wie ein Gewölbekeller oder ein Kachelofen, das Cachet eines alten Hauses aus. Sie lassen spätere Generationen nachvollziehen, wie früher in solchen Häusern gewohnt und gearbeitet wurde. Ersatzbauten können das selten. Und wenn, dann sind es Rekonstruktionen, die sehr, sehr teuer sind, indem zum Beispiel auf Normbauteile oder moderne Baustoffe verzichtet wird und spezialisierte Handwerker zum Zuge kommen.

Was erinnert an den früheren bäuerlichen Charakter der Dorfstrasse? Die unschönen, billigen Palisadenzäune ganz sicher nicht.
Blieb hier die Eigenart der einstigen Dorfstrasse erhalten?  Mit den beliebigen Spitzgiebeln wohl kaum und der scheusslich-billigen Sichtschutzwand ganz sicher nicht.

Statt eines halbbatzigen Ersatzbaus, der auf hilflose Weise versucht, doch noch irgendwie einem Bauernhaus zu ähneln, und sei es auch nur mit einem putzigen Ziegeldächli über der Rampe zur Tiefgarage, wäre ein moderner Neubau oft ehrlicher und überzeugender. Natürlich müsste er von hoher architektonischer Qualität sein und sich in die Umgebung einfügen – mit moderner Formensprache, ohne Anbiederung. In einer solchen Umgebung kämen auch die verbliebenen alten Bauten besser zur Geltung.

Die Sichtweise der Denkmal- und Ortsbildpflege hat sich verändert. Das zeigt sich am Wakkerpreis, mit dem seit 1972 alljährlich eine Ortschaft mit vorbildlichem Ortsbild ausgezeichnet wird. Wurden im ersten Jahrzehnt ab 1972 noch Postkartenidyllen wie Stein am Rhein, Guarda oder Ernen (VS) ausgezeichnet, so erhielt 2002 Turgi den begehrten Preis, weil es seine Verantwortung für das frühindustrielle Bauerbe und für hochwertige zeitgenössische Architektur erkannt habe. Und 2011 folgte die Gemeinde Fläsch im Churer Rheintal. Fläsch hat seinen Charakter als Weinbaudorf vorbildlich zu erhalten gewusst, indem es auch auf architektonisch qualitätsvolle, zeitgemässe Neubauten setzte.

In unseren alten Dorfteilen dagegen ist zu viel Geschmäcklerisches und Überangepasstes entstanden, aber zu wenig architektonisch Qualitätsvolles. Dabei hatte es mit dem mutigen Bau der neuen katholischen Kirche vor bald 79 Jahren so gut begonnen. Aber schon 1995, als in der Buchreihe «Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau» der Band VII erschien, stand da, die Würenloser Kernzone habe wesentliche Teile ihrer Altsubstanz durch Hausabbrüche oder einschneidende Umbauten verloren und sei «mit neuen, zum Teil sehr fragwürdigen Gebäuden» durchsetzt. Trotzdem, so wurde damals festgestellt, sei «die einstige Struktur der Kernzone an einer Anzahl intakt gebliebener Landwirtschaftbauten noch ablesbar».

So marode, dass es fast schon pitoresk wirkt: Das seit Jahrzehnten schamlos dem Verfall preisgegebene Bauernhaus am Furtbach, oberhalb der Dorfstrassen-Brücke.
So marode, dass es fast schon pitoresk wirkt: Das seit Jahrzehnten schamlos dem Verfall preisgegebene Bauernhaus am Furtbach, oberhalb der Dorfstrassen-Brücke.

Heute ist sie es kaum noch. Denn seit 1995 sind viele der Landwirtschaftsbauten verschwunden und weitere werden in absehbarer Zeit wohl noch folgen. Eine aussterbende Gattung sind die für Würenlos einst typischen «Mittertenderhäuser» – Kleinbauernhäuser, die unter einem Dach Wohntrakt, Stall und dazwischen das Tenn vereinen. Während einzelne wenige Eigentümer ihre Gebäude mit viel Liebe in Schuss halten, haben andere «zielstrebig nichtstuend» ihre Häuser bis zur Abbruchreife verlottern lassen.

 

Entstanden sind anstelle der platt gemachten Bauten meist relativ simple Mehrfamilienhäuser.  Die Dorfzone soll, so die Bauordnung,  «wertvolle Ortsteile in ihrer baulichen Einheit und Eigenart erhalten». Dieser Zweck wurde oft krass verfehlt. Die in der in der Bauordnung für die Dorf- und für die Kernzone vorgeschriebenen Satteldächer haben sich eher als Handidcap erwiesen. Weil die grösstmögliche Dachneigung von 50 Prozent aus Rentabilitätsgründen fast überall ausgenützt wurde, ergab sich ein Siedlungsbild, das mit dem früheren,  von ganz unterschiedlich hohen Gebäuden  geprägten wenig mehr gemeinsam hat und viel uniformer wirkt. Einigermassen ihren Zweck erfüllt haben die Spezialvorschriften der Dorfzone nur im Gebiet Mühlegasse/Dorfstrasse (ab Speicher bis Schulstrasse), beidseits des Furtbachs oberhalb der Dorfstrassenbrücke und grösstenteils im Kempfhof.

Dorfstrasse: Abgebrochen worden ist soeben das Haus, in dem einst der Konsum (heute Coop) untergebracht war, bevor er in die heutige Kinderoase umzog.
Dorfstrasse: Abgebrochen worden ist soeben das Haus, in dem einst der Konsum (heute Coop) untergebracht war, bevor er in die heutige Kinderoase umzog.

Die «bauliche Einheit und Eigenart» verloren hat die Dorfstrasse zwischen Land- und Haselstrasse. Hier gehört die eine Strassenseite zur Kern- und die andere zur Dorfzone – an sich schon eine Fragwürdigkeit.

Wie in der Dorfzone  gebaut werden darf, offenbart sich am augenfälligsten ausserhalb des Dorfzentrums, wo vor allem frühere Obstgärten und überflüssüg gewordene landwirtschaftliche Bauten dran-glauben mussten: An der Schulstrasse (einst der ausgesiedelte Bauernhof Markwalder) und an der Bachstrasse im Kempfhof stehen nun hohe Wohnblöcke mit spitzen Giebeln militärisch stramm in Kolonne – unter einem Dorf stellt man sich etwas ganz anderes vor.

Die Vorschriften für die Kern- und für die Dorfzone  sind revisionsbedürftig. Sie entstanden in der Zeit, als das Dorf noch ein anderes war. Laut Bauordnung ist die  Dorfzone unter anderem für die  Landwirtschaft bestimmt.  Anders als damals, als diese Definition verfasst wurde, gibt es aber in der gesamten Dorfzone nur gerade noch einen aktiven Landwirtschaftsbetrieb – jenen von Isidor Moser bei der Kempfhof-Barriere. Alle anderen noch bewirtschafteten Landwirtschaftsbetriebe liegen ausserhalb des Baugebietes oder im streng geschützten Weiler Oetlikon.

Neubauten an der Schulstrasse in Reih und Glied: Oed und langweilig, als stünden sie in der ehemaligen DDR.
Neubauten an der Schulstrasse in Reih und Glied: Oed und langweilig, als stünden sie in der ehemaligen DDR.
Wenns der Liebe Hergott bzw. die katholische Kirchgemeinde will, läutet auch für das einsrückliche und seltene Hochstudhaus mit dem heutigen Blumenladen (ehemals Chilemetzg) dereinst auch das Totenglöcklein.
Wenns der Liebe Hergott bzw. die katholische Kirchgemeinde will, läutet auch für das eindrückliche  Hochstudhaus mit dem  Blumenladen (ehemals Chilemetzg) das Totenglöcklein.

Die Nagelprobe kommt für die Dorfzone, wenn die katholische Kirchgemeinde ihre Absicht in die Tat umsetzen will, das Hochstudhaus (ehemals Chilemetzg) an der Schulstrasse durch einen Neubau zu ersetzen. Das ehemalige Doppelbauernhaus bildet mit den Kirchenbauten eines der reizvollsten Ensembles im ganzen Dorf; neben dem Haus Dorfstrasse 19 (mit Speicher) ist es sicher das imposanteste ehemalige Bauernhaus im alten Dorf. Ein Ersatzbau wird architektonisch alles, was in der Dorfzone je neu gebaut worden ist, um Klassen übertreffen müssen, wenn die Verantwortlichen der Kirche und der Baubehörden nicht direkt ins Fegefeuer wandern wollen.

Profilstangen beim Steinhof-Kopfbau un der daneben stehenden Scheune zeigen: Hier soll sich was tun.
Profilstangen beim Steinhof-Kopfbau un der daneben stehenden Scheune zeigen: Hier soll sich was tun.

Auch ausserhalb der Kern- und Dorfzone stehen Gebäude, die fürs Dorf wichtig und identitätsstiftend sind., wie der der  Steinhof (in der Wohn- und Gewerbezone). Er soll bis auf den Kopfbau mit dem Restaurant ebenso wie die  daneben stehende Scheune abgerissen werden. Auch hier ist es fraglich, ob zum Beispiel der Ersatzbau für die Scheune  dieser in der Form unbedingt ähneln soll (wie ein gestelltes Bauprofil andeutet), oder ob nicht ein spannender baulicher Gegensatz die ganze Gebäudegruppe aufwerten würde.

(Im würenblicker wird die Planung im Dorfzentrum  2016 einen thematischen Schwerpunkt bilden.)

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Zustimmungsfreudige Winter-Gmeind

Der neue Naturrasen-Sportplatz im Tägerhard wird gebaut. Nebenan wird ein neues Gewerbegebiet erschlossen. Die Becken des Schwimmbades werden mit Folien abgedichtet. Würenloserinnen und Würenloser müssen künftig bis zum 48. Altersjahr Feuerwehrdienst leisten oder die Ersatzabgabe bezahlen. Die Wahl der Gemeinderäte und des Gemeindeammanns sowie des Vizeammanns finden künftig gleichzeitig statt. Die Einwohnergemeinde hat für 2016 ein Budget mit gleichbleibendem Steuerfuss von 109 Prozent. – Diesen und allen weiteren Vorlagen hat die Gemeindeversammlung zugestimmt –wie vom Gemeinderat beantragt,  ohne lange Diskussionen und mit nur vereinzelten Gegenstimmen. 

Die klaren Entscheide zur Sportanlage Tägerhard und zum Schwimmbad, die für die meisten Anwesenden wohl im Vordergrund standen, hatten sich schon im Vorfeld abgezeichnet. Für diese zwei Vorhaben  investiert die Gemeinde 1,275 Mio. bzw. 447 000 Franken. Und die Beschlüsse dürften endgültig sein, Referenden sind nicht in Sicht – Rasensportler und Schwimmbadbenützer können getrost den nächsten Saisons entgegenblicken.

Wenn irgendwo  Konfliktpotenzial durchschimmerte, dann am ehesten bei der Erhöhung der Altersgrenze für die Feuerwehrpflicht. Künftig werden alle Einwohnerinnen und Einwohner bis zum vollendeten 48. Altersjahr Feuerwehrdienst leisten oder – was die grosse Mehrheit tut – die Ersatzabgabe von 30 bis 300 Franken (je nach steuerbarem Einkommen) bezahlen müssen. Bisher lag das Höchstalter bei 44 Jahren.

Die Erhöhung erfolgt, weil unsere Feuerwehr seit Jahren nicht auf den vom Kanton festgelegten Sollbestand kommt. Statt 76 Feuerwehrleute sind es momentan 68. Immerhin konnten im laufenden Jahr sieben Neue gewonnen werden, bei drei Abgängen, wie Feuerwehr-«Minister» Lukas Wopmann bekanntgab.

Einige über 44-jährige Feuerwehrleute leisten freiwillig weiter Dienst. Andere möchten aber lieber mit 44 statt mit 48 aufhören, wie ein Feuerwehrmann an der Gemeindeversammlung sagte. Und die gegen 400 Würenloserinnen und Würenloser, die nun vier Jahre länger die Ersatzabgabe bezahlen müssen, werden dies mit mässiger Begeisterung tun. Die Abgabe schmerzt, ist aber  nicht so hoch, dass sie massenhaft neue Leute in die Feuerwehr treiben würde. Zahlen ist bequemer.

Mit höheren Ersatzabgaben mehr Druck auf Unwillige auszuüben, brächte es ja wohl auch nicht. Der anforderungsreiche Feuerwehrdienst erfordert Leute, die voll und ganz und mit Begeisterung bei der Sache sind. Zudem ist die Feuerwehr auf eine ausreichende Zahl solcher Männer und Frauen angewiesen, die ihren Arbeits- oder Ausbildungsort nicht allzu weit von Würenlos entfernt haben. Denn auszurücken ist ja nicht bloss am Wochenende und in der Nacht. Doch Würenlos ist  eine typische Pendlergemeinde, die Mehrheit arbeitet auswärts.

Das Rekrutierungsproblem, unter dem auch viele andere Feuerwehren leiden, hat noch weitere gesellschaftliche Gründe, wie Lukas Wopmann an der Gemeindeversammlung darlegte. Junge Leute wechseln ihren Wohnort öfter, bis sie irgendwo sesshaft werden und sich am öffentlichen Leben beteiligen. Die Belastung am Arbeitsplatz oder an der Ausbildungsstelle ist gestiegen, das Freizeitangebot riesig. Viele scheuen Engagements, die mit einer gewissen Regelmässigkeit und grösserem zeitlichem Aufwand verbunden sind. Insofern ist die Feuerwehr nicht besser dran als so mancher Verein.

Die Sollbestände einer Feuerwehr werden von der kantonalen Gebäudeversicherung festgelegt. Auch hier grassiert der Kantönligeist. Läge Würenlos im Kanton Zürich, so läge der Sollbestand 20 Prozent tiefer. Für eine Ortsfeuerwehr wie jene von Würenlos genügen ennet der Kantonsgrenze 60 Feuerwehrangehörige. Und es ist nicht bekannt, dass dort Brände weniger rasch oder weniger gut gelöscht werden.